Schweitzer Fachinformationen
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Eine Wespe schwirrt auf Ihrem Dachboden. Was tun Sie? Erschlagen Sie die Wespe? Oder beseitigen Sie das Wespennest? Sie müssen das Problem upstream behandeln, wenn Sie die Ursache beheben wollen. Wenn Sie es downstream behandeln, beheben Sie nur das Resultat. Das haben wir in den letzten acht Jahrzehnten mit unserem Gesundheitswesen getan. Und das rächt sich jetzt.
In den USA gibt es die besten Ärzte, Krankenhäuser und medizinischen Technologien, die innovativsten Operationsverfahren, die besten und neuesten Medikamente, und man gibt pro Kopf mehr für das Gesundheitssystem aus als in jedem anderen Land der Welt.
Sind Amerikaner gesünder? Haben sie eine bessere Gesundheitsversorgung? Leben sie länger? Die Antwort auf diese Fragen ist ein klares Nein. Es ist vielmehr das Gegenteil der Fall: Amerikanern geht es gesundheitlich schlechter als jedem anderen Mitgliedsstaat in der Organisation für ökonomische Kooperation und Entwicklung (OECD; die 37 reichsten Länder der Welt). Im Hinblick auf die meisten letalen chronischen Krankheiten schneiden die USA unter den entwickelten Ländern der Welt sehr schlecht ab: Nr. 1 bei Diabetes, Nr. 2 bei Alzheimer-Demenz, Nr. 5 bei Krebs und Nr. 6 bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Cardiovascular Disease, CVD).1
Die USA sind das krankste OECD-Land. Sie haben die teuersten Medikamente - doppelt so teuer wie in Europa - und die teuersten Ärzte. Sie geben am meisten für Krankenhäuser und stationäre Behandlungen aus. Und was bekommen wir dafür? Werfen wir einen Blick auf die folgende Grafik (siehe Abbildung 1.1).
Diese Grafik führt zu zwei Erkenntnissen: 1. Je mehr Geld wir in ein Problem pumpen, umso schlimmer wird es - was entweder bedeutet, dass wir das Problem überhaupt nicht behandelt haben, oder dass wir es möglicherweise verschlimmern. 2. Das war nicht immer so. Obwohl die USA mit ihren Gesundheitskosten nie besonders effizient umgingen, waren sie immerhin in der Lage, mit dem Rest der Welt Schritt zu halten. 1970 ging es langsam bergab, und auch heute noch haben wir es nicht einmal ansatzweise geschafft, das Problem zu identifizieren, geschweige denn zu lösen. Es gibt immer noch kein Wundermittel.
Okay, man könnte sagen, dass das ein rein US-amerikanisches Problem ist. In Bezug auf die vielen Freiheiten, die man hierzulande genießt, sagte unser ehemaliger Außenminister John Jerry der Welt 2013: »In Amerika hat man das Recht, dumm zu sein.«2 Aber wie steht es mit Deutschland? In den USA liegt die Diabetes-Prävalenz bei 9,4 %, in Deutschland beträgt sie sogar 9,9 %.3 Und aktuelle Modelle lassen darauf schließen, dass die Rate bis 2030 um 50 % steigen könnte.4 Nein, in Deutschland sind die Probleme genauso groß wie in den USA, vielleicht sogar noch größer.
Abbildung 1.1: Vergleich zwischen den Gesundheitsausgaben und der Lebenserwartung für Länder der Organisation für ökonomische Kooperation und Entwicklung (OECD) über einen Zeitraum von 45 Jahren, 1970-2015. Die USA geben am meisten aus, bekommen aber am wenigsten.5
Was geschah 1970? Und warum treibt es das Gesundheitswesen in den Ruin? Und warum ist unser Problem jetzt überall und für jeden ein Problem?
Das metabolische Syndrom trat in den 1980er-Jahren in Erscheinung und entwickelte sich zur Geißel des 21. Jahrhunderts. Denken Sie an die Krankheiten, die in antiken und neuzeitlichen Kulturen viele Menschen auf einmal dahinrafften: Lepra, Pest, Syphilis, Tuberkulose, Grippe, Malaria, HIV. Es handelt sich dabei durchgehend um Infektionskrankheiten. Man könnte annehmen, dass die Krankheiten des metabolischen Syndroms nichts mit Infektionen zu tun haben. Schließlich kann jeder an einer Infektion sterben, wie die COVID-19-Pandemie sehr eindrucksvoll zeigt. Aber wenn Sie am metabolischen Syndrom leiden, steigt Ihr Risiko zu sterben um das 20-fache - und Sie sind selbst schuld daran, weil Sie träge und verfressen sind. Beides auf einmal. Die einfache Tatsache ist, dass - wie beim Coronavirus - jeder das metabolische Syndrom bekommen kann, selbst Normal-gewichtige. Jeder ist in Gefahr, und zwar in beiderlei Hinsicht.
