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Ein attraktiver Schotte, eine wohlerzogene Lady und eine - beinahe - unvergessliche Nacht ...
Als Georgette aufwacht, sieht sie als erstes ihre Korsage, die an einer Tür hängt - wo sie ganz und gar nicht hingehört. Dann fällt ihr Blick auf den sehr attraktiven - und sehr nackten - Schotten, der neben ihr im Bett liegt - und der da noch viel weniger hingehört! Georgette hat keine Ahnung, was passiert ist, also tut sie das einzig Vernünftige: Sie schmeißt dem Kerl einen Nachttopf an den Kopf und flüchtet. Dummerweise führt die Nachttopf-Attacke dazu, dass sich auch der Gentleman nicht mehr daran erinnert, was letzte Nacht passiert ist. Und das ist problematisch, denn beide tragen einen Ehering am Finger, der vorher noch nicht da war ...
"Jennifer McQuiston hat einen witzigen, Funken sprühenden und einzigartigen Liebesroman geschaffen." New York Journal of Books
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Georgette rannte die dunkle Treppe des schäbigen Gasthauses hinunter, vorbei am Schankraum, aus dem es abscheulich nach gekochten Eiern und Räucherfisch stank, und sogar an dem erschrockenen Wirt vorbei. Der rief ihr erstaunt etwas nach, als Georgette zur Vordertür hinausstürmte.
Die Kakofonie draußen auf der Straße kam einem Überfall auf ihre Sinne und ihren Körper gleich. Als würde sie von einer Riesenpranke gegen eine Steinmauer geschleudert. Die tief stehende Sonne bedeutete, dass es noch früher Morgen war, vielleicht nicht später als sieben Uhr. Doch das Gewusel der Straßenhändler und der Lärm des nahe gelegenen Marktes sagten Georgette, dass die Bürger dieses bescheidenen schottischen Ortes den Sinnspruch über die Morgenstunde durchaus ernst nahmen. Der Geruch von frittiertem Teig wehte ihr von einer Straßenecke entgegen. Prompt dröhnte Georgette der Kopf, und ihr drehte sich der Magen um. Doch sie kämpfte gegen die Übelkeit. Die physischen Nachwirkungen ihrer ausschweifenden Nacht standen keineswegs ganz oben auf der Liste jener Dinge, die Georgette dringend klären musste.
Sie hatte einen Mann geschlagen - nun ja, mit einem Nachttopf beworfen. Und es war ihr Ehemann gewesen. Sie hoffte, der Mann, wer immer er sein mochte, war unverletzt. Schließlich hatte sie seinem ansehnlichen Profil keinen dauerhaften Schaden zufügen wollen. Sie hatte nicht nachgedacht, hatte in einem impulsiven Moment die Fassung verloren, sodass sich lebenslange Enttäuschung und Wut Bahn brachen. Und war es vielleicht verwunderlich, dass sie sich derart unvernünftig benommen hatte? Sie konnte kaum atmen.
Denken konnte sie noch viel weniger.
Georgette raffte ihre Röcke und eilte die Straße in einem gar nicht damenhaften Laufschritt hinunter. Es galt, möglichst schnell einen möglichst großen Abstand zum Schauplatz ihrer Schande herzustellen. Im Takt ihrer Schritte wiederholte sie stumm ihr neues Mantra: Guter Gott, was habe ich getan? Nach ungefähr einer Minute ergänzte sie es sicherheitshalber durch eine weitere Frage: Guter Gott, wo bin ich?
Sie hastete an unbekannten Ladenfronten vorbei, die so anders als die in London aussahen, dass Georgette die Augen brannten. Hier erkannte sie nichts wieder, konnte sich nicht entsinnen, jemals in dieser Straße gewesen zu sein, und wusste nicht, wohin sie laufen sollte. Hunde und Kinder, ausnahmslos hager und von diesem hungrig leidenden Ausdruck, der so typisch für die schottische Berglandschaft war, stoben vor Georgette auseinander. Und von allen Seiten hallten ihr Gesprächsfetzen in dem eigentümlichen Dialekt entgegen.
