Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Executive Presence ist der Schlüssel, der den Unterschied ausmacht: zwischen jemandem, der einfach einen Raum betritt, und jemandem, der ihn verändert. Sie entscheidet darüber, ob Menschen zuhören, folgen und handeln – und ob Führung akzeptiert wird. Dieses Buch unterstützt Führungskräfte dabei, ihre Wirkung in sozialen Interaktionen zu optimieren, Einfluss zu gewinnen und ihre Führungsstärke auszubauen. Es beleuchtet, warum wir manche Menschen als Führungspersönlichkeiten wahrnehmen. Dabei stehen vier zentrale Säulen, die eine starke Präsenz ausmachen, im Fokus: Auftreten, Kommunikation, Wirkung sowie Feedback/Selbstreflexion. Praxiserprobte Methoden, Fallbeispiele und Selbstchecks helfen Ihnen, auch unter Druck oder in schwierigen Situationen souverän aufzutreten und Ihre Führungsstärke gezielt einzusetzen.
Dr. Christian Maaß ist Managing Director und Chief Digital Officer bei Thomann, Europas größtem Musikhändler und Vorstand im Bundesverband E-Commerce und Versandhandel. Zuvor war er unter anderem beim NASDAQ Konzerns Cimpress/Vista als Geschäftsführer für mehrere Unternehmen in den Regionen DACH und Benelux verantwortlich. Er verfügt über umfassende Erfahrung in der Strategiearbeit und -umsetzung in Konzernen wie Bertelmann und OTTO als auch im Kontext von inhabergeführten Unternehmen. Als promovierter Wirtschaftswissenschaftler mit Studium an den Universitäten in Oxford, INSEAD, Chicago, Paderborn und Hagen sowie als Beirat und Autor mehrerer Bücher verbindet er strategische Klarheit mit praktischer Umsetzungsstärke. Er gilt als Brückenbauer zwischen Business und Technologie - mit einem feinen Gespür für Menschen, Wirkung und Kommunikation. Christian Maaß ist Jahrgang 1976, Ostwestfale durch und durch - direkt, klar und mit trockenem Humor. Er lebt mit seiner Familie in Bamberg, läuft leidenschaftlich gern lange Strecken und glaubt daran, dass Executive Presence keine Frage des Titels, sondern der Haltung und Wirkung ist.
Am 24. Juli des Jahres 2008 hatte ich einen Tag Urlaub genommen, um nach Berlin zu fahren. Angekündigt war dort eine Rede des damaligen US-Senators und späteren Präsidenten Barack Obama vor der Siegessäule. Als einer der rund 200.000 vor dieser geschichtsträchtigen Kulisse versammelten Zuschauer verspürte man im abnehmenden Sonnenlicht bereits vor dem Auftritt des Präsidentschaftskandidaten eine gewisse Aura in der milden Luft - zumal Obama der Ruf vorauseilte, eine ungeheure starke Präsenz bei seinen Auftritten zu entfachen, die Menschen immer wieder in ihren Bann zog.
Der Reiz dieses Auftritts hing jedoch auch mit seiner Tragweite zusammen: Für Obama war dies ein wichtiger Moment in seiner Wahlkampfkampagne, in der es darum ging, einen Schlussstrich unter die Ära Bush zu ziehen und erster Präsident mit afroamerikanischen Wurzeln zu werden. Dies war für den vergleichsweise jungen Senator aus Illinois der erste große Auftritt auf internationalem Parkett. Umso beeindruckender war es, mit welcher Ruhe und Souveränität Obama hinter der Siegessäule hervor- und an das Rednerpult herantrat. Etwas später fand ich heraus, dass diese sofortige Präsenz einen maßgeblichen Grund hatte: Obama arbeitete gezielt mit Schauspieltrainern, um seine Auftritte zu perfektionieren und diese Wirkung regelmäßig wiederholen zu können. Ein Auszug aus dem Berliner Tagesspiegel verdeutlicht dies eindrucksvoll:
Obama betritt die riesige Bühne [.] allein, ohne Tross erscheint er hinter der Siegessäule und geht winkend die etwa 30 Meter allein zum Rednerpult. Und die Menge spürt sofort: Der schlanke, federnde Mann füllt auch den offenen Raum. Ein Star-Solist, dem auch Klaus Wowereit oder der amerikanische Ex-Botschafter John Kornblum wie die hunderttausend Fans ihre Digitalkameras entgegenhalten.7
Warum er diese Wirkung erzielen konnte, ist mit dem Wissen um unser steinzeitliches Erbe auch leicht erklärbar. Menschen reagieren instinktiv auf die Körpersprache anderer Menschen und Obama kommunizierte bewusst eine sehr offene Haltung: Ein aufrechter Gang, offene Arme und Hände sowie der direkte Blickkontakt mit dem Publikum signalisierten Selbstbewusstsein, Vertrauenswürdigkeit und letztendlich die Bereitschaft, friedliche Verbindungen einzugehen (vgl. auch Tabelle 6). Solche Assoziationen sind tief in unserem evolutionären Erbe verankert und genau diese Dinge setzen erfahrene und geschulte Persönlichkeiten wie Obama bewusst ein. Gerade wenn man verantwortungsvolle Ämter bekleidet, ist es wichtig, ein Grundverständnis für solche Dinge zu kultivieren, um sich gezielt ausdrücken zu können.
