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Jahrelang war Logan Lashley der festen Überzeugung gewesen, dass die Tage, in denen er nichts als Ärger gehabt hatte, endgültig hinter ihm lägen. Er hatte sich selbst - im Normalfall die einzige Person, der gegenüber er solche Versprechen einhielt - geschworen, dass sich die Unglücksfälle, die seine Jugend geprägt hatten, nicht wiederholen würden. Das alles lag in der Vergangenheit, abgeschlossen, nichts weiter als Geschichten, um in der Schenke einem leicht zu beeindruckenden Händler oder Ratsherrn ein Gratisbier aus den Rippen zu leiern. Er hatte sich zur Ruhe gesetzt und war froh darüber.
Die anderen Versprechen hingen größtenteils mit diesem ersten zusammen. Dass er seinen Reichtum genießen würde. Dass er sein Schwert nie wieder im Zorn ziehen würde. Dass er niemals sein Leben riskieren würde, um ein anderes Wesen zu retten, ob es nun lebendig oder dem Tode nahe war. Dass er endlich seine Angst vor Spinnen überwinden würde. Dass es keine weiteren Abenteuer geben würde.
Abenteuer, Unglücksfälle - Logans lebenslanger Erfahrung nach waren die Übergänge fließend. War seine gegenwärtige Situation - er gab sich redlich Mühe, empört zu wirken, während die Stadtwache sich mit der Kontrolle seines Geleitbriefs Zeit ließ - ein Abenteuer oder ein Unglücksfall? Er befürchtete Letzteres. Seit er vor drei Wochen vom Klappern des Briefboten draußen geweckt worden war und einen Zettel gefunden hatte, der unter der Haustür seines Stadthauses hindurchgeschoben worden war, hatte ihn ein ungutes Gefühl verfolgt. Dieses Zeichen, hastig auf ein Stück Pergament gekritzelt, bedeutete immer Ärger.
Der Soldat am Stadttor blickte erneut von dem Geleitbrief zu Logan und wieder zurück. Der Kerl war typisch für diese kalte, raue Ecke von Terrinoth, ein pockennarbiger Schläger in einem alten Kettenhemd und ledernem Brustpanzer mit verkniffenem Blick und schütterem Haar. Logan war ihm nah genug, um den Gestank zu riechen, der von ihm ausging - schaler Schweiß und noch schalerer Alkohol, vermischt mit dem Öl, mit dem seine Rüstung und die grob geschmiedete Spitze seines Rossschinders, den er über der Schulter trug, kürzlich eingerieben worden waren. Der Mann zog die Nase hoch, hielt inne, um sich wie ein Hund hinter dem Ohr zu kratzen, und reichte Logan schließlich seine Papiere zurück.
»Willkommen in Hohenburg, Meister Gelbin«, grunzte er und klang dabei alles andere als freundlich. Er gab der zweiten Wache neben sich ein Zeichen und der Mann ließ das Zaumzeug von Logans Pferd los. Er hatte es festgehalten, als hätte er Angst, Logan könnte seiner stämmigen Schecke plötzlich die Sporen geben und am Torhaus vorbei in die Gassen der Stadt preschen. Das musste man sich mal vorstellen: Logan Lashley, Held von Sudanya, Herr von Sechsjoch, wurde verdächtigt! Wäre er unter seinem richtigen Namen gereist, wäre das ein Skandal gewesen - und wenn er nicht tatsächlich darüber nachgedacht hätte, sich einfach aus dem Staub zu machen.
Aber zumindest für den Moment war das nicht nötig. Die Soldaten traten beiseite und Logan zog seinen Umhang enger um sich, um sich vor der kühlen Morgenluft zu schützen, bevor er Ishbel sanft antrieb und unter dem Fallgitter hindurchritt. Dahinter lag eine schmale, staubige Straße, die sich den Hang hinaufwand. Hier herrschte reges Treiben, unzählige Stadtbewohner schlenderten zwischen den mittäglichen Marktständen hin und her. Schiefe Gebäude drängten sich zu beiden Seiten der Straße aneinander. Es handelte sich größtenteils um helle Fachwerkhäuser mit dunklen Balken, die drei oder vier Stockwerke hoch waren. Viele waren mit Reet gedeckt, einige wenige mit Schindeln. Über den niedrigen Eingängen hingen Schilder, die die Dienste anpriesen, die im untersten Stockwerk angeboten wurden - ein Schneider, ein Schuster, ein Milchgeschäft, ein Arzt.
Verglichen mit den weitläufigen Arkaden von Greyhaven oder der monumentalen Stadt Archaut war es nicht viel, aber Logan vermutete, dass so was hier in diesem Teil von Terrinoth als Zivilisation durchging. Hohenburg war die Hauptstadt von Forthyn, dem nordöstlichsten Baronat, und Sitz seiner Regentin, Baronin Adelynn. Logans Meinung nach war das hier, wie ganz Forthyn, ein kalter, zugiger, dreckiger Ort und kein Vergleich zu seinem Stadthaus in Greyhaven oder seinem Landsitz am Rand des Breitwalds. Das Kaff erinnerte Logan an die Orte, an denen er sich in seiner Jugend oft rumgetrieben hatte, was die Frage aufwarf, warum er überhaupt hergekommen war. Das Stück Papier ruhte schwer in seiner Tasche.
