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Unsere Jahreslosung formuliert sehr einfach: »Jesus Christus spricht«, und dann folgt Johannes 6,37 (EÜ): »Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.« Die ersten Worte, »Jesus Christus spricht«, sind schlichtweg von Vers 35 zu Vers 37 hinübergezogen worden.
Wer ist Jesus Christus? Was weiß man von ihm? Es sind ganz grundlegende Fragen, in die uns die Jahreslosung 2022 hineinführt.
Auch wenn es keine Evangelien gäbe, kein Neues Testament, keine alte christliche Überlieferung, wüsste man dennoch, dass Jesus gelebt hat. Mehr noch: dass er eine bedeutende Gestalt der menschlichen Geschichte war.
Das zeigt schon ein Blick in die römische Geschichtsschreibung. Dort, wo der berühmte römische Geschichtsschreiber Tacitus den Brand von Rom im Jahre 64 nach Christus behandelt, erwähnt er auch die Maßnahmen, die der damalige römische Kaiser Nero traf, um die Schuld von sich abzuwälzen:
Nero gab denen, die wegen ihrer Schandtaten verhasst das Volk Christen nannte, die Schuld, und belegte sie mit den ausgesuchtesten Strafen. Der, von welchem dieser Name ausgegangen, Christus, war unter der Regierung des Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden. Der für den Augenblick unterdrückte verderbliche Aberglaube brach nicht nur in Judäa, dem Vaterlande dieses Unwesens, sondern auch in Rom . wieder aus.3
Tacitus, der etwa von 55 bis 120 nach Christus lebte, nahm diese Sätze in seine Annalen auf und hinterließ uns damit einige interessante Nachrichten über Jesus Christus.
1. Jesus wurde am Ende seines Auftretens hingerichtet, starb also keinen normalen, friedlichen Tod.
2. Diese Hinrichtung geschah unter dem Kaiser Tiberius, der 14-37 nach Christus regierte, und der Statthalterschaft des Prokurators Pontius Pilatus, die von 26-36 nach Christus währte. Demnach bleiben für die zeitliche Ansetzung des Kreuzestodes Jesu nur die Jahre 26-36.
3. Die Hinrichtung fand in dem von den Römern verwalteten Judäa statt.
4. Die Hinrichtung war die Folge eines römischen Strafprozesses.
5. Jesus wurde weder als politischer Aufrührer noch als Revolutionär noch als krimineller Straftäter hingerichtet, sondern als Urheber eines »verderblichen Aberglaubens«, das heißt als Haupt einer religiösen jüdischen Bewegung.
6. Seine Anhänger nannten sich »Christen«, abgeleitet von »Christus«, wie auch Jesus selber sich nannte.
Man kann nur staunen, dass ein solcher »Aberglaube« sogar in der Hauptstadt Rom 30 Jahre lang geduldet wurde, nämlich bis zum Stadtbrand im Jahre 64 nach Christus!
An einer Stelle verstärkt ein anderer römischer Geschichtsschreiber, nämlich Sueton (70-146 n. Chr.), die Angaben des Tacitus. In seinen Biographien »De viris illustribus« erwähnt er, dass es um 49/50 nach Christus in der Judenschaft Roms zu schweren Kämpfen kam, und zwar wegen der Christusfrage. Das heutige Stadtviertel Trastevere muss damals ein Pulverfass gewesen sein. Der amtierende Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) sah keinen anderen Ausweg mehr, als eine Anzahl Juden aus Rom zu vertreiben. Damals kamen nach Apostelgeschichte 18,2 Aquila und Priszilla nach Korinth. Die Stelle bei Sueton lautet: »Judaeos impulsore Chresto assidue tumultantes Roma expulit«,4 auf Deutsch: »Er vertrieb die Juden aus Rom, weil sie beständig Unruhen verursachten. Der Auslöser dieser Unruhen war Chrestus« (womit Christus gemeint ist).
Eine andere wichtige Geschichtsquelle ist der jüdische Talmud. Weil er nicht leicht zu lesen und in manchen Punkten auch nicht leicht zu entschlüsseln ist, wurde er lange unterschätzt. Notieren wir einige wichtige Stellen: Im babylonischen Traktat Sanhedrin wird gelehrt, dass man Jesus am Vorabend des Passafestes, das ist am Freitagnachmittag, gehängt habe, und zwar deshalb, weil er Zauberei getrieben und Israel verführt habe.5 Hier wird die Verantwortung für die Hinrichtung Jesu von den jüdischen Stellen übernommen. Weitere Nachrichten, vor allem in den babylonischen Traktaten Schabbat und Sanhedrin, sind: Josef sei keinesfalls sein leiblicher Vater, Jesus sei in Ägypten gewesen und aus Ägypten ins Israelland zurückgekehrt, Jesus habe Wunder getan, die römische Regierung sei Jesus nahegestanden. An vielen Punkten unterstützt also der Talmud die Berichte der Evangelien. Besonders wichtig ist ein Ausspruch des berühmten Rabbi Jochanan ben Zakkai, eines Zeitgenossen von Paulus, über Jesus: »Anfangs war er Prophet, nachher wurde er Zauberer.«6
Noch ins 1. Jahrhundert nach Christus zurück führt uns ein Bericht des jüdischen Schriftstellers Josephus, der etwa von 37/38 bis 100 nach Christus lebte. In seinen »Jüdischen Altertümern«, die er in den Neunzigerjahren des ersten Jahrhunderts vollendete, findet sich auch ein kurzer Abschnitt über Jesus.7 Aber wir können nicht mehr sagen, ob nicht ein späterer christlicher Herausgeber darin Veränderungen vornahm. Nur so viel steht offenbar fest: Josephus hielt es für wichtig und wertvoll, im Rahmen seiner jüdischen Geschichte auch Jesus zu erwähnen.
