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Das Leben, das Sokrates geführt hat, war ein Leben der Einfachheit, der Besonnenheit und der Mäßigung, zugleich aber auch ein Leben der Tapferkeit, sowohl im Krieg als auch im staatlichen Leben.
In seiner Verteidigungsrede nimmt Sokrates selbst für sich in Anspruch, im Kriege tapfer gewesen zu sein: Ich also hätte Arges getan, ihr Athener, wenn ich, als die Befehlshaber mir einen Platz anwiesen, die ihr gewählt hattet, um über mich zu befehlen, bei Potidaia, bei Amphipolis und Delion, damals also, wo jene mich hinstellten, gestanden hätte wie irgendein anderer und es auf den Tod gewagt . («Apologie» 28 d-e/I, 19.)
Dasselbe berichtet auch Diogenes Laertios: «Er machte den Feldzug nach Amphipolis mit, und in der Schlacht bei Delion rettete er dem Xenophon, der vom Pferde gefallen war, durch sein Beispringen das Leben; auch schritt er beim Rückzug inmitten der wilden Flucht aller ganz gelassen einher, ruhig sich umblickend und zur Abwehr bereit, falls einer an ihn sich heranwagte.
Auch den Feldzug nach Potidaia machte er mit, und zwar fuhr er zu Schiff dorthin, denn zu Lande war es nicht möglich, da der Krieg es nicht zuließ. Dort soll er auch eine ganze Nacht wie festgebannt in der nämlichen Stellung ausgehalten haben. Auch soll er dort den Ehrenpreis, der ihm für treffliche Haltung zugesprochen war, an den Alkibiades abgetreten haben.» (Diogenes Laertios, S. 72.)
Die Kämpfe um Potidaia leiteten im Jahre 432 den Peloponnesischen Krieg ein. Der Dialog «Charmides» beginnt damit, dass Sokrates eben von Potidaia zurückgekommen ist und berichtet:
Ich war am Abend zuvor von dem Heere vor Potidaia zurückgekommen und ging nun nach so langer Abwesenheit mit großem Wohlbehagen wieder an die gewohnten Plätze. So kam ich denn auch in die Palaistra des Taureas, gegenüber dem Tempel der Basile, und traf dort sehr viele, einige zwar auch Unbekannte, die meisten aber Bekannte. Und als sie mich so unerwartet hereintreten sahen, begrüßten sie mich schon von fern, einer hier, der andere dort. Chairephon aber, wie er denn immer heftig ist, aufspringend von seiner Gesellschaft, lief auf mich zu, nahm mich bei der Hand und sagte: O Sokrates, wie bist du davongekommen im Gefecht? Kurz ehe wir von dort abreisten, war nämlich ein Gefecht vorgefallen, wovon man hier nur eben erst gehört hatte. - Ich antwortete ihm: so, wie du siehst. - Wenigstens, sagte er, ist hierher berichtet worden, das Gefecht wäre sehr hitzig gewesen und viele bekannte Männer darin geblieben. - Und sehr richtig, sprach ich, ist dies berichtet. - Du warst doch, fragte er, bei dem Gefecht? - Ich war dabei. - Hierher also, sprach er, setze dich und erzähle uns; denn wir haben noch gar nicht alles genau erfahren. - Und somit führte er mich zum Sitzen neben den Kritias, den Sohn des Kallaischros. Indem ich mich nun setzte, begrüßte ich den Kritias und die andern und erzählte ihnen von dem Heere, wonach sich jeder erkundigte; der eine fragte dies, der andere jenes. («Charmides» 153 a-d/I, 129.)
Im «Gastmahl» gibt Alkibiades eine eindrucksvolle Schilderung der Ereignisse in der Schlacht. Alkibiades erzählt zunächst, dass Sokrates eine ganze Nacht in sich selbst versunken stehen geblieben sei; wir werden darauf noch eingehen. Dann erzählt Alkibiades weiter: «Wollt ihr ihn auch in der Schlacht sehen - denn es ist billig, ihm auch das nachzurühmen. Als nämlich das Gefecht vorfiel, bei welchem mir die Heerführer den Preis zuerkannten, hat mich kein anderer Mensch gerettet als dieser, der mich Verwundeten nicht verlassen wollte und so meine Waffen und mich selbst glücklich mit durchbrachte. Auch drang ich damals darauf, Sokrates, daß die Heerführer dir den Preis erteilen sollten, was du auch weder tadeln wirst noch sagen, daß ich es lüge; allein, wie die Heerführer auf meine Vornehmheit Rücksicht nahmen und mir ihn geben wollten, so warst du noch eifriger darauf als die Heerführer, daß ich ihn erhalten solle und nicht du selbst.» («Symposion» 220 d-e/II, 248.)
Von der Schlacht bei Delion im Jahre 424, die eine schwere Niederlage der Athener war, erzählt Laches, der selbst einer der Heerführer in dieser Schlacht war: «Wahrlich, o Lysimachos, lasse ja den Mann nicht los. Ich meines Teils habe ihn auch anderswo schon gesehen nicht nur seinem Vater Ehre bringen, sondern auch seinem Vaterlande. Denn bei der Flucht vor Delion ging er mit mir zurück, und ich versichere dir, wenn die übrigen sich hätten so beweisen wollen, unsere Stadt wäre damals bei Ehren geblieben und hätte nicht einen so schmählichen Sturz erlitten.» («Laches» 181 a-b/I, 155.)
