Schweitzer Fachinformationen
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Früher gab es in ganz Tirol die sogenannten "Wetterglocken". Ihnen schrieb man eine besondere Abwehrkraft gegen die gefürchteten Sommergewitter zu, die oft viel Schaden anrichteten. Diesen Glocken gab man häufig die Namen von Tieren. Tief gestimmte und mächtige bezeichnete man als "Stiere" oder "Kühe", kleinere und heller klingende als "Hunde", "Katzen", "Geißen" und dergleichen. So gab es im Unterland das "Salvenhündl" bei Hopfgarten, die "ltterer Katz", den "Brixner Stier", aber auch die bekannten Wetterglocken in der Radfelder Gegend.
Ein alter Spruch lautet:
Wenn's Wieshündl bellt und's Krauthaferl schellt, wenn die Feldhock nid mag, kimmb koa Riesl und koa Schlag.
Mit dem "Wieshündl" war die Glocke im Turm der Kirche St. Leonhard auf der Wiese gemeint, als "Krauthaferl" galt die Wetterglocke in Radfeld, und als "Feldhock" bezeichnete man die Muttergottes in der Auflegerkapelle an der Straße von Rattenberg nach Kundl.
Von allen diesen Glocken unterschied sich, schon dem Namen nach, die "Heidin" von Alpbach, volkstümlich "Hoadin" genannt. Sie wird heute noch geläutet, wenn sich über den Bergen ein Gewitter ankündigt. Die Glocke ist von einfacher Gußform, von der einstigen Inschrift sind nur noch wenige Buchstaben auszunehmen. Dem Vernehmen nach handelt es sich dabei um solche nach dem alt-germanischen Alphabet.
Über die Herkunft der bekannten Wetterglocke versucht die Sage in drei Versionen aufzuklären:
Knapp zehn Minuten von der heutigen Alpbacher Pfarrkirche entfernt liegt der Weiler "Dorf". Am Südrand dieses Weilers rauscht der Dorfer Bach, der in vergangener Zeit unermeßlichen Schaden anrichtete. Nunmehr ist er gut verbaut. Weiter droben erhebt sich der Thierberg, ein Kalksteingeschröf, das mit Lärchen, Föhren, Fichten und dichtem Gestrüpp bewachsen ist. Da und dort fristen Waldbuchen ein kümmerliches Dasein.
Hier - auf dem Thierberg - stand in alten Zeiten eine Zwingburg. Von ihr ist heute weit und breit nichts mehr zu sehen. Nur Eingeweihte wissen noch den tiefen Graben unweit der Thierberghöfe zu deuten und ahnen vielleicht auch den Grund, warum gerade hier eine kleine Kapelle erbaut wurde, die heute noch Vorübergehende zu kurzer Rast und frommer Einkehr laden will.
Der Besitzer der Zwingburg war ein grausamer Heide. Er bedrückte die umwohnenden Bauern mit harter Fronarbeit und forderte von ihnen viele Abgaben. Besonders haßte er seine christlichen Untertanen, sie waren am meisten seiner Willkür ausgeliefert.
In dem Turm der Burg hing eine Glocke. Wenn sie ertönte, mußten die Bauern sofort ihre eigene Arbeit im Stich lassen, um dem Herrn da droben dienstbar zu sein. Harte Strafe drohte denjenigen, die sich verspäteten oder gar den Ruf der Glocke mißachteten.
Es war die Zeit, da in unseren Tälern das Christentum Einzug hielt. Auch in Alpbach versammelten sich die Neubekehrten des öfteren zu gemeinsamen Andachten, obwohl sie wußten, daß der Ritter auf der Zwingburg gottlos lebte und keine christliche Gemeinschaft dulden wollte. Um seinem Argwohn zu entgehen, wählten sie entlegene Hütten, um dort ungehindert beten und feiern zu können.
Der Burgherr jedoch hatte seine Spione. Diese meldeten ihm sofort, was ihnen verdächtig erschien.
So geschah es immer öfter, daß die Glocke gerade zu den Andachten der Christen ertönte und alles aufschreckte. Da aber - wie schon erwähnt - diese Zusammenkünfte meist außerhalb des Dorfes stattfanden, war es für die Teilnehmer fast unmöglich, zeitgerecht auf der Burg einzutreffen. Dafür hatten sie dann schwer zu büßen.
Wieder einmal fanden sich die Gläubigen in einem einsam gelegenen Bauernhof zusammen. Plötzlich ertönte der helle Klang der Thierberger Glocke. Auch diesmal hatte ein Späher die frommen Beter verraten. Diese eilten schnell zur Burg hinauf, doch vor dem Tor stand schon der Heide mit etlichen seiner Knechte. Nach einem kurzen Verhör befahl er ihnen, die Christen bis aufs Blut auszupeitschen.
Kaum aber hatten sie mit ihrem unseligen Werk begonnen, da zog sich über dem Thierberg ein schreckliches Gewitter zusammen. Aus dem hellen Tag wurde stock-dunkle Nacht. Blitze zischten, Donner grollten. Der Regen strömte hernieder, als hätte der Himmel all seine Schleusen geöffnet. Es heulte, stürmte, die Erde erbebte. Und Hagelkörner schossen aus den Wolken, die waren groß wie Hühnereier.
