Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Wenn Sie einen Text verfassen, sind Sie Ihr eigener Chef. Im Großen und Ganzen bestimmen Sie selbst, wann, wie, was im Einzelnen und häufig auch wo Sie schreiben. Getragen werden Sie dabei von ein paar festen Größen wie Textabsicht, Darstellungsform, Abgabetermin, Zeilenzahl oder Corporate-Design-Vorgaben. Andere Erwartungen sind weniger klar formuliert, beispielsweise wie man das Thema aufzieht, die Informationen verknüpft, die Zielgruppe erreicht oder wie der Text beschaffen sein muss, damit er gefällt, ankommt und wirkt. Es liegt an Ihnen, geeignete Lösungen zu entwickeln, und wenn Sie den Eindruck haben, dabei abwechselnd im Dunkeln zu tappen und auf dem Vulkan zu tanzen, trügt Ihr Gespür Sie nicht. Das Risiko, aber auch der Reiz des Schreibens liegt darin, mit Zeit- und Entscheidungssouveränität zurechtzukommen. Ohne Peilung und Bauplan geht das nicht.
Wenige schreiben wie ein Architekt baut, der zuvor seinen Plan entworfen und bis ins einzelne durchdacht hat; vielmehr die meisten nur so, wie man Domino spielt.
Schopenhauer, Über Stil und Stilkunst
In diesem Kapitel dreht sich deshalb alles darum, wie Sie Ihre Schreibprojekte so planen und managen, dass ein möglichst passgenaues Ergebnis entsteht. Denn ganz gleich, ob Sie einen einseitigen Geschäftsbrief, eine hundertseitige Masterarbeit oder einen wiederkehrenden Newsletter verfassen - gute Texte beginnen dort, wo es keiner sieht: bei der konzeptionellen Vorarbeit. Dazu gehören das Briefing, ein Zeitplan, Überlegungen zur Zielgruppe und, das ist das wichtigste, das Konzept.
Wenn man ein Auto baut oder ein neues Haarshampoo konzipiert, ist es ganz selbstverständlich: Auf dem Weg zum Markt durchläuft das Produkt mehrere voneinander getrennte Entwicklungsschritte. Niemand käme auf die Idee, mal eben so auf zufällige Ideen, begnadete Geistesblitze oder einen guten Tag zu vertrauen. Beim Schreiben und Texten ist dieser definierte Prozess eher die Ausnahme. Dabei wussten schon die alten Griechen: Texte entstehen nicht in einem großen Kraftakt. Deshalb unterteilten sie den Schreibprozess in fünf Phasen, die bis heute gelten.
Schritt 1: Brüten Am Anfang steht das Brüten, die Inkubation, in der die Idee zu einem Text entsteht und Gestalt annimmt. In dieser Zeit überlegen Sie, wie Sie das Thema anpacken, was Sie mit Ihrem Text erreichen möchten, wo Sie welche Informationen bekommen und was Ihre Leser erwarten. Ein großer Teil dieser geistigen Auseinandersetzung findet unterhalb der Schwelle der bewussten Wahrnehmung statt.
Schritt 2: Konzipieren Im zweiten Schritt stellen Sie die entscheidenden Weichen. Sie verschaffen sich einen gründlichen Überblick über Ihr Thema, Strukturierungsmöglichkeiten kristallisieren sich heraus, Aufwand und Zeitbedarf für die Textproduktion lassen sich grob abschätzen. Am Ende der Strukturierungsphase steht ein erstes Arbeitsergebnis. Bei kurzen Texten haben Sie Ihre Argumente und deren Reihenfolge notiert, bei langen in einem Textkonzept die Makrostruktur des künftigen Textes, Absicht, Sprachstil, Umfang und einen groben Zeitplan festgelegt. Aufwändige Konzepte können darüber hinaus eine Aufstellung der inhaltlichen Highlights umfassen, eine Zielgruppenanalyse, eine Liste von Ansprechpartnern, Zitate und sogar ein fertiges Kapitel.
Textcoaching
Niemals ohne!
Der fertige Masterplan ist für den druckreifen Text das, was der Bauplan für ein neues Haus ist. Seine Durchdachtheit bürgt für die Qualität des Endprodukts; mangelnde Solidität lässt sich später nur notdürftig übertünchen. Investieren Sie in diese Phase also lieber zu viel Zeit als zu wenig! Tipp: Erstellen Sie ein ausgereiftes Konzept auch dann, wenn es niemand von Ihnen verlangt - als Fahrplan für Sie selbst.
