Schweitzer Fachinformationen
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Die Familien McCray und Savage freuen sich auf einen erholsamen Sommer in Beldame an der Golfküste von Alabama, wo drei viktorianische Villen am Strand stehen. Zwei der Häuser sind bewohnbar, während das dritte langsam und geheimnisvoll unter einer riesigen Düne aus feinem weißen Sand begraben wird. Obwohl es schon lange sich selbst überlassen wurde, ist das Haus nicht ohne Leben. Drinnen lauert etwas Tödliches. Etwas, das die Erwachsenen schon erschreckt hat, als sie noch Kinder waren, und das sie immer noch in ihren Albträumen verfolgt .
The Elementals ist eine Geisterhausgeschichte wie keine andere. Der Autor Michael McDowell gilt als ein Meister des Southern-Gothic-Horror. Er wurde von Stephen King immer wieder hochgelobt.
Peter Straub: »Zweifellos einer der besten Horrorautoren in diesem oder jedem anderen Land.«
Poppy Z. Brite: »Mit Sicherheit einer der schaurigsten Romane, der jemals geschrieben wurde.«
Stephen King: »Der beste Autor von Unterhaltungsliteratur in Amerika.«
Mit einem Nachwort von Michael Rowe.
1
Das Haus, in dem Dauphin und Leigh Savage wohnten, war 1906 erbaut worden; es war groß, gemütlich, ausgestattet mit großzügig geschnittenen Zimmern und voller sorgfältig und gefällig gearbeiteter Details an Kaminen, Zierleisten, Rahmen und Verglasungen. Aus den Fenstern im ersten Stock konnte man die Rückseite der großen Savage-Villa am Government Boulevard sehen.
Dauphins Haus war die Zweitresidenz der Savages, reserviert für jüngere Söhne und ihre Frauen. Die Patriarchen, älteren Söhne und Witwen hatten das Große Haus, wie sie es nannten. Marian Savage hatte gewollt, dass die frisch Verheirateten Dauphin und Leigh weiter bei ihr im Großen Haus wohnten, solange das Paar kinderlos blieb - für Säuglinge und Kleinkinder hatte sie nichts übrig -, aber Leigh hatte diese Einladung höflich ausgeschlagen. Marian Savages Schwiegertochter sagte, dass sie ebenso gut in ein eigenes Haus ziehen könne, und wies darauf hin, dass die Klimaanlage im Kleinen Haus viel effizienter sei.
Und trotz der Hitze an diesem Mittwochnachmittag, an dem die Temperatur auf dem Friedhof bei fast 40 Grad gelegen hatte, war es auf der verglasten Veranda an der Rückseite des Hauses von Dauphin und Leigh fast schon unangenehm kühl. Das grelle Sonnenlicht, das an der Vorderseite vorherrschte, wurde hier durch die zwei großen Lebenseichen gefiltert, die den Garten des Kleinen Hauses vom ausgedehnten Grundstück der Villa trennten. In dieser großzügig bemessenen Kammer, gefüllt mit schweren Polstermöbeln, die mit breitflächig gemustertem Chintz bezogen waren, hatte Big Barbara ihre Schuhe und Strümpfe ausgezogen. Die Natursteinplatten waren kalt unter ihren Füßen, und in ihrem Scotch schwamm jede Menge Eis.
Im Augenblick befanden sich nur Luker, Big Barbara und India im Haus. Leighs zwei Hausmädchen hatten zu Ehren der Toten für einen Tag freibekommen. Big Barbara saß an einem Ende des großen, weichen Sofas und blätterte einen Hammacher-Schlemmer-Katalog durch, wobei sie die Seiten umknickte, die Leigh sich noch einmal genauer ansehen sollte. Luker, der die Schuhe ausgezogen hatte, lag ausgestreckt auf der Couch und legte seiner Mutter die Füße auf den Schoß. India saß an dem langen aufgebockten Tisch hinter der Couch und zeichnete die Muster, die sie sich in der Kirche eingeprägt hatte, auf Rasterpapier.
»Das Haus kommt mir leer vor«, bemerkte Luker.
