Schweitzer Fachinformationen
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Ein Weihnachtswunder für die schottischen Wallabys
Carries Vater setzt sich seit Jahren für die Rettung der Wallabys vom Loch Lomond ein. Doch nun ist er erkrankt und kann seinen Kampf nicht mehr alleine führen. Als Carrie in ihre schottische Heimat zurückkehrt, wartet neben dieser Aufgabe noch eine Überraschung auf sie: Der Mann, der gegen sie und für die Käufer der Känguru-Insel arbeitet, ist ausgerechnet ihre Jugendliebe. Sie wollte Marc nach der schmerzhaften Trennung niemals wiedersehen und ist seinetwegen ans andere Ende der Welt nach Australien geflüchtet.
Wird es ihr gelingen, ihre Gefühle hintanzustellen und Marc auf ihre Seite zu ziehen? Denn nur gemeinsam und mit viel Glück können sie das Hotelprojekt der Dormonds verhindern und die Wallabys - besonders ihren geliebten Tony - retten. Carrie versucht alles, was in ihrer Macht steht, aber dafür ist mindestens ein Weihnachtswunder nötig ...
Im Traum stehe ich zwischen einem halben Dutzend junger Rotnackenwallabys, die ich mit der Flasche großgezogen habe, und ein paar neugierigen Emus. Vor denen