Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Der große SPIEGEL-Bestseller: die düstere Welt der Oxford University, eine Tote und zwei Ermittler wie Feuer und Wasser
DI Ryan Wilkins kennt die Universität Oxford nur aus der Ferne. Aufgewachsen in einem Trailerpark ist ihm diese elitäre Welt so fremd wie suspekt. Nun führt ihn der grausame Mord an einer jungen Frau ausgerechnet in die ehrwürdigen Hallen eines der Colleges – und an die Seite seines Namensvetters, des smarten DI Ray Wilkins, Spross einer wohlhabenden nigerianisch-britischen Familie und Oxford-Absolvent.
Das ungleiche Team muss herausfinden, wer die Unbekannte ermordet hat, deren Leiche im Arbeitszimmer von Sir James Osborne, dem Prorektor von Barnabas Hall, gefunden wurde. Die Ermittlungen erfordern Takt und Fingerspitzengefühl, beides nicht gerade Ryans Stärken. Dafür ist er ein brillanter Beobachter. Gemeinsam mit Ray stößt er auf Verbindungen zwischen der Toten und einer alten Schuld, die bald weitere Opfer fordert.
Als bester Spannungsroman des Jahres für den Gold Dagger nominiert.
"Simon Mason feiert mit seinem einzigartigen Ermittlerpaar einen Triumph!" The Sun
Simon Mason wurde in Sheffield geboren und studierte Englische Literaturwissenschaft in Oxford. Er schreibt heute sowohl Kinder- und Jugendbücher als auch Thriller und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Betty Trask Award für das beste Romandebüt. Neben seiner Schriftstellertätigkeit arbeitete Simon Mason einige Jahre als Verlagsleiter von David Fickling Books. Er lebt mit seiner Familie in Oxford.
Vom Sicherheitsstandpunkt war Barnabas Hall ein Desaster, jeder sagte das.
Das College mit seinem anmutig verwinkelten Grundriss ein Stück abseits der High Street zählt zu den malerischsten von ganz Oxford. Zu seinen architektonischen Glanzpunkten gehören etwa die elisabethanischen Gebäude des Old Court, deren sanft geneigte Schieferdächer das Alter zu sachten Wellen gewölbt hat und deren Ziegelmauern rostrot schimmern, oder auch die Kapelle mit ihren spätmittelalterlichen Buntglasfenstern und dem Messingpult aus dem sechzehnten Jahrhundert in Gestalt eines Schwans. Aber die verschnörkelte schmiedeeiserne Pforte am Ende der Butter Passage rastet nicht richtig ein, und bei dem viktorianischen »Burgtor« zur Logic Lane mit seinem launischen Schließmechanismus genügt zum Öffnen zumeist ein beherzter Stoß. Den Haupteingang, dessen Torbogen mit Reliefs von Jesu Versuchung in der Wüste geschmückt ist, bewacht ein steifgliedriger Pförtner, der fast so antik wirkt wie seine Loge.
Der Inbegriff eines weltfernen Idylls, möchte man meinen. Doch der Eindruck trügt. Wie sämtliche Oxbridge-Colleges ist auch Barnabas Hall eingebunden in ein globales Netzwerk rasanten Informationsaustausches: ein millionenschwerer kommerzieller Betrieb, der mit Firmen und Regierungen weltweit interagiert und dessen Professoren ihr hoch spezialisiertes Fachwissen an Hunderte der verschiedensten Unternehmen verkaufen. Aus diesem Grund stand an einem verregneten Abend Mitte November, an dem die Nässe als wabernde Masse von den gemeißelten Fensterstürzen und Simsen troff, der Provost von Barnabas Hall in der Burton Suite und machte Konversation mit seinem hochwichtigen Gast, Scheich al-Medina.
Der Burton Dining Room, noch so ein College-Highlight: Am Ende von Aufgang IV im Nordflügel des Old Court gelegen, scheint er auf den ersten Blick aus einem einzigen Stück Holz geschnitzt zu sein, das die Jahrhunderte geschwärzt und gehärtet haben. Alterskrumme Eichenbalken stützen die mit niederländischem Bandelwerk verzierte Stuckdecke ab, die sagenhaft historischen Holzdielen knarzen vom bloßen Hinschauen, und aus dem dunklen Firnis der Wandvertäfelung blicken die Gründerväter von Barnabas Hall: bleiche, gestrenge Herren in Tudorhauben, nüchterne Geschäftsmänner allesamt.