Merkmal
Bedeutung
Einfluss auf die Kommunikation
Aufrechte Haltung
Der Körper ist aufrecht, die Schultern sind zurückgezogen und entspannt.
Signalisiert Selbstbewusstsein und Präsenz, vermittelt Aufmerksamkeit und Interesse.
Offene Arme und Hände
Die Arme sind nicht verschränkt, die Hände sichtbar und nach außen oder oben gerichtet.
Zeigt, dass man nichts zu verbergen hat, fördert Vertrauen und Bereitschaft zur Kommunikation.
Direkte Ausrichtung zum Gesprächspartner
Oberkörper und Füße sind in Richtung des Gesprächspartners ausgerichtet.
Zeigt Interesse und Aufmerksamkeit, signalisiert, dass man sich auf die Person einlässt.
Blickkontakt
Der Blick ist offen, direkt und wird regelmäßig gehalten, ohne zu starren.
Stellt eine Verbindung her und signalisiert Vertrauen und Aufrichtigkeit.
Entspannte Schultern und Mimik
Schultern sind entspannt, Gesichtszüge weich und freundlich.
Vermittelt Ruhe und Offenheit, erleichtert eine entspannte und positive Kommunikation.
Platz für Bewegung
Es wird genug Raum für natürliche Bewegung gegeben, ohne den Raum zu beanspruchen.
Fördert eine natürliche und ungezwungene Interaktion, zeigt Selbstsicherheit und Lockerheit.
Bein- und Fußhaltung
Stabile Fußstellung, keine nervösen Bewegungen oder ständiges Wechseln der Position.
Eine ruhige, stabile Haltung der Füße vermittelt Standfestigkeit und Sicherheit, während nervöses Wippen oder häufiges Wechseln Unsicherheit signalisieren kann.
Tab. 6: Elemente einer offenen Körpersprache und deren Einfluss auf die Kommunikation
Man muss allerdings nicht sofort eine Schauspielausbildung beginnen, um die eigene Körpersprache zu perfektionieren. Hier kommt es vielmehr auf ganz grundlegende und subtile Dinge an: Konzentrieren Sie sich einfach auf einen festen Stand und eine aufrechte Haltung.
