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4. SUPPE
"Wer immer der Vater einer Krankheit war, die Mutter war stets die schlechte Ernährung."
- Chinesisches Sprichwort
DIE SICHTWEISE DER TCM
Um sich dem Verständnis der TCM anzunähern, muss man sich auf ihren Sprachgebrauch einlassen, denn Wissen ist nicht viel wert, wenn es nicht angewandt wird. Genau das war die Absicht der TCM: komplexe Prozesse mittels eingängiger Bilder und einfacher Analogien derart verständlich zu machen, dass die darin enthaltenen Lehren und Anweisungen unkompliziert und direkt umgesetzt werden können. Versteht man die zugrunde liegende Idee und die spezifische Auswirkung einer Handlung oder einer Maßnahme, ist man eher geneigt, sie auszuführen, ganz einfach, weil man einen nachvollziehbaren Sinn darin erkennen kann. Dieser nachvollziehbare Sinn kann eine wertvolle Inspiration für eine zielgerichtete Selbsthilfe sein.
Dazu kommt, dass sich die TCM mehr am Wie als am Warum orientiert. Sprich: Wie wirkt etwas? Wie wirkt sich etwas auf das System Mensch in seiner Gesamtheit aus? Ob Lebensmittel, Kräuter oder Nadeln: Etwas kann große Heilkraft entfalten, auch wenn wir das Warum noch nicht vollständig erfasst haben. So werden mittlerweile etliche Akupunkturpunkte in der westlichen Medizin eingesetzt, weil sich ihre Wirksamkeit sogar in Doppelblindstudien unter Beweis gestellt hat. Der Erfahrungsschatz, der sich in alten Kräuterrezepturen verbirgt, wird heutzutage mit dem Nobelpreis geadelt und hat erfolgreich dazu beigetragen, das Leben von Abermillionen Menschen zu retten und kostengünstige Alternativen zu teuren oder in vielen Regionen schwer erhältlichen Medikamenten zu kreieren. Was wirkt, hilft. Was wirkt, heilt. Was heilt, wirkt. Das jeweils spezifische Warum wird man in vielen Fällen erst in etlichen Jahren vollständig erfassen. Wenn überhaupt. Dazwischen können wir das geballte Wissen des wohl ältesten und umfassendsten Medizinsystems der Welt zur Steigerung unseres Wohlbefindens nützen.
Um dieses Wissen zu vermitteln, verwendet die TCM bewusst eine simple und klare Sprache, weil sie die Gesundheitsvorsorge genau dort verankern wollte und will, wo sie ihre größte Kraft entfalten kann: im Hausgebrauch. Denn die beste Patientin ist immer noch die, die aktiv an ihrem Heilungsprozess mitarbeitet. Der beste Patient ist der, der seine Rolle in Bezug auf seine Beschwerdebilder ernst nimmt. Und die allerbesten Patient:innen sind die, die erst gar nicht krank werden. Die selbstverantwortliche Vorsorge sowie der bewusste Erhalt der Gesundheit nehmen in Chinas medizinischem Denken eine lange Tradition ein und sind eine eigene Kunst, die "Yang Sheng Fa" genannt wird. Es ist die Kunst, das "Leben zu pflegen".
Die Ernährungslehre ist einer der fünf großen Grundpfeiler der chinesischen Medizin - neben Akupunktur, Kräutermedizin, manueller Therapie und Bewegung. Geht es allerdings um Prävention, dann ist die Ernährungslehre das tragende Fundament. Von Gesundheit zu sprechen, ohne dem genaue Aufmerksamkeit zu widmen, was tagtäglich in fester oder flüssiger Form dem Körper zugeführt wird, ist absurd. "Wer immer der Vater einer Krankheit war, die Mutter war stets die schlechte Ernährung", sagt ein chinesisches Sprichwort. Der Zustand von unserem Körper und unserem Geist ist in hohem Maß das Resultat des individuellen Lebensstils. Er ist das Resultat dessen, was wir uns einverleiben. Was wir zu Fleisch und Blut machen. Was wir verinnerlicht haben und was in weiterer Folge von innen heraus wirkt. Diesbezüglich gehen Ost und West in vielerlei Hinsicht konform. Der Unterschied liegt in den verwendeten Begrifflichkeiten, der Gewichtung von Prävention und Selbstverantwortung, den therapeutischen Maßnahmen und dem zugrunde liegenden Menschenbild.
Über Spielregeln und den Menschen als Teil der Natur
Wie in vielen anderen ganzheitlichen Medizinsystemen wird der Mensch in der TCM als Teil der Natur gesehen: Es geht nicht darum, sich diese untertan zu machen, es geht darum, in einem harmonischen Gleichgewicht mit ihr zu leben. Das funktioniert, wenn sich auch die innere Natur in einem harmonischen Gleichgewicht befindet. Von beidem sind wir weit entfernt. Leben im urbanen Dschungel. Büroarbeit in vollklimatisierten Ameisentürmen. Unzählige Stunden vor dem Computer. Unzählige Stunden am Smartphone. Die meisten Grundbedürfnisse werden online gestillt. Online shoppen. Online daten. Online Sex haben. Online lesen. Online spielen. Online leben. In Zukunft wird uns Künstliche Intelligenz sogar das Denken abnehmen. Willkommen in der neuen Welt, willkommen in der virtuellen Realität, die uns immer mehr von unserem Körper und unserer direkten Umgebung entfremdet. Dazu Druck. Dazu Stress. Dazu Herausforderungen, denen wir nicht mehr gewachsen sind. Ob mentaler, emotionaler oder finanzieller Natur.
