Schweitzer Fachinformationen
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Gerade komme ich vom Polizeipräsidium zurück. Ich kann das alles immer noch nicht glauben. Und die Cops . ich krieg echt das Gruseln.
Passiert ist Folgendes:
»Ich muss mir über all das klar werden, Tegan«, sagte Detective Zorbas. Er ist ein alter Mann Mitte vierzig, untersetzt, mit einer ziemlichen Wampe, die darauf hindeutet, dass es stimmt, was man über Cops sagt - sie scheinen tatsächlich eine besondere Schwäche für Donuts zu haben. »Ich hätte gerne, dass du mir noch einmal erzählst, was du gesehen hast.«
Noch einmal. Noch einmal. Was war denn mit ihm los? Warum hörte er nicht einfach beim ersten Mal richtig zu?
»Ich habe Ihnen doch schon alles erzählt.« Wäre Kelly da gewesen, hätte sie mir einen missbilligenden Blick zugeworfen und mich beschuldigt, wieder in diesem Ton zu sprechen, bei dem sie mir am liebsten eine runterhauen würde, weil ich mich anhörte, als hätte ich einen Stock im Arsch. Doch Detective Zorbas nickte nur.
»Ich weiß«, sagte er, und es klang wie: Ich weiß, dass du das behauptest, aber . Warum riss er sich nicht endlich mal zusammen und sagte klipp und klar, was er dachte: Aber ich glaube dir nicht.
Doch das tat er nicht. Stattdessen meinte er: »Ich weiß, dass es schwierig ist, Tegan.« Immer wieder nannte er mich beim Namen, so wie Autoverkäufer es tun, wenn sie sich abrackern, eine Verbindung zu ihren Kunden herzustellen, um ihnen Autos mit allem möglichen Mist und Extras anzudrehen, die diese gar nicht haben wollen oder die sie nicht interessiert. »Aber du möchtest doch auch, dass wir den Täter kriegen, oder?«
Seht ihr, was ich meine? Warum sollte er mich so etwas fragen, wenn er nicht glauben würde, dass ich ihm etwas vorenthielt? Wenn er nicht glauben würde, dass ich unaufrichtig war?
»Versuch, dich zu entspannen«, sagte er.
Ja, klar. Schön wär's.
»Hol einfach tief Luft und fang noch mal von vorne an. Erzähl mir alles, an was du dich erinnerst, auch wenn du glaubst, dass es nicht wichtig ist. Okay?«
Ich blickte meine Mutter an, die neben mir saß und meine Hand hielt. Starr erwiderte sie meinen Blick und sah ernster aus, als ich sie je gesehen hatte, so als wollte sie mir sagen: Tu das Richtige. Sag das Richtige.
In dem engen, kleinen Verhörraum gab es keine Fenster. Und auch keine Luft. Ich hatte mir die Kleider angezogen, die mir meine Mutter von zu Hause mitgebracht hatte, und alles so gut wie möglich von mir abgewaschen, sobald die Beamten es erlaubt hatten. Doch auch wenn es nicht mehr da war, konnte ich das Blut, das auf mich gespritzt war, immer noch fühlen. Bei der ersten Berührung warm, dann kalt, klebrig, geronnen. Und ich hatte noch etwas anderes gefühlt. Etwas, nach dem ich die Hand ausgestreckt hatte. Bei der Berührung hatte ich mich gefragt, was das wohl war, und als ich begriff, woher es stammte, hatte ich geschrien. Oder vielleicht hatte ich auch einfach nur noch lauter geschrien.
Erzähl mir alles noch einmal.
»Clark, Martin und ich sind gegen neun zu Thomas gefahren«, sagte ich, als würde ich Zeilen ablesen, die ich zur Strafe immer und immer wieder an eine Tafel hatte schreiben müssen. Ich erzählte Zorbas nichts, was er nicht schon wusste oder was ich nicht schon einige Male erzählt hätte - den Cops, die als Erste am Tatort gewesen waren, Zorbas und seinem Partner, nachdem diese dort eingetroffen waren, und Zorbas und irgendeinem anderen Detective, als sie mich aufs Präsidium gebracht hatten, um dort auf meine Mutter zu warten. »Außer uns waren vielleicht noch zehn andere Leute da. Sie haben die Namen, Sie können sie fragen. Alle haben sich amüsiert. Und ja, wir haben ein bisschen was getrunken.« Das war praktisch das Erste, nach dem sie gefragt hatten - nur, dass es keine richtige Frage gewesen war, sondern eher eine Anschuldigung. Ich war so durcheinander gewesen, dass ich gleich mit der Wahrheit rausgerückt war. Dann - doof, doof, doof, ich würde das vor niemandem zugeben - hatte ich Angst bekommen, deswegen Ärger zu kriegen, als wäre das irgendwie von Bedeutung. »Aber Clark hat nichts außer Limo getrunken, weil er fahren musste«, hatte ich hinzugefügt. Clark liebte es, richtig zu feiern, aber nicht, wenn er der Fahrer war. Nicht nach dem, was seinem Bruder zugestoßen war, der sich leider nicht so schlau verhalten hatte wie er und nun für den Rest seines Lebens im Rollstuhl saß.
»Was ist mit Martin?«
Ich sah ihm in die Augen. »Ich glaube, er hatte ein paar Biere«, antwortete ich. Das hatte ich ihm schon mindestens drei Mal gesagt. »Wir waren alle ein bisschen angeschickert. Aber keiner war schlecht drauf oder hat Streit angefangen. Wir haben einfach nur gezockt, Musik gehört . Sie wissen schon, das Ende der Zwischenprüfungen gefeiert.«
Am ersten Tag der Zwischenprüfungen hatte Thomas uns allen eine Nachricht geschickt: Tragt es euch in den Kalender ein. Thomas glaubte an harte Arbeit. Er würde ein Stipendium für ein Elite-College bekommen, und wenn er dabei draufging. Doch er glaubte auch, dass man sich für harte Arbeit belohnen sollte.