»Das liegt daran, dass keiner da ist«, erwiderte seine Mutter. »Nach einer Beerdigung kommen Häuser einem immer leer vor.«
»Wo ist Dauphin?«
»Dauphin bringt Mary-Scot zurück nach Pensacola. Wir hoffen, dass er bis zum Abendessen wieder da ist. Leigh und Odessa kümmern sich in der Kirche um alles. Luker, hör zu .«
»Was?«
»Ich will nicht, dass mir irgendeiner von euch wegstirbt, ihr habt nämlich nicht mal ansatzweise eine Ahnung, was für ein Aufwand das ist, eine Beerdigung zu organisieren!«
Luker erwiderte nichts.
»Big Barbara?«, fragte India, während ihre Großmutter sich den letzten Eiswürfel in den Mund stopfte.
»Was denn, Kind?«
»Macht man das hier in der Gegend immer bei Begräbnissen?«
»Macht man was?«, gab Big Barbara unbehaglich zurück, ohne sich umzudrehen.
»Messer in tote Menschen stechen.«
»Ich hatte gehofft, du hättest in diesem Moment nicht aufgepasst. Aber ich kann dir versichern, Kind, das ist hier nicht üblich. Tatsächlich hab ich das selbst noch nie gesehen. Und es tut mir wirklich sehr leid, dass du's mit ansehen musstest.«
»Hat mir nichts ausgemacht.« India zuckte mit den Schultern. »Sie war ja tot, nicht?«
»Ja«, bestätigte Big Barbara, wobei sie ihrem Sohn einen Blick zuwarf, in der Hoffnung, er würde diesen unglücklichen Wortwechsel unterbrechen. Luker hatte die Augen geschlossen, und Big Barbara wusste, dass er dadurch den Eindruck erwecken wollte, er würde schlafen.
»Aber du bist noch zu jung, dich überhaupt mit solchen Sachen zu befassen. Ich bin zu meiner ersten Hochzeit gegangen, als ich neun war, aber sie haben mich nicht zu einer Beerdigung gehen lassen, bis ich 15 war - und das war nach dem Hurrikan Delia, als die Hälfte der Leute, die ich kannte, 25 Meilen hoch in die Luft gerissen wurden, und Holzsplitter sich überall durch die Telefonmasten bohrten. Eine Menge Begräbnisse in jenem Monat, das kann ich dir sagen!«
»Ich hab schon mal Tote gesehen«, erwiderte India. »Einmal bin ich zur Schule gegangen, und da lag ein toter Mann in einem Durchgang. Mein Freund und ich haben ihn mit einem Stock angestoßen. Wir haben mit seinem Fuß gewackelt, dann sind wir weggerannt. Und an einem Nachmittag haben Luker und ich in Chinatown Dim Sum gegessen .«
»Ihr habt was gegessen? Sind das Innereien?«
»Wir haben in Chinatown Mittag gegessen«, drückte India sich einfacher aus. »Und als wir aus dem Restaurant kamen, haben wir gesehen, wie zwei kleine chinesische Mädchen auf der Straße von einem Wassertransporter überfahren wurden. Es war eklig - man konnte ihr Gehirn und alles sehen. Danach hab ich zu Luker gesagt, dass ich nie wieder Hirn essen würde - und das hab ich auch nicht.«
»Das ist ja furchtbar!«, rief Big Barbara. »Die armen kleinen Mädchen - waren das Zwillinge, India?«
India wusste es nicht.
»Was für eine schreckliche Geschichte!« Big Barbara schob Lukers Füße von ihrem Schoß. »So was kann auch nur in New York passieren. Ich versteh nicht, warum ihr immer noch da wohnt, jetzt, nachdem du geschieden bist.«
»Ich liebe New York«, wandte Luker ein, ohne die Augen zu öffnen.
»Ich auch«, pflichtete India ihm bei.
»Als du dich hast scheiden lassen von . dieser Frau, hättest du wieder nach Hause kommen sollen.«
»Ich hasse Alabama«, entgegnete Luker.
India schwieg.