Auch Alkibiades, der ebenfalls bei Delion mitgekämpft hatte, erzählt im «Gastmahl» von dieser Schlacht und erinnert übrigens dabei auch an Laches: «Besonders noch ihr Männer, war es sehr viel wert, den Sokrates zu sehen, als sich das Heer von Delion fliehend zurückzog. Denn ich war zu Pferde dabei, er aber in schwerer Rüstung zu Fuß. Er zog sich also zurück, erst als das Volk schon ganz zerstreut war, er und Laches. Ich komme dazu und erkenne sie und rede ihnen sogleich zu, guten Mutes zu sein, und sagte, daß ich sie nicht verlassen würde. Da konnte ich nun den Sokrates noch schöner beobachten als bei Potidaia - denn ich selbst war weniger in Furcht, weil ich zu Pferde war -, zuerst, wie weit er den Laches an Fassung übertraf, und dann schien er mir nach deinem Ausdruck, Aristophanes, auch dort einherzugehen , ruhig umschauend nach Freunden und Feinden; und jeder mußte es sehen schon ganz von ferne, daß, wenn einer diesen Mann berührte, er sich aufs kräftigste verteidigen würde. Darum kamen sie auch unverletzt davon, er und der andere. Denn meist werden die, welche sich so zeigen, im Kriege gar nicht angetastet, sondern man verfolgt nur die, welche in voller Hast fliehen.» («Symposion» 220 e-221 c/II, 248.)
Über die Schlacht bei Amphipolis habe ich außer der Erwähnung in der «Apologie» keinen Hinweis auf die Teilnahme des Sokrates gefunden.
Diese seine Tapferkeit hat Sokrates aber nicht nur im Kriege, sondern auch im politischen Leben Athens bewiesen. In der «Apologie» nimmt Sokrates auch dies für sich in Anspruch:
Tüchtige Beweise will ich euch hiervon anführen, nicht Worte, sondern was ihr höher achtet, Tatsachen. Hört also von mir, was mir selbst begegnet ist, damit ihr seht, daß ich auch nicht einem nachgeben würde gegen das Recht aus Todesfurcht und daß ich, wenn ich das nicht täte, sogleich umkommen müßte. Ich werde euch freilich unangenehme und langweilige Geschichten erzählen, aber doch wahre. Ich nämlich, ihr Athener, habe niemals irgendein anderes Amt im Staate bekleidet, nur zu Rate bin ich gesessen. Und eben hatte unser Stamm, der antiochische, den Vorsitz, als ihr den Anschlag faßtet, die zehn Heerführer, welche die in der Seeschlacht Gebliebenen nicht begraben hatten, sämtlich zu verurteilen, ganz gesetzwidrig, wie es späterhin euch allen dünkte. Da war ich unter allen Prytanen der einzige, der sich euch widersetzte, damit ihr nichts gegen die Gesetze tun möchtet, und euch entgegenstimmte. Und obgleich die Redner bereit waren, mich anzugeben und gefangenzusetzen, und ihr es fordertet und schriet: so glaubte ich doch, ich müßte lieber mit dem Recht und dem Gesetz die Gefahr bestehen, als mich zu euch gesellen in einem so ungerechten Vorhaben aus Furcht des Gefängnisses oder des Todes. Und dies geschah, als im Staat noch das Volk herrschte. Nachdem aber die Regierung an einige wenige gekommen, so ließen einst die Dreißig mich mit noch vier anderen auf die Tholos holen und trugen uns auf, den Salaminier Leon aus Salamis herzubringen, um ihn hinzurichten, wie sie denn dergleichen vieles vielen andern auch auftrugen, um so viele als irgend möglich in Verschuldungen zu verstricken. Auch da nun zeigte ich wiederum nicht durch Worte, sondern durch die Tat, daß der Tod, wenn euch das nicht zu bäurisch klingt, mich auch nicht das mindeste kümmerte, nichts Ruchloses aber und nichts Ungerechtes zu begehen mich mehr als alles kümmert. Denn mich konnte jene Regierung, so gewaltig sie auch war, nicht so einschrecken, daß ich etwas Unrechtes tat. Sondern als wir von der Tholos herunterkamen, gingen die viere nach Salamis und brachten den Leon; ich aber ging meines Weges nach Hause. Und vielleicht hätte ich deshalb sterben gemußt, wenn nicht jene Regierung kurz darauf wäre aufgelöst worden. Dies werden euch sehr viele bezeugen können. («Apologie» 32 a-e/I, 22-23.)
Beide Ereignisse erzählt auch Xenophon: «Er war nämlich einmal Ratsherr geworden und hatte den Ratsherrneid geleistet, in dem er geschworen hatte, sein Amt nach den Gesetzen zu verwalten. Als nun das Volk - Sokrates war gerade Vorsitzender geworden - gegen die Gesetze neun Feldherren, den Thrasyllos und Erasinides nebst ihren Amtsgenossen, durch eine einmalige Abstimmung allesamt zum Tode verurteilen wollte, weigerte er sich, die Abstimmung vor sich gehen zu lassen. Zwar zürnte ihm das Volk, und viele der Mächtigen drohten ihm; aber ihm war mehr daran gelegen, seinen Eid zu halten als die Gunst des Volkes gegen Recht und Gerechtigkeit zu erkaufen und sich gegen die Drohungen sicherzustellen. Denn von der göttlichen Weltregierung hatte er ganz andere Begriffe als der große Haufe, der glaubt, die Götter wüßten einiges, anderes dagegen wüßten sie nicht. Sokrates war...
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