Sie schaffte es fünf Straßen weiter, bevor die Erschöpfung sie einholte, bei der es sich natürlich um eine Folge der gestrigen Ausschweifungen handelte. Georgette musste sich mit einer Hand an einer Mauer abstützen, lehnte sich vornüber und schnappte im Schatten einer Ladenmarkise nach Luft. Ein paar junge Frauen gingen an ihr vorbei, deren Hüte von langen rosafarbenen Bändern gehalten wurden. Beide beäugten Georgette neugierig, steckten die Köpfe zusammen und tuschelten hinter vorgehaltener Hand.
Georgette wollte sich ungern vorstellen, welchen Anblick sie bot. Allein ihr ungekämmtes Haar dürfte ausreichen, um den Verkehr ins Stocken zu bringen. Und sie war sich allzu gewahr, dass sie von einer Brandy-Wolke umwabert wurde. Bei ihrer Flucht aus dem Gasthaus hatte sie an nichts anderes gedacht als daran, dass sie schnellstens von dort wegwollte. Nun aber stand sie vollkommen derangiert in der Öffentlichkeit. Ihr Kleid war vorne nur teilweise zugeknöpft, was ohne Frage für einen höchst unanständigen Eindruck sorgte.
Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal ohne Korsett vor die Tür getreten war. Heute hatte sie es getan und hatte gleich mehrere Dutzend Zeugen für ihren entwürdigenden, ja unmöglichen Auftritt.
Georgette richtete sich wieder auf, drehte sich einmal um die eigene Achse und suchte nach einem bekannten Gesicht oder irgendeinem Orientierungspunkt. Endlich bemerkte sie ein paar vertraute Dinge: die gestreifte Markise auf der anderen Straßenseite, die öffentliche Pumpe mit den Leuten, die davor Schlange standen, um Wasser zu holen. Aber leider hatte Georgette immer noch keine Ahnung, wo sie war. Der einzige Mensch, den sie in dieser Stadt kannte, war der gut aussehende, raubeinige Schotte, den sie im Bett zurückgelassen hatte.
Und der einzige andere Mensch, den sie in Schottland kannte, war ihr Cousin Randolph Burton.
Stöhnend sank sie wieder an die Mauer und dachte darüber nach, zu welch einem heillosen Durcheinander ihr Leben auf einmal geworden war. Dies sollte der Beginn eines vierzehntägigen Ferienaufenthalts im Haus ihres Cousins in Schottland sein. Sie erinnerte sich, dass sie vor drei Tagen angekommen war - oder vor vier? Randolphs unterwürfige Begrüßung hatte sie ebenso enttäuscht wie seine Eröffnung, dass die versprochene weibliche Begleitung doch nicht mit ihm gereist war. Mehr noch hatte sich in Georgette sogleich der Verdacht geregt, dass Randolphs Interesse an ihr berechnender war, als es einem Cousin gebührte. Und dieser Verdacht war bei einem Abendessen zur Gewissheit geworden, bei dem Randolph sie über die Kerzen hinweg ein wenig zu intensiv angestarrt hatte, sodass Georgette nervös auf ihrem Stuhl hin und her gerutscht war. Leider endete dort auch schon ihre Erinnerung.
»Ich bringe Ihnen die kleine Katze, Miss.«
Georgette fuhr herum. Das Herz klopfte ihr im Hals. Ein Mann in einer blutbefleckten Schürze stand wenige Schritte entfernt, nahe genug, dass sie seinen säuerlichen Schweißgeruch wahrnahm. Er hatte einen lehmbraunen Bart, in dem Essensreste und sonstige Dinge hingen, die in keinem Gesicht etwas verloren hatten.
Um seine massige Gestalt herum ging das morgendliche Treiben unbeirrt weiter. Kinder hüpften herum, Frauen mit Körben strebten zu dem Markt, den Georgette einige Straßen zuvor passiert hatte. Keiner schien den Mann mit dem Hackbeil in der einen Hand und einem braun-schwarz getigerten Kätzchen in der anderen zu beachten oder sich um ihn zu scheren. Er hielt das maunzende Tierchen am Nackenfell gepackt.
