Schweitzer Fachinformationen
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Als Dennis mich bat, ein Vorwort für dieses Buch zu schreiben, war ich überrascht und erfreut. Es war mir nie in den Sinn gekommen, dass ein solches Buch überhaupt ein Vorwort benötigt. Dennis ist ein angesehener Forscher und Denker, und viele von uns haben seine wissenschaftlichen Arbeiten gelesen oder mit Vergnügen seinen interdisziplinären Vorlesungen gelauscht, die Ethnobotanik, Psychopharmakologie, Geschichte und philosophische Überlegungen verbinden. Aber dies ist kein akademisches Buch. Es ist der lang erwartete Bericht über seine lebenslange Beziehung zu seinem älteren Bruder Terence, dem großen Erzähler von weitreichenden philosophischen und eschatologischen Ideen. Mit anderen Worten haben wir das Privileg, hinter die Kulissen zu schauen und einen Blick in das Privatleben dieser beiden außergewöhnlichen Brüder zu werfen. In das Leben des Dichters und Wissenschaftlers, der öffentlichen Figur und des eher zurückhaltenden Ideengebers, der uns aus dem unsichtbaren und doch allgegenwärtigen World Wide Web verfolgt (seine Worte sind immer noch frisch und zwölf Jahre nach seinem Tod sogar noch aktueller). Dennis weilt nach wie vor unter uns, weise und mit einem ausgeprägten Sinn für Humor. Wie sein Bruder ist auch Dennis ein Lehrer, von dem wir noch viel zu lernen haben.
Ich hatte das große Glück, Terence Ende 1971 in meiner Heimat Kolumbien zu treffen, als wir beide noch jung waren. Es war der Beginn einer Freundschaft, die bis zu seinem Tod im Jahr 2000 andauerte. Ich lernte Dennis 1981 kennen, obwohl ich ihn in gewisser Weise schon vorher kannte, denn Terence sprach häufig von seinem Bruder und beschrieb ihn als Genie und Quelle der Ideen, die ihn fesselten.
Als Terence und ich uns kennenlernten, war ich im Urlaub und besuchte meine Familie in Florencia, einer kleinen Grenzstadt, die zwischen den Flanken der Cordillera Oriental, dem östlichen Gebirgszug der Anden, und dem Amazonas-Regenwald liegt. Ich hatte gerade mein fünfjähriges Studium an der Universidad Complutense in Madrid abgeschlossen und wollte zwei Monate später nach Europa zurückkehren. Zu Beginn desselben Jahres hatten Terence, Dennis und einige Freunde, auf einer Reise im kolumbianischen Amazonasgebiet ein Experiment durchgeführt, das sie das »Experiment von La Chorrera« nannten, welches Terence später in seinem Buch Wahre Halluzinationen beschrieb.
Terence war ein begeisterter und aufbrausender Denker, ich war ein eifriger Zuhörer und Gesprächspartner. Terence und seine damalige Begleiterin, die in diesem Buch »Ev« genannt wird, zogen mit mir in die »Villa Gloria«, ein pompöser Name für ein einfaches Landhaus aus Holz, das meinen Eltern gehörte. Ein paar Kilometer außerhalb von Florencia gelegen, mit einem Wasserhahn und ohne Strom, bot der Ort die richtige Abgeschiedenheit für Arbeit und Experimente. Terence begann zu schreiben, was später zu The Invisible Landscape wurde, mit seinem Bruder Dennis als Co-Autor, während ich in die Welt von Carl Jung, Mircea Eliade, Alfred North Whitehead, James Joyce und Carlos Castaneda eingeführt wurde. Ich hatte mein erstes Yajé-Erlebnis in Villa Gloria, mit einem von Don Apolinar Yacanamijoy zubereiteteten Trank, einem Ingano-Schamanen, den ich seit meiner Kindheit kannte, allerdings war ich zu dieser Zeit nicht über die indigene Verwendung dieser Substanz informiert.
Zwei Jahre später, 1973, waren Terence und ich in Berkeley. Dies war ein entscheidender Sommer für mich, denn ich entdeckte, auch dank ihm, eine Fülle ethnobotanischer Studien der großen Pioniere auf diesem Gebiet: Richard Evans Schultes, Gerardo Reichel-Dolmatoff, R. Gordon Wasson, Peter Furst, Johannes Wilbert, Michael Harner und andere, mit dem Privileg, sie in meinem späteren Leben, zu verschiedenen Zeitpunkten, kennenzulernen. Abends, wenn wir nicht gerade die Watergate-Anhörungen auf einem alten Fernseher verfolgten, unterhielt Terence seine Freunde mit seiner Eloquenz, seinem innovativen Denken in verschiedenen Disziplinen und mit seiner großen Begabung als Geschichtenerzähler. Sein Vorhaben war kein kleines: Nur »das große Ganze« würde ihm genügen. Es gab nie einen geistlosen Moment in seiner Gesellschaft und ich akzeptierte, wenn auch naiv und unkritisch, praktisch alles, was er sagte. Ich erwartete sogar das Ende der Zeit am 21. Dezember 1973, bevor er in seinem Buch Timewatch die letzte Neuerung in seinem »Timewave Zero«-Modell überarbeitete und das Datum auf den 21. Dezember 2012 legte, ein Datum, das mit dem Ende der gegenwärtigen Ära in Übereinstimmung mit einem Maya-Kalender zusammenfällt. Die Monate, die ich mit Terence in der Villa Gloria und in Berkeley verbrachte, waren vielleicht die interessantesten in meinem Leben. Diese außergewöhnlichen Gespräche katapultierten mich in Jahre leidenschaftlicher interdisziplinärer Forschung, die meinen Enthusiasmus dämpfte und mir eine solidere Grundlage gab, von der aus ich arbeiten konnte, ohne dass die Bewunderung, die ich für ihn empfand, jemals nachgelassen hätte.
Im Jahr 1980 sollte Terence erneut eine entscheidende Rolle in meinem Leben spielen. Ich besuchte ihn und seine Frau, Kat Harrison, in ihrem Haus in Sebastopol, Kalifornien. Terence hatte von Don Emilio Andrade Gómez erzählt, einem Ayahuasquero, den er nie getroffen hatte und der in der Nähe von Iquitos, Peru, lebte. Don Emilio wurde bald einer meiner besten Freunde und Mentoren. Er war derjenige, der mich in das Konzept der Pflanzen als Lehrer einführte und Ayahuasca als einen der Doctores bezeichnete, von denen man lernen kann. Er eröffnete mir auch die Welt der Ayahuasca-vegetalista-Traditionen, wie sie von der Mestizo-Bevölkerung des peruanischen Amazonas praktiziert werden.
Seit wir uns kennengelernt haben, ist meine Arbeitsbeziehung zu Dennis noch enger als die Freundschaft zu seinem Bruder, da ich Terence nur sporadisch während der Jahre sah, in denen sein Ruhm seinen Höhepunkt erreichte. Dennis und ich haben Feldforschung betrieben, sind gereist und haben zusammen veröffentlicht. Wir übernachteten in luxuriösen Hotels auf Konferenzen in verschiedenen Ländern sowie in bescheidenen Posadas im Amazonas. Ich habe ihn in jeder Stadt besucht, in der er und seine Frau Sheila gelebt haben. Und vor allem haben Dennis und ich gemeinsam große geistige Abenteuer erlebt, durch unser gemeinsames Interesse für psychoaktive Pflanzen und veränderte Bewusstseinszustände.
1985 lud ich ihn zur Teilnahme am ersten internationalen und interdisziplinären Symposium über Ayahuasca ein, dass ich in Bogotá im Rahmen des 45. Internationalen Kongresses der Amerikanisten organisierte, einer akademischen Konferenz, die alle zwei Jahre stattfindet, abwechselnd in Europa und Amerika. Nach der Veranstaltung flog ich nach Pucallpa, Peru, wo Dennis mich mit dem Künstler Pablo Amaringo bekannt machte, mit dem ich mehrere Jahre lang zusammenarbeitete. Unser Buch »Ayahuasca-Visions: The Religious Iconography of a Peruvian Shaman«, das 1991 erstmals veröffentlicht wurde, erforscht die Komplexität und Raffinesse der peruanischen Mestizo-Ayahuasca-Tradition. Im Jahr 1988 gründeten Pablo und ich die Usko-Ayar Amazonas-Malschule, die einen nachhaltigen Einfluss auf die Kunstszene im peruanischen Amazonasgebiet haben sollte. Zur Zeit meines Rücktritts, 1995, war die Schule auf etwa 300 Schüler angewachsen, welche alle sowohl den Unterricht als auch das Kunstmaterial kostenlos erhielten. In den letzten zehn Jahren war Dennis einer der Hauptdozenten des Wasiwaska Research Centers für das Studium der auf die Psyche wirkenden Pflanzen, der visionären Kunst und des Bewusstseins, einer kleinen Bildungseinrichtung, die meine Frau Adriana Rosa und ich in Südbrasilien gegründet haben. Dennis kommt immer mit neuen Ideen und einer intellektuellen Neugierde, die mit der Zeit gewachsen ist. Seine Präsenz wird immer wichtiger in der transkulturellen und interdisziplinären globalen Gemeinschaft, die sich mit den großen Fragen von Temporalität, Realität und Bewusstsein beschäftigt.
Es war ein wahrer Genuss für mich, Abenteuer am Rand des Unfassbaren zu lesen. Ich hatte Terence und Dennis gehört, wie sie hier und da Fragmente ihrer Geschichten erzählten, aber das ist nicht vergleichbar mit dieser durchgehenden chronologischen Erzählung, die auf den nachfolgenden Seiten präsentiert wird. Ich gewann neue Einblicke in die Hintergründe und die Entwicklung der Brüder. Dennis Erzählung ist lebendig, oft humorvoll und zuweilen brutal aufrichtig. Er gibt seine unverblümte Meinung über Menschen und Ereignisse preis und teilt scharfsinnige Beobachtungen über politische, ethische und transzendentale Fragen. Dieses Buch ist nicht nur ein biographischer Bericht, sondern auch ein Porträt der Gegenkultur der 1960er, 70er und 80er Jahre in bestimmten Regionen der Vereinigten Staaten, einer Ära mit globalen Auswirkungen, die von Teilen der heutigen Jugend, in Zeiten der globalen Krise und des erneuten Interesses an veränderten Bewusstseinszuständen und alternativen Weltanschauungen, aufmerksam verfolgt wird. Beim...
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