»Wir sind bis kurz nach Mitternacht geblieben. Die Party war noch in vollem Gang, aber Martin hatte am nächsten Tag Training.« Martin war der Star des Schulbasketballteams. Er war so gut, dass der Coach ihn regelrecht damit verfolgte, er solle doch versuchen, ein Sportstipendium zu bekommen. Doch Martin war nicht interessiert. Er sagte, nach der Highschool hätte er keine Zeit mehr für Sportwettkämpfe. Er wollte sich auf sein Medizinstudium vorbereiten und Arzt werden - aber kein reicher, fetter Spezialist, der in Saus und Braus lebte, auf keinen Fall. Martin wollte in Afrika praktizieren, in Ländern, wo es nie genug Ärzte gab, nie genug Medikamente, nie genug Krankenhäuser. Orte, an denen nie genug Frieden herrschte, wo Menschen in Flüchtlingslagern vor sich hin vegetierten, aber nicht wirklich lebten.
Allein beim Gedanken an ihn musste ich weinen. Tränen begannen mir über die Wangen zu rinnen. Ich hatte nicht die Energie, sie wegzuwischen.
»Bist du in Ordnung, Tegan?«, fragte Zorbas. »Soll ich dir noch ein Wasser holen? Oder eine Cola?«
Als würde das etwas ändern. Ich wollte das hier einfach hinter mich bringen, nach Hause gehen und heiß duschen - vielleicht auch mehrmals hintereinander.
»Clarks Auto, sein SUV .« - brandneu, ein Weihnachtsgeschenk von seinen Eltern - »war ungefähr einen Block weit von Thomas' Haus geparkt«, sagte ich. »Wir drei sind zusammen dorthin. Ich erinnere mich nicht, jemanden auf der Straße gesehen zu haben, aber das heißt nicht, dass dort niemand war.« Ich lief zwischen Clark und Martin. Martin lächelte und sprach über ein bevorstehendes Konzert. Abgesehen von Basketball und Medizin begeisterte er sich auch für Musik. Ich wartete gerade darauf, dass er mich fragte, ob ich ihn zu dem Konzert begleiten wolle, als er über etwas stolperte. Ich griff nach ihm, um ihn aufzufangen, und er schlang einen Arm um meine Taille. Er ließ auch dann nicht los, als er wieder Halt fand. Inzwischen war ich mir sicher, dass Clark mich vorher nur aufgezogen hatte. Er hatte sich ziemlich seltsam benommen und mir verbotene Frucht ins Ohr geflüstert, sobald er gemerkt hatte, dass ich Martin ansah. Aber hatte er mir auch erklärt, was das heißen sollte? Nein. Stattdessen hatte er mich nur listig angelächelt und gemeint: Du wirst es noch früh genug herausfinden. Nun, falls es ihm nicht aufgefallen war, wir waren den ganzen Abend lang ziemlich eng beisammen gewesen - so eng, wie Martins Arm gerade um meine Taille lag -, und Martin hatte sich weiß Gott nicht wie eine verbotene Frucht verhalten. Im Gegenteil, so wie er mich angeschaut hatte, war mir klar, dass er mich etwas fragen wollte, und ich war mir ziemlich sicher, dass ich wusste, was es war. Ich hatte schon eine Ewigkeit darauf gewartet.
»Hast du Angst, dass du noch mal ausrutschst und hinfällst?«, fragte ich lachend und genoss jede Sekunde unseres Körperkontakts.
»Äh, klar«, erwiderte er mit einem etwas debilen Lächeln. »Das ist doch eine gute Entschuldigung, um so ein superheißes Babe im Arm zu halten.«
Wieder lachte ich und tat so, als würde er nur rumalbern, doch in mir drinnen war es warm, und ich fühlte mich glücklich. Ich wünschte, wir wären nie bei Martins Auto angekommen, denn dann hätte sein Arm vielleicht für immer um meine Taille gelegen.
Doch das sagte ich Zorbas nicht. Es war zu persönlich und hatte nichts mit den Ereignissen zu tun.
»Wir waren beim Auto angelangt. Clark hat sich hinters Steuer gesetzt und Martin hat mir die Tür zum Rücksitz aufgehalten.« Ich hatte gehofft, er würde ebenfalls dort einsteigen, sich neben mich setzen und mich den ganzen Weg über im Arm halten. Doch das tat er nicht. Er setzte sich nach vorne auf den Beifahrersitz, und Clark lehnte sich zu ihm hinüber, um ihm etwas zuzuflüstern. Martin schubste ihn weg. Er wirkte verärgert. Ich wollte ihn fragen, was los war, aber gleichzeitig glaubte ich nicht, dass er es mir sagen würde. Nicht, solange Clark neben ihm saß. Also hielt ich den Mund. »Dann hat sich Martin auf den Beifahrersitz gesetzt. Und nein, ich habe niemanden in unserer Nähe gesehen.«
Ich betonte das, weil die Cops mich ein ums andere Mal gefragt hatten: Bist du sicher, Tegan? Bist du sicher, dass du niemanden gesehen hast? Und immer wieder hatte ich geantwortet: »Ich habe niemanden gesehen. Ich habe Martin angeschaut. Er ist Clarks Playlist durchgegangen auf der Suche nach etwas für den...
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