Für diese Gemälde, oder vielmehr die darauf Dargestellten, versuchte der Provost seinen Gast zu interessieren.
»Cropwell«, sagte er, angestrengt blinzelnd. »Bischof von Winchester unter Heinrich VI. Das war der König, der verrückt geworden ist, wie ich schon erwähnt habe. Ein höchst kurioser Fall.«
Der Scheich sagte nichts.
Der Provost, ein kleiner Mann mit großem, altersfleckigem Kahlkopf und einer weichen, aber nervösen Stimme, war Geograf und furchterregend belesen, jedoch von geringem praktischem Verstand und sich nicht zu gut, diesen Mangel durch ein aggressives Auftreten zu kompensieren. Seine kurzfingrigen Hände redeten ausladend mit, wenn er sprach. Der Scheich war groß und gebeugt, mit fleischiger Nase, Hängelidern und einer Neigung, sich in ein irritierendes Schweigen zu hüllen. Er war der Emir des am wenigsten bekannten der sieben Arabischen Emirate, ein Multimilliardär selbstredend, und seit drei Jahren arbeitete der Provost nun schon daran, ihn als Förderer des neu gegründeten Instituts für Friedensforschung zu gewinnen. Noch ließ sich nicht absehen, ob er Erfolg haben würde. Der Scheich war undurchschaubar. Und er war umstritten; hartnäckige Gerüchte sagten ihm Menschenrechtsverstöße im eigenen Land und Gräueltaten in anderen Staaten nach. An der Universität gab es denn auch heftigen Widerstand gegen seine Schirmherrschaft.
Es war schon halb acht. Der Provost geriet immer mehr ins Schwitzen. Das Gespräch mit al-Medina wollte nicht recht in Schwung kommen. Weder der Rundgang durch Barnabas Hall noch die Besichtigung der collegeeigenen Sammlung islamischer Kunst oder der Kapelle, wo ein Orgelschüler mehrere englische Fantasien zum Besten gegeben hatte, schienen den Scheich in irgendeiner Weise beeindruckt zu haben. Er war vor nicht allzu langer Zeit in Istanbul knapp einem Anschlag entgangen, und wenn er den Mund aufmachte, dann in der Regel, um die Sicherheitsvorkehrungen zu monieren; so hatte er die unzureichende Videoüberwachung im College gerügt. Der Provost, der gemeinhin über solch weltlichen Dingen stand, hatte das ungute Gefühl, seine Beteuerungen könnten den gewünschten Effekt verfehlt haben. Während er nun über den säuerlich dreinblickenden Bischof von Winchester dozierte, sah er voll Sorge, dass al-Medinas Leibwächter, ein gut aussehender Mann mit unruhigem Blick, am Kopf der Treppe erschienen war und dort auf und ab ging.
Mit einer minimalen Geste seiner halb unter dem weißen Gewand verborgenen Hand unterbrach der Scheich die historischen Ausführungen seines Gastgebers und trat zu seinem Leibwächter, um sich zum wiederholten Mal mit ihm zu beraten, und der Provost nutzte die Gelegenheit zu einem Telefonat.
