Schweitzer Fachinformationen
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"Komme später." Es ist die letzte SMS, die Chris von seiner Ex-Freundin empfängt. Doch in dieser Nacht wartet er vergeblich. Fran Lovey, eine junge Schwesternschülerin am Brighton General Hospital, kommt niemals zu Hause an.
Detective Miriam Beckett wird auf den Fall angesetzt, der schnell eine unerwartete Wendung nimmt: Wenige Tage nach ihrem spurlosen Verschwinden meldet sich Fran plötzlich bei Chris: "Ich wollte euch nur Bescheid sagen, dass es mir gut geht. Bitte sag Mum und Dad und den anderen Bescheid." Dann legt sie auf.
Ist die junge Frau einfach von zu Hause abgehauen? Beckett will das nicht glauben und wird auf fürchterliche Weise recht behalten: Denn Frans Anruf war nur der Auftakt zu einem perfiden Katz-und-Maus-Spiel, das der Täter mit der Polizei und Frans Familie treibt ...
Psycho-Thriller voller "Hochspannung" - die neue Reihe von Bastei Entertainment! Bisher sind in der Reihe "Hochspannung" folgende weitere Titel erschienen: Vincent Voss - Tödlicher Gruß; R. S. Parker - Raus kommst du nie; Christian Endres - Killer's Creek - Stadt der Mörder; Linda Budinger - Im Keller des Killers; Andreas Schmidt - Dein Leben gehört mir; Uwe Voehl - Schwesternschmerz; Jens Schumacher - Die Tote im Görlitzer Park; Timothy Stahl - Haus der stillen Schreie; Vincent Voss - Du darfst mich nicht finden; Christine Drews - Dunkeltraum; Alfred Bekker - Der Blutzeichner: Kay Forster - Lächle, bevor du stirbst; A.K. Frank - Blutzorn
Montag, 19. Juni
1
Es war einer der heißesten Tage des Sommers. Die Pubs waren überfüllt, und ganz England befand sich im Fußballfieber. Auch in Brighton war die Weltmeisterschaft das Thema.
Ihn interessierte das alles nicht.
In der Ferne sah er Paare und Grüppchen aus den überfüllten Lokalen kommen und den Heimweg antreten. Das Spiel war seit ein paar Minuten vorbei; schon bald würde kaum noch jemand auf den Straßen unterwegs sein, von den trinkfesten Schlachtenbummlern und den Nachtschwärmern abgesehen, die es hier in der Innenstadt in warmen Sommernächten immer gab.
Brighton schlief niemals ganz. Selbst in gewöhnlichen Nächten nicht. Die Stadt war eher wie ein komatöser Patient, der trotz tiefer Ohnmacht noch immer zuckte und murmelte. Er kannte das. Er kannte beides.
Er legte sein Handy auf den Beifahrersitz und starrte wieder hinaus in die Nacht.
Sie hat sich entschieden, dachte er. Ihre letzte SMS hatte alles gesagt, was nötig war. Später würde niemand behaupten können, sie habe keine Wahl gehabt. Sie hatte ihre Entscheidung selbst getroffen. Kein Mensch hatte sie gezwungen. Schon gar nicht er. Er war gespannt, wie sie reagieren würde, und fragte sich, ob sie die Wahrheit gesagt hatte, was den Akku ihres Handys anging. Hatte sie das vielleicht nur vorgeschoben, um ihn los zu sein? Um einen Vorwand zu haben, nicht mehr mit ihm sprechen zu müssen? Nicht mehr antworten zu müssen?
Sie war immer nett und freundlich zu allen. Selbst dann, wenn ihr gar nicht danach war. Ihre gute Erziehung, vermutete er. Bloß niemanden gegen sich aufbringen. Bloß niemandem vor den Kopf stoßen. Immer lächeln und alles mit bunten Schleifen in Geschenkpapier verpacken. Auch wenn es die pure Scheiße war, die sie darin eingewickelt hatte.
Es kotzte ihn an.
Der abkühlende Motor tickte in der warmen Sommerluft.