Wie dieses Buch erklären wird, können die chronischen, nicht-übertragbaren Krankheiten (NCDs), die mit dem metabolischen Syndrom in Zusammenhang stehen - Diabetes, Bluthochdruck und Herzerkrankungen - auf einen gestörten Stoffwechsel (Energieverbrennung) in verschiedenen Zellen in verschiedenen Organen des Körpers zurückgeführt werden.6 Um diesen Punkt zu veranschaulichen, sehen wir uns eine Krankheit ein wenig genauer an: Diabetes. Als ich 1976 Medizin studierte, war Diabetes eine Seltenheit; nur 5 % der Amerikaner über 65 Jahre litten daran und nur 2,5 % der Gesamtbevölkerung waren betroffen.7 Und das weiß ich deshalb so genau, weil mein Großvater mütterlicherseits Diabetiker war. Er hatte kein Übergewicht - ich schätze, er hatte einfach nur Pech. Aufgrund seiner Diabetes bekam er vier Herzinfarkte, und den letzten überlebte er nicht. Er starb mit 72 Jahren. Diabetes war eine düstere Wolke, die über meiner Familie hing - und ich fragte mich, ob auch ich daran erkranken würde.
2000 schätzte man, dass es weltweit 151 Millionen Diabetiker gibt, und die Prognose war, dass diese Zahl unter Berücksichtigung einer amortisierten Inflationsrate von 3,88 % bis 2010 auf 221 Millionen steigen würde.8 Unsere Schätzung war falsch. Es waren 285 Millionen, was einer amortisierten Inflationsrate von 6,55 % entspricht - dem Doppelten der Schätzung. Aber trotz all der Ärzte, all dem Wissen, all den Pillen und all den Mitgliedschaften in Fitnessstudios - 2014 gab es weltweit 422 Millionen Diabetiker, was einer Inflationsrate von 10,3 % entspricht. Das ist das Dreifache der geschätzten Rate! 2019 waren wir bei 463 Millionen. Und statistischen Modellen zufolge wird die Zahl der Betroffenen bis 2030 auf 568 Millionen steigen. Trotz der weltweiten Bestürzung scheint sich das Blatt also nicht zu wenden.
Diese Epidemie betrifft alle Altersgruppen, ethnische Gruppen und Religionen, aber das hat bisher noch niemanden davon abgehalten, daraus Kapital zu schlagen. Fast jeder zehnte Diabetiker in den USA muss ein Medikament einnehmen (Metformin oder Insulin) - doch trotz der Notwendigkeit und Dringlichkeit hat sich der Preis für Insulin in nur einem Jahrzehnt verdreifacht. Viele Patienten müssen sich entscheiden, ob sie ihr Geld für Medikamente, Essen oder Strom ausgeben wollen. Manche rationieren ihr Insulin sogar, was zum Tod führen kann.
Während man argumentieren könnte, dass es sich dabei um eine Art von Wucher handelt - das, was an Tankstellen passiert, wenn es eine Ölkrise gibt -, ist diese Praxis in der medizinischen Landschaft gang und gäbe. Zurzeit können 64 Millionen Menschen - 35 % der erwachsenen US-Bevölkerung - ihre Arztrechnungen nicht zahlen. Natürlich machen die US-Regierung und die Krankenversicherungen die Patienten verantwortlich. Aber was wäre, wenn die moderne Medizin Sie in Wirklichkeit krank macht? Was wäre, wenn Ihr Arztbesuch der Grund für diese chronischen Erkrankungen ist? Ich weiß, dass das hanebüchen klingt - aber es gibt Daten, die diese Behauptung stützen. Der Medizinökonom Dr. Jay Bhattacharya der Stanford University analysierte Millionen medizinischer Daten, und der Faktor, der in der Population am stärksten mit Gewichtszunahme korrelierte, war die Anzahl der Besuche einer HMO-Praxis (HMO: Health Maintenance Organisation).9 Nun, das ist eine Korrelation und kein kausaler Zusammenhang, aber stutzig macht es schon. 1970 gaben wir 6 % unseres Bruttoinlandsprodukts für Gesundheitsversorgung aus, und jetzt, 50 Jahre später, sind es 17,9 %. Und trotzdem ist das Körpergewicht des Durchschnittsamerikaners hoch, seine Gesundheit im Keller und sein Geldbeutel leer.
In Bezug auf die Lebenserwartung nimmt die USA unter den OECDLändern nur Platz 28 ein, und in den letzten vier Jahren ist unsere Lebenserwartung gesunken. Wir sind das einzige OECD-Land, bei dem dies der Fall ist.10 »Obamacare« - der bessere Zugang zu Gesundheitsleistungen und die Behandlung bereits bestehender Erkrankungen - hat keines dieser Probleme gelöst, weil es die eigentliche Ursache des Problems nicht behoben hat. Dann war da noch Trumps Ansatz, der das Problem zu lösen hoffte, indem er Kranke einfach sterben ließ.11 Selbst die Vorstellung einer gesetzlichen Krankenversicherung, die sich die Demokratische Partei während der Präsidentschaftswahl 2020 auf die Fahnen schrieb, verschärfte das Problem nur, weil dies die Kosten weiter in die Höhe getrieben hätte (wir sprechen hier von 30 Billionen Dollar),12 ohne auf die eigentliche Ursache einzugehen....
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