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Ich wache auf. Es ist mehr ein angenehmes Hineingleiten ins Bewusstsein als ein schreckhaftes Auftauchen. Ich habe viel zu gut geschlafen, als dass ein unangenehmes Erwachen angebracht gewesen wäre. Ich öffne die Augen und merke sofort, dass ich nicht da bin, wo ich sein sollte. Der ungewohnte Anblick einer dunkel gestrichenen Decke über mir irritiert mich, und plötzlich kommt der Schreck doch noch, wenn auch etwas verspätet.
»What the fuck?«, frage ich mich selbst, nachdem ich mich aufgesetzt habe und feststelle, dass ich mich in einem Zimmer befinde, in dem ich vorher noch nie gewesen bin. Ich sitze in feuchten Badehosen auf einem dunklen Ledersofa in einem schummrigen Raum, der einzig und allein vom Licht eines grünlich schimmernden Aquariums beleuchtet wird.
Wo bin ich? Ich schließe noch einmal die Augen, weil ich irgendwie glaube, dass ich doch noch schlafe. Gar nicht wirklich aufgewacht bin. Das eklige Gefühl der nassen Hose, die kalt und unangenehm an meinen Oberschenkeln klebt, spricht jedoch eindeutig gegen diese Theorie. Warum ist die verdammte Hose überhaupt nass? Und meine Haare? Meine Haare sind auch nass.
Ich hole einmal tief Luft und denke nach. Das Erste, was mir einfällt, ist, dass ich vielleicht auf irgendwelchen Drogen bin und nur denke, dass ich hier bin, während ich in Wirklichkeit aber gar nicht hier bin. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass ich zugedröhnt komische Sachen sehe. Allerdings fühlt sich mein Kopf relativ klar und aufgeräumt an. Gar nicht zugedröhnt. Ich habe das Gefühl, als fehlte mir die Erinnerung an das, was war, bevor ich eingeschlafen bin.
Langsam stehe ich auf und sehe mich in dem fremden Zimmer um. Meine Hose hat einen feuchten Fleck auf dem Sofa hinterlassen. Der Geruch nach nassem Leder steigt mir in die Nase und irritiert mich. Er kommt mir bekannt vor. Verdammt, was wird hier gespielt? Es war doch gerade alles so gut. Ich war glücklich. Richtig glücklich. Zum ersten Mal in meinem Leben.
Ich zucke zusammen. Wo war ich denn gerade? Ich überlege angestrengt, woher dieser Gedanke kommt, während ich meinen Blick über die schlichte Einrichtung des Raumes schweifen lasse. Vor mir steht ein Glastisch. Er sieht so ähnlich aus wie unser Wohnzimmertisch in Berlin. Ein riesiger schwarzer Bildschirm hängt an der hellgrauen Wand mir gegenüber. Auch wie zu Hause. Bin ich vielleicht wieder daheim in Berlin? Wieso verdammt habe ich dann eine nasse Badehose an?
»Hallo?«, rufe ich in den Raum. »Ist hier jemand?«
Ich bekomme keine Antwort. Ich drehe mich um und sehe ein Fenster, das mit schwarzen Jalousien verdunkelt ist. An der Wand links von mir steht ein riesiges Bücherregal, fast so breit wie die ganze Wand und so hoch wie die Decke. Darin befinden sich unzählige Papierbücher mit bunten Rücken. Rechts von mir steht das Aquarium auf einem hüfthohen Schrank. Ich sehe keine Fische darin. Jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Und dann ist da noch eine Tür. Eine schlichte, unauffällige weiße Tür mit Klinke. Kaum habe sie entdeckt, haste ich auch schon darauf zu. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie erwarte ich, dass sie abgeschlossen ist. Ich fürchte, ich bin hier drinnen eingesperrt. Die Angst erwacht mit der Erkenntnis, aber bevor ich dazu komme, mich in die aufkeimende Panik hineinzusteigern, greift meine Hand nach der Klinke, drückt sie herunter - und die Tür öffnet sich. Ich bin nicht eingesperrt, stelle ich erleichtert fest. Was mich hinter der Tür allerdings erwartet, macht die Sache nicht unbedingt besser. Nicht, weil es gefährlich aussieht oder beängstigend, sondern weil ich es irgendwie nicht ganz begreifen kann.
Ich stehe in einem weitläufigen Flur. Alles ist dunkel, kein Licht scheint von der Decke, nur der schwache Schimmer des Aquariums hinter mir beleuchtet einen kleinen Abschnitt des hell gefliesten Bodens, auf dem ich mit nackten Füßen stehe. Vor mir sehe ich Türen. Sieben Stück. Jede Tür ist umrahmt von einem schwachen Lichtkranz, als würde die Umgebung dahinter leuchten; so als würden die Türen nach draußen führen. Die Türblätter sind mit leuchtenden Ziffern nummeriert: 1-6. Auf der siebten Tür steht Backdoor in roter Neonschrift. Die Türen sind in absolut gleichen Abständen nebeneinander angebracht und gleichen einander in Form und Höhe. Sie stehen gerade so weit auseinander, dass eine Wand dazwischen passt. Jedenfalls sieht es im Halbdunkeln so aus. Schließlich kann ich nur die Umrisse erkennen. Ganz instinktiv laufe ich auf die mittlere Tür zu, Nummer 4, taste nach einem Öffnungsmechanismus, finde einen Knauf und drehe ihn. Die Tür ist verschlossen. Darüber erscheint ein Schriftzug auf einer Digitalanzeige: Zugriff verweigert.