Eine Gruppe Jugendlicher kam aus dem Jolly Fisherman. Zwei dünne Kerle stützten einen stämmigen Typen in Jeans und England-T-Shirt, der offensichtlich über den Durst getrunken hatte. Der Bursche konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
Er beobachtete, wie der Mann einknickte. Seine Freunde lachten und fingen ihn auf. Der Betrunkene versuchte sie abzuschütteln, aber sie hatten ihn fest im Griff. Keine zehn Meter von ihm entfernt schleppte sich die kleine Gruppe an ihm vorbei. Selbst bei dem schlechten Licht und der Entfernung konnte er die verwischten Union Jacks sehen, die sie sich wie Kriegsbemalung auf die Wangen gepinselt hatten.
Ein paar letzte Züge von der Zigarette, ehe er sie nach draußen schnippte. Dann kurbelte er das Seitenfenster hoch, stieg aus dem Wagen und schlug die Fahrertür zu.
Er hatte an der Hauptstraße unweit des Pubs in einer kleinen Nische am Fahrbahnrand geparkt; obwohl nebenan der Fußweg verlief, standen die nächsten Straßenlaternen doch so weit weg, dass er bezweifelte, man würde sein Auto bemerken. Zumindest würde es niemandem sonderlich auffallen.
Auf dem Gehweg zündete er sich in den Schatten der alten Buchen mit ihren ausladenden Ästen eine weitere Zigarette an und wartete.
Sie wolle gleich nach dem Spiel nach Hause gehen, hatte sie gesagt.
Nun, das Spiel war vorbei. Die meisten Gäste verließen jetzt das Pub und machten sich auf den Weg ins warme Bett. Ein paar Minuten noch, und sie würde ebenfalls herauskommen. Vielleicht noch fünf Minuten.
Keine Ewigkeit.
So lange konnte er warten.
2
Fran Lovey trat aus dem aufgeheizten, rauchgeschwängerten Pub nach draußen und atmete tief die kühle Nachtluft.
So lebendig und frei hatte sie sich seit einer Ewigkeit nicht mehr gefühlt. Sie war todmüde von den Geschehnissen des Tages, vom Feiern und den Bieren, die sie getrunken hatte, aber vor allem war sie glücklich. Vielleicht so glücklich wie nie zuvor.
Seit sie ihr behütetes Dasein in ihrem Elternhaus in Horsham aufgegeben hatte und in Brighton mit Chris zusammengezogen war, hatte sich vieles verändert. Sie hatte ihre Ausbildung zur Krankenschwester begonnen, vor der sie ein bisschen Angst gehabt hatte; nicht zuletzt, weil ihre Eltern ihr zeitlebens eingetrichtert hatten, dass in der Fremde die größten Gefahren lauerten.
Mum hätte es vermutlich am liebsten gesehen, wenn sie studiert hätte wie Frank, ihr Bruder, und über kurz oder lang in Dads Zahnarztpraxis eingestiegen wäre. Aber Fran hatte schon immer andere Pläne gehabt. Dad hatte das gewusst. Und im Gegensatz zu Mum hatte er sie nie gedrängt, eine bestimmte Laufbahn einzuschlagen. »Ich habe meine Entscheidungen im Leben getroffen«, pflegte er zu sagen, »und ich kann nicht verlangen, dass meine Kinder dieselben Entscheidungen treffen.«
Mum sah das anders. Stets war sie der Meinung, es besser zu wissen. »Ich bin dir dreißig Jahre an Erfahrung voraus«, sagte sie oft, und obwohl Fran wusste, dass es Mums Unsicherheit und Angst waren, die sie so reden ließen, und dass sie es im Grunde nur gut meinte, konnte sie diese Sichtweise nicht akzeptieren. »Du wirst mir immer dreißig Jahre voraus sein, Mum«, hatte sie irgendwann einmal gesagt, »wie soll ich da jemals auf eigenen Beinen stehen?« Natürlich war Mum beleidigt gewesen, und Fran hatte tagelang ein schlechtes Gewissen gehabt. Nun aber war sie froh, dass sie ihr Ding durchgezogen und die behütete und behagliche Enge ihres »Kinderzimmers«, wie sie es noch immer nannte, mit der Freiheit eines eigenständigen Lebens getauscht hatte.
Die Luft war auch um diese Zeit noch angenehm warm und angefüllt mit all den Gerüchen der Altstadt - ein unwiderstehlicher Mix aus dem Duft frisch gebackener Pizza, Indischer Gewürze und dem Geruch von sommerheißem Asphalt und salziger Meeresluft.
Der Umzug nach Brighton hatte Fran eine Freiheit geschenkt, die sie sich zu Hause in ihren kühnsten Träumen nicht hatte vorstellen können.
