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Venedig, das mit seinen Schiffen einst das östliche Mittelmeer und mit seinen Banken die Finanzwelt beherrschte, zählt seit dem frühen 20. Jahrhundert zu Europas beliebtesten Touristenzielen. Mehr als 20 Millionen Menschen statten der Lagunenstadt alljährlich einen Besuch ab.
Der venezianische Doge - der Name leitet sich, wie das italienische »duce« im 20. Jahrhundert, vom lateinischen »dux« für einen Anführer oder Befehlshaber her - ist das Staatsoberhaupt der venezianischen Republik. Der erste, Paoluccio Anafesto, wird 697 noch von Byzanz ernannt, dem Venedig damals untersteht. Unter den 119 Dogen, die auf ihn bis zur Absetzung von Ludovico Manin am 12. Mai 1797 durch Napoleon folgen, sind die Namen der bedeutendsten Patrizierfamilien zu finden, deren prachtvolle Paläste bis heute im Stadtbild zu bewundern sind: die Contarini und die Tiepolo, die Cornaro, Venier, Mocenigo und Foscari und viele andere. Das Wahlsystem ist von Beginn an sehr ausgeklügelt, um Machtmanipulationen zu vermeiden. Vom 14. Jahrhundert an bekommt der Doge zur Krönung den corno ducale aufgesetzt, eine steife Kappe aus Brokat mit einer hornartigen Spitze.
Der 31. Januar 828 ist ein großer Tag für Venedig: Zwei Kaufleute, Buono aus Malamocco und Rustico aus Torcello, bringen den Leichnam des Evangelisten Markus in die Lagunenstadt, wo er in Anwesenheit der höchsten Würdenträger aufgenommen und fürs Erste in einer kleinen Kapelle untergebracht wird, wahrscheinlich dort, wo sich heute der Markusschatz befindet. Buono und Rustico haben allerlei Gefahren und Hindernisse überwinden müssen, um in den Besitz dieser kostbaren Reliquie zu kommen, die bis dahin im ägyptischen Alexandria aufbewahrt wurde. Sie haben sie mit duftenden Kräutern bedeckt und unter Schweinsleder versteckt, um die Sarazenen zu täuschen, und unterwegs schwere Stürme auf dem Meer überstanden. Weniger glücklich über die Ankunft der Apostelgebeine dürfte der hl. Theodor gewesen sein, der - vormals der alleinige Schutzpatron der Stadt - jetzt vom hl. Markus eindeutig in den Schatten gestellt wird.
Nach 30-jähriger Bauzeit wird die nach dem Vorbild der Apostelkirche in Konstantinopel neu errichtete, aber noch nicht marmor- und mosaikreiche Markuskirche eingeweiht. Illustrer Teilnehmer ist - was historisch allerdings nicht belegt ist - der Salierkaiser Heinrich IV., der als »Canossagänger« in die Geschichte eingegangen ist. Er soll während seines Aufenthalts in Venedig auch die Tochter des regierenden Dogen Vitale Falier über das Taufbecken gehalten haben. Gerade noch rechtzeitig zur Weihe waren die Gebeine des hl. Markus wieder ans Tageslicht gekommen: Um sie vor Diebstahl zu schützen, waren sie während der Bauarbeiten in einen Kirchenpfeiler eingemauert gewesen, dann aber vergessen worden. Die prächtigen Feste, die bei dieser Gelegenheit über die Bühne gehen, werden als Vorläufer des späteren Karnevals angesehen.
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Ohne den Kreuzzug von 1202-1204 wäre Venedig heute ärmer an Kunstschätzen. Vor ihrem Aufbruch holten sich die Kreuzfahrer in der Markuskirche Beistand.
Venedig stellt für die Beteiligung am Vierten Kreuzzug 200 Schiffe zur Verfügung. Eigentlich sollen die Kreuzfahrer Ägypten erobern, nehmen dann aber Kurs auf Konstantinopel. Die Venezianer stehen unter dem Befehl ihres 95-jährigen, fast blinden Dogen Enrico Dandolo. Der Doge stirbt 1205 in Konstantinopel und wird in der Hagia Sophia beigesetzt, aber seine Truppen schicken reiche Kriegsbeute in die Heimat, darunter vier vergoldete Bronze- und Kupferpferde aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. Sie haben schon eine Reise von Rom nach Konstantinopel hinter sich, kommen nun in Venedig anfangs vors Arsenale, bevor sie ihren Platz an der Fassade des Markusdoms finden. Napoleon lässt sie 1798 nach Paris bringen, aber nach dem Wiener Kongress 1815 landen sie wieder in der Lagunenstadt. An der venezianischen Kirchenfassade werden sie später wegen Umweltverschmutzung durch Kopien ersetzt.
Am 19. März diesen Jahres haben die Franziskanerpatres der Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari allen Grund zum Feiern. Die »Mariä Himmelfahrt« von Tizian (um 1490-1576), auch als »Assunta« bekannt, wird am Hochaltar angebracht: ein monumentales Werk, das die Kirchenbesucher mit der leuchtend rot gekleideten, auf einer Engelswolke schwebenden Maria bis heute in seinen Bann zieht. Zwei Jahre sind seit Auftragsvergabe vergangen, aber die Wartezeit hat sich gelohnt: Die Patres bringen das mit 6,9 mal 3,6 Metern größte Altarbild Venedigs und das größte Gemälde, das Tizian je geschaffen hat, in ihren Besitz. Der aus dem Cadore in den Dolomiten stammende Tizian, der sehr jung in die Lagunenstadt kam, wird tonangebender Künstler der venezianischen Malerei. In der Frari-Kirche befinden sich auch Tizians »Madonna der Familie Pesaro« sowie sein Grab.
