Schweitzer Fachinformationen
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21. Juli
Inzwischen ist so viel Zeit vergangen, dass alles organisiert ist. Ich habe mein Visum für ein Jahr Russland bereits im Pass eingeklebt und mein Transitvisum für Weißrussland. Die Besuche dafür im Konsulat und im russischen Reisebüro sind auch eine Geschichte für sich. Anstrengend, aufregend, erstes Mal schnüffeln an der russischen Mentalität. Unfreundlichkeit hoch drei. Aber ich habe sie! Mit meinem WG-Zimmer geht auch alles in Ordnung, 200 Euro im Monat, Modem, eigenes Zimmer, zwei Stationen vom Newski Prospekt entfernt. Hört sich perfekt an, bin schon mal gespannt, wie es wird. Ab September soll ein Finne einziehen. Ab 1. September fange ich bei der St. Petersburgischen Zeitung (SPZ) an. Vom Bahnhof werde ich abgeholt vom Deutsch-Russischen Austausch (DRA). Alles geregelt: Visa, Wohnung, Arbeit. Nun hoffe ich, dass alles so klappt und schön wird, wie ich es mir vorstelle. Für mein Zimmer hier in Potsdam habe ich eine Zwischenmieterin gefunden, Gabriella. Sie geht danach für ein Jahr nach Paris. [...] Meine Möbel lasse ich drin, sodass ich, wenn ich zurückkomme aus Sankt Petersburg (SPB), wieder einziehen kann.
Heute war mein letzter Arbeitstag. Schon komisch. Meine Nachfolgerin ist Anett vom Schwimmen. Ich hoffe, sie findet sich gut ein und kann die Aufgaben ebenfalls so gut erledigen, aber gemeinsam mit Doreen dürfte dies kein Problem sein. Mit Doreen werde ich sicherlich den intensivsten Kontakt halten können, sie ist eine sehr treue Gefährtin. Gestern Abend habe ich gemeinsam mit meinen Kollegen beider Arbeitsgruppen meinen Abschied in dem russischen Restaurant namens Alexandrowka gefeiert. Habe Okroschka, Brot, Gemüse und Wodka bestellt. Im Rucksack hatte ich noch einen weiteren Liter Wodka, der tatsächlich in dieser Hitze ausgetrunken wurde! Nicht schlecht. Ich denke, es hat allen ganz gut gefallen. Habe eine Mini-Rede gehalten. Dann wurde ich, als auch die Urlauber kamen und Herr W.(!) da war - es waren ALLE da -, offiziell verabschiedet. Das war ein merkwürdiges Gefühl, drei Jahre Ministerium ade. Habe ein supertolles Abschiedsgeschenk bekommen: eine Flasche Brandenburger Wein, Buch, Marzipan, Matroschka, eine ganz tolle beschriebene Karte und einen Gutschein im Wert von sage und schreibe 120 Euro! Den will ich nächste Woche mit Doreen bei K. Sport einlösen. Habe mich sehr gefreut. [...]
Nun habe ich ein Jahr frei! Irre! Ich wünsche mir sooo sehr, dass alles schön wird. Morgen Abend ist hier in der WG große Abschiedsparty: »Russendisko«.
Verabschiedung von meinen Eltern im August 2006
27. Juli
Die »Russendisko« war spitze! Die Bude war wieder voll, alle Polizisten von mir waren da und Hanschi sogar von zu Hause. Wir hatten diesmal die neue Anlage aus dem Waschhaus, und es war so laut, dass wir sogar eine Anzeige wegen Ruhestörung verpasst gekriegt haben. [...]
Nun liege ich hier in meinem alten Kinderzimmer in der Heimat, die Kisten sind fast ausgepackt, freue mich auf den Urlaub vorher auf Korfu mit Mutti, und die Ungewissheit schwebt über mir. Ich wünsche mir so sehr, dass alles gut wird, so, wie ich es mich vorstelle. Ich möchte nichts bereuen. Mit der Mascha aus der russischen WG maile ich bereits, der Job ab 1. September steht, und heute habe ich das Zugticket für den 14. August gekauft. 38 Stunden Zugfahrt. Das wird bestimmt spannend. Einen Rucksack habe ich nun auch. In Rot. [...]
Alles irgendwie komisch gerade im Bauch: Ein Jahr frei, St. Petersburg steht vor der Tür, die Männergeschichten. Ich genieße Potsdam und den Sommer gerade so sehr, aber ich glaube, das ist so, gerade weil ich jetzt weggehe. Habe wunderschöne Geschenke und Karten zur Party bekommen: ein Kuschelkissen mit Foto von Dajana, Corina, Rückerchen und mir, ein Potsdam-T-Shirt, Wodka, Thermosflasche, die neue Geo-Special Russland, russische Musik etc. Wunderbar.
14. August
Der Zug rollt. Ich fahre rückwärts. Die Sonne scheint in mein Gesicht, wir durchqueren eine polnische Stadt, der Tisch ist reichlich gedeckt, und ich sehe nun, nach anfänglich gemischten Gefühlen im Bauch, mit viel Optimismus und Freude St. Petersburg entgegen.
