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Wir hatten 2007 das USC-Video mit Israel Arbeiter gefunden, das 1996 in Newton/Massachusetts (USA) aufgenommen wurde. Aus ihm ging hervor, dass er in Boston wohnte. Auf Anfrage antwortete das Deutsche Konsulat:
Israel Arbeiter an der Lore in Reusten
"Dear Mr. Roth,
Mr. Arbeiter has asked me to respond to your letter of December 3, 2007. He would be very pleased to be contact with you and your organization. He has a fantastic memory and could give you many details about his stay at Halifingen. ... He is the President of the Holocaust Survivors of the Greater Boston Area and has spoken to many Universities and Schools in the Boston Area about his experiences during the Holocaust. ...
His e-mail address is: * *_*i**arbeiter@yahoo.com*
Mit freundlichen Grüssen
Monika Dane, Deutsches Generalkonsulat Boston" Harald Roth schrieb ihm am 3.12.2006.
Im Sommer 2008 kam er auf Einladung von GV/FD mit einem seiner Enkel ins Gäu. Am Reustener Steinbruch erzählte er:
"Eindrücklich beschreibt er die körperlich harte Arbeit: Wie er mit dem Presslufthammer tiefe Löcher in die Felsen bohrte, in die der Sprengmeister Dynamit stopfte. In Loren mussten die Gefangenen die schweren Brocken zu einer Steinmühle schieben, die das Gestein zu Schotter und Sand zermalmte. Unwillkürlich muss der 83-Jährige während des Gesprächs lachen, aber niemand der Umstehenden lässt sich davon anstecken. ... Es ist ein abgründiges, ein unheimliches, ein dennoch befreiendes Lachen, als ihm die Episode einfällt, wie ihn einmal die voll beladene Lore an das Ufer des Wassers drängte und er sich mit seinem schwachen Körper vergeblich dagegenstemmte. ' Ich sah mich vor der Wahl, entweder mit der Lore ins eiskalte Wasser gedrückt zu werden und zu ertrinken oder aus Strafe erschossen zu werden.' Lange Zeit fur die Überlegung blieb nicht, dann kippten die Steine ins Wasser. Eine angsterfüllte Weile verging, und es passierte nichts, die befurchtete Strafe blieb aus. ' Jetzt kann ich darüber lachen, wenn ich mir diese Situation vorstelle. Damals war das natürlich nicht lustig/ Der feine Faden, an dem das Schicksal hing, hatte nochmals standgehalten. ' Wir kämpften jeden Tag ums Überleben, von morgens bis abends.' "8
2010 hielt er bei der Eröffnung der Gedenkstätte eine vielbeachtete Rede. Und er war bei der Einweihung der Gedenktafel mit Lore am Reustener Steinbruch dabei. Auf der Tafel steht:
Täglich mussten 15 bis 20 KZ-Häftlinge des Lagers Hailfingen/Tailfingen hier Steine brechen und mit Kipploren zu dem Schotterwerk bringen, das etwa 50 m von hier in unmittelbarer Nähe des Sees stand. Israel Arbeiter war eines Tages mit einer solchen voll beladenen Lore auf dem Weg dorthin, als eine falsch gestellte Weiche die Lore Richtung See lenkte. Da er zu schwach war sie aufzuhalten, stürzte die Lore in den See, wo sie noch heute liegt. Israel Arbeiter erwartete dafur wegen Sabotage erschossen zu werden, doch er überlebte und erzählte diese Geschichte während seines Besuchs nach 63 Jahren an diesem fur ihn schicksalhaften Ort.
Der amerikanische Regisseur Tim Gray (World War II Foundation) hat im Frühjahr 2012 einen Film mit Israel Arbeiter gedreht: A Promise to My Father. Ein Teil der Filmaufnahmen fand im Gäu statt, und der Gedenkstättenverein war als "Berater" beteiligt. Uraufgeführt wurde der Film am 27.1.2013 in Boston. Zur "Deutschland-Premiere" im Kino im Waldhorn Rottenburg kam Israel Arbeiter im Oktober 2013 erneut ins Gäu, wieder mit Jon d'Allessandro.
"Israel Arbeiter hat nichts vergessen. Nicht die Demütigungen und Schmerzen, aber auch nicht die Wohltaten weniger. Er erwähnt den Lastwagenfahrer Wilhelm Sautter, der den Schotter wegbrachte und nach einiger Zeit auf seiner abendlich letzten Fuhre auch die Steinbruch-Malocher mitbeförderte.
'Der war ein guter Mann!' Oder die Bauersleute Roth, die unweit des Steinbruchs im ersten Haus am Ortseingang wohnten. Am Dienstag, beim Rückweg, schaut er sich dieses Anwesen wieder an, zeigt die Stelle, wo er oder seine Kameraden immer mal wieder ein Stück Brot oder eine Kartoffel fanden, die absichtlich dort platziert waren. "Wunderbare Leute', sagt er. ...