In der Pförtnerloge neben dem Haupteingang saß der Pförtner, Leonard Gamp, bei einer Tasse Tee und blickte hinaus auf die Baustelle, deretwegen die Merton Street derzeit gesperrt war. Leonard war vierundsiebzig, ein Cockney, Veteran der Royal Gibraltar Police und der Londoner Polizei, der Met. Er hatte das untadelige Schuhwerk und den akkuraten Haarschnitt des kompromisslosen Traditionalisten. Seine Hochachtung vor der Institution Universität, der er seit nunmehr zwanzig Jahren diente, war grenzenlos. Als das Telefon klingelte, meldete er sich in seinem üblichen öligen Pförtnerston: »Barnabas Hall, die Pforte. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
Die Stimme des Provosts sagte ungeduldig: »Leonard, haben Sie heute Abend Dr. Goodman gesehen?«
»Da müsste ich lügen, Sir.«
»Wissen Sie, ob er im Haus ist? Ich habe ihn anzurufen versucht, aber er nimmt nicht ab.«
»Am Nachmittag war er auf jeden Fall hier und hat in sein Postfach geschaut. Hier bei mir ist er jedenfalls nicht raus. Soll ich rasch rüberlaufen und nachsehen?«
»Das wäre sehr nett. Ich kann nicht selber gehen, ich bin mit unserem Gast in der Burton Suite.«
»Selbstverständlich.«
»Vielleicht ist er ja noch in der Sammlung. Da könnten Sie es auch versuchen.«
»Sehr gern, Sir.«
»Noch etwas, Leonard. Wir warten auf unsere Getränke aus der Buttery, aber da muss etwas schiefgelaufen sein. Sie hätten vor mindestens einer halben Stunde gebracht werden sollen. Und wenn ich anrufe, hebt keiner ab.«
»Soll ich hingehen und nachfragen, Sir?«
»Wenn Sie so gut wären. Ein Sherry und Mineralwasser - das Blenheim vorzugsweise. Und bitte, Leonard, machen Sie ihnen Beine. Es ist doch bekannt, wie wichtig unser Gast ist.«
»Bin schon unterwegs, Sir.«
Dieses Küchenpack, dachte Leonard bei sich, als er auflegte, nichts kriegen sie hin. Da sitzt der Provost mit seinem Kameltreiber-Scheich-Dingenskirchen, und die vergessen ihn einfach. Er stellte einen Pappdeckel mit den Worten Komme gleich ins Fenster, trat durch den leeren Torbogen hinaus in das nassglänzende Dunkel des New Court und eilte steifbeinig in Richtung Buttery.
Zur gleichen Zeit irrte Ameena Najib, in den Händen ein Tablett mit einem großen Glas Sherry und einer Flasche Blenheim-Mineralwasser, durch die labyrinthischen Gänge zwischen dem mittelalterlichen Stable Yard Block und der neuen Fitzgerald Conference Suite. Sie war erst seit fünf Wochen im College angestellt, die erste Nutznießerin des Barnabas-Hilfsprogramms für syrische Flüchtlinge, und alles war noch fremd für sie. England generell war ihr fremd und in vielerlei Hinsicht unbefriedigend. In Syrien hatte sie Jura studiert; hier war sie eine Küchenhilfe, der man jede noch so niedere Aufgabe aufbürden konnte, die Öfen ausputzen, den Müll wegbringen. Nachher zum Beispiel würde sie noch einen Sack mit Altkleidern vor dem Haus des Provosts abholen müssen wie ein gewöhnliches Dienstmädchen.
Aber der heutige Abend würde anders ausgehen.
Sie hatte ein schmales Gesicht und ablehnende Augen. Ihr tiefbraunes Haar war unter einem eng anliegenden Hidschab verborgen, vom gleichen Dunkelblau wie der Küchenkittel, den sie über ihrer Jeans und dem T-Shirt trug. Nach rechts und links spähend hastete sie mit ihrem Tablett den Korridor entlang. Sie brauchte man nicht daran zu erinnern, wie wichtig der Gast war. Emir Scheich Fahim bin Sultan al-Medina, der Beschmutzer, der Schänder, war ihr bestens bekannt, auch wenn sie sich nie hätte träumen lassen, dass ihre Wege sich eines Tages kreuzen könnten. Ein Zufall freilich war diese Begegnung nicht. Gott war es, der über alle Gelegenheiten bestimmte. Außerdem hatte sie eine Nachricht von einem Landsmann empfangen, der von einem sicheren Ort in Dubai aus al-Medinas sämtliche Bewegungen überwachte.
Zunächst einmal musste sie aus der Conference Suite herausfinden. Das einzige brandneue Gebäude des Colleges, ein geschmackvoller Anbau aus der Hand einer renommierten französisch-marokkanischen Architektin, roch noch nach Holzöl und gehärtetem Glas. Wenige der Räume waren bisher mit Türschildern versehen. Auf der Suche nach dem Durchgang, der den Neubau mit dem Old Court verband, ging Ameena im Sturmschritt an schilderlosen Türen vorbei zu einem nächsten Korridor mit noch mehr schilderlosen Türen, bis sie an dessen Ende vor einer letzten schilderlosen Tür stand. Einen Moment lauschte sie daran, griff dann nach ihrem Schlüsselbund, nur um zu merken, dass er nicht mehr da war. Sie drehte den Knauf auf gut Glück - und die Tür öffnete sich.
Augenblicklich...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.