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Westliche Kräuter in der chinesischen Medizin
Dieses kompakte und übersichtliche Basiswerk bietet Behandlungsstrategien und Rezepturen für die Anwendung westlicher Kräuter in der chinesischen Medizin. Mit anschaulichen Kurzbeschreibungen von ca. 180 westlichen Kräutern, die nach den Arzneimittelgruppen der chinesischen Medizin geordnet sind.
Konkret: Beschreibung nach den Kriterien, die für chinesische Arzneimittel kennzeichnend sind Geschmack, Temperaturverhalten, Organbezug.
Übersichtlich: tabellarische Darstellung der Pflanzen nach Eigenschaften, Wirkbeschreibungen und Anwendungsbereichen.
Hilfreich: zu jeder Arzneimittelgruppe allgemeine Informationen wie z. B. Pathologie, Therapieprinzip, Inhaltsstoffe.
Praxisnah: Beispielrezepturen von Tees und Tinkturen für häufige Erkrankungen.
Die Anwendung der Traditionellen Medizin aus China hat sich im Abendland seit etwa 35 Jahren stark verbreitet. Es ist naheliegend, dass sich an den Berührungspunkten der beiden Welten neue Denkansätze entwickeln.
Die Bemühung, traditionelle Heilkräuter der westlichen Hemisphäre mit dem System der Chinesischen Medizin zu beleuchten und sie therapeutisch in der TCM-Praxis zu nutzen, gehört zu solchen neuen Ansätzen. Während Akupunktur, Qi Gong und Tuina nahezu vorbehaltlos im Westen angenommen und praktiziert werden können, entsteht in der TCM-Ernährungsberatung und -Kräuterheilkunde bei Patienten wie Behandlern das deutliche Bedürfnis, die bei uns bekannten und gebräuchlichen Pflanzen, Gewürze und Nahrungsmittel zu verwenden.
Dafür müssen sich Interessierte, die sich sowohl in der Chinesischen Medizin als auch mit den westlichen Heilpflanzen bzw. Nahrungsmitteln gut auskennen, an die Aufgabe machen, diese beiden Wissensgebiete sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Diese Arbeit hat vor ca. 25 Jahren an vielen Orten begonnen. Die guten Erfolge in der Praxis und das stetig wachsende Interesse an dieser Synthese hat die drei Autoren, die sich seit über 20 Jahren mit westlichen Heilkräutern in der Chinesischen Medizin beschäftigen, bewogen, diese kommentierte Materia medica der westlichen Kräuter für die TCM-Praxis zu erstellen.
Bei diesem Thema treffen sich zwei etwa gleich alte Traditionen der medizinischen Anwendung von Heilkräutern (vgl. PUN 2003: 94f.). Die beiden Traditionen entstanden an den zwei "Enden" Eurasiens: im Morgenland (Orient), in dem die Sonne aufgeht, und im Abendland (Okzident), in dem die Sonne untergeht.
Als Grundlage für eine systematische Synthese im Bereich der Kräutertherapie eignet sich die Chinesische Medizin, deren Theorie und Praxis inzwischen weite Verbreitung in den Ländern der westlichen Welt gefunden hat. Einer der Gründe für die erfolgreiche Adaption von "woanders" (Francois Jullien) ist die Pluralität (VSC 2002: 56) und gleichzeitige Einheit des kategorialen Systems der Chinesischen Medizin. Beides hat sich über zwei Jahrtausende in Theorie und Praxis lebendig erhalten können.
So wie sich die Theorie und Praxis der Chinesischen Medizin an die Gegebenheiten von Gesundheit und Krankheit im Westen anpasst, so können Heilkräuter auf der Grundlage von Beschreibungen und Indikationen, die seit über 2000 Jahren im Okzident dokumentiert wurden, in das System der Chinesischen Medizin eingepasst werden.
Die mit ihr von vielen Grundanschauungen her vergleichbare Medizintheorie der griechisch-römischen Antike war im Westen in den letzten zwei Jahrhunderten von den naturwissenschaftlichen Anschauungen verdrängt und nur noch rudimentär weiterverfolgt und -entwickelt worden. Insofern eignet sich die Chinesische Medizin, deren Theorie und Praxis sich bis in die Gegenwart lebendig erhalten konnte, hervorragend, die zur Tradition des Okzidents zählenden Heilkräuter in ihrem Licht neu zu betrachten und anzuwenden. Möglich ist das vor allem, weil die Chinesische Medizin in der Vielfalt und Verschiedenartigkeit ihrer Ansätze offen ist für ein solches Unterfangen. (VSC 2002: 13)
Von Beginn an gehörten zum europäischen Heilkräuterschatz auch Kräuter, die ursprünglich aus Kleinasien, Asien und Afrika stammen. In der Neuzeit kamen Kräuter des amerikanischen Kontinents dazu. Mit "westlichen" Kräutern sind solche Heilpflanzen gemeint, die im Westen traditionell zur Kräuterheilkunde zählen. Es handelt sich demnach nicht um "einheimische" Kräuter im engen Sinn.
Es gibt eine relativ klare Abgrenzung der "westlichen" von den "fernöstlichen" bzw. chinesischen Kräutern, auch wenn in diesem Buch einige Kräuter der chinesischen Materia medica enthalten sind. "Westlich" meint weniger die Geografie, sondern vielmehr die Kultur. Es geht um Kräuter, die traditionell innerhalb der westlichen Kultur sowohl in der Kräutermedizin als auch Volksheilkunde ihre Verwendung finden und die eine nachvollziehbar lange Anwendungstradition besitzen.
