Schweitzer Fachinformationen
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London 1959: Die junge Flötistin Constanze eilt an das Sterbebett ihrer Großmutter Lady Margret, die ihr die Schuld am Zerwürfnis ihrer Eltern gesteht. Als Wiedergutmachung vererbt sie Constanze ihr gesamtes Vermögen. Daraufhin reist die junge Frau nach Hannover, um ihre Eltern beim Wiederaufbau des Theaters zu unterstützen. Doch der Zustand des einst glanzvollen Gebäudes ist ernüchternd, denn es ist bis auf die Grundmauern zerstört, und die Aufführungen finden in einer Industriehalle statt. Constanze engagiert den berühmten und ebenso attraktiven Architekten Johannes Heining für die Rekonstruktion. Bald knistert es zwischen den beiden. Doch dann bekommt Constanze Besuch von einer Freundin aus England, die eine alte Schuld einfordert ...
Der finale Band der Familiensaga um das Theater am Park ist eine fesselnde Geschichte über Liebe, Leidenschaft und die Sehnsucht nach einer friedvollen, glücklichen Zukunft.
Wie von Furien gehetzt rannte sie durch den Flur zum Bühneneingang der Queen Victoria Hall und riss die Tür auf. Ihre Absätze klackerten auf dem steinernen Boden. Die Luft draußen war angenehm kühl und mild. Constanze blieb einen Moment stehen und wischte mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht.
»Wollen wir es ihr nicht endlich sagen, Violetta?«, hallte die Stimme ihres Vaters in ihrem Kopf nach. Ihres Adoptivvaters, verbesserte sie sich. Sie war keine Wilcox? Wie vom Donner gerührt hatte Constanze reglos hinter der Garderobentür das Gespräch der Eltern belauscht. Der Abend, der so gut verlaufen war, endete in einem Desaster. Weil sie die Wahrheit erfahren hatte. Ungebremst rollten die Tränen über ihre erhitzten Wangen. Schritte erklangen auf dem Bürgersteig. Die letzten Zuschauer verließen nach dem Konzert die Halle. Constanze wollte mit ihrem tränenverschmierten Gesicht nicht gesehen werden und verbarg sich im Schatten eines Mauervorsprungs. Sicher war ihre Schminke verlaufen. Sie drückte sich mit dem Rücken gegen die Mauer. In ihrem Kopf herrschte ein einziges Chaos.
Im Geist erlebte sie noch einmal die letzten beiden Stunden.
Glücklich, nicht einmal gepatzt zu haben, hatte sich Constanze nach ihrer Darbietung vor dem Publikum verneigt und den tosenden Applaus genossen. Sie hatte das Studium beendet und strebte eine Karriere als Konzertflötistin an. Nach dem Erfolg von heute würden ihr alle Türen offenstehen. So wünschte sich ihr Vater das. Das genügte ihr nicht. Sie wollte ein eigenes Werk komponieren. Die Eltern hatten sich seltsame Blicke zugeworfen, als sie das einmal beiläufig erwähnt hatte.
Ihrem Adoptivvater war es zu verdanken, dass das Studentenorchester sein Abschlusskonzert in der Queen Victoria Hall geben durfte. Er hatte seine Beziehungen zur Musikgesellschaft für diese Gelegenheit genutzt. Eine Ehre für sie und die Kommilitonen, denn sie waren der erste Jahrgang, der sich dort präsentieren durfte. Sie war so stolz auf ihn gewesen. Jetzt spürte sie nur noch Bitterkeit in sich. All die Jahre hatten die Eltern ihr die Wahrheit verschwiegen. Das traf sie besonders. Schließlich war sie mit neunzehn doch kein Kind mehr!
Freudestrahlend war sie nach dem Konzert zu den Garderoben geeilt, wo die Eltern auf sie warteten. Während der Adoptivvater sie lobte, hatte die Mutter sie wie immer kritisiert. Constanze hatte das Gefühl, es ihr nie rechtmachen zu können. Vielleicht lag es daran, dass sie als bekannte Operndiva stets gehofft hatte, ihre Töchter würden in ihre Fußstapfen treten.
