Schweitzer Fachinformationen
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Ich bin mit den Nerven am Ende. Keine Ahnung, warum, denn ich weiß, dass ich das Richtige tue, aber trotzdem bin ich ein Nervenbündel. Ich bin allein, es sind die ersten und wahrscheinlich auch letzten Minuten an diesem Tag, die ich für mich habe. Ich brauche diesen Moment der Stille, um über den großen Schritt nachzudenken, der vor mir liegt. Von jetzt an werden solche Augenblicke wahrscheinlich selten sein.
Heute heirate ich.
Heute ist der Tag, an dem ich mich für den Rest meines Lebens diesem Mann verspreche - nicht dass ich dafür ein Blatt Papier oder einen Ring aus Edelmetall am Finger bräuchte. Nein, er braucht es. Deshalb heirate ich diesen Mann nur zwei Wochen, nachdem er auf der Terrasse des Lusso vor mir auf die Knie sank. Und deshalb sitze ich jetzt im Morgenmantel auf einer Chaiselongue in einer Suite von The Manor - in dem Zimmer, wo Jesse mich vor wenigen Wochen bedrängte - und versuche, mich zu sammeln.
Ich heirate in The Manor.
Der größte Tag meines Lebens findet im edlen Sexschloss meines Lords statt. Ich bin nicht nur so nervös, weil ich die Braut bin. Meine Eltern, mein Bruder und andere Verwandte spazieren über das Gelände von Jesses angeblichem Landsitz, schauen sich um, erkunden alles. The Manor wurde zwei Tage für Mitglieder geschlossen, damit alles vorbereitet werden konnte. Das allein hat Jesse ein kleines Vermögen in Form von rückerstatteten Mitgliedsbeiträgen gekostet. Jetzt bin ich bei den männlichen Mitgliedern wahrscheinlich genauso unbeliebt wie bei den weiblichen. Alle werden mich hassen - die Frauen, weil ich ihnen ihren Lord vor der Nase weggeschnappt habe, und die Männer, weil sie wegen mir auf ihre sexuellen Eskapaden verzichten müssen.
Jesse hat dafür gesorgt, dass alle kreuzähnlichen Vorrichtungen und Gitter an den Wänden der Zimmer entfernt wurden, die Türen zum Gemeinschaftsraum sind verschlossen. Das macht es mir irgendwie aber auch nicht leichter.
Ich schaue an die Decke und lasse die Schultern kreisen, um die wachsende Anspannung zu vertreiben. Es funktioniert nicht. Ich richte mich auf, gehe hinüber zum Spiegel und betrachte mein Ebenbild. Trotz meines Unbehagens sehe ich frisch aus, leuchte regelrecht. Ich bin dezent geschminkt. Mein dunkles Haar ist auf Hochglanz gebürstet, die langen Locken wellen sich, werden nur von einem edelsteinbesetzten Haarkamm auf einer Seite locker nach hinten gesteckt. Jesse liebt mich mit offenen Haaren. Und er liebt mich in Spitze.
Ich drehe mich zu meinem Kleid an der Tür um und bewundere diesen Traum aus zarter Spitze - meterweise Stoff, in den unzählige winzige Perlen genäht sind. Zoe von Harrod's trumpfte mit dieser Robe auf. Das elfenbeinfarbene Gewebe umschmeichelt meine Hüften und Schenkel und ergießt sich zu einer großen Lache auf den Boden. Ich lächele. Es wird ihm den Atem verschlagen. Die schlichte Form mit den dünnen Trägern, dem tiefen Rückenausschnitt und der schmalen Taille wird meinen Lord auf die Knie zwingen.
Ich nehme mein Handy vom Nachttisch. Es ist zwölf Uhr. In nur einer Stunde werde ich Jesse im Sonnenzimmer gegenübertreten und mein Ehegelöbnis sprechen. Mein Magen krampft sich zusammen . schon wieder.
Ich lege den Morgenmantel ab und schlüpfe in meinen Slip, bevor ich in das elfenbeinfarbene Spitzenkorsett steige, es über den Bauch ziehe und meine Brüste in die Schalen schiebe. Nur knapp verbirgt der Stoff den runden blauen Fleck auf meinem Busen. Jesses Abzeichen.
Leise klopft es an der Tür. Die Zeit, die ich für mich hatte, ist abgelaufen. »Ja?«, rufe ich und schlüpfe schnell wieder in den Morgenmantel.
»Ava, Schätzchen, kann ich hereinkommen?« Es ist meine Mutter.
Ich öffne ihr. »Du musst sogar reinkommen, ich brauche nämlich deine Hilfe.«
Sie drängt sich ins Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Mum sieht umwerfend aus in einem schicken austernfarbenen Etuikleid aus Satin. Ihre schwingende Kurzhaarfrisur wird von einer Feder und einer perlenbesetzten Spange gehalten. »Tut mir leid, Schätzchen, ich habe Tante Angela noch schnell den Wellnessbereich gezeigt. Ich glaube, sie will Jesse fragen, ob sie Mitglied werden kann. Sie war hin und weg. Muss man Mitglied sein, um den Wellnessbereich und den Fitnessraum nutzen zu dürfen, oder sind die nur für Gäste?«
Ich ziehe den Kopf ein. »Nur für Gäste, Mum.«
»Ach, für deine Familie macht er bestimmt eine Ausnahme. Deine Großeltern hätten gedacht, sie wären im Buckingham Palast, Gott sei ihnen gnädig.« Sie zupft an meinem Haar herum, ich schiebe ihre Hände beiseite. »Hast du dich schon in die Unterwäsche gequetscht?« Ihre schokoladenbraunen Augen wandern über meinen Morgenmantel. »Wird langsam Zeit.«
Ich lege den Mantel wieder ab und werfe ihn aufs Bett. »Ja, du kannst das Korsett hinten zumachen.« Ich wende ihr den Rücken zu und nehme das Haar nach vorn. Nachdem Jesse meinen Rücken zwei Wochen lang eingecremt hat, sind alle Spuren des Auspeitschens verheilt. Die körperlichen Verletzungen sind verschwunden, aber die Bilder haben sich für immer in meinen Kopf gebrannt.