Und wann bist Du das letzte Mal barfuß in der Wiese gestanden? Wann hast Du Dich das letzte Mal so richtig geerdet gefühlt? Wann warst Du das letzte Mal freudvoll im Einklang mit Dir und Deiner Umgebung? Die generelle Tendenz: Wir verlieren uns. Wir spüren uns nicht mehr. Wir spüren uns nicht mehr als Teil der Natur, als Teil eines großen Ganzen. Wir blicken nicht mehr nach innen. Wir haben den Anschluss an unsere Seele verloren. Damit einhergehend haben wir die wichtigsten Spielregeln vergessen, um aktiv für Gesundheit, Glück und Zufriedenheit zu sorgen. Ohne Kenntnis dieser Spielregeln dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir im großen Spiel des Lebens Fehler machen oder Eigentore schießen. Oder zurück zum Start müssen. Einmal aussetzen müssen. Strafe zahlen müssen.
In der TCM geht man davon aus, dass es universelle Dynamiken und Gesetzmäßigkeiten gibt, nach denen sich alle lebendigen Prozesse entfalten. Diese Gesetzmäßigkeiten kann man vereinfacht als Spielregeln betrachten. Sie sollen uns weder einschränken noch einengen, im Gegenteil, sie sollen uns helfen, das Spiel zu verstehen und in weiterer Folge zu meistern. Das setzt ein Wissen der entsprechenden Regeln voraus. Die wichtigsten sind: Die Prinzipien von Yin und Yang sowie das System der Fünf Elemente, wobei das eine System auf dem anderen aufbaut und lediglich eine Erweiterung darstellt.
Die Fünf Wandlungsphasen
Die Grundlage dieser Prinzipien ist eine scharfsinnige Beobachtung der Natur sowie ein tiefes Verständnis von Zusammenhängen und Dynamiken. Ich lade Dich auf eine gedankliche Reise ein: Diese beginnt mit dem Frühling. Eine Form von Frühling gibt es überall auf der Welt, ob in Alaska oder den Tropen, wobei man dort von Trocken-, Übergangs- und Regenzeiten spricht. Trotzdem: Unter dem Begriff Frühling kann man eine ganz bestimmte Phase im Kreislauf des Jahres verstehen, in der das Leben nach einer vorangehenden Ruhe- und Regenerationsperiode in den Aktivitäts- und Entfaltungsmodus zurückkehrt. Es ist die Zeit, in der sich das intensivste Wachstum und der stärkste Bewegungsdrang zeigen. Eben noch war alles braun und leise. Plötzlich ist alles bunt und laut. Eben noch war alles trocken und verdorrt. Plötzlich ist alles saftig und frisch. Eben noch hat alles geschlafen. Plötzlich ist alles wach. Eben noch Stillstand. Jetzt Fortschritt. Fauna und Flora explodieren förmlich vor lauter Lebendigkeit und möchten im Prinzip nur eines: hoch hinaus, frisch gestärkt und voller Energie dem Licht entgegen.
Im Frühling findet eine ganz spezifische Dynamik statt: Die TCM spricht von einer besonders kraftvollen und intensiven Entfaltung des Lebens. Diese charakteristische Qualität von Entfaltung zeigt sich nicht nur bei Pflanzen oder Tieren, sie zeigt sich nicht nur zu einer bestimmten Jahreszeit, sie kann auch im Menschen beobachtet werden - weil der Mensch ein Teil der Natur ist und universelle Prozesse genauso durch und in ihm zum Ausdruck kommen. Die Frühlingsphase in unserem Leben ist die Kindheit und Kinder wollen ebenfalls nur eines: wachsen. Dabei sind sie so frisch und lebendig wie der Frühling selbst. So geschmeidig und flexibel wie die neugierigen, in die Welt hineinsprießenden Triebe der Bäume und genauso abwechslungsreich und turbulent wie das Wetter im April. Mal Sonne, mal Regen, mal Gewitter, mal Wind. Mal lachend, mal weinend, mal streitend, mal friedlich: ein kleiner Frühling auf zwei Beinen. Zwischen unserer frühesten Lebensphase und dem Frühling im Kreislauf der Jahreszeiten bestehen Analogien. Es gibt Muster mit artverwandten Kennzeichen. Diese Muster hat die TCM erfasst und geordnet. Mit dem System von Yin und Yang. Mit dem System der Fünf Elemente. In diesem entspricht der Frühling der Wandlungsphase Holz, die als Schirmbegriff alle Prozesse umfasst, die eben eine frühlingshafte Qualität aufweisen. Und Fußabdrücke der Wandlungsphase Holz können wir überall entdecken.
So erlebt jede Beziehung ihre Holz-Phase. Wir sprechen von der Phase der Verliebtheit, von den Schmetterlingen im Bauch, von dem Zeitraum des Kennenlernens, in dem alles neu und am Entstehen ist, in dem sich das Herz zu öffnen beginnt wie die ersten Knospen in der Frühlingssonne. Die Phase, in der die Liebe zu wachsen beginnt wie die bunten Blumen auf der Frühlingswiese. In der man nicht genug von der anderen Person bekommen kann und mit ihr so schnell wie möglich verwachsen möchte. Wir sprechen aber auch von dem Wechselbad der Gefühle, von der Sturm- und-Drang-Periode der beginnenden Zweisamkeit. Die meteorologischen Wechselwirkungen sind noch instabil, schwankend, wechselhaft. Eine emotionale Achterbahn. Hochdruck und Tiefdruck geben sich die Klinke in die Hand. Wie das Wetter im Frühling nun mal so ist.
Aber nicht nur jede Beziehung, sondern auch jeder Gedanke, jedes Projekt, jedes Vorhaben beinhaltet eine Holz-Phase, in der es um rasches Wachstum geht. Es gibt also in allen...
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