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Eine Buchhandlung mitten in Paris. Für die junge Amerikanerin Sylvia Beach ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Dass sie mit »Shakespeare & Company« in die Geschichte der Weltliteratur eingehen wird, ahnt sie bei der Eröffnung 1919 nicht. Schon bald wird »Shakespeare & Company« zum literarischen Treffpunkt in Paris: Hemingway, Gide, Valéry und Gertrude Stein gehen hier ein und aus - und nicht zuletzt James Joyce. Als nach Abdruck einzelner Episoden die vollständige Publikation seines umstrittenen Romans Ulysses verboten wird, ist es die unerschrockene Sylvia Beach, die ihn gegen alle Widerstände veröffentlicht - und damit ihre ganze Existenz aufs Spiel setzt.
Doch in der gleichgesinnten französischen Buchhändlerin Adrienne Monnier findet Sylvia Beach nicht nur eine wagemutige Mitstreiterin, sondern auch die Liebe ihres Lebens.
Ein Roman über zwei starke Frauen, das »gefährlichste Buch des Jahrhunderts« und eine Liebe im Paris der zwanziger Jahre.
Paris war einfach die Stadt.
Sylvia hatte schon fünfzehn Jahre lang versucht, wieder dorthin zu kommen, seit sie mit ihrer Familie dort gelebt hatte. Ihr Vater, Sylvester Beach, war damals Pastor der amerikanischen Kirche im Quartier Latin gewesen und sie ein romantisches junges Mädchen, das Balzac und Cassoulet liebte. Woran sie sich am deutlichsten erinnerte und was sie im Herzen getragen hatte, als ihre Familie in die Vereinigten Staaten zurückkehren musste, war das Gefühl, dass die französische Hauptstadt heller war als alle anderen Städte, die sie kannte oder je kennenlernen würde. Und das lag nicht nur an den flackernden Gaslaternen, die die Straßen nach Einbruch der Dunkelheit erleuchteten, oder an dem schimmernden, fast weißen Stein, aus dem ein großer Teil der Stadt erbaut war - es war das funkelnde, überschäumende Leben in jedem Wasserspiel, jedem Studententreffen, jedem Puppentheater im Jardin du Luxembourg und jeder Oper im Théâtre de l'Odéon. Auch ihre Mutter sprühte vor Lebendigkeit, las Bücher, lud Professoren, Politiker und Schauspieler ein und servierte ihnen üppige Mahle im Schein der Kerzen, während angeregt über Bücher und Geschehnisse in der Welt diskutiert wurde. Eleanor Beach sagte ihren drei Töchtern - Cyprian, Sylvia und Holly -, dass sie an einem wunderbaren, außergewöhnlichen Ort wohnten, der ihr Leben für immer verändern würde.
Nichts hatte da herangereicht, weder das Plakatebasteln, Telefonieren und Von-Haus-zu-Haus-Gehen für die National Woman's Party in New York zusammen mit ihren Schwestern und ihrer Mutter noch die Reisen allein kreuz und quer durch Europa, bei denen sie die Kirchtürme und Kopfsteinpflaster vieler anderer Städte bestaunt hatte, noch der lang ersehnte erste Kuss von ihrer Klassenkameradin Gemma Bradford oder das Lob ihrer Lieblingslehrerinnen.
Doch nun war sie wieder hier und lebte sogar in der Stadt, die ihre Seele gefangen genommen hatte.
Sylvia verließ die Zimmer im unfassbar schönen, wenn auch halb verfallenen Palais Royal, die sie sich mit ihrer Schwester Cyprian teilte, ging hinunter zur Pont Neuf und überquerte die Seine. Der Wind, der vom Fluss heraufwehte, zerzauste ihre kurzen Locken und drohte ihre Zigarette auszupusten. Mitten auf der Brücke blieb sie stehen, um Notre-Dame zu betrachten, mit ihren symmetrischen gotischen Türmen, die neben dem großen Rosettenfenster aufragten, und den so zierlich wirkenden Bögen, die dennoch seit Jahrhunderten die mächtigen Mauern stützten.
Bald darauf wanderte sie durch die schmalen Straßen des Quartier Latin, die ihr noch von früher vertraut waren. Dabei verlief sie sich ein wenig, aber das war nicht weiter schlimm, denn so bekam sie Gelegenheit, die Église de Saint-Germain-des-Prés zu bewundern und eine hübsche Studentin, die an einem der Tische vor dem Les Deux Magots einen Café Crème trank, nach dem Weg zu fragen. Schließlich blieb sie vor dem Haus Rue de l'Odéon 7 stehen, der Buchhandlung von A. Monnier.
Die Fassade des kleinen Ladens von Madame - ou peut-être mademoiselle? - Monnier war in einem angenehmen hellen Grau gestrichen, und über den großen Schaufenstern zog sich in einem dunkleren Ton der Schriftzug mit dem Namen der Inhaberin. Als Sylvia die Tür öffnete, bimmelte fröhlich ein Glöckchen. Zwischen den deckenhohen, dicht mit Büchern gefüllten Regalen standen mehrere Kunden; sie stöberten und lasen, aber da niemand etwas sagte, war es so still wie in einer leeren Kirche. Von plötzlicher Scheu erfasst, was den Anlass ihres Kommens anging, blickte Sylvia sich um und verschob ihre Frage auf später.