Mum beginnt, die Ösen zu schließen. »Was du für ein Glück hast, an so einem herrlichen Ort heiraten zu können!«
Ich bin froh, dass sie mein Gesicht nicht sehen kann, denn ich verziehe es vor Unbehagen. »Ich weiß.« Das Sonnenzimmer habe ich schon gesehen, und es ist wirklich wunderschön geworden - Tessa, unsere Hochzeitsplanerin, hat ihr Bestes gegeben. Einen Tag, nachdem ich Jesse versprochen hatte, ihn zu heiraten, stellte er mir Tessa vor. Ein kleiner Beweis dafür, dass mein unzumutbarer Zukünftiger sie bereits engagiert hatte, um unsere Hochzeit zu organisieren - eine Hochzeit, die wir eigentlich wie erwachsene Menschen gemeinsam besprechen wollten. Praktischerweise darf man in The Manor Hochzeiten abhalten. Meine Vorbereitung für die Hochzeit bestand lediglich darin, Zoe zu besuchen und mit ihr ein Kleid auszuwählen. Ich hatte keinen Stress mit der Planung, nur mit dem Veranstaltungsort.
»So.« Mum dreht mich um und streicht meine Haare über die Schulter zurück. Nachdenklich sieht sie mich an. »Schätzchen, darf deine Mutter dir einen kleinen Rat geben?«
»Nein«, antworte ich mit einem schwachen Lächeln.
Sie grinst und drückt mich auf das Fußende des Bettes. »Wenn du heiratest, wirst du für deinen Mann zum Mittelpunkt der Welt.« Sie lächelt liebevoll. »Lass ihm die Illusion, dass er das Sagen hat, dass du nicht ohne ihn leben kannst, aber lass dir niemals deine Unabhängigkeit oder deine Identität nehmen, Schätzchen.« Sie lacht leise. »Männer bilden sich gerne ein, sie hätten die Hosen an. Soll er das ruhig denken.«
Ich schüttele leicht den Kopf. »Mum, das ist nicht nötig.«
»Doch, ist es«, beharrt sie. »Männer sind komplizierte Wesen.«
Ich erröte, schnaube jedoch verächtlich. Sie hat ja keine Vorstellung, wie kompliziert mein männliches Wesen ist.
»Ava, ich sehe, dass Jesse dich liebt, und ich bewundere seine Offenheit, wenn es um seine Gefühle für dich geht, aber vergiss nicht, wer du bist. Lass dich nicht von ihm verbiegen, Schätzchen.«
»Er wird mich nicht verbiegen, Mum.« Nach Jesses Antrag wohnten meine Eltern zwei Tage bei uns, sodass sie vorgeführt bekamen, wie Jesse mit mir umgeht - von den Countdowns und den verschiedenen Strafficks mal abgesehen. Sie haben seine übertriebene Sorge, die ständigen Berührungen und seine Zärtlichkeiten live miterlebt. Ihre diskreten Beobachtungen sind mir nicht entgangen. Jesse bekam nichts davon mit. Nein, das stimmt nicht; es ist ihm einfach egal. Wann immer und wo immer.
Meine Mutter lächelt. »Er will für dich sorgen, und er zeigt allen, wie viel du ihm bedeutest. Es macht deinen Vater und mich sehr glücklich zu wissen, dass du einen Mann gefunden hast, der dich anbetet, einen Mann, der für dich durchs Feuer geht.«
»Ich bete ihn auch an«, sage ich leise. Bei Mums Worten bekomme ich einen Kloß im Hals, meine Stimme bebt. »Bring mich bitte nicht zum Weinen. Dann ist das Make-up im Eimer.«
Sie nimmt mein Gesicht in die Hände und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. »So, Schluss jetzt mit diesem gefühlsduseligen Kram. Tu bloß niemals etwas, das du nicht tun willst. Ich habe schon bemerkt, dass Jesse ziemlich überzeugend sein kann.« Ich muss lachen, meine Mutter fällt ein. Überzeugend? »Es ist so schade, dass seine Familie nicht dabei ist«, sagt sie.
Ich zucke leicht zusammen. »Ich habe doch schon gesagt, dass sie im Ausland lebt. Sie stehen sich nicht sehr nahe.« Den Grund dafür, dass Jesses Familie nicht dabei ist, habe ich nur grob umrissen.
»Das liebe Geld.« Sie seufzt. »Es zerstört mehr Familien als alles andere.«
»Das stimmt«, bestätige ich. Aber Sexschlösser und Playboy-Onkel schaffen das auch.
Es klopft erneut an der Tür, Mum lässt mich auf dem Bett sitzen, um selbst zu öffnen. »Das ist bestimmt Kate.«
»Ich bringe Getränke! Wow, Elizabeth, du siehst super aus!« Kates aufgeregte Stimme hallt durchs Zimmer, noch bevor sie an meiner Mutter vorbeistürmt und ihre fröhlichen blauen Augen auf mich richtet. »Bist du noch nicht angezogen?« Sie stellt ein Tablett auf der Kommode ab. Kate sieht umwerfend aus in einem elfenbeinfarbenen Satinkleid. Ihre langen roten Locken bilden ein Flammenmeer um ihr blasses Gesicht - meine einzige Brautjungfer hat genug Elan für zehn.
»Will ich gerade.« Ich stehe auf und rücke erneut meine Brüste in den Körbchen...
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