Schweitzer Fachinformationen
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Obwohl man sich nur annähernd in die Perspektive des Täters versetzen kann, lassen sich dadurch Erkenntnisse für den Eigenschutz oder einsatztaktische Konsequenzen ableiten (Karutz, 2018). Getreu dem Motto: »Ein Gegner, den man gut kennt, verliert seinen Schrecken« (Füllgrabe, 2017).
Gewalttäter sind nicht unintelligent. Teilweise bestreiten sie mit Straftaten ihren Lebensunterhalt und beherrschen deshalb »ihr Handwerk«, zu dem nicht nur der Einsatz von Kampftechniken und Waffen zählt. Sie verfügen oftmals über ein »hohes Maß an Straßenintelligenz«, dazu gehört eine große Menschenkenntnis, das schnelle Erfassen von Gegenständen, die als Waffen verwendet werden können, oder von günstigen Gelegenheiten für einen Angriff. Selten beginnt ein Angriff unvermittelt, vielmehr beobachtet und erkundet der Täter sein Opfer (Hoffmann, 2017), da er eine Auseinandersetzung meidet, wenn Gegenwehr zu erwarten ist.
Menschen, deren Verhalten vom Gewohnten und Normalen abweicht, lösen bei Einsatzkräften Unbehagen und Unsicherheit aus. Deshalb müssen Einsatzkräfte vorurteilsfrei auf diese Menschen eingehen, jedoch stets auf die Gefahren achten, die von diesem Personenkreis ausgehen können. Psychisch Kranke werden vor allem in Kombination mit Drogen aggressiv oder wenn sie Wahnvorstellungen entwickeln.
Unter psychischen Störungen können vor allem folgende Krankheitsbilder verstanden werden:
Bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörung spricht man vereinfacht davon, dass dem Betroffenen »positive Bilder« fehlen. Die Betroffenen unterliegen einer gesteigerten Impulsivität und raschen Stimmungswechseln (VHW, 2018).
Unter einer schizophrenen Psychose wird eine Störung bezeichnet, die fast alle Bereiche der Wahrnehmung und des Denkens beeinflusst. Schizophrene Menschen leiden laut Krankheitsbild oft unter Verfolgungsangst, teilweise werden krankheitsbedingt auch nicht vorhandene Stimmen gehört. Reizüberflutung ist für Schizophrene irritierend und kann ebenfalls zu gewalttätigem Verhalten führen. Auch Sicherungsmaßnahmen können die betroffene Person zu gewalttätigen Handlungen provozieren (Füllgrabe, 2011).
Demenz bezeichnet eine Erkrankung des Gehirns, dadurch sind das Kurzzeitgedächtnis und das Denkvermögen betroffen (VHW, 2018).
[41]Beim Umgang mit psychisch Kranken bietet es sich an:
eine ruhige Umgebung zu schaffen (Sondersignal abschalten),
Publikum zu vermeiden,
möglichst nur einen geschulten Ansprechpartner zu stellen,
sich langsam zu nähern,
zuzuhören,
nicht zu unterbrechen (Füllgrabe, 2011)
und eine Vertrauensperson des Kranken hinzuzuziehen.
Als Gefährder werden Personen bezeichnet, die begründet verdächtigt werden, politisch motivierte Straftaten von erheblicher Bedeutung begehen zu wollen (Musharbash, 2018). Es handelt sich also um Personen, von denen in Zukunft möglicherweise die Gefahr einer terroristischen Tat ausgeht. Die Polizeibehörden führen sogenannte Gefahrenermittlungen durch, indem das Gefährdungspotenzial einzelner Personen, Straftaten zu verüben, bewertet wird. Die Ermittler gehen dabei immer vom Schlimmsten aus, um auch Unvorhergesehenes zu berücksichtigen. In das Zentrum des Interesses geraten dabei gegenwärtig vorwiegend Personen, deren Nähe zu islamistischen Positionen oder islamistisch ausgerichteten Personen bekannt ist. Man schätzt, dass aktuell (Stand November 2017) 711 islamistische Gefährder in Deutschland leben (Musharbash, 2018).
Als Relevante Personen werden Personen des terroristischen/extremistischen Spektrums bezeichnet, die als Unterstützter oder Akteure fungieren. Diesen Personen wird zugetraut, politisch motivierte Straftaten zu fördern oder gar zu begehen (Musharbash, 2018).
600 in Deutschland lebende Gefährder und Relevante Personen besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit, können also nicht abgeschoben werden (Musharbash, 2018) und werden auch in Zukunft ein Sicherheitsrisiko darstellen.
Ausländische terroristische Kämpfer sind Personen, die über Erfahrungen aus bewaffneten Konflikten, beispielsweise in Syrien, verfügen. Sie haben oftmals eine militärische Ausbildung absolviert. Durch sie verübte Anschläge werden besonders zielgerichtet und brutal ausgeführt (Ocansey, 2017), weil sie im Umgang mit Kriegswaffen, wie Sturmgewehren und unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen, geschult sind. Diese Kämpfer flüchten zum Teil traumatisiert und desillusioniert aus den Konfliktgebieten wieder in ihre Heimatländer.
Die Europäische Union hat 2017 eine Richtlinie zur Terrorismusbekämpfung erlassen, die auch den Umgang mit Gefährdern und der Terrorismusfinanzierung festlegt. Diese Richtlinie wird in nationales Recht umgesetzt.
