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Es ist für dich.«
Edie runzelte die Stirn, als Meg das sagte. Sie zog den Topfhandschuh aus und legte ihn neben die Würstchen im Schlafrock, durchquerte das Esszimmer und quetschte sich an ihrer grinsenden, rotgesichtigen Schwester vorbei. Automatisch nahm Meg die Papierkrone vom Kopf, als passiere sie ein Leichenwagen und nicht die ältere Schwester.
Edie wusste genau, wer an der Tür war, gleichzeitig aber wusste sie es nicht. Absolute Gewissheit gepaart mit zaghafter Hoffnung.
Durch den Cava, den sie beim Kochen des Weihnachtsessens getrunken hatte, war sie bereits etwas wackelig auf den Beinen; jetzt aber hatte sie das Gefühl, eine Wildwasserrutsche hinunterzustürzen.
Der Besucher am anderen Ende der Diele rückte ins Blickfeld, sein Gesicht halb verdeckt von einem riesigen, in braunes Papier gewickelten Strauß weißer Rosen. In Edie explodierte ein ganzes Feuerwerk.
»Haben Rosen zu sehr den Touch von treuloser Ehemann? Ich bin nicht so bewandert im Durch-die-Blume-Sprechen«, sagte Elliot Owen, ließ den Strauß sinken und streckte ihn ihr entgegen.
Er sah irgendwie noch besser aus, als sie es in Erinnerung hatte.
Er trug einen grauen Wintermantel mit hochgestelltem Kragen, dem man ansah, dass er einen Riesen, womöglich sogar zwei gekostet hatte. Sein dunkles Haar, das für eine Rolle ungewohnt kurz geschnitten worden war, war mittlerweile etwas nachgewachsen und fing an, sich zu locken.
Unfähig, etwas zu erwidern, nahm Edie die Rosen mit einem dankbaren »Oh!« entgegen.
»Ich hoffe, du bist nicht sauer, dass ich an Weihnachten einfach so bei euch hereinplatze«, sagte Elliot, und ein besorgter Ausdruck, den sie so gut kannte, trat auf sein Gesicht.
»Nein . Ich bin bloß etwas überrascht, dich zu sehen«, sagte Edie und deutete mit dem Kopf auf die Blumen. »Danke, treuloser Ehemann.«
»Was ich selbstverständlich nicht war«, erwiderte Elliot.
Das Schweigen zwischen ihnen knirschte unüberhörbar, während sie die Bemerkung sacken ließ: zunächst der Gedanke an die Ehe, dann die Vorstellung, dass Elliot ihr unter den gegebenen Umständen untreu werden könnte.
Edie war völlig ratlos, was sie sagen sollte, also blieb ihnen nichts anderes übrig, als einander mit einem sehnsüchtigen Mach-du-den-Anfang-Blick anzusehen. Sie war froh, dass sie sich geweigert hatte, den Haarreif mit den wippenden Weihnachtsmannstiefeln aufzusetzen.
»Eigentlich bin ich nicht nur hier, um mit einem Blumenbouquet aufzutrumpfen«, sagte Elliot schließlich.
»Ich wollte schon sagen, dass die Lieferung bestimmt nicht so viel teurer gekommen wäre«, meinte Edie, die versuchte, einen gewissen Wortwitz und eine Gelassenheit vorzugaukeln, die sie nicht besaß.
Sie war zutiefst gerührt und aufgewühlt, weil er hier war. Gleichzeitig glaubte sie nicht daran, dass Elliot Owen in Mikrodosierung jemals für sie funktionieren könnte. Ihr war flau im Magen wie bei einer Achterbahnfahrt.
Man mochte sie eine Pessimistin schimpfen, aber eine innere Stimme spottete bereits: Schon gut, Liebes, er schaut an Weihnachten mal so eben vorbei, aber denk dran, wie elend es dir nächstes Jahr gehen wird, wenn er wegbleibt. Wenn er nicht kommen kann. Und wenn du weißt, warum.
Genau das war der Grund, warum sie die Sache beendet hatte. Sie würde sich nicht emotional verausgaben, was einer Barfußerkletterung des Burj Khalifa gleichkäme, nur um zu beweisen, dass es unmöglich und der Sturz aus dieser Höhe tödlich war. Was sie beide erlebt hatten, war zu perfekt und schön gewesen, um so zu enden. Es war vorhersehbar, welchen Ausgang das Ganze unvermeidlich nehmen würde.
Und doch war er hier. Und plötzlich war alles andere egal.
Elliot räusperte sich. »Ich wollte sagen .«
Edie blickte über die Schulter, denn hinter ihnen polterte es, und jemand schloss feierlich die Esszimmertür, als hätte die festliche Tischgesellschaft, die angestrengt gelauscht hatte, was dort draußen vor sich ging, beschlossen, dass sich das nicht gehörte.
»Deine Begründung, warum du mit mir Schluss gemacht hast, ist einfach nur Schwachsinn.« Elliots breites Grinsen verriet seine nervöse Erleichterung, weil er endlich gewagt hatte, es auszusprechen, und Edie sein Lächeln immerhin erwiderte.
»Ich habe pausenlos an dich gedacht, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben«, sagte er, während Edie darum bemüht war, eine sachlich-neutrale Haltung zu wahren und ihm nicht geradewegs in die Arme zu fallen. »Du hast gemeint, mein Beruf und du gehen nicht zusammen. Ich würde nicht damit zurechtkommen, dass du hierbleiben willst.«
»So in etwa, ja.« Edie lehnte sich an den Türrahmen, und es sollte beiläufig wirken, aber sie konnte die Stütze ganz gut brauchen.
