Schweitzer Fachinformationen
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Lucy, gestresste Lehrerin, braucht Ruhe. Sie entschließt sich zu einem sechsmonatigen Sabbatical und mietet kurz entschlossen ein Cottage in den Cotswolds, ganz in der Nähe des geschichtsträchtigen Bletchley Park. Dass sie sich noch um Bunty, die 96-jährige Schwiegermutter der Vermieterin, kümmern soll, scheint kein Problem. Schon kurz darauf findet sich Lucy samt ihrem kleinen Hund in Little Maudley wieder, einem Dorf wie aus dem Bilderbuch.
Sam Travis war ziemlich kaputt. Sein Arbeitstag war anstrengend gewesen, und er sehnte sich nur noch danach, mit einem Kaffee und der Fernbedienung für den Fernseher die Füße hochzulegen. Doch jetzt musste er erst mal das Material zum Dachdecken, das er morgen voraussichtlich brauchen würde, auf seinem Pritschenwagen sichern. Er zurrte die Gurte fest, sprang dann von der Ladefläche, landete auf der gepflasterten Einfahrt zum Bell Cottage und hakte die Gurte außen am Wagen ein. Nachdem er die beiden Jungs abgesetzt hatte und wieder zu Hause war, war er zufrieden, dass er alles für den nächsten Arbeitstag vorbereitet hatte. Das nahm ihm morgens, wenn er seine widerstrebende Tochter aus dem Bett holen und sich um vergessene Hausaufgaben kümmern musste, ein bisschen Stress. Zum Glück fingen nächste Woche die Ferien an.
Geschafft. Jetzt konnte er morgen früh gleich losfahren. Zerstreut tätschelte er den Pritschenwagen, als wäre der kleine Laster ein Pferd.
»Freya?«, rief er über den Wagen hinweg ins Küchenfenster. Wie immer stand es offen, damit die Katze ungehindert ein und aus gehen konnte. Trevor, der die Nachbarschaftswache organisierte, hatte Anfang der Woche bei ihm angeklopft, um ihn zu informieren, dass er mit dem offenen Fenster nicht nur sein eigenes Hab und Gut gefährdete, sondern überhaupt Einbrecher ins Dorf lockte. Sam fand es zwar einigermaßen unwahrscheinlich, dass das winzige, abgelegene Dörfchen Little Maudley vom organisierten Verbrechen überrollt würde, aber er hatte Trevor versichert, dass er über eine Katzenklappe nachdenken würde. Wann er sie allerdings einbauen sollte, war Sam schleierhaft, denn er war mit seiner Firma, den Taxifahrten für eine Vierzehnjährige mit regem Sozialleben und der Haushaltsführung als alleinerziehender Vater ziemlich ausgelastet. Wie es bei den meisten selbstständigen Handwerkern der Fall war, ließ sich auch auf sein eigenes Haus der Spruch »Schusters Kinder gehen barfuß« übertragen. Manche Arbeiten warteten schon seit Jahren. Die Backsteine hinter dem Haus, die er für den Bau des längst geplanten Wintergartens vorgesehen hatte, lagen immer noch unberührt da. Auf einem Haufen Mutterboden, den er mit der Absicht, einen richtigen Garten anzulegen, in der Einfahrt abgekippt hatte, wuchs inzwischen Gras. Es sah aus, als wäre da aus dem Nichts ein kleiner Hügel gelandet. Verflixt, er musste sich wirklich zusammenreißen. Und - Sam rieb sich über sein stoppliges Kinn - er musste sich rasieren, aber dazu brauchte er neue Klingen, die er nur bekam, wenn er in den Laden .
»Freya!«, rief er wieder, diesmal lauter.
»Eine Minute!«
Sam rief die beiden Cockerspaniel, die ums Haus herumwuselten, ließ sie in den Land Rover springen, der neben dem Pritschenwagen parkte, und stieg dann selbst ein. Amber ließ ihren Schwanz wie eine Fahne herumwirbeln. Bee, ihre Mutter, kletterte mit lautem Gebell über sie hinweg. Dann drückten beide Hündinnen ihre feuchten Nasen gegen die ohnehin schon verschmierte Scheibe.
»Eine Minute, hat sie gesagt«, erklärte Sam den Hunden schmunzelnd. Mit einem Kopfschütteln lehnte er sich zurück und zog sein Smartphone aus der verschlissenen Jeans. Vier Nachrichten von Annabel Bevan, seiner derzeitigen, sehr anspruchsvollen Kundin. Erst vor einer halben Stunde hatte er ihr Landhaus Green Acres verlassen. Zerstreut scrollte er sich durch ihre Mails.
15.01: Sam, wenn du noch da bist, magst du vielleicht kurz auf eine Tasse Tee und einen Happen Essen reinkommen? xxx
15.08: Bin jetzt im Garten, du bist wohl schon weg. x
15.20: Hab Brownies im Ofen - hol dir einen, bevor du morgen mit der Arbeit loslegst! Xx
15.21: Ob du mich anrufen könntest? Hab dir gemailt! Xxx
Annabel war hartnäckig, das musste er ihr lassen. Leider brachte seine Arbeit es mit sich, dass manche Frauen - ein bestimmter Typ Frauen - glaubten, zu seinen handwerklichen Dienstleistungen gehörten noch gewisse . Extras. Sam hatte herausgefunden, dass es am besten war, so zu tun, als würde er das nicht bemerken. Er legte sein Handy weg und schloss kurz die Augen.