[42]Die Leitstelle der Polizei erhält bei der Einsatzeröffnung im Einsatzleitrechner anhand der Anschrift möglicherweise sogenannte Hinweise auf Eigensicherung. Sofern es Anhaltspunkte gibt, wie beispielsweise psychische Ausnahmesituationen, angedrohter Suizid usw., kann über die Polizei-Leitstelle im Einzelfall eine Nachfrage zu Personen erfolgen, ob Hinweise zur Eigensicherung vorliegen (Bockow, 2017).
Während bei Unfällen, Selbstmordversuchen und Gewaltverbrechen oftmals Handfeuerwaffen, wie Pistolen oder Revolver, eingesetzt werden, sind es bei Terroranschlägen oder Amokläufen eher Langwaffen (von Lübken et al., 2018).
Das bekannteste Sturmgewehr der Welt ist die Kalaschnikow. Die Urversion wird AK-47 bezeichnet, die neueren Modelle AK-M, AK-74 und AK-100 unterscheiden sich äußerlich nur gering voneinander. Noch heute wird die Kalaschnikow in 17 Ländern der Welt gebaut. Sie gilt als die Terroristenwaffe schlechthin und wurde auch 2015 bei den Anschlägen in Paris eingesetzt. Die mittlere Kampfentfernung beträgt 300 bis 400 m, die Höchstschussweite 1.500 m. Im Magazin befinden sich 30 Patronen (von Bresinski, 2017). Im Hinblick auf die Bewaffnung mit einer Kalaschnikow stellt die polizeiliche Standard-Maschinenpistole MP 5 keine adäquate Bewaffnung für Polizeibeamte dar. Darüber hinaus bietet ein Streifenwagen für Polizeikräfte keine Deckung gegenüber einer Kalaschnikow (von Bresinski, 2017). Laut der Firma Heckler & Koch hat die Ablösung der MP 5 durch die leistungsfähigere MP 7 bei der Polizei begonnen (Roth, 2016).
In den USA wurde bei mehreren Amokläufen (Aurora 2012, San Bernadino 2015, Parkland Florida 2018) das Sturmgewehr AR 15 genutzt. Dabei handelt es sich um die zivile Version des Gewehrs M 16, der Standardwaffe US-amerikanischer Soldaten.
Messer sind deshalb eine bevorzugte Waffe, weil sie fast überall verfügbar sind. Ein Blick nach Großbritannien zeigt, dass dort die Zahl der Messerattacken stark angestiegen ist. Im Jahr 2016 wurden trotz hoher Gefängnisstrafen von bis zu vier Jahren 34.000 Attacken gezählt. Messer werden wegen Nichtigkeiten, zur Erpressung oder zum Raub als Waffe eingesetzt. Unbestritten ist, dass Messer selbst für [43]Jugendliche stets verfügbar sind. Die Verletzungen, die sie verursachen, sind häufig tödlich (Kurz, 2018).
Nach einer Untersuchung sind Messerangreifer durch einen Schützen (Polizeibeamten) am besten zu stoppen, wenn sich der Schütze mehr als sieben Meter vom Angreifer entfernt befindet. Die Zeit zum Überwinden der Distanz benötigt der Schütze, um seine Waffe zu ziehen und einen gezielten Schuss abzugeben. In der polizeilichen Alltagspraxis ist diese Distanz von sieben Metern allerdings kaum einzuhalten (Hoffmann, 2011).
Bei der Explosion von Sprengstoffen handelt es sich um eine sehr schnell ablaufende chemische Reaktion. Voraussetzung dafür ist die Reaktion eines brennbaren Stoffes im Verbund mit dem Oxidationsmittel Sauerstoff. Die Zündung kann elektrisch (funkbasiert), mechanisch, chemisch oder magnetisch ausgelöst werden (Stolt, 2009). 88 % aller terroristischen Anschläge wurden bislang in Form von Sprengstoffanschlägen durchgeführt (Achatz/Riemert, 2017).
Als Sprengstoffe dienen Hochexplosivstoffe oder gewöhnliche Explosivstoffe. Hochexplosivstoffe (»high order explosives«) sind Substanzen mit höchster Reaktionsgeschwindigkeit, wie Nitroglycerin (NTG), Dynamit oder Trinitrotoluol (TNT). Die Detonation erfolgt mit extrem hohem Druck und hoher Temperatur. Gase expandieren mit Überschallgeschwindigkeit in Form einer Druckwelle (Schockwelle). Militärische Sprengstoffe wie TNT sind schwer zu beschaffen, deshalb werden sogenannte Selbstlaborate aus handelsüblichen Chemikalien hergestellt. Triacetontriperoxid (TATP) ist ein solcher Sprengstoff, der durch Terroristen im Nahen Osten seit längerem eingesetzt wird. Er wurde bei den Anschlägen auf die Londoner U-Bahn 2005 (Stolt, 2009) und vermutlich auch im Pariser Club Bataclan eingesetzt (Kupiers, 2017). Ebenso wurden Chemikalien zur Herstellung von TATP bereits mehrmals in Deutschland entdeckt, beispielsweise bei Anschlagsvorbereitungen in Chemnitz (Kranz, 2017).
Gewöhnliche Explosivstoffe (»low order explosives«) sind Substanzen mit langsamer Energieabgabe, wie z. B. ein Molotow-Cocktail. Bei der Explosion entsteht eine Deflagration (Verpuffung) ohne Schockwelle und ein Explosionswind mit umherfliegenden Fragmenten.
[44]Unkonventionelle Spreng- und...
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