». die Sache ist: Du bist mir wichtiger als die Karriere. Warum sollte ich dich dafür aufgeben? Es sollte doch genau umgekehrt sein.«
Trotz der klammen Dezemberluft war Edie heiß und schwindelig. Auf das, was hier geschah, war sie kein bisschen vorbereitet, und ihr blieb nur, die Unsicherheit mit Schnoddrigkeit zu überspielen. »Willst du zum Elektriker oder Klempner umschulen?«
»Immerhin sind das konjunktursichere Berufe«, antwortete Elliot.
»Haha. Du würdest aussehen wie Derek Zoolander als Bergarbeiter.«
»Also gut, ich bin ein Trottel, der nichts anderes kann - und im Großen und Ganzen mag ich die Schauspielerei. Außerdem, irgendwoher muss die Kohle ja kommen für die Rosensträuße, die ich all meinen heißen Bräuten kaufen muss.«
Jetzt lachte Edie. Sie wurde sofort schwach, wenn Elliot den überkandidelten Schauspieler ablegte und sprach, wie ihm der Schnabel gewachsen war.
»Ich bin ganz allein für mein Leben zuständig. Und wenn die Arbeitgeber sich danach richten müssen, dass ich eine Freundin in den East Midlands habe, dann werden sie das eben tun. Ganz einfach.«
Es trat eine Pause ein.
»Elliot .«, setzte Edie an. »Es ist unglaublich, dass du das machen willst.« Sie veränderte den Griff um das braune Papier, in das die Blumen gewickelt waren, und spürte, dass ihre verschwitzten Finger Flecken darauf hinterließen. »Aber ich habe dich ja nicht leichtfertig aufgegeben. Es war die schwerste und vernünftigste Entscheidung, die ich je gefällt habe, aber ich habe mir das wirklich gründlich überlegt, und es gab keine andere Lösung.«
»Du klingst wie meine Mutter, als unser Kater Inspector Boursin eingeschläfert werden musste.«
»Inspector Boursin?«
»Frag nicht - der Name stammte von Fraser. Okay, also. Was ich dir sagen will, jagt mir mehr Angst ein als das Vorsprechen bei Christopher Nolan, bei dem er dreißig Sekunden lang kein Wort sagte, bis von ihm auf einmal ein vages Nicken kam .«
»Namedropping - sogar jetzt«, meinte Edie liebevoll und verdrehte die Augen.
»Ich quassele nur so viel, weil ich nervös bin«, erwiderte Elliot, und ob es ihm bewusst war oder nicht, schon jetzt war Edie verliebter denn je.
»Im Grunde sind die praktischen Fragen irrelevant. Du bist nicht .« Er machte eine Pause und schluckte schwer. ». ersetzbar, Edie.«
»Ha. Na ja, du bist es definitiv nicht.«
Diese Tatsache war allzu offensichtlich. Nach Elliot Owen würde sie sich nicht so einfach mit dem nächstbesten Allerweltskerl zufriedengeben. Sie kam sich vor wie Lois Lane nach einem Flug durch den Nachthimmel mit Superman.
»Ich rede nicht von oberflächlichen Dingen. Die Monate seit unserer Trennung waren der Beweis. Im Grunde wusste ich es schon, als du Schluss gemacht hast, aber damals fehlten mir die Worte. Jetzt ist alles vollkommen klar. Zumindest aus meiner Perspektive. Ich will mich nicht mit einem Händeschütteln verabschieden und in Erinnerungen an dich schwelgen, wenn ich als zahnloser Greis im Schaukelstuhl am Kamin sitze und Quizsendungen anschaue, Edie. Und ich will gar nicht erst versuchen, die Leerstelle, an der du sein solltest, mit anderen Menschen zu füllen. Denn wir haben es noch nicht einmal versucht. Für mich gibt es niemand anderen als dich. Wenn es dir genauso geht, dann sollten wir uns nicht mit dem Was wäre, wenn aufhalten, sondern mit dem Wie.«
Edie brachte kein Wort heraus. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und in ihrem Kopf pochte ein dumpfer Schmerz. Die Erkenntnis, dass ihr soeben ein Überraschungsangebot wahrer Liebe unterbreitet worden war, machte sich als Sinusitis bemerkbar.
Es war nicht nur die überwältigende Bestätigung seiner Liebe, sondern sie begriff mit einem Mal, dass sie ihre eigenen Gefühle so effektiv kleingeredet und geleugnet hatte.
Edie hatte geglaubt, sie würde sich nicht mehr hinter einer sorgfältig konstruierten Fassade verstecken und sich selbst belügen. Offenbar aber stimmte das nicht, denn Elliot hatte ihre Argumente für die Trennung auf den Kopf gestellt.
Er hatte recht: Festzuhalten galt, dass sie sich immer noch aus tiefstem Herzen liebten, und nicht, dass er für die Arbeit viel reisen musste. Er hatte Kompromisse angeboten - und nie verlangt, dass sie von zu Hause wegzog -, und Edie hatte sie trotzdem kurzerhand zurückgewiesen.
Warum? Allen Einwänden von Edie lag die Überzeugung zugrunde: Das Schicksal hat etwas Besseres und Außergewöhnlicheres (als mich) für dich vorgesehen. Sie hatte noch nicht einmal den Versuch gewagt - nicht etwa, weil eine Beziehung mit Elliot tatsächlich undenkbar gewesen wäre, sondern weil Edie so sicher war zu scheitern. Sie hatte beides miteinander gleichgesetzt, dabei waren es zwei grundverschiedene Dinge. Mit diesem...
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