Schritt 3: Rohtext schreiben In der dritten Phase geht es zur Sache. Die gesammelten Ideen und Gedanken werden in Sprache umgesetzt. Was dabei entsteht, ist vom fertigen Text so weit entfernt wie ein Rohbau vom Traumhaus. Die Sprache klingt an vielen Stellen holprig, inhaltliche Lücken hemmen das Vorankommen, weiterführende Einsichten tauchen auf und eröffnen neue Fragen. In der Praxis wechseln deshalb Rohtexten, Recherchieren und Überarbeiten einander ab. Bei längeren Texten sind fast immer kleine Anpassungen an der Struktur notwendig. Wurde die Rohtextphase gut vorbereitet, stellen sich jetzt die kostbaren Momente der Leistungseuphorie ein, die der Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi als >Flow< bezeichnet und in denen Schreiben süchtig machen kann - selbst das prosaische berufliche Schreiben.
Bloß nichts aufschieben
Der Flow, der freie Fluss der Gedanken, lässt sich nicht herbeizwingen. Er stellt sich immer erst während der Arbeit ein, niemals davor. »Die Inspiration existiert, aber sie muss dich bei der Arbeit finden«, sagte Picasso, der es vermutlich besser wusste als Sie und ich. Stürzen Sie sich also frühzeitig in das Abenteuer Schreiben: sobald die Makrostruktur steht und das Wichtigste gelesen ist, nicht erst, wenn Sie das gesamte Material beisammen haben. Für einen frühen Start spricht auch: Beim Schreiben klären sich die Gedanken.
Schritt 4: Redigieren Die vierte Komponente des Schreibprozesses ist das Redigieren. Hier wird der Rohtext zum Reintext aufpoliert. Je nach Qualität der Rohfassung kann sich diese Phase als hartes Stück Arbeit erweisen, und fast immer erfordert sie mehr Zeit und Disziplin als erwartet. Satz für Satz optimieren Sie jetzt die Lesbarkeit des Entwurfs, präzisieren Unklares, streichen Überflüssiges, ergänzen Vergessenes. Meistens ist das Verbesserungspotenzial so groß, dass Sie sich mehrmals durch den Text hindurcharbeiten müssen.
Schritt 5: Korrigieren Im abschließenden Schritt eliminieren Sie letzte sprachliche Unschönheiten, Tipp- und Rechtschreibfehler und Verstöße gegen die Zeichensetzung. Diese Qualitätssicherung ist lästig, entscheidet aber, wie Ihr Text auf den ersten Blick wirkt: flüssig lesbar oder gespickt mit sprachlichen Stolpersteinen, dilettantisch oder professionell. Wer keine Mühe in die vermeintlichen Äußerlichkeiten steckt, erntet auch für die Inhalte wenig Anerkennung.
Was Sie vorab wissen müssen
Textabsicht
Zielgruppe
Darstellungsform
Tonart
Ein Briefing ist in der Werbebranche ein Informationsgespräch zwischen Texter und Auftraggeber, bei dem die Anforderungen an einen Text festgelegt werden. Fasst man den Begriff weiter, kann das Briefing aber genauso gut in Gestalt eines Vorgesprächs zwischen Abteilungsleiter und Mitarbeiterin oder Verlagslektorin und Autor stattfinden. Oder es liegt Ihnen schriftlich vor: Wenn in einer Bewerbungsanzeige zum Beispiel vertiefte Kenntnisse in Verfahrenstechnik gewünscht werden, kann man daraus sehr genau entnehmen, dass das Praktikum in Fertigungssteuerung von nachrangigem Interesse ist. Einigen wir uns also auf die Definition: Das Briefing ist Ihr Arbeitsauftrag. Sie entnehmen ihm, was in einem Text kommuniziert werden soll, welche Schwerpunkte wichtig sind oder welche Zielgruppe Sie ansprechen sollen.
Manchmal bekommen Sie diese Vorinformationen vollständig und schön gebündelt. Genauso oft kommt es vor, dass Sie keine oder nur vage Vorgaben erhalten. In diesem Fall liegt es an Ihnen herauszufinden, was ein Text leisten soll. Sammeln Sie alle Hintergrundinformationen, die Sie bekommen können, fragen Sie nach, hören Sie zu. Dass der Betreuer Ihrer Masterarbeit von einem gerade viel diskutierten Ansatz überhaupt nichts hält oder Ihrer Abteilungsleiterin eine...
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