»Luker«, fuhr Big Barbara fort, die jetzt bei ihrem Lieblingsthema war, »der Tag, als du angerufen und gesagt hast, dass du dich scheiden lässt, war der glücklichste in meinem Leben. Ich hab zu Lawton gesagt, >Lawton<, hab ich gesagt, >ich .<.«
»Fang nicht schon wieder damit an«, bat Luker, »wir wissen alle, was du von . dieser Frau hältst.«
»Dann steh auf und hol mir noch ein bisschen Scotch. Vom Trauern hab ich schon immer einen trockenen Hals bekommen - schon als ich ein kleines Mädchen war.«
Luker erhob sich langsam. »Barbara, es ist noch nicht mal vier Uhr. Das erste Glas hast du so runtergekippt .«
»Ich hab bloß versucht, an das Eis zu kommen, weil ich solchen Durst hatte. Auf dem Friedhof sollte es einen Trinkwasserbrunnen geben. Ich frag mich, warum die dort keinen haben. Bei einer Beerdigung kann man doch genauso Durst kriegen wie überall sonst auch.«
Aus der Küche rief Luker: »Du bist 'ne Säuferin, Barbara, und es wird Zeit, dass du was dagegen unternimmst!«
»Du hast wohl mit deinem Vater geredet!«, entgegnete Big Barbara. Sie wandte sich India zu. »Behandelst du ihn auch so schlecht wie er mich?«
India hob den roten Bleistift vom Rasterpapier. »Ja.«
»Dann bist du ein missratenes Kind!«, verkündete Big Barbara. »Ich weiß nicht, warum ich meine Liebe an euch beide verschwende!«
Luker brachte seiner Mutter den Drink. »Ich hab ihn schwach gemacht. Sind fast nur Eiswürfel und Wasser. Ist ja nicht nötig, dass du schon vor Sonnenuntergang betrunken bist.«
»Meine beste Freundin auf der Welt ist gestorben. Ich trinke auf ihr Andenken.«
»Da freut sie sich bestimmt«, murmelte Luker leise. Er warf sich auf die Couch und ließ seine Füße wieder in den Schoß seiner Mutter sinken.
»Leg sie flach hin«, befahl Big Barbara, »damit ich den Katalog drauflegen kann.«
Für ein paar Minuten blieb es still. India setzte mit einer Handvoll Buntstifte ihre akribische Arbeit fort; Big Barbara nippte an ihrem Getränk und blätterte den Katalog durch, den sie auf Lukers Füßen abstützte.
»Du lieber Gott!«, sagte sie zu Luker und schlug ihm mit der Faust ans Knie. »Hast du das gesehen, Luker?«
»Was gesehen?«, murmelte er ohne Neugier.
»Hier drin gibt's 'ne Speiseeismaschine, die 700 Dollar kostet. Die braucht nicht mal Steinsalz. Wahrscheinlich nicht mal Milch und Sahne. Für so viel Geld brauchst du sie nur noch anzuschließen, und vier Minuten später hast du zwei Liter Kirsch-Pfirsich-Vanille.«
»Dann überrascht's mich, dass Leigh nicht so ein Ding besitzt.«
»Hat sie!«, sagte Big Barbara. »Aber ich hatte ja keine Ahnung, dass die 700 Dollar kosten! Mit 700 Dollar kann man 'ne Anzahlung für ein Wohnmobil leisten!«
»Wohnmobile sind doch geschmacklos, Barbara. Eine Eismaschine kann man wenigstens im Wandschrank verstecken. Außerdem hat Dauphin alles Geld der Welt. Und jetzt, nachdem Marian Savage so taktvoll war abzutreten, wird er sogar noch mehr kriegen. Werden die ins Große Haus ziehen?«
»Ich weiß nicht, sie haben sich noch nicht entschieden. Sie werden sich erst entscheiden, wenn wir aus Beldame zurück sind.«
»Barbara, wessen Idee war das eigentlich, dass wir alle nach Beldame fahren? Ich meine, Marian Savage ist auf Beldame gestorben. Meinst du, es ist gut für Dauphin, dort unten zu sein, wo vor gerade mal drei Tagen seine Mutter gestorben ist?«
Big Barbara zuckte mit den Schultern....
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