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Eine Liebe so unendlich wie Australien
Sydney, 1795: Eloise Cadwallader ist der Stolz ihres Mannes Edward. Dennoch behandelt der Kommandant der englischen Armee seine schöne, kluge Frau mit der gleichen Härte wie seine Truppen, die er unerbittlich gegen die Ureinwohner Australiens treibt. Auch als Edward zunehmend dem Rum verfällt, verbietet Eloise sich aus Loyalität, ihn zu verlassen. Dabei gehört ihr Herz längst einem anderen Mann. Erst ein tragisches Ereignis gibt ihr die Kraft zu diesem Schritt. Doch ist Eloise nun wirklich frei - oder ist es schon zu spät für einen Neuanfang?
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Die Morgenröte hatte den Himmel noch nicht erhellt, doch der Trupp aus acht Reitern war bereits unterwegs. Edward Cadwallader schaute auf. Der Mond blieb hinter einer dicken Wolkenschicht verborgen. Es war eine perfekte Nacht zum Töten.
Im stillen Dickicht machten sie nur wenige Geräusche, denn die Hufe der Pferde und das klirrende Zaumzeug waren mit Jute umwickelt und die Männer hüteten sich, zu reden oder zu rauchen. Es war eine vertraute Routine, aber Edward war aufgeregt - wie immer in den letzten Augenblicken vor einem Überfall. Der Gedanke an das Bevorstehende steigerte seine Ungeduld.
Er ließ den Blick über die nähere Umgebung schweifen. Zu beiden Seiten erhoben sich Steilhänge mit gezackten Gipfeln aus dem Busch. Dunkle Felsblöcke und Baumgruppen boten Schutz, und sein Pferd zuckte unter ihm zusammen, als etwas durch das Unterholz huschte. Edward hielt die Zügel fest umklammert. Er war angespannt, denn sie hatten ihr Ziel fast erreicht. Ein einziger Laut könnte sie verraten.
Er drehte sich nach den Männern um, die ihm auf diesen nächtlichen Raubzügen bereitwillig folgten, und erwiderte das Grinsen seines ergrauten Sergeanten. Er und Willy Baines hatten sich einst gleichzeitig dem New South Wales Corps angeschlossen. Sie hatten die Zelle eines Militärgefängnisses geteilt und nebeneinander auf der Anklagebank gesessen, als sie wegen Vergewaltigung einer Frau vor Gericht standen - und sie hatten zusammen gefeiert, als die Klage schließlich abgewiesen wurde. Einer wusste vom anderen, was er dachte, und der Sergeant hatte auch Verständnis für Edwards Blutrunst. Obwohl Welten zwischen ihnen lagen, betrachtete Edward ihn als seinen besten Freund.
Edward spähte in die Finsternis. Nach zwei Stunden im Sattel hatten sich seine Augen längst an die Dunkelheit gewöhnt. Er konnte darauf vertrauen, dass seine Männer den Mund hielten, wenn sie nach Sydney zurückkehrten. Die Säuberungen sollten nicht zum Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzungen werden, auch wenn sie immer häufiger vorkamen und es allgemein bekannt war, dass die Schwarzen mit Gewalt von dem dringend benötigten Land vertrieben wurden. Doch je weniger die Öffentlichkeit über die militärischen Maßnahmen der Vertreibungen erfuhr, desto besser - und im Übrigen, wen kümmerte es schon?
Die Gegend um den Hawkesbury River war bereits gesäubert, und obwohl der abtrünnige Pemulwuy noch immer frei herumlief, war Edward überzeugt, dass es sich nur noch um wenige Wochen handeln konnte, bis man ihn und seinen Sohn aufgetrieben und erschossen hätte. Jetzt hatte er die Aufgabe, die Letzten des Turrbal-Stammes vom Brisbane River zu vertreiben.