Sicherlich haben Sie schon einmal Aussagen nach dem Motto »Er steht wie ein Fels in der Brandung« oder »Er steht mit beiden Füßen im Leben« gehört. Beide Redewendungen nehmen bildlich Bezug auf eine stabile, aufrechte Haltung, bei der man mit beiden Füßen sicher auf dem Boden steht (oder aufrecht sitzt). Stellen Sie sich kurz jemanden vor, der einen solchen Stand einnimmt, um die Wirkung nachzuspüren. Diese Haltung symbolisiert einen festen Standpunkt, Klarheit und Entschlossenheit. Nicht von ungefähr bemühte der unbiegsame Reformator Martin Luther die rhetorische Figur des Stands: »Hier stehe ich. Ich kann nicht anders.«
Und nicht umsonst besagt eine Faustregel im Schauspiel: »Im Stehen sprechen, im Gehen schweigen«. Diese Regel hat ihren Ursprung in der traditionellen Bühnenpraxis und ist besonders im klassischen Theater stark verankert. Sie basiert auf der Idee, dass jede Bewegung auf der Bühne eine Bedeutung hat und bewusst eingesetzt werden sollte. Wenn ein Schauspieler hingegen spricht, sollte die Aufmerksamkeit des Publikums vollständig auf das gesprochene Wort und die Emotionen gerichtet sein. Bewegung kann in diesem Moment ablenken und die Wirkung schwächen. Indem man das Gehen auf Pausen oder stille Momente beschränkt, wird die Botschaft klarer und die Szene bleibt fokussiert - dies gilt auch für Reden, Präsentationen und ähnliche Situationen. Die Wahrnehmung des Publikums wird so auf ganz subtile Weise gezielt gelenkt. Diese scheinbar einfache Regel gilt auch für Reden und Präsentationen - und letztlich ebenso im Managementalltag. Barack Obama hat sie in seinem Berliner Auftritt beispielhaft umgesetzt: unaufdringlich, aber wirkungsvoll.
Der Effekt eines festen Stands in Kombination mit einer aufrechten Haltung reicht allerdings noch weiter, denn auf einer starken Körperhaltung bauen eine Reihe anderer positiver Veränderungen auf, die im Zusammenspiel bei der Entwicklung echter Präsenz maßgeblich sind:
Eine stabile Haltung und die bewusste Verbindung mit dem Boden machen es leichter, nonverbale Signale zu senden - etwa durch Gestik. Aus der Forschung wissen wir, dass Gesten dazu beitragen, Inhalte besser zu vermitteln. Von einem festen Stand aus können wir uns also deutlicher und verständlicher ausdrücken.
Ein fester und aufrechter Stand öffnet den Brustkorb und fördert eine tiefere Atmung. Dies erleichtert die Stimmproduktion und begünstigt eine klare, kraftvolle Stimme. Für den ersten Eindruck ist eine tiefe Atmung vor allem auch deshalb wichtig, weil wir dadurch stabiler und zentrierter wirken. Das Praktizieren einer tiefen Bauchatmung trägt zudem zur Entspannung bei und senkt den Stresspegel nachweislich: Wir atmen gänzlich anders als bei der in den vorangegangenen Abschnitten angesprochenen Kampf-oder-Flucht-Entscheidung. (In Abschnitt 3.4 widmen wir uns noch im Detail gezielter Atemübungen.)
Das Zusammenspiel aus Haltung und Atmung unterstützt schließlich die Zentrierung des Körpers: Wir gelangen zu einer inneren Balance, was unsere Fähigkeit verbessert, uns auf den Moment zu konzentrieren. Der Grund hierfür liegt darin, dass eine tiefe Atmung die Sauerstoffversorgung des Gehirns begünstigt. So werden wir kognitiv leistungsfähiger.8
Wie ist es nun um Ihren Stand und Ihre Haltung bestellt? Führen Sie diesbezüglich einen kurzen Selbsttest durch:
Schritt 1: Stellen Sie sich in normaler Haltung vor den Spiegel und halten einen Moment inne. Stellen Sie sich vor, dass auf Ihrem Kopf ein Fahnenmast steht und dieser Mast eine Verlängerung Ihrer Wirbelsäule ist. Betrachten Sie die Veränderung ihrer Haltung in einem Spiegel.
Schritt 2: Machen Sie sich nun möglichst groß, ohne dass die Fahne vom Kopf fällt, aber sie jeder gut sehen kann. Spüren Sie, wie sich die Wirbelsäule weiter streckt? Wie verändert sich Ihr Körpergefühl in dieser Position? Achten Sie zudem auf Ihre Arme: Wahrscheinlich werden Sie nämlich in dieser Haltung ihre Arme nicht verschränken, sondern tendenziell eine offene Körperhaltung einnehmen, wie sie in Tabelle 6 beschrieben ist. So ändert sich Ihre Ausstrahlung deutlich.
Schritt 3: Bitten Sie nun eine vertraute Person - etwa einen Kollegen, Freund oder Partner - um Feedback: Bilden Ohr, Schulter und Becken...
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