Zum ersten Mal im Leben hatte sie erfahren, was es hieß, wenn einem nicht ständig die eigene Mutter über die Schulter schaute, wenn man tun und lassen konnte, was einem gefiel, ohne sich einen mahnend erhobenen Zeigefinger einzuhandeln.
Fran hatte dieses neue Leben in vollen Zügen genossen. Vielleicht aus Trotz, vielleicht auch, weil sich endlich die Möglichkeit bot, hatte sie mit Drogen experimentiert, hatte Abend für Abend zu viel getrunken und sich mit Männern eingelassen. Ihr hatte das alles sehr gefallen, aber sie würde es nicht noch einmal tun. Sie hatte tolle Leute kennengelernt, und alle waren nett zu ihr gewesen, hatten sie umschwärmt und sie auf Händen getragen. Fran hatte das genossen, sehr sogar. Jetzt aber hatte sie erkannt, dass Liebe viel mehr sein konnte als zwei nackte, verschwitzte Körper, die sich gegenseitig Befriedigung verschafften.
Vom Meer her wehte eine angenehm frische Brise.
Fran fühlte sich müde und beschwingt zugleich. Sie würde jetzt nach Hause gehen, würde sich mit Chris auf dem gemütlichen Sofa noch eine Tüte Chips und eine Dose Bier teilen.
Und dann würde sie ihm sagen, wie sie sich die Zukunft vorstellte.
Wie er wohl damit umgehen würde?
Eigentlich war sie ganz froh, dass er den Schlüssel vergessen hatte. So konnte sie sicher sein, dass er noch wach war, wenn sie nach Hause kam.
In Gedanken versunken schlenderte Fran den Gehweg entlang, der parallel zur Straße verlief, vorbei an Fußballfans, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnten, vorbei an Pärchen, die sich an die Bäume gelehnt umarmten und wild herumknutschen, vorbei an parkenden Fahrzeugen.
»Hi«, sagte er und trat lächelnd aus den Schatten auf den Gehweg. Eine winzige Bewegung seiner Finger, und die gerade angerauchte Zigarette flog in hohem Bogen auf die Straße.
»Oh! Hi.« Fran sah ihn verwundert an. Lachte. Überrascht, ihn hier zu sehen.
Er hielt den Kopf schief wie ein junger Welpe. »Wie geht es dir? Hattest du einen schönen Abend?«
»Ich . ja.« Sie sah seinen Wagen in der Nische am Fahrbahnrand stehen, und ihre Überraschung wich einem beinahe vergessenen Gefühl der Verbundenheit. »Hast du etwa hier auf mich gewartet?«
Er zuckte die Achseln. »Ist gefährlich für junge Frauen hier draußen. Überall besoffene Kerle. Da macht man sich Sorgen. Ich dachte, ich schau mal nach dir. Kutschfahrt gefällig?«
Er redet genau wie Mum, dachte sie. Was sie sagte war jedoch: »Hast du nicht gesagt, du wolltest lernen?«
»Hab's mir anders überlegt.« Er klatschte in die Hände. »Dachte, es wäre eine nette Überraschung, dich abzuholen.«
Er wusste ganz genau, dass es keine »nette Überraschung« war. Als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, war es zum Streit gekommen.
»Ich muss jetzt wirklich ins Bett«, sagte Fran und strich sich das Haar aus der Stirn.
»Komm schon, steig ein.« Er hielt ihr die Beifahrertür auf. »Ich bring dich hin.«
Fragend blickte sie ihn an. »Bist du noch böse auf mich?«
»Nein. Wie kommst du denn darauf? Glaubst du, dann wäre ich jetzt hier?«
»Wirklich nicht?« Fran hatte angenommen, er würde reden wollen und dass es dann wieder eine von diesen endlosen Diskussionen geben würde, bei denen sie sich nachher immer schlecht und schuldig fühlte.
»Ein Friedensangebot«, sagte er. »Ich bin einfach nur der freundliche Taxifahrer.« Er lächelte wieder.
Wenngleich Fran zunächst noch zögerte, stieg sie schließlich doch ein. Von den Vorhaltungen und Streitereien einmal abgesehen, die ihn ihr letzten Endes entfremdet und ihre Gefühle für ihn nach und nach hatten absterben lassen, war er doch ein lieber Kerl. Wenn sie sein Friedensangebot ablehnte, würde er das bestimmt als...
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