Er lenkte Ishbel die Straße hinauf und die Stadtbewohner machten ihm eilig Platz. Größtenteils wirkten sie befremdlich, zumindest verglichen mit den Leuten aus dem westlichen Terrinoth, an deren Anblick er gewöhnt war. Sie waren kleiner, stämmiger und besaßen eine offensichtliche Vorliebe für dicke Pelze und kurz geschorenes Haar. Selbst hier, im Herzen des Baronats, war der Einfluss der nördlichen Clans deutlich zu spüren. Hohenburg vermittelte Logan den Eindruck eines Außenpostens am Rande der Wildnis. Nur die Götter wussten, wie es in Ober-Forthyn aussehen mochte.
Er kam an einer Reihe von Marktständen vorbei und der Duft von frischem Gemüse stieg ihm in die Nase. Mehrere Händler, denen offensichtlich seine vornehme Kleidung aufgefallen war, riefen ihm zu, doch er ignorierte sie. Jenseits der Stände musste er sich unter dem tief hängenden Schild eines Gerbers hinwegducken. Vor ihm ragten die Türme und Zinnen der Zitadelle von Hohenburg, die auf dem höchsten Felsen über der an den Berg gebauten Stadt thronte, geradeso über die Dächer. Hinter der Werkstatt des Gerbers bog er nach rechts in eine Seitenstraße ein und passierte mit Ishbel ein halbes Dutzend menschlicher Wirte und mehrere Dunwarr-Zwerge, die Fässer von zwei Wagen luden. Viel weiter kam er jedoch nicht.
Die enge Passage wurde von sieben oder acht Gestalten blockiert und es wurden immer mehr. Sie schienen aus der Hintertür einer reetgedeckten, dreistöckigen Taverne zu kommen. Laute Stimmen hallten von den Wänden der Gebäude wider, die sich über die Straße beugten. Er zog sanft an Ishbels Zügeln. Er war erst seit knapp zehn Minuten in Hohenburg. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war, in einen Streit verwickelt zu werden, der sich von der Taverne auf die Straße verlagert hatte.
Die meisten der Gestalten waren Soldaten in Kettenhemden, Brustpanzern und offenen Eisenhelmen, die man Schaller nannte. Sie hatten verschiedene Stangenwaffen bei sich. Einer, wahrscheinlich der Anführer, trug einen Waffenrock, der das Wappen von Baronin Adelynn zeigte - ein wütender Vogel Roc auf azurblauem Hintergrund. Seine goldenen Klauen und Federn hoben sich deutlich von der Eintönigkeit der stinkenden Gasse ab.
Der Mann in dem Waffenrock ergriff das Wort und wandte sich an eine Gestalt in der Mitte der Gruppe: »Denkst du, ich bin ein Narr? Das ist offensichtlich eine Fälschung! Ich sollte dich auf der Stelle verhaften lassen, du dreckiger Abenteurer!«
Logan musste nicht viel näher heran, um zu erkennen, mit wem der Waffenrockträger sprach. Er überragte die meisten Männer um ihn herum um gut einen Kopf, trug einen groben Pelz über den breiten Schultern und seine grobschlächtigen Züge wirkten resigniert. Ein Speer hing in einem Holster auf seinem Rücken und ein langer Krummdolch steckte in einer Scheide an seiner Hüfte. Logan bemerkte sofort, dass es sich um einen Ork handelte.
»Ich weiß, deine Art ist ein bisschen langsam, aber bist du auch noch taub?«, blaffte der Typ im Waffenrock und schubste den Ork an der Schulter. Die massige Gestalt hielt dem Blick des Mannes stand, zeigte aber sonst keine Reaktion. Herr Waffenrock lachte und die anderen Soldaten fielen mit ein. Ein paar der Tavernenbesucher waren herausgekommen, um die Konfrontation zu beobachten, und die Wirte hinter Logan unterbrachen ihre Arbeit. Der Waffenrockträger, der die zunehmende Aufmerksamkeit sichtlich genoss, wedelte mit dem Papier, das er in einer Hand hielt, und warf es dem Ork vor die Füße.
»Typen von deiner Sorte sind hier nicht willkommen, Abenteurer«, spie er. »Weder in Hohenburg noch in Forthyn. Überall, wo ihr hinkommt, macht ihr nur Ärger. Einen solchen Ruf kann Hohenburg in Zeiten wie diesen nicht gebrauchen. Wir bringen dich zum Haupttor und du gehst schön brav deiner Wege. Es sei denn, du hast andere Pläne?«
Die Drohung war offensichtlich, genauso wie die Antwort des Orks, die er mit einer so deutlichen Aussprache der allgemeinen Sprache gab, dass die Wachen sichtlich überrascht waren. »Wenn ich kämpfe, töte ich. Und ich will euch nicht töten.«
Eine Sekunde lang waren alle still. Dann lachte Herr Waffenrock. Die anderen stimmten mit ein, als er sich halb herumdrehte und sich an sein Publikum wandte: »Na, da soll der große Kellos mir doch die Augen ausbrennen! Du...
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