»Ich wünschte, Hans hätte seine Tochter erleben können«, hatte ihre Mutter gesagt, nachdem sie die Garderobe verlassen hatte. Constanze hatte gestutzt, nicht begriffen, wovon auf einmal die Rede war, bis sie das Gespräch weiterverfolgt hatte.
Ihr leiblicher Vater hieß Hans und nicht Brian Lord of Wilcox. Constanze war schockiert, traurig und wütend zugleich, vor allem, weil die Eltern ihr das all die Jahre über verschwiegen hatten.
»Warum habt ihr mich die ganze Zeit über angelogen?«, hatte sie die beiden unter Tränen angeschrien, nachdem sie noch einmal in die Garderobe gestürmt war. Weil sie deren Erklärungen nicht hatte hören wollen, war sie davongelaufen. Sie war keine Wilcox, Carmen und Alan nur ihre Halbgeschwister. Constanze fühlte sich entwurzelt und verwirrt. Ihr Leben basierte auf einer einzigen Lüge! Ihr Herz klopfte schwer in der Brust. Sie konnte nicht mehr nach Hause zurückkehren, weil es das nicht mehr war.
Verborgen hinter dem Vorsprung wartete sie, bis alle Konzertbesucher einschließlich ihrer Eltern die Hall verlassen haben würden. Sie wollte und konnte ihnen jetzt nicht entgegentreten. Wut und Enttäuschung strömten wie Säure durch ihren Körper. Unzählige Fragen schossen durch ihren Kopf. Sie wusste nichts über ihren richtigen Vater, besaß nicht mal ein Bild von ihm. Warum hatten sich ihre Eltern getrennt? Was war mit ihrem Vater geschehen?
Sie musste in Ruhe nachdenken. Doch wo könnte sie hin? Auf Wilcox Manor würde sie jede Kleinigkeit schmerzlich daran erinnern, dass sie nicht dort hingehörte.
Ihre Freundin June hatte ihr gesagt, dass sie jederzeit zu ihr kommen dürfte. Sie hatten sowieso beschlossen, eine gemeinsame Wohnung zu mieten. Während des Studiums hatten sie geplant, einen Laden für Instrumente zu eröffnen, mit viel Glück im Herzen Londons. June besaß ein Zimmer in einem Stadthaus in Camden, fußläufig von der Konzerthalle aus erreichbar. Auf deren Klappliege hatte Constanze schon genächtigt.
Sie wusste nicht, wie lange sie auf der Stelle gestanden hatte. Die Orchestermitglieder waren längst fröhlich schwatzend in die Nacht entschwunden, aber ihre Eltern schienen noch immer im Theater zu sein. Constanze fröstelte und verschränkte die Arme vor der Brust. In all der Aufregung hatte sie vergessen, ihre Jacke mitzunehmen, die sie über dem grünen Abendkleid getragen hatte. Die hing am Haken in der Garderobe, in der sich ihre Eltern vermutlich noch aufhielten. Sie konnte also nicht zurückgehen.
Mittlerweile überwog die Wut in ihrem Innern. Von ihren Eltern hätte sie etwas anderes erwartet. Wie konnten sie ihr nur ihr ganzes Leben lang die Wahrheit verschweigen? Constanze ballte die Hände zu Fäusten.
Sie konnte nicht länger hier stehen, weil sie entsetzlich fror. Irgendwann würden auch ihre Eltern die Hall verlassen. Wenn sie ihnen nicht begegnen wollte, musste sie sich beeilen.
Sie beugte sich vor und schaute sich um. Niemand war zu sehen. Noch einmal wischte sie über ihre Wangen und wollte gerade ihren Platz verlassen, da ging die Tür neben ihr, und sie hörte die Stimmen der Eltern, die aus dem Bühneneingang traten.