Poznan. Auch hier steigen wieder einige Leute in den Zug. Die Bahnhofsdurchsage verstehe ich nicht. [.[ In Berlin-Lichtenberg wurde ich von folgendem Wink-Komitee verabschiedet: Mutti, Papa, Doreen und Anett. Ich habe mich sehr gefreut. Mutti hat geweint, Doreen standen die Tränen in den Augen. Und ich? Ich hatte, wie man so schön sagt, ein lachendes und ein weinendes Auge. Besonders in den letzten Tagen habe ich festgestellt, dass ich einen großen Freundeskreis aufgebaut habe. [...] Mit im Gepäck sind alle Geschenke und sehr viele Fotos, die ich an die Wand in mein WG-Zimmer hängen möchte. [...] Selbst von meiner Schwester Juliane und ihrem Freund Kevin habe ich noch eine Kleinigkeit erhalten: einen Waage-Glücksstein, ein Tagebuch für besondere Anlässe und das Büchlein Der kleine Prinz, das ich nachher anfangen werde zu lesen.
Schon ein merkwürdiges Gefühl. Nun sitz ich hier allein in meinem Abteil, schaue aus dem Fenster, denke über die vergangene Zeit nach und male mir aus, wie wohl die nächsten Monate in SPB werden (das eigene Abteil gab es zum russischen Aufpreis von 20 Euro). Mal sehen, wie es Potsdam geht, wenn ich im nächsten Sommer wiederkomme. Welche Konstellationen sich zwischen den Menschen ergeben haben und ob ich wieder dort anknüpfen kann, wo ich »aufgehört« habe. [...] Ich habe fünf Taschen, der Koffer ist so schwer, dass man ihn gar nicht anheben kann.
Kolo. Viele junge Menschen auf dem Bahnsteig. Polen sieht schon anders aus, alles viel dörflicher, Felder werden sehr häufig von Hand bestellt. Hunde, Schranken, kleine Häuser. Ich bin schon sehr gespannt auf Brest und den zweistündigen Achsenaustausch. [.] Die zwei Tage Zugfahren tun mir gut, um all meine Gedanken zu ordnen, Vergangenes hinter mir zu lassen, um für Neues offen zu sein. Alle Freunde und Bekannten wünschten mir mit Karten und Worten alles Gute, viel Glück und meinten, dass ich auch in Russland mit meiner heiteren und aufgeschlossenen Art auf Gegenliebe und Freunde treffen werde. Ich hoffe es. Schon lustig, wie das Leben so spielt und alle ihre eigenen Wege gehen. Juliane hat ihre Tochter Lotta bereits, Dajana ist schwanger, Corina freut sich über ihre neue Wohnung, und ich hau ab .
Draußen hat es geregnet. Die frische Luft verdrängt den »guten« Paprikaduft aus meiner Fresstasche. [...] Haben am Lichtenberger Bahnhof zu fünft noch eine Flasche Sekt gekillt. War gut. [...] Ich dürfte jetzt auf Korfu und an der Ostsee so viel Sonne getankt haben, dass ich gut durch die russische Kälte kommen müsste.
15. August
... und es war die richtige Entscheidung! Nun sitz ich hier in meinem Abteil mit einer (neuen!) russischen Bekannten, wir hören unsere MP3-Player - die Lieblingslieder -, schauen aus dem Fenster, sehen Seen, weißrussische Dörfer. Die erste bekannte Petersburgerin.
Mein Zugabteil nach St. Petersburg
21. August
Heute ist Sonntagabend bzw. Montagfrüh, und ich bin inzwischen seit Mittwochmorgen hier in Petersburg.
Die Zugfahrt habe ich gut überstanden. Insbesondere die Zeit mit Angelina verging schnell. Als wir dann gegen 06.15 Uhr auf dem Witebsker Bahnof einrollten, sah ich leider niemanden vom Deutsch-Russischen-Austausch (DRA), der mich abholen wollte. Angeblich war aber jemand da. Angelina und ich haben niemanden gefunden. So hat ihr Vater meinen schweren Koffer gezogen und für mich ein billiges Taxi klar gemacht, mit dem ich dann allein bis vor diese Wohnung gebracht wurde. 200 Rubel. Gegen 07.00 Uhr klingelte ich dann mit vier fetten Taschen und einem Koffer Mascha aus dem Bett, die mir eine erste Kurzeinweisung in die WG gab, bevor wir nochmal bis 12.00 Uhr ins Bett gefallen sind. Die WG gefällt mir sehr gut, sie erinnert mich irgendwie an meine in Potsdam. Langer Flur, alle Zimmer auf einer Seite. Ich habe hier sogar ein größeres Zimmer als in Potsdam, welches ich mir sogar schon gemütlich eingerichtet habe. Habe alle meine Lieblingsfotos, dank Corinas selbstgebasteltem Geschenk, an die Wand gehängt. Nun kann ich mir jederzeit alle Mädels, meine Familie [...] ansehen. Heimatliche Erinnerungen. Selbst Mutti hat mir noch einen Klappbilderrahmen mit Fotos von Zuhause geschenkt, echt schön.
Inzwischen habe ich mir auch schon ein wenig die Stadt angesehen. Leider hatte ich bis gestern heftige Magenbeschwerden mit Brechreiz und Durchfall. So schlecht ging es mir noch nie. Gott sei Dank hatte ich auch dafür was in der Reiseapotheke, das gut geholfen hat.
Angelina hat mir schon die Newa und die Eremitage von außen etc. gezeigt am Freitagabend beim Spaziergang. Apropos: Mit tun hier so die Füße weh! Hier sind alle Menschen zu Fuß unterwegs, der Wahnsinn! Das viele Laufen bin ich gar nicht gewöhnt. Entweder zu Fuß oder mit der Metro. Und die Metrostationen sind so schön! 120 Meter in die Tiefe. Unten...
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