Sie war froh über diese Entscheidung, denn sie entdeckte ein paar schöne Ausgaben ihrer französischen Lieblingsromane und las fast eine ganze Kurzgeschichte in der neuesten Ausgabe von Vers et Prose. Während sie das tat, erwachte die Buchhandlung um sie herum zum Leben. Kunden tätigten Käufe, die die Kasse zum Klingeln brachten, und gesprächigere Paare kamen herein und vertrieben die Stille.
Sylvia nahm das Buch, das sie hatte kaufen wollen, und die Zeitschrift, in der sie gelesen hatte, und ging damit zu der großen Registrierkasse aus Messing, hinter der eine junge Frau, ungefähr in ihrem Alter, stand und sie mit schmalen Lippen anlächelte. Mit ihren mittelmeerblauen Augen, der hellen Haut und dem rabenschwarzen Haar war sie so bemerkenswert, dass man sie einfach ansehen musste. Im Geist hörte Sylvia, wie Cyprian die Kleidung der Frau als altmodisch kritisierte - der bodenlange Rock und die bis zum Kinn zugeknöpfte Bluse bildeten einen allzu strengen Schutzschild für den sinnlichen Körper darunter -, aber ihr gefiel einfach alles an dieser Frau. Sie sah aus wie jemand, mit dem man reden konnte. Doch da war noch mehr, und Sylvia verspürte den starken Impuls, über die weiche Wange der Frau zu streichen.
»Haben Sie gefunden . wonach Ihr Herz verlangt?«, fragte die Frau auf Englisch, mit starkem Akzent.
Wonach mein Herz verlangt? Sylvia schmunzelte über die typisch französische Leidenschaft in der Wortwahl und erwiderte auf Französisch: »Ja, habe ich, allerdings bin ich ein wenig enttäuscht, dass Sie mich sofort als Ausländerin erkannt haben.« Sie war sehr begabt, was Sprachen anging, und in der Tat wirkte die Frau beeindruckt, als sie so fließend und akzentfrei antwortete.
»Woher kommen Sie?«, fragte sie, nun auf Französisch.
»Aus den Vereinigten Staaten. Zuletzt habe ich in Princeton, New Jersey, gewohnt, nicht weit von New York City. Ich heiße übrigens Sylvia. Sylvia Beach.«
Die Frau klatschte in die Hände und rief: »Aus den Vereinigten Staaten! Der Heimat von Benjamin Franklin! Er ist mein Lieblingsautor! Ich bin Adrienne Monnier.«
Sylvia lachte, als wäre es vollkommen logisch, dass diese hübsche junge Frau in den altmodischen Kleidern denselben Mann bewunderte, der auch ihr liebster Gründungsvater war. Sie war eindeutig eine Mademoiselle; an ihr war keine Spur von Madame. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mademoiselle Monnier. Ihr Buchladen ist etwas ganz Besonderes. Und ich schätze Ben Franklin auch«, gab sie zu. »Aber haben Sie Hawthorne gelesen? Oder Thoreau? Was ist mit Moby-Dick? Das ist eins meiner Lieblingsbücher.«
Und schon waren sie mittendrin. Sylvia erfuhr, welche amerikanischen Autoren ins Französische übersetzt wurden und welche nicht und wie schwer es selbst im kosmopolitischen Paris war, an englischsprachige Bücher heranzukommen. »Aber mein Englisch ist ohnehin nicht gut genug, um diese großartige Literatur in ihrer Muttersprache zu lesen«, sagte Adrienne bescheiden und senkte den Blick.
»Vielleicht noch nicht«, widersprach Sylvia, deren Herz sanft zu glühen begann. Zwischen ihnen war ein Funke übergesprungen, und das hatte nicht nur mit den Büchern zu tun, davon war sie überzeugt. Ihre Hände wurden plötzlich ganz feucht.
»Da bist du, Adrienne«, sagte eine bezaubernde, melodiöse Stimme hinter Sylvia.
Sie wandte sich um und erblickte eine außergewöhnlich zierliche Frau mit üppigem, rotblondem Haar, das zu einem Knoten hochgesteckt war. Sie trug ein ganz ähnliches Ensemble wie Adrienne, das an ihrem kleinen, schlanken Körper jedoch vollkommen anders wirkte. Ihre Finger waren lang und schmal und ständig in Bewegung, als führten sie ein Eigenleben. Doch als sie sich besitzergreifend auf Adriennes kürzere, fülligere Hand legten, wusste Sylvia sofort, dass die beiden Frauen ein Liebespaar waren.
Und sie hatte gedacht, sie und Adrienne würden flirten. Sie hatten bereits zum vertrauten tu gewechselt, statt vous.
Die Wärme und Bewunderung, mit der Adrienne diese Frau, die jetzt neben ihr stand, anlächelte, versetzte Sylvia einen Stich. Diese beiden Frauen besaßen etwas in ihrem Leben und in dieser Buchhandlung - etwas, wonach sie lange gesucht hatte, ohne zu wissen,...
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