Am Donnerstag 11.7.2008 um 20 Uhr fand im evangelischen Gemeindehaus Reusten eine öffentliche Veranstaltung mit Israel Arbeiter statt."9
Ein Erlebnis bleibt in meinem Gedächtnis: 2008 war fuhr ich ihn nach Reusten. Er wollte zum Metzger Egeler und kaufte dann 200 g (unkoschere!) Gerauchte Schinkenwurst, geschnitten. Im Auto sitzend und fahrend aßen wir das schmunzelnd mit großem Appetit.
Am 29. Oktober 2021 ist Israel Arbeiter in einem Pflegeheim bei Boston gestorben.
Im Mai 2008 wohnte Sam Baron in Lyndhurst/Ohio, wo ihn Nancy Lefenfeld fur uns ausfindig machte. Im Mai 2008 schrieben wir ihm einen Brief - seine Adresse in Lyndhurst/Ohio hatten wir im US-Telefonbuch gefunden. Es kam keine Antwort. Nancy Lefenfeld erklärte ihm, wer wir sind und dass sein Vater in Tailfingen begraben liegt, stellte schließlich den Kontakt fur uns her und schrieb:
"Sam sounds like a very, very nice man. He was happy to talk with me, and he is very interested in communicating with you about the Hailfingen subcamp. He and his father were both in the camp. Sam was only 14 years old at the time. His father died in the camp and his body was, apparently, thrown into a mass grave near the airport.
He would like to ask you the following two questions:
1. What happened to the people who bodies were thrown into the mass grave? Have they been buried somewhere? Where? What authority or agency took care of doing this?
2. What happened to the Jewish kapo 11 who was in charge of the camp, i.e. working beneath the German overseer? He was, apparently, supposed to have been sent to jail."
Der Sohn Eric schrieb im Juni 2008 im Auftrag seines Vaters, nachdem unser Gedenkbuch12 angekommen war:
"Our heart felt thanks for sending us the book and dvd. It is an incredible, unexpected ride through a horrible past but the good work you and your associates have done have made one old man happy, in a bittersweet way."
Im Juli 2008: "I would like to thank you for the tremendous effort you have made to uncover the buried and almost forgotten history of this period of time which has answered the question burning for over 60 yrs. as to the whereabouts of my grandfather's remains, a question which has consumed my father who has yearned for closure to this sad affair. You have no idea how important this discovery is to our family. We have no pictures or family records of any kind.... I have no idea what my grandparents and uncles and aunt even looked like. But now, thanks to you, we have not only a location of his remains, but a picture to prove that indeed there is a resting place for our family to visit and say a prayer for the dead. ...We thank you from the bottom of our hearts!"
Sam Baron war sehr krank, aber er wollte unbedingt zur Einweihung der Gedenkstätte kommen, und der Gedanke daran hielt ihn aufrecht. Mit seiner Frau Tova, die 1945 ebenfalls in Bergen-Belsen befreit worden war, und seinem Sohn Eric erlebte er die Einweihungsfeierlichkeiten und die Begegnung mit drei seiner Mithäftlinge nach 65 Jahren. Sam Baron selbst war tief bewegt von seinem Besuch im Gäu. Im Gästebuch des Dokumentationszentrums hinterließ er einen Eintrag, in dem er Mall und Roth nicht nur fur deren Engagement dankte, sondern auch von einem Lebenstraum sprach, der in Erfüllung ging. "Jetzt ist es endlich wahr geworden. Ich hatte die Chance, das Grab meines Vaters zu sehen, zu beten und ... die Worte zu sprechen, die er verdiente." Bei diesem Besuch war Baron auch bei einer Trauerfeier der evangelischen Kirchengemeinde auf dem Tailfinger Friedhof dabei - jenem Ort, an dem sein Vater die letzte Ruhe gefunden hatte. Ein Jahr später, im Mai 2011, stimmte der Gäufeldener Gemeinderat zu, einen weiteren Gedenkstein auf Initiative Barons an dem Gruppengrab aufzustellen. Zu dessen Aufstellung kam Sam Baron im Juli 2011 ein letztes Mal nach Tailfingen. Eric Baron erzählte bei diesem Besuch, dass die Familie, nachdem sie Ende 2005 von der Exhumierung des Massengrabes in Echterdingen erfahren hatte, der US-Army einen Suchauftrag gegeben hatte, der aber ohne Resultat blieb. Erst der Anruf von Nan Lefenfeld habe dann Gewissheit gebracht.
Sam Baron starb am 27. Mai 2015. Sein Sohn Eric sagte bei seinem Besuch 2024:
"Kurz bevor mein Vater starb, da fragte er nicht etwa nach seinen Freunden, nein, er fragte, ob ich etwas von Volker Mall und Harald Roth gehört habe." Beide hätten ihm das "größte Geschenk fur einen alten Mann" bereitet, indem sie ihn "mit dem Geist und den Überresten des Vaters wieder zusammengebracht hätten".
Adam Billauer wurde am 30.4.1945 durch die Amerikaner in Staltach befreit und ging 1946 illegal nach Israel. Zusammen mit seinem Vater und seiner zweiten Frau lebte er in Tel Aviv. Marga Griesbach sah in "Spuren von Auschwitz ins Gäu"14 seinen Namen und erinnerte sich an ihn und seinen Bruder...
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