Schweitzer Fachinformationen
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«FREIIIIIIIIIIIIIIIIHEIT!»
Eine junge Frau in zerknittertem Ballkleid und Stöckelschuhen stand auf der obersten Treppenstufe und schwenkte in einer Hand eine leere Champagnerflasche. Ihr zerzaustes Haar und die geröteten Wangen verliehen ihr ein wildes Aussehen, das in scharfem Gegensatz zu ihrem üblicherweise gesetzten Auftreten stand. Julia, die ihr von unten auf der Straße zuschaute, kannte sie aus dem Unterricht in klassischem Tanz. Sie hatte die junge Frau immer für eine hochnäsige Primadonna gehalten und sah sie nun stillvergnügt außer Rand und Band geraten und so verschwitzt, dass ihr die Wimperntusche die Wangen herunterlief.
Julia schmunzelte. Heute Abend würde sie zum letzten Mal mit allen ihren Mitstudenten zusammen sein. Neben ihrer Freundin Karin hockte sie draußen auf der Mauer vor dem Studentenschaftsgebäude und stürzte ihre Hälfte einer unerlaubten Flasche Schampus herunter, ehe sie beide auf den Abschlussball gehen würden. Es war ein milder Sommerabend; die Luft prickelte von Feierlaune, und sie verspürte eine erwartungsvolle Anspannung, die sie schwindlig und nervös machte.
Im Saal lief ein schneller, funkiger Song von Stevie Wonder, und die Musik floss aus den hohen Fenstern hinaus auf die Straße. Unwillkürlich fing Julia an, die Taktschläge mitzuzählen, und bewegte ihre Schultern im Rhythmus. Sie konnte nicht anders - hörte sie Musik, nahm sie deren Takt auf wie einer von Pawlows Hunden. Sie fühlte ihre Hüften zucken und die Schmetterlinge in ihrem Bauch aufflattern. Sie stieß Karin mit dem Ellbogen an.
«Freiheit, tatsächlich», sagte sie. «Sind wir für sie bereit?»
«Bereit? Spinnst du, Mädel? Ich bin verrückt danach. Kein Anfangen früh um sechs Uhr, kein Pilates für Fortgeschrittene mehr . Herrje, Julia, jetzt können wir wieder raus ins wirkliche Leben.»
Julia sah zu, wie ein paar Burschen die Stufen erklommen, die weißen Hemdkragen aufgeknöpft und Hände in den Hosentaschen. Sie bewegten sich mit der natürlichen Anmut von Tänzern, ihre Muskeln straff und Wirbelsäulen gerade. Julia musterte sie anzüglich.
«Schon, ja, aber die Kontaktimprovisation wird mir fehlen.»
«Julia, wenn du von hier wegkommst, kannst du deine Körpersprache an ganz London erproben. Eine Welt von Männern zum Ficken.»
«Stimmt. Aber du weißt ja, dass Tänzer nun mal die erstaunlichste Ausdauer haben.»
«Und verblüffend überempfindlich sind. Wenigstens müssen wir uns jetzt nicht mehr mit Eifersuchtsanfällen herumplagen», gab ihr Karin zu bedenken.
«Oh, da hast du auch wieder recht. Drei Jahre schmollende Jungs reicht völlig.»
«Drei Jahre lang Liebhaber jonglieren würde jeden zur Erschöpfung bringen. Vor allem bei täglich sechs Übungsstunden obendrein.»
Julia nickte.
«Ich schätze, eigentlich hätte wohl der Tanzunterricht den Vorrang haben sollen.»
Beide schauten den Jungs auf ihrem Weg durch die Glastüren ins Studentenschaftsgebäude hinterher, wo sie sich dem Gedränge in der Eingangshalle zugesellten. Während Julia das Gewühl aus aufgebrezelten, aufgekratzten Absolventen betrachtete, spulte vor ihr alles noch einmal ab - als Wirbel aus schwitzenden Körpern, schmerzenden Muskeln, dem heftigen Schlag ihres Herzens, während sie unermüdlich übte, übte, übte - und alles folgte einem beständig stampfenden Takt, einem endlosen Rhythmus, dem sie nicht widerstehen konnte.