Zehn Minuten später erschien Freya. Sie hatte eine dicke Schicht Make-up aufgelegt und ihre hübschen Augenbrauen so kräftig nachgezogen, dass sie jetzt ganz breit und tiefschwarz waren. Diese ganze Sache mit der Schminkerei war und blieb Sam ein Rätsel. Aber seiner Erfahrung nach bestand die Lösung darin, Freya einfach kaufen zu lassen, was sie angeblich brauchte. Doch warum für eine Fahrt in die Bibliothek und zum Supermarkt die volle Kriegsbemalung nötig war, begriff er nicht.
»Fertig?« Sie grinste.
»Machst du dich über mich lustig?«
»Ich musste meine Notizen für Geschichte noch suchen und nachgucken, was ich für den Test brauche.«
»Und nach dem ganzen Theater mit unserem WLAN kannst du die Sachen nicht online finden?«
Freya schüttelte den Kopf. »Ich muss alte Fotos und so was sichten und ein paar Sachen kopieren«, sagte sie, während sie schon durchs Dorf fuhren, den Hügel hinauf und Richtung Stadt. »Unser Drucker funktioniert ja immer noch nicht, weil du ihn noch nicht in Ordnung gebracht hast.«
»Okay, ist ja gut. Wenn du mich dran erinnerst, besorge ich die Tintenpatronen im Tesco. Dann kannst du alles zu Hause ausdrucken.«
»In der Bibliothek haben sie im Archiv auch Flugblätter und solche Sachen aus dem Krieg. Die will ich mir ansehen.«
»In Ordnung.«
Sie ließen das Dorf hinter sich und fuhren durch schmale, von weißen Wolken aus Wiesenkerbel und dem Lichtgrün des Sommers gesäumte Straßen. Als sie um eine Biegung kamen, musste Sam bremsen. Vor ihm wartete eine ganze Wagenschlange geduldig, bis eine Herde braunweißer Kühe von einer Weide auf eine andere getrottet war. Einige Minuten vergingen, dann schloss der Farmer das Gatter und hob dankend den Arm.
In Bletchingham fuhren sie auf den Parkplatz neben der kleinen Bibliothek, die sich in einer Gasse hinter der idyllischen Hauptstraße versteckte. Der ganze Ort wirkte wie aus dem Bilderbuch. Weiden hingen über den schmalen Kanal, und dahinter stieg der Park sanft bis zu den roten Ziegelbauten an. Diese Wohnsiedlung war auf der alten Gemeindewiese entstanden, auf der er als Teenager mit seinen Freunden viel Zeit verbracht hatte. Zwei Jungen fuhren auf BMX-Rädern vorbei, sprangen vom Bordstein und lachten. Sam fragte sich, ob er solche Tricks wohl noch beherrschte. Jahrelang hatte er fast jede freie Minute im Skatepark zugebracht. Offenbar wollten die Jungen jetzt auch dorthin.
»Dad? Kommst du?« Freya war schon ausgestiegen. Sam schüttelte den Kopf.
»Ich warte hier. Muss ein paar Anrufe erledigen.«
»Okay.«
»Freya?« Mit fliegendem Haar drehte sie sich um. »Brauchst du Geld zum Kopieren?«
Sie klopfte auf ihre Jeanstasche und schüttelte den Kopf. »Hab genug Münzen.«
Sam schaute ihr nach. Als er sie nicht mehr sehen konnte, nahm er sich die Skizzen vor, die er für Annabels Baumhaus angefertigt hatte. Die Arbeit als Baumhaus-Architekt war ihm gewissermaßen in den Schoß gefallen. Nach der Schule hatte er Schreiner gelernt und dann ein paar Jahre für eine Firma Luxusküchen gebaut. Als die Firma Pleite machte, hatte er beschlossen, sich mit kleineren Arbeiten vor Ort über Wasser zu halten. Nach einem Gespräch im Pub hatte er sein erstes Baumhaus gebaut, für den Spielplatz. Er hatte sich lange und in allen Einzelheiten über Bau- und Sicherheitsvorschriften informieren müssen, aber danach wusste er genau, was als sicher galt und was nicht. Das fertige Baumhaus war feierlich mit einer Grillparty und einer Horde begeisterter Dorfkinder eingeweiht worden, und allein an jenem Abend hatte Sam drei Aufträge bekommen. Geld war am Rand der Cotswolds reichlich vorhanden, und so hatte die Mundpropaganda dazu geführt, dass TreeTops Treehouse Design sich zu einer Firma entwickelte, die so viel Gewinn abwarf, dass er seinen Lebensunterhalt davon bestreiten konnte. Seine Kundschaft konnte zwar etwas anstrengend sein, aber damit kam er zurecht. Schwerer fiel es ihm, mit dem quälenden Gedanken klarzukommen, dass er mit seiner Arbeit nicht viel zur Veränderung der Welt beitrug. Wenn er für Kinder, die ein privilegiertes Leben führten, Baumhäuser...
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