Ich probiere die fünfte Tür. Sie ist ebenfalls abgeschlossen, genau wie die Tür mit der Nummer 6. Immer wieder erscheint der gleiche Schriftzug über mir. Er erinnert mich an etwas, das mir in diesem Zusammenhang schon einmal passiert ist. Ich weiß nur nicht mehr genau, was es war. Meine Füße sind eiskalt. Ich trete auf der Stelle und weiß nicht, was ich machen soll.
Verdammt noch mal, wo bin ich hier und was soll der Scheiß? Wütend steure ich auf die Tür mit der Zahl 1 zu und drehe energisch den Knauf. Sie geht nach außen auf. Ich falle also buchstäblich in den Türrahmen und bin vollkommen überrumpelt von dem Kälteschwall, der mir plötzlich entgegenschlägt. Es schneit. Mit aufgerissenen Augen, die Hand immer noch an den Türknauf geklammert, nehme ich meine Umgebung wahr. Ich blicke in einen verschneiten Hinterhof, umrahmt von hohen Mauern. Wenn ich mir über die eigene Schulter schaue, sehe ich ein Hochhaus. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin. Auch kann ich nicht begreifen, wie es sein kann, dass es auf einmal Winter geworden ist. Soweit ich mich erinnere, war eben noch Sommer. Wie geht denn so was?
Weil ich nackt, nur in feuchten Badehosen mitten im schlimmsten Schneetreiben stehe und mir ein eisiger Wind entgegenbläst, tue ich das einzig Vernünftige und ziehe die Tür eilig wieder zu. Mit klappernden Zähnen und am ganzen Leib zitternd, haste ich über die Eisfliesen zurück in den Raum mit dem Aquarium. Hier drinnen ist es wenigstens warm.
»Hallo?«, rufe ich noch einmal. Diesmal lauter und mit mehr Nachdruck. »Was verdammte Scheiße soll das? Das ist nicht witzig!«
Natürlich bekomme ich auch diesmal keine Antwort. Es ist niemand da.
Ich muss mich zusammenreißen. Ich muss nachdenken.
Mit einer Gänsehaut am ganzen Körper setze ich mich aufs Sofa und stütze meinen verwirrten Kopf in die Hände. Meine immer noch feuchten Haare sind an den Spitzen eingefroren. Auch meine Badehose fühlt sich bretthart an unter meinem Hintern. Das kann doch nicht gesund sein?
Bin ich entführt worden? Und wenn ja, wo sind meine Entführer? Wieso bewacht mich niemand? Ich sehe mich nach Kameras um, kann auf den ersten Blick aber keine entdecken. Das muss nichts heißen, schließlich gibt es die Dinger mittlerweile in Miniatur-Anfertigung. Nur weil ich sie nicht sehen kann, heißt das nicht, dass keine da sind. Ich überlege, ob ich die Schränke und Regale danach absuchen soll. Plötzlich fällt mir die Supplybox ins Auge, die neben der Tür angebracht ist. Ein quadratischer weißer Metallkasten, etwa einen Meter mal einen Meter groß. Genau wie bei uns zu Hause. Sie blinkt grün. Das heißt, dass etwas geliefert wurde. Ich stehe auf, gehe hin und klappe den Deckel hoch. Eine große Kunststoffbox steckt in dem Metallbehälter. Sie ist fast genauso groß wie die Supplybox selbst. Ich ziehe die Kiste raus und öffne sie. Darin befinden sich ordentlich gefaltete Funktionskleidung und eine Pistole.
Wie gelähmt starre ich die schwarze Waffe an, die auf dem weißen gummiartigen Stoff der Jacke liegt. Was soll das? Wozu brauche ich eine Waffe? Mein Herzschlag beschleunigt sich. Ohne die Pistole zu berühren, stelle ich die Kunststoffbox auf den Glastisch, laufe erneut zur Supplybox und stecke meine Hand hinein, um zu sehen, ob sonst noch was gekommen ist. Die Box ist leer. Aber ehrlich gesagt, brauche ich auch nichts weiter. Wenn ich etwas zum Anziehen habe, kann ich abhauen. Moment! Ich habe keine . Es rumpelt in dem Metallbehälter, bevor ich den Gedanken zu Ende gedacht habe. Mit klopfendem Herzen sehe ich nach. Es sind Schuhe. Genau, wie ich eben gedacht habe. Oh fuck, ist das gruselig. Ich muss hier...
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