«Auf zum Tanzen!», sagte sie, wandte sich dabei Karin zu und erhob ihr Glas.
«Scheiß aufs Tanzen, lass uns auf unser Entkommen anstoßen.»
«Und auf wilde Abenteuer.»
Hinter ihnen floss der Lärm der Party die Stufen herab. Julia leerte ihr Glas und hüpfte von der Mauer hinunter.
«Komm in die Hufe. Unsere letzte Chance, die Studenten der niedrigeren Semester zu verführen.» Sie zog das Seidenkleid über ihren Hüften glatt. Der silberne Stoff schimmerte wie Fischhaut und betonte ihre strammen Kurven und die straffe Muskulatur ihrer Schenkel. «Die Nacht ist noch jung.» Mit einem Augenzwinkern zu ihrer Freundin tanzte sie die Stufen empor und in die Eingangshalle der Schule.
Drinnen herrschte ein einziges Durcheinander aus Ballons, Luftschlangen, jungen Frauen in tollen Kleidern und Männern im Smoking, die Hemden am Kragen offen und zerknittert. Betrunkene Studenten klammerten sich aneinander und lallten Beteuerungen von unverbrüchlicher Freundschaft. Karin stieg leichtfüßig über eine Schnapsleiche hinweg, die ohnmächtig auf dem Fußboden ausgestreckt lag, und strebte dem Ballsaal entgegen, wo die Musik und das Stimmengewirr zu einem ohrenbetäubenden Brausen anschwollen. Die Ecken waren voll von sich windenden Leibern, Pärchen, die sich in letzter Minute noch in einem allgemeinen Gefühlsausbruch abknutschten. Es hätte eine Szene aus einem französischen Maskenball sein können. Julia bahnte sich mit selbstbewussten Schritten ihren Weg durch die Menge. Dabei wandten sich ihr überall die Köpfe von Männern zu, die ihren drall gerundeten Arsch und ihre strammen Waden beäugten. Julia trug meist Sachen, die genauso neckisch und lebhaft wie ihre Persönlichkeit waren - es aufs Aufreizen anlegten. Sie wusste, dass alle auf den Umriss ihrer Titten unter dem Kleid glotzten und lächelte zurück, während sie zur Mitte des dunklen, höhlenartigen Ballsaals vorstieß.
Hier drinnen war die Musik laut genug, um ihre Eingeweide zum Beben zu bringen, und sie spürte, wie ihr in der Hitze von zweihundert sich aneinander reibenden Körpern der Schweiß ausbrach. Die Tanzfläche war berstend voll, und die beiden jungen Frauen mussten sich durch das Geschiebe kämpfen. Julia schlang einen Arm fest um Karins Taille und fühlte den Temperaturanstieg, während sich beide ihren Weg zum Tresen am entfernten Ende des Saals bahnten. Es ging leichter vorwärts, wenn man sich in Schlangenlinien hindurchlavierte, und Julia fühlte sich gegen die Tänzer gepresst, schraubte ihre Hüften durch die Feiernden und kam tänzelnd voran. Dabei legten sich Arme um ihre Taille, eine Hand strich an ihrem Rückgrat hinab, sie verspürte einen warmen Druck auf ihrem Arm, als sich die Brüste eines Mädchens an ihr rieben. Die Stimmung war ausgelassen, berauschend. Eine Masse von Körpern zuckte und stampfte im Takt der Musik. Julia zerfloss beinahe in der Hitze, ihr Herz schlug heftig, und ihr Körper pulsierte unter den Schlägen der Basstrommel. Karin packte ihr Handgelenk und schrie, um sich Gehör zu verschaffen.