Die Menschen waren außer sich. Sie schrien, jammerten, weinten.
Nach Stunden erst legte sich das Unwetter. Am Thierberg droben war alles verwüstet. In die Burg hatte mehrfach der Blitz eingeschlagen. Überall brachen Feuerzungen hervor und lohten gleich riesigen Fackeln in die sternlose Nacht.
Von der Burg blieb nur mehr ein Schutthaufen übrig.
Im Wald lagen Bäume entwurzelt, viele schöne Stämme waren geknickt und nur mehr als Brennholz verwendbar. Der Dorfer Bach, unfähig, die anströmenden Fluten zu bergen, sprang aus seinem Bett und warf sein Übermaß in die angrenzenden Wiesen und Äcker. Sand, Steine und Treibholz bedeckten das vormals blühende Land. Die Hagelkörner hatten die ganze Ernte vernichtet.
Droben am Thierberg aber standen die Christen, die auf Befehl des Heiden gezüchtigt werden sollten. Sie allein blieben im Umkreis der Burg unversehrt. Laut priesen sie Gott, und so schritten sie den Abhang des Thierberges hinunter.
Nun waren sie von ihrem Peiniger befreit. Er lag entseelt unter Schutt und Asche, war elend zugrundegegangen wie auch seine Knechte.
Die dankbaren Christen aber machten sich ans Werk. Sie erbauten ein Kirchlein an der Stelle, wo heute die Pfarrkirche zum heiligen Oswald steht.
Die Sage aber weiß noch mehr:
Nach Jahrhunderten ging wieder einmal ein heftiges Unwetter über den Thierberg nieder. Und wieder schwoll der Dorfer Bach zum reißenden Ungeheuer an. Wieder überschüttete er die Ufer mit Sand, Lehm und Geröll.
Doch bald zeigte sich der Wildbach wieder zahm. Langsam zog er sich in sein Bett zurück, floß klar und glucksend, als hätte es die bösen Tage nie gegeben. Die Bauern, die mit dem Aufräumen beschäftigt waren, machten jedoch eine eigenartige Entdekkung:
Aus dem Schlamm hervor glänzte der Helm einer Glocke, es war jene, die im Turm der Zwingburg die Männer zum Frondienst gerufen hatte!
Nun gewann sie andere Bedeutung. Man grub sie aus, brachte sie in die neue Kirche, weihte sie und gab ihr einen Namen. Die Heidin!
Und seither hängt sie in schöner Gemeinschaft mit allen anderen Glocken im Turm, ruft zu Gebet und Andacht, unbeschadet ihrer unruhvollen Vergangenheit.
Und was lag näher, als gerade sie zur Wetterglocke zu bestimmen, sie, die alle Unwetter so gut überstanden hatte? Was wüßte sie nicht alles zu erzählen - von uralter Zeit, von Willkür und Gefahren, von ungerechtem und bösem Wollen!
Als Wetterglocke bewies sie ihre Stärke. Bald hatte sie den Ruf, weitaus die beste in der ganzen Talschaft zu sein.
Zu einer Zeit, als noch viele Heiden das Tal bewohnten, stand auf dem Vorsprung des Thierberges eine stattliche Ritterburg. Die Besitzer betrieben einen ergiebigen Bergbau, nebenbei aber frönten sie dem Räuberunwesen. So wurden sie allmählich reich und begütert, in den unterirdischen Gewölben häuften sich zahllose Schätze.
Zuletzt bewohnten zwei Brüder diese Burg. Sie lebten jedoch in Zwietracht miteinander, deshalb wollten sie sich trennen. Einer sollte den Besitz übernehmen, der andere mit Geld und anderen Werten abgefertigt werden.
Aber auch hier gerieten sie in Streit. Der scheidende Bruder sah sich übervorteilt, er bildete es sich zumindest ein; immerhin war sein Erbe ganz beträchtlich. Diesen Schatz vergrub er auf dem "Hösl", einem bekannten Übergang zwischen Alpbach und Wildschönau.
Ja, da hatte er das Seine wohl in Sicherheit gebracht, die Zweifel aber ließen ihn nicht los. Hatte sein Bruder ihn betrogen?
Düstere Rachegedanken umschwelten ihn. Und in einer Nacht, als alle schliefen, da setzte er die Burg in Brand.
Schnell griff das Feuer um sich. Nichts konnte gerettet werden. Alle Menschen in dem weitläufigen Gebäude kamen elend um.
Der Ritter aber, der das unselige Werk auf dem Gewissen hatte, hockte während der ganzen Zeit auf einem Felsvorsprung und sah unbarmherzig zu. Das Schreien der gequälten Menschen ging unter im Brechen der Balken, im Prasseln der blindwütigen Feuersbrunst.
Ein Funkenregen nach dem anderen ergoß sich in den nachtschwarzen Himmel, glühende Geschosse flogen ins Weite. Und eines davon traf den Übeltäter am Kopf. Dies war die Vergeltung. Besinnungslos stürzte der Ritter den Abhang hinunter. Auf einer ebenen Fläche blieb er liegen.
Er war tot. Tot wie sein Bruder und alle, die ahnungslos in der Burg geschlafen hatten. Jene verbrannt, zu...
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