Im Sommer 1575 bricht in Venedig, das damals rund 175.000 Einwohner hat, eine verheerende Pestepidemie aus, die an die 50.000 Opfer fordert. Nicht nur die Kirchenvertreter, sondern sogar der Senat fleht Gott um Hilfe an und gelobt den Bau einer Kirche, zu der im Mai 1577 der Grundstein gelegt wird. Am 20. Juli ist die Pest besiegt, und auf der Giudecca-Insel entsteht die von Andrea Palladio entworfene Redentore-Kirche.
Die Geschichte wiederholt sich mehrere Jahrzehnte später, als 1630 eine noch folgenschwerere Pest in Venedig um sich greift, die ein Drittel der Bevölkerung dahinrafft. Wieder leistet der Senat ein Gelübde und verspricht einen Kirchenbau, diesmal wird Baldassare Longhena mit dem Bau der Kirche Santa Maria della Salute beauftragt. Diese beiden »Pestkirchen« stehen bis heute im Mittelpunkt von Volksfesten, die im Juli bzw. im November stattfinden.
Im Mai landen 4000 französische Soldaten in Venedig, auf dem Markusplatz wird, trotz des Widerstands eines Teils der Einheimischen, der »Freiheitsbaum« aufgestellt. Der Senat tritt zu seiner letzten Sitzung zusammen, und Ludovico Manin, der letzte Doge, hält seine Abschiedsrede auf Venezianisch (das jahrhundertelang Amtssprache war). Es ist der Tod der »Serenissima«, der glorreichen Seerepublik. Venedig kommt einige Monate später an Österreich, aber 1805 wieder an Napoleon, der bald darauf mit der »Modernisierung« der Stadt beginnt. Zwischen 1808 und 1812 lässt er im Osten der Stadt einen Sumpf trockenlegen, zugleich aber mehrere Kirchen und Klöster und ein Seminar abreißen, um Platz für Grünanlagen zu schaffen, die den Kern der heutigen Biennale-Gärten bilden.
Österreich, zu dem Venedig seit 1814 gehört, plant schon seit längerer Zeit, die beiden Hauptstädte des Königreichs Lombardo-Venetien - Mailand und Venedig - durch eine Bahn miteinander zu verbinden. Der Grundstein zur Brücke wird am 25. April 1841 gelegt, 1000 Arbeiter sind hier täglich beschäftigt, 46 Boote bringen unentwegt Holz aus dem Gebirge, 14 Frachtschiffe schaffen Marmor aus Istrien heran. Nach fünf Jahren ist das Werk vollendet, am 4. Januar 1846 schlägt das Ende Venedigs als Inselstadt: Der erste Zug überquert die 3,2 Kilometer lange Eisenbahnbrücke (die damals längste Brücke der Welt). Am 11. Januar erfolgt in Anwesenheit des österreichischen Erzherzogs Ferdinand die offizielle Einweihung dieser Brücke, mit der auch für Venedig die Moderne beginnt. Erst im Jahr 1933 wird neben der Bahnbrücke auch eine Autoverbindung durch die Lagune angelegt.
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Die Illustration auf dem Cover des Satiremagazins »Pasquino« 1895 zur ersten Biennale zeigt eine »Dogaressa«, eine Dogengattin, die ihre Gondel zu den Giardini steuert.
Schon die erste, am 30. April in Anwesenheit des italienischen Königspaars eröffnete »Internationale Kunstausstellung der Stadt Venedig« ist mit 224.000 Besuchern ein unglaublicher Erfolg. Die Premiere beginnt allerdings mit einem Skandal um ein Bild von Giacomo Grosso, und es folgen weitere Provokationen: vom Ärgernis um ein 1905 entferntes Bild von Pablo Picasso, damit es mit seiner Neuartigkeit die Öffentlichkeit nicht schockiere, bis zur jüngeren Zeit, als ein Behinderter, blau bemalte Schafe und ein Sodomieakt »ausgestellt« wurden. Die Kirche verbietet Priestern und Gläubigen mehrmals den Besuch der allzu gewagten Kunstschau, doch im Jahr 2013 beteiligt sich schließlich sogar der Vatikan mit einem eigenen Pavillon an der venezianischen Kunstschau. Die namhaftesten Künstler der Moderne geben sich auf der Biennale ein Stelldichein, die Länderpavillons gelten als Spiegelbild der Architektur des aktuellen Jahrhunderts, und die Ausstellung ist bis heute ein »Thermometer« avantgardistischer Kunsttendenzen.
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Mensch und Tier lassen sich in Venedig von Hochwasser nicht so schnell aus der Ruhe bringen, doch der Höchststand von 1966 sollte zu einem Umdenken führen.
Am 4. November gehen schreckenerregende Bilder um die Welt: Ganz Venedig steht - wie auch andere ober- und mittelitalienische Städte - komplett unter Wasser. An der Punta della...
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