«Hier geht's zu wie in Dantes Inferno. Ich geh nach oben. Besorg mir einen Wodka, ja?»
Sie steckte ihr eine Zehnpfundnote zu, verschwand im Gewühl und überließ es Julia, sich hüftschwingend zum Tresen durchzuschlagen. Er wurde drei Mann tief belagert, und haufenweise leere Flaschen und Gläser lagen darauf verstreut, während sich die erschöpften Thekenkräfte abmühten, immer mehr Bier auszuschenken. Julia begriff, dass der Kampf um Bedienung aussichtslos sein würde.
Ihr Auge fiel auf einen brünetten jungen Mann, der an einem Pfeiler lehnte. Sie quetschte sich neben ihn in eine schmale Lücke.
«Rory!» Sie musste über den beschwingten Sound von Donna Summer und einen Discobeat hinwegbrüllen.
«Hey.» Rory erwiderte ihr Lächeln. Sein Haar war völlig zerwühlt und schweißnass, und er sah so süß und sexy aus wie immer mit seinen spitzbübischen Zügen und hohen, kantigen Wangenknochen. Julia umarmte ihn stürmisch und lehnte sich an seine Schulter.
«Willst du gar nicht mit mir tanzen?», fragte sie und kannte die Antwort genau. Rory, fand sie, war besonders leicht um den Finger zu wickeln.
«Sieht wirklich nicht danach aus, dass wir hier 'nen Drink kriegen», pflichtete er ihr bei, nahm dabei Julias Arm und ließ sich mit ihr zurück aufs Parkett treiben. Einen Arm um seinen Hals, fing Julia an, sich in den Hüften zu wiegen. Sie spürte die Muskeln unter seinem Anzug und seine vollendete Art, sie anzuspannen, um geschickt jede ihrer Drehungen zu parieren. Die beiden schmiegten sich eng aneinander, ließen sich in den Groove gleiten und rankten sich mit geübten, flüssigen Bewegungen umeinander. Julia lächelte, denn sie kannte seinen Körper und wusste, wie gut er unter seiner Kleidung aussah. Sie drückte sich enger an ihn, bis ihr Mund seinen Hals streifte und sie das Duftgemisch seines Rasierwassers mit würziger Schweißnote einatmete. Der wohlbekannte Geruch löste bei ihr ein unvermitteltes Gefühl von Wehmut aus, ein plötzliches Aufwallen heftiger Zuneigung zu jener Art von Dasein, der sie jetzt für immer Lebewohl sagen würde. Sie ließ ihre Hüften im Takt der Musik an ihn stoßen und gab sich der vertrauten, herrlichen Empfindung hin, sich mit einem Mann zu bewegen. Rory schwenkte sie herum und zog sie in seine Arme, um sie mit der ganzen Länge seines Körpers an sich drücken zu können.
«Tolle Beinarbeit, Jools», flüsterte er so nahe an ihrem Ohr, dass sie am Hals den wärmenden Kitzel seines Atems spürte. «Du hast schon immer sexy wie keine andere in der Klasse getanzt.»
Rory hatte einen Arm um ihre Taille gelegt und zog sie eng an sich, um sie die Schwellung seiner Latte an ihrem Arsch fühlen zu lassen. Julia wusste, dass er die Wahrheit sagte und ihr nicht bloß schmeichelte. Angefangen damit, dass ihr Körper weit entfernt war vom zarten, zerbrechlichen Ideal einer klassischen Tänzerin, waren ihre Brüste voll und schwer, ihre Hüften sinnlich gerundet. Obwohl ihre Muskeln durchtrainiert waren und sie die Stärke und die Spannkraft einer Katze hatte, war ihrem Körper doch etwas verschwenderisch Weiches zu eigen, das Männer einlud, ihn zu berühren. In der Mitte der Tanzfläche sah sie auf die Körper rings umher. Gewöhnlich in verschwitzte...
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