»Wo mag sie nur hingegangen sein?«, hörte sie ihre Mutter besorgt fragen, während sie sich erneut in ihre Nische drückte. Was ihr Adoptivvater darauf antwortete, ging im Motorengeräusch eines vorbeifahrenden Wagens unter. Als ihre Eltern um eine Ecke verschwanden, schlug sie die entgegengesetzte Richtung ein. In der nächsten Straße war eine der Straßenlaternen ausgefallen, Constanze sah in ihrer Eile im Dunkeln nicht, wohin sie trat, und geriet ins Stolpern. Hart prallte sie gegen jemanden. In der Dunkelheit konnte sie nur dessen Kontur erkennen. Der Statur nach musste es ein Mann sein.
»Hoppla! Sie haben es aber eilig!« Der Fremde sprach mit deutschem Akzent.
Noch immer aufgebracht und jetzt auch noch wütend über ihr eigenes Missgeschick fuhr sie ihn an: »Haben Sie keine Augen im Kopf?«
Es ärgerte sie, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte.
»Doch schon, aber hier ist es recht dunkel. Ich habe Sie wirklich nicht gesehen. Haben Sie sich etwa verletzt?«
Seine Stimme klang sympathisch.
»Nein.«
»Dann ist ja Gott sei Dank noch mal alles gut gegangen. Sind in London alle Frauen so stürmisch wie Sie?«
Sein amüsierter Tonfall ärgerte sie. Als sie dann noch seine Hände auf ihren Oberarmen spürte, musste sie ihrem Ärger Luft machen.
»Würden Sie mich jetzt bitte loslassen!« Sie wollte sich an ihm vorbeidrängen und blieb mit dem Absatz hängen. Dabei knickte sie mit dem Knöchel um. Ein stechender Schmerz schoss durch ihr Bein. Sie stöhnte auf. Sofort stützte er sie. Unter anderen Umständen hätte sie das galant gefunden, aber heute war sie zu aufgewühlt.
»Sind Sie umgeknickt?«, fragte er.
»Ja, verdammt. Das wäre nicht passiert, wenn Sie mich nicht festgehalten hätten!« Constanze wollte auftreten, aber der Schmerz in ihrem Knöchel ließ es kaum zu. Jetzt musste sie also den ganzen Weg zu June humpeln, denn um diese Zeit noch ein Taxi zu bekommen, war schwer.
»Warten Sie, ich schaue mir das einmal an.« Er stand jetzt so dicht vor ihr, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spürte.
»Nicht nötig.« Sie drehte sich um und humpelte weiter. Er lief hinter ihr her.
»Nun seien Sie doch vernünftig. Ich möchte Ihnen nur helfen und mir den Knöchel anschauen. Ich kenne mich ein wenig aus.«
Constanze stöhnte innerlich auf. Warum konnte sie der Fremde nicht in Ruhe lassen? Ihre Nerven lagen blank.
»Ich komme schon allein zurecht.« Mühsam schleppte sie sich weiter. Nach wenigen Schritten musste sie anhalten. Der Schmerz war so heftig, dass Schweiß auf ihrer Stirn perlte. Der Fremde folgte ihr hartnäckig weiter.
An der nächsten Straßenlaterne hatte er sie eingeholt. Constanze blieb stehen und wandte sich zu ihm um.
»Sie geben wohl niemals auf?«
»Das Wort aufgeben existiert nicht in meinem Vokabular.« Vokabular. Wie gestelzt er sprach, und dann sein Lächeln. Bestimmt hielt er sie für eine hilflose Frau. Dieses Lächeln nervte sie.
Als der Lichtschein sein Gesicht erhellte, musste sie jedoch widerwillig zugeben, dass ihr Gegenüber mit der Forward-Brush-Frisur, den ebenmäßigen Zügen und dem sinnlichen Mund überaus attraktiv war. Doch in seinem Blick lag eine lässige Arroganz wie bei solchen Männern, die sich ihrer Wirkung auf Frauen...
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