Wie begegnete Mohammed Jesus? Mohammed standen drei Geschichtsquellen zur Verfügung.
1. Das Neue Testament. Wie weit er es, zum Beispiel in syrischer Übersetzung, benutzte, wissen wir nicht mit Sicherheit.
2. Die zum Teil mündlichen und außerbiblischen Überlieferungen der arabischen Christen. Man darf nicht vergessen, dass zu Mohammeds Zeiten noch ein Drittel Arabiens christlich war.
3. Seine persönlichen Verbindungen zu einzelnen Christen in Arabien, die einflussreicher waren als zum Teil angenommen. Jedenfalls ist Jesus nach Mohammed die zweitwichtigste Figur im Koran.
Was sagt der Koran über Jesus? Wir nennen hier nur einige Punkte:
1. Jesus wurde von der Jungfrau Maria geboren.
2. Jesus tat wirklich Wunder.
3. Jesus lebte in Israel und erlebte dort den Widerstand jüdischer Autoritäten.
4. Jesus war ein normaler Mensch und kein Gottessohn.
5. Mit äußerster Schärfe leugnet es schließlich der Koran, dass Jesus am Kreuz für uns gestorben sei: »Sie haben ihn aber nicht getötet und nicht gekreuzigt, sondern einen anderen, der ihm ähnlich war« (Sure 4,158).
Halten wir noch einmal fest: Selbst wenn es keine Evangelien gäbe und kein Neues Testament, wüssten wir dennoch, dass Jesus gelebt hat und dass er eine bedeutende Gestalt der Geschichte war.
»Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.« Apostelgeschichte 4,12
Das Geburtsjahr lässt sich über einen so langen Zeitraum hinweg noch erstaunlich genau erfassen. Eine große Hilfe ist dabei, dass wir über den Landesherrn, unter dem Jesus geboren wurde, relativ gut Bescheid wissen. Das war Herodes der Große, der von den Römern im Jahre 40 vor Christus als König der Juden eingesetzt wurde, und der im Jahre 4 vor Christus starb. Er ist der Schuldige am Kindermord von Bethlehem (Matthäus 2,16-18). Da Herodes eine zweijährige »Unschärfe-Frist« einkalkulierte, könnte Jesus eventuell schon 7 vor Christus geboren sein. Vorsichtshalber rechnet man mit der Zeitspanne 7 bis 5 vor Christus, innerhalb der Jesus geboren wurde. Zu demselben Ergebnis kommt man, wenn man vom »Stern von Bethlehem« ausgeht. Unser schwäbischer Landsmann Johannes Kepler machte 1604 erstmals den Vorschlag, den »Stern«, dem die Magier aus dem Osten folgten, mit Saturn und Jupiter zu verbinden, die im Jahre 7 vor Christus dreimal eng zusammen beim Sternbild der Fische gesehen wurden. Jupiter stand für einen König, Saturn für die Juden, die Sternkombination bedeutete also »König der Juden«. So lautete eigenartigerweise auch die Inschrifttafel auf dem Kreuz Jesu (Johannes 19,19).
Geboren wurde Jesus, wie vom Propheten Micha geweissagt, in Bethlehem (Micha 5,1; Matthäus 2,1; Lukas 2,4-7). Dadurch, dass Josef, der Mann der Maria, das Kind wie sein eigenes annahm, also zum juristisch verantwortlichen Vater wurde, wurde Jesus selbst ein Teil der davidischen Familie. Mit Recht wird er »Davids Sohn« genannt.
Das hatte tiefgreifende Folgen für sein Aufwachsen und seine Erziehung. Zunächst einmal herrschte in seiner Familie eine echte, tiefgehende Frömmigkeit. Nach den Vorschriften des Alten Testaments galt Josef als ein wahrhaftig »Gerechter« (Matthäus 1,19). Man hielt sich zum Beispiel an die Opfervorschriften (Lukas 2,22-24) und besuchte zusammen mit andern Festpilgern regelmäßig die Wallfahrtsfeste in Jerusalem. Als Jesus mit zwölf Jahren religionsmündig wurde, konnte er schon mit den Jerusalemer Schriftgelehrten tiefgründige Auslegungsfragen diskutieren (Lukas 2,41-49). Es war selbstverständlich, dass er die Synagoge und die Schule in seinem Heimatort besuchte. Das bedeutete: Er lernte nicht nur die Schriften des Alten Testaments kennen, sondern auch die Sprache, in der sie geschrieben waren, nämlich das Hebräische. So waren ihm sprachlich schon früh Aramäisch (die Heimatsprache in Galiläa) und Hebräisch vertraut. Das ist jedoch nicht alles. Vielmehr kann man mit guten Gründen vermuten, dass Jesus von seiner Familie auch...
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