Schweitzer Fachinformationen
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Wie gut kennst du deine Nachbarn wirklich?
Die Tage, in denen Millie die Häuser wohlhabender Menschen geputzt hat, liegen lange zurück. Ihr Traum von einem eigenen Haus in einer ruhigen Nachbarschaft, wo ihre Kinder spielen können, ist wahr geworden. Doch Millie wird das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmt. Sie fühlt sich beobachtet. Schließlich macht sie einen grausigen Fund, und ihre Vergangenheit holt sie mit voller Wucht wieder ein. Ist die Vorstadtidylle in Wahrheit eine tödliche Falle, aus der es kein Entkommen gibt? Nur eins ist sicher: Um ihre Familie zu schützen, würde Millie alles tun.
Die Housemaid-Reihe:
Jeder Teil ist auch einzeln lesbar.
Während Enzo die letzte Kiste ins Haus trägt, stehe ich, statt auszupacken, draußen auf dem spärlichen Rasen und stelle mir vor, wie er aussehen wird, nachdem mein Mann ihn verjüngt hat. Enzo ist ein Zauberer, was Rasen angeht - so haben wir uns kennengelernt. Dieser sieht mit den vielen braunen Stellen und der krümeligen Erde wie ein hoffnungsloser Fall aus. Aber ich weiß, in einem Jahr werden wir den schönsten Rasen in der Sackgasse haben.
Ich hänge noch meinen Träumen nach, als sich die Tür des Hauses neben uns - Locust Street 12 - öffnet. Eine Frau mit karamellfarbenem Bob erscheint in der Tür. Sie trägt eine taillierte weiße Bluse und einen roten Rock, dazu spitze High Heels, die aussehen, als könnte man jemandem damit die Augen ausstechen. (Warum denke ich immer an so etwas?)
Anders als die Nachbarn von gegenüber scheint sie freundlich zu sein. Sie hebt die Hand, winkt begeistert und überquert den kurzen kopfsteingepflasterten Weg, der unsere Häuser voneinander trennt.
»Hallo!«, sprudelt es aus ihr hervor. »Ich freue mich so, endlich unsere neuen Nachbarn kennenzulernen! Ich bin Suzette Lowell.«
Als ich den Arm ausstrecke und ihre manikürte Hand in meine nehme, werde ich mit einem schmerzhaft kräftigen Händedruck belohnt. »Millie Accardi«, sage ich.
»Schön, dich kennenzulernen«, sagt sie. »Ihr werdet es lieben, hier zu wohnen.«
»Ich liebe es jetzt schon«, sage ich ehrlich. »Das Haus ist toll.«
»Oh, das ist es.« Suzette nickt. »Es hat einige Zeit leer gestanden, da so ein kleines Haus schwer zu verkaufen ist. Aber ich wusste, irgendwann würde die richtige Familie kommen.«
Klein? Beleidigt sie etwa unser geliebtes Haus? »Also, mir gefällt es.«
»O ja. Es ist so gemütlich, nicht? Und .« Ihr Blick streift die Eingangsstufen, die schon leicht bröckeln, aber Enzo hat versprochen, dass er sie in Ordnung bringt. Nur eine auf einer langen Liste von Reparaturen, die wir vornehmen müssen. »Rustikal. So rustikal.«
Okay, sie beleidigt eindeutig das Haus.
Aber es ist mir egal. Ich liebe es trotzdem. Es kümmert mich nicht, was irgendeine hochnäsige Nachbarin denkt.
»Und arbeitest du, Millie?«, fragt Suzette, wobei sie ihre grünblauen Augen auf mein Gesicht richtet.
»Ich bin Sozialarbeiterin«, sage ich nicht ohne Stolz. Obwohl ich den Job nun schon viele Jahre mache, bin ich stolz auf meine berufliche Laufbahn. Ja, es kann anstrengend und aufwühlend sein, und die Bezahlung ist nicht gut, aber ich liebe es. »Was machst du?«
»Ich bin Immobilienmaklerin«, sagt sie mit ebenso viel Stolz. Das erklärt, warum sie unser Haus in Maklersprache beleidigt hat. »Der Markt steigt gerade.«
Ja, das stimmt. Ich frage mich, warum Suzette nichts mit dem Verkauf des Hauses zu tun hatte. Wie kommt es, dass ihre Nachbarn sie nicht damit beauftragt haben, wenn sie Immobilienmaklerin ist?