Es werden inzwischen viele im Handel befindliche Kräuter außerhalb Deutschlands angebaut, sodass der Ausdruck "einheimische Kräuter" missverständlich ist. So wird die im Handel befindliche Kamille in Ägypten angebaut, handelsübliche Pfefferminze kommt schon seit Jahrzehnten aus Bulgarien, Lindenblüten und Lavendel stammen aus Frankreich.
Einen großen Teil der "westlichen" Heilpflanzen finden wir nach wie vor "vor der Haustüre", soweit man genau und fachkundig hinschaut. Es sind Pflanzen, mit denen wir unsere Umwelt teilen und die viele Menschen als Hausmittel bei Beschwerden und Krankheiten kennen, auch wenn sie zunehmend nicht mehr als Pflanzen, sondern als Pflanzen-Präparate angewendet werden.
Weil die Kräutermedizin auch ein national-kulturelles Erbe jedes Volkes darstellt, ist deren Tradition dementsprechend eine der Antworten der regionalen Bevölkerung auf die eigenen Gesundheitsprobleme. (KAZ 7)
Allerdings ist vom Sammeln zur Abgabe an Patienten abzuraten. Qualität durch korrekte Ernte, Trocknung, Aufbereitung und Lagerung, analytische Kontrollen und Pestizid- und Schwermetall-, Pflanzenwuchsstoff-Prüfung wird durch die professionelle Abgabe durch Apotheken gewährleistet. Selbstredend gehört zum tieferen Kennenlernen der Pflanzenheilkunde das praktische Botanisieren, Sammeln und Probieren unbedingt dazu.
Es gibt eine Reihe von Ähnlichkeiten bis hin zu Übereinstimmungen zwischen den beiden Medizintheorien von Okzident und Orient. Ohne die fundamentalen Unterschiede beider Denkrichtungen außer Acht zu lassen, lohnt sich gerade für die Kräuterheilkunde der Blick auf das, was beiden Richtungen gemeinsam ist, um daraus Nutzen für die Praxis zu ziehen.
Die zuerst zu nennende Ähnlichkeit ist die zwischen dem antiken europäischen Vier-Elemente-System und den Fünf Wandlungsphasen der alten Chinesen (BÖH 93f.). Hier wie dort handelt es sich um aus der Naturbeobachtung abgeleitete Zuordnungen und Entsprechungen. Sie stellen einen kategorialen Rahmen bereit und erlauben, klinische Beobachtungen, Prozesse und Beziehungen zu beschreiben und Rückschlüsse auf Entwicklungstendenzen zu ziehen. Die Vier Elemente bezogen sich auf die Zusammensetzung der Körpersäfte, während die Fünf Wandlungsphasen sich auf Yin und Yang und die fünf Geschmäcke und Aromen bezogen.
Beide Systeme unterlagen seit Beginn ihrer Entwicklung einer beständigen Veränderung und Kritik. Während die griechisch-römische Betrachtung sich zu "Naturgesetzen" hin entwickelte, hat eine solche Vorstellung in das Gedankengut Chinas nie Eingang gefunden.
"Obwohl die Fünf-Phasen-Theorie dynamischer ist als das griechische oder indische System und auch das Potential kreativer Anwendung in der medizinischen Praxis in sich trägt, erwies sie sich doch als ein relativ starres System. Die Betonung des Wandels bzw. der ständigen Veränderung in der Yin-Yang-Theorie und die Wichtigkeit, die die daoistische Perspektive dem Ganzen zuweist, ließen dagegen ein großes Maß an Flexibilität und deshalb auch eine bessere Anpassung an die Notwendigkeiten der klinischen Praxis zu." (TKA 395) Auch J. Ross stellt fest, dass das Konzept der fünf Geschmäcke "über lange Zeit eher starr blieb", und äußert dazu den Wunsch: "Vielleicht wäre es auch für die chinesischen Therapeuten an der Zeit, ihre Konzepte zum Geschmack aus dem Blickwinkel der westlichen Arzneipflanzentradition und der modernen Biochemie zu hinterfragen." (ROS 2006: 32)
Denn gerade die Verbreitung der TCM in vielen Teilen der Welt ist ein Beweis für ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Kulturen (vgl. VSC 2011). Diese Adaptionsfähigkeit haben weder das griechische noch das indische System erreicht.
Das ist einer der ausschlaggebenden Gründe, warum sich viele TCM-Therapeuten entschließen, einheimische bzw. westliche Kräuter innerhalb des chinesischen Medizinsystems zu verwenden, statt sich auf die von der Naturwissenschaft verdrängte und nicht weiter geführte Humoralpathologie einzulassen.
Eine weitere Verwandtschaft zwischen Ost und West betrifft die Signaturenlehre, die bei uns vor allem mit dem Namen Paracelsus verbunden ist (s. u.).
"Sowohl in der westlichen als auch in der chinesischen Medizin schlussfolgerte man von der Form einer Droge auf deren Organbezug. [.] In vielen anderen Fällen wird eine Verbindung von der Gestalt der Drogen zu analogen Körperstrukturen gezogen." (KAL 15)
Obwohl es im Chinesischen den Begriff "Signaturenlehre" nicht gibt, lässt sich die mit diesem europäischen Begriff bezeichnete Theorie jedoch in der Chinesischen Medizin sehr wohl nachweisen. "Darin ist eine klare Entsprechung zur europäischen Signaturenlehre zu sehen. [.] Doch sollte man diese Theorie nicht überstrapazieren. In vielen Fällen kann man zwar frappierende Rückschlüsse von den äußeren Merkmalen eines Krautes auf seine Eigenschaften...
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