Es waren aufregende Zeiten, und Edward war mittendrin im Geschehen. In den Jahren, in denen er in die Wildnis versetzt worden war, hatte er viel gelernt. Und er hatte entdeckt, wie spannend es war, die Schwarzen zu jagen. Sein Ruf und der Respekt, den er bei seinen Männern genoss, hatten sich bis zu den Behörden in Sydney Town herumgesprochen. Trotz seiner fragwürdigen Vergangenheit war er zum Major befördert worden mit der Aufgabe, dieses Gebiet von dem schwarzen Pack zu befreien. Dafür hatte ihm der General zugesagt, seine Versetzung an den Brisbane River um zwei Jahre abzukürzen. Das Leben war schön, und Edward freute sich auf seine Rückkehr nach Sydney, wo er sein Glück machen und ein Haus bauen wollte, um das ihn jeder beneiden würde.
Der Gedanke, wieder eine weiße Frau zu haben, verstärkte seine innere Erregung noch. Die Eingeborenen stanken und kämpften oft wie Katzen - aber er hatte nichts gegen eine Herausforderung. Doch auch wenn er schwarze Haut exotisch gefunden hatte, zog er den Geruch von weißem Fleisch vor.
Er lenkte seine Gedanken wieder auf die bevorstehende Aufgabe. Wenn das vorbei war, würde er noch Zeit genug haben, um an Frauen zu denken. Jetzt brauchte er einen klaren Kopf, wenn sie nicht in einen Hinterhalt geraten wollten. Die Schwarzen mochten ja unwissende Wilde sein, aber es war ihr Land und sie kannten es viel besser als jeder Soldat, und sei er noch so gut ausgebildet.
Der Stoßtrupp rückte schweigend durch den Busch vor, auf der Hut vor versteckten Kriegern in der Dunkelheit. Als es hell wurde, zogen graue Sturmwolken über den Himmel, und die Anspannung wuchs. Nun begann der gefährlichste Teil ihres Ritts, denn das Lager lag nur noch knapp eine Meile entfernt.
Edward zügelte sein Pferd, damit es stehen blieb, und sprang aus dem Sattel. Er wartete, bis die anderen bei ihm waren. »Ihr wisst, was zu tun ist?« Seine Stimme war leiser als ein Flüstern.
Sie nickten. Vor wenigen Tagen hatten sie alles bis ins Detail geplant, und sie wussten, dass man ihnen bei jeder gefangenen Frau freie Hand ließ.
»Ladet eure Musketen«, befahl Edward, »und denkt daran: Es darf keine Überlebenden geben!«
»Was ist mit den Kindern und den Weibern?«
Edward betrachtete den neuen Rekruten - ein dünner, junger Kavallerist mit hellen Augen, einem unehrenhaften Führungszeugnis und dem Hang zu Eingeborenenfrauen. Mit grimmiger Miene und kalten Augen untermauerte Edward seine Autorität. »Schwarze Frauen kriegen Kinder, und die wachsen auf, um sich wieder zu vermehren. Es geht mich nichts an, was ihr macht oder wie ihr es macht, aber ich will, dass heute Abend keiner übrig bleibt.« Er funkelte den Kavalleristen an und war befriedigt, als er Angst in dessen Blick wahrnahm.
Das bleiche Gesicht des Jungen färbte sich rot.
Edward wandte sich an Willy Baines. »Wir erkunden zuerst«, murmelte er, »nur um sicher zu gehen, dass sie noch da sind.«
Willy kratzte sich die Kinnstoppeln. Keiner von ihnen hatte sich in den letzten vier Tagen gewaschen oder rasiert, denn die Nase eines Eingeborenen witterte den Geruch von Seife oder Pomade meilenweit. »Das ist sehr wahrscheinlich«, erklärte er. »Nach Aussage meiner Spione kommen sie schon seit Jahrhunderten hierher.«
»Du und deine Spione, Willy! Wie kriegst du die Myalls nur dazu, dir so viel zu erzählen?«
Willy schüttelte den Kopf, während sie sich von den anderen entfernten. »In unseren Augen sehen sie zwar alle schwarz aus, und ich kann sie, verdammt noch mal, nicht auseinanderhalten, aber es gibt Stammesunterschiede, und für eine Flasche Rum oder ein bisschen Tabak erzählt ein guter Mann alles, was er weiß.«
Edward legte seinem Begleiter eine Hand auf die Schulter. »Du bist mir ein Rätsel, Willy, und nur ein toter Myall ist ein guter Myall. Komm, lass uns nachsehen, was wir hier haben!«
Sie ließen die anderen zurück, die ihre Musketen luden, und suchten sich vorsichtig einen Weg durch das Unterholz am Ufer. Der Fluss war seicht und gewunden, das Schilf und die überhängenden Bäume boten in dieser mondlosen Nacht eine perfekte Deckung. Die beiden Männer lagen auf dem Bauch und hoben den Kopf vorsichtig über das hohe Gras, während sie das schlafende Lager betrachteten.
Die Stammeskrieger, unverheiratete junge Männer, bildeten in lockerer Formation eine schützende Phalanx um die Frauen, Kinder und älteren Männer. Die meisten schliefen auf dem Boden, doch es gab auch drei oder vier gunyahs, Unterstände aus Gras und Eukalyptus, in denen die Ältesten ruhten. Hunde rührten sich, um sich zu kratzen, von heruntergebrannten Lagerfeuern stiegen kleine Rauchschwaden auf, alte Männer husteten Schleim, Säuglinge wimmerten. Grinsend nahm Edward den Anblick in sich auf. Die Turrbal hatten keine Ahnung, was ihnen bevorstand.
Lowitja fuhr aus dem Schlaf auf und zog instinktiv ihren fünfjährigen Enkel näher zu sich. Irgendetwas war in ihre Träume eingedrungen, und als sie die Augen aufschlug, vernahm sie den klagenden Schrei eines Brachvogels. Es war der Ruf der Totengeister - der durchdringende, quälende Ton gepeinigter Seelen, eine Warnung vor Gefahr.
Mandawuy strampelte in der festen Umarmung seiner Großmutter und hätte aufgeschrien, wenn sie ihm nicht die Hand über den Mund gelegt hätte.
»Still!«, befahl sie mit der leisen Bestimmtheit, der er auf der Stelle zu gehorchen gelernt hatte.
Er setzte sich ruhig und unerschrocken auf. Die bernsteinfarbenen Augen seiner Großmutter waren starr auf den Rand des Lagers gerichtet. Was konnte sie sehen?, fragte er sich. Waren Geister auf der Lichtung? Konnte sie Stimmen hören - und wenn ja, was sagten sie ihr?
Lowitja lauschte dem Schrei der Brachvögel. Es waren jetzt viel mehr geworden, als versammelten sich die Geister der Toten, als vereinten sich ihre Stimmen zu einem qualvollen Wehklagen, das ihr Herz durchbohrte. Dann nahm sie im Grau der Morgendämmerung gespenstische Umrisse wahr, die sich zwischen den Bäumen hindurchwanden. Sie wusste, wer sie waren und warum sie gekommen waren.
Sie mussten sich beeilen: Das Lager rührte sich. Edward und Willy verschwanden in den dunkleren Schatten und kehrten zu den wartenden Männern zurück. Diese standen mit geladenen und gespannten Waffen bereit. Es konnte losgehen. »Aufsitzen!« Edward nahm die Zügel seines Pferdes und schwang sich in den Sattel. »Im Schritt.«
Die Reihe rückte in geübter Präzision vor, bis die Männer fast in Sichtweite des Lagers waren. Die Erregung war beinahe greifbar. Edward hob seinen Säbel. Die ersten Sonnenstrahlen ließen die Klinge aufblitzen. Er hielt den Säbel erhoben und kostete den Moment aus.
»Attacke!«
Gleichzeitig trieben sie die Pferde zum Galopp an. Die Tiere spannten sich an, die Nüstern gebläht, die Ohren flach an den Kopf gelegt, während die Reiter johlten, schrien und ihnen die Sporen gaben.
Lowitja...
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