Enzo nähert sich mit weiteren Kartons vom Umzugswagen. Sein T-Shirt klebt immer noch an seiner Brust, und seine schwarzen Haare sind feucht. Ich erinnere mich, einen der Kartons mit Büchern gefüllt zu haben, und mache mir Sorgen, dass er zu schwer ist. Und jetzt trägt Enzo nicht nur diesen Karton, sondern hat noch einen weiteren obendrauf gestellt. Mein Rücken schmerzt allein vom Zusehen.
Suzette beobachtet ihn ebenfalls. Während sie ihm mit den Augen vom Umzugswagen zur Haustür folgt, breitet sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus. »Ihr Möbelpacker ist wirklich heiß«, bemerkt sie.
»Das ist mein Mann«, erkläre ich.
Ihr bleibt der Mund offen stehen. Offenbar findet sie ihn beeindruckender als unser Haus. »Im Ernst?«
»Ja.« Enzo hat die Kartons im Wohnzimmer abgestellt und kommt aus dem Haus, um weitere zu holen. Woher nimmt er nur die Energie? Bevor er beim Umzugswagen ist, winke ich ihn herbei. »Enzo, begrüß unsere neue Nachbarin, Suzette.«
Suzette zupft an ihrer Bluse und schiebt eine Strähne ihrer karamellfarbenen Haare hinters Ohr. Wenn sie könnte, würde sie wahrscheinlich noch schnell einen Blick in ihren Taschenspiegel werfen und ihren Lippenstift auffrischen. Aber dazu ist keine Zeit.
»Hallo!«, sprudelt sie mit ausgestreckter Hand hervor. »Es ist so schön, dich kennenzulernen! Enzo, richtig?«
Er nimmt ihre Hand und zeigt ihr ein breites Lächeln, sodass sich Falten um seine Augen bilden. »Ja, ich bin Enzo. Und du bist Suzette?«
Sie kichert und nickt eifrig. Ihre Reaktion ist ein bisschen übertrieben, aber zugegebenermaßen lässt er seinen Charme spielen. Mein Mann lebt schon seit zwanzig Jahren in diesem Land, und wenn wir uns beim Abendessen unterhalten, ist sein Akzent relativ schwach. Aber wenn er versucht, charmant zu sein, kehrt er ihn stärker hervor, sodass er klingt, als käme er direkt vom Schiff. Oder, wie er sagen würde: »Direkt von Schiff.«
»Ihr werdet es hier lieben«, versichert uns Suzette. »Es ist eine ruhige kleine Sackgasse.«
»Wir lieben es jetzt schon«, erwidere ich.
»Und euer Haus ist so süß«, sagt sie und drückt damit erneut auf kreative Weise aus, dass unser Haus wesentlich kleiner ist als ihres. »Es ist perfekt für euch und eure Kinder, besonders da noch ein Kleines unterwegs ist.«
Bei den Worten sieht sie demonstrativ auf meinen Bauch, in dem ganz sicher kein kleines Kind ist. Es ist seit neun Jahren kein Kleines darin gewesen.
Das Schlimmste ist, dass Enzo ruckartig den Kopf dreht, um mich anzusehen. Eine Sekunde lang liegt ein freudiger Schimmer auf seinem Gesicht, obwohl er genau weiß, dass ich meine Eileiter während des Notfallkaiserschnitts mit Nico habe abklemmen lassen. Ich blicke auf meinen Bauch und bemerke, dass mein Shirt sich dort tatsächlich unvorteilhaft beult. Ich würde am liebsten im Boden versinken.
»Ich bin nicht schwanger«, sage ich an beide gerichtet.
Suzette schlägt die Hand vor ihren roten Mund. »Oh, das tut mir leid, meine Liebe! Ich habe angenommen .«
»Ist schon in Ordnung«, sage ich und schneide ihr das Wort ab, bevor sie es noch schlimmer macht. Ehrlich gesagt liebe ich meinen Körper. In den Zwanzigern war ich ein Strich in der Landschaft, aber jetzt habe ich endlich weibliche Kurven, und auch meinem Mann scheinen sie zu gefallen.
Dennoch werde ich dieses Shirt wegwerfen.
»Wir haben zwei Kinder.« Enzo legt einen Arm um meine Schultern, was Suzette offenbar kränkt. »Unseren Sohn Nico und unsere Tochter Ada.«
Enzo könnte nicht stolzer auf unsere beiden Kinder sein. Er ist ein großartiger Vater und hätte gerne noch fünf mehr gehabt, wenn ich nicht bei der Geburt unseres Sohnes beinahe gestorben wäre. Wir hätten gerne eines adoptiert oder in Pflege genommen, aber angesichts meiner Vergangenheit stand das nicht zur Debatte.
»Hast du Kinder, Suzette?«, frage ich.
Sie schüttelt mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck den Kopf. »Nein. Ich bin nicht der mütterliche Typ. Mein Mann Jonathan und ich sind allein. Wir sind glücklich ohne Kinder.«
Ausgezeichnet - sie hat selbst einen Mann. Sie kann also die Finger von meinem lassen.
»Aber im Haus gegenüber von eurem wohnt ein kleiner Junge«, sagt sie. »Er ist in der dritten Klasse.«
»Nico ist auch in der dritten Klasse«, sagt Enzo eifrig. »Vielleicht können sie sich mal kennenlernen.«
Als wir hierhergezogen sind, mussten wir die Kinder mitten im Schuljahr aus der Schule nehmen. Wirklich - das Letzte, was man will, ist zwei Kinder im Grundschulalter aus ihrer Klasse reißen. Ich war von Gewissensbissen geplagt, aber wir konnten es uns nicht leisten, die Hypothekenraten und die Miete bis zum Ende des Schuljahres zu zahlen. Deshalb hatten wir keine Wahl.
Nico, der extrovertiert ist wie sein Vater, schien es nicht zu stören. Für Nico ist es ein lustiges Abenteuer, einen Raum voller neuer Kinder mit seinen Mätzchen zu beeindrucken. Ada nahm die Nachricht ruhig auf, aber später fand ich sie weinend in ihrem Zimmer. Sie war traurig darüber, ihre beiden besten Freundinnen zurücklassen zu müssen. Ich hoffe, dass unsere Kinder sich bis zum Herbst eingelebt haben und das Trauma, mitten im Schuljahr umziehen zu müssen, nur noch eine ferne Erinnerung sein wird.
»Ihr könnt versuchen, euch vorzustellen.« Suzette zuckt mit der Schulter. »Aber die Frau, die dort wohnt, Janice, ist nicht besonders freundlich. Sie verlässt fast nie das Haus, außer um ihren Sohn zur Bushaltestelle zu bringen. Meistens sehe ich sie nur am Fenster stehen und auf die Straße starren. So eine Wichtigtuerin.«
»Oh«, sage ich und frage mich, wieso Janice anscheinend nie das Haus verlässt, obwohl sie so neugierig ist.
Ich blicke hinüber zu Nummer 13. Die Fenster sehen alle dunkel aus, obwohl es mitten am Tag ist und die Bewohner zu Hause zu sein scheinen.
»Ich hoffe, ihr habt gute Jalousien für eure Fenster«, sagt sie zu mir. »Sie hat nämlich eine wirklich hervorragende Sicht auf euer Haus.«
Enzo und ich drehen gleichzeitig die Köpfe in Richtung unseres neuen Hauses, denn uns wird plötzlich klar, dass keines der Fenster im ganzen Haus Vorhänge oder Jalousien hat. Wie konnten wir das nicht bedenken? Niemand hat uns gesagt, dass wir Jalousien kaufen müssen! Jede Wohnung, in der wir bisher gewohnt haben, hatte bereits welche!
»Ich werde Jalousien kaufen«, raunt Enzo mir ins Ohr.
»Danke.«
Unsere Ahnungslosigkeit scheint Suzette zu amüsieren. »Euer Makler hat euch nicht darauf hingewiesen, dass ihr Jalousien...
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