»Kenne ich Sie?«, fragte Georgette und machte vorsichtig einen Schritt rückwärts, auch wenn sie sich damit direkt auf die Straße begab.
Ein Grinsen klaffte auf seinem Gesicht und enthüllte eine rote Lücke, wo seine Schneidezähne sein sollten. »MacRory, Miss. Das konnte ich Ihnen gestern wohl nicht mehr sagen, als wir uns kennengelernt haben, nicht?«
»Bin ich Ihnen gestern Abend begegnet?« Und sie hatten einander kennengelernt? Der Mann musste über zweihundert Pfund wiegen, gute zweihundert Pfund Fleisch, Fett und Knochen. Und er war entweder ein sehr unhygienischer Schlachter oder ein Mörder. Weder das eine noch das andere machte ihn als engen persönlichen Freund begehrenswert. Der Mann könnte Georgette mit einem Finger zerquetschen; was er ihr erst mit einer ganzen Faust antun könnte, wollte sie sich lieber nicht ausmalen. Wie vertraut konnten sie einander in der kurzen Zeitspanne ihres Gedächtnisausfalls geworden sein?
»Wissen Sie denn nicht mehr? Ach, na, Sie sind ja auch so schnell auf mich los und wieder weg. Das erklärt's wohl.« Der Schürzenmann sprach in demselben melodischen, verwaschenen Tonfall wie der Mann, den Georgette im Bett zurückgelassen hatte. Doch das Timbre dieses Mannes löste nicht annähernd dieselbe berauschende Reaktion aus. Seine Worte bewirkten eher blankes Entsetzen denn Faszination.
»Ich bin auf Sie losgegangen?« Georgette betete, dass sie sich verhört hatte.
»Na, und ob! Haben mir die Hände auf die Brust gedrückt, direkt hier.« Sein herzliches Lachen ließ die Flecken auf seiner Schürze wippen wie auf einem sich im Wind blähenden Vorhang. »Sie haben genau gewusst, wie Sie zudrücken müssen.«
Schweiß brannte in Georgettes Achselhöhlen, und ein Schauer lief ihr über den Rücken. In ihrem Kopf erhob sich energischer Protest, der jedoch in einem solchen Durcheinander tönte, dass sie Mühe hatte, ihn zu einer einzigen sinnvollen Frage zu summieren: »Wie bitte?«
»Jetzt nehmen Sie die schon, Mädchen!«, antwortete er und wies mit seinem Hackbeil auf das maunzende und strampelnde Kätzchen. »Die ha'm Sie sich verdient.«
Georgette war hinreichend verwirrt - und erschrocken - dass sie das kleine Tier nahm und an ihre Brust drückte. Es war unglaublich winzig, vielleicht fünf oder sechs Wochen alt. Wie sie für dieses Ding sorgen sollte, war ihr ein Rätsel, dennoch wallte der Wunsch, das Tierchen zu bemuttern und zu beschützen, in ihr auf, ein ungewohnter Instinkt, der bisher geschlummert haben musste und nun wach wurde. Sie konnte das Kätzchen nicht zurückgeben, nicht mehr. Es endete sonst womöglich auf irgendjemandes Abendbrottisch.
Der Metzger schenkte ihr ein weiteres Lückengrinsen, drehte sich um und stapfte davon. Georgette wurde aufs Neue übel, als sie zusah, wie er in der Menge verschwand. Gütiger Himmel, hatte sie ihn tatsächlich gestern Abend so intim angefasst?
Und, schlimmer noch, war sie ihm im Tausch gegen eine kleine Katze derart nahegekommen?
Georgette blinzelte die Tränen fort, die ihr in die Augen stiegen. Sie hatte nicht geweint, als ihr Ehemann starb, obwohl sie sich beträchtliche Schuld an seinem vorzeitigen Ableben gab. Ebenso wenig hatte sie Tränen vergossen, als sie sich an diesem Morgen ihrer beschämenden Lage bewusst wurde oder als sie nur halb bekleidet durch eine ihr fremde Stadt irrte und von ein paar jungen Damen begafft wurde, die ihrerseits aussahen wie frisch gepresste Blüten.
Aber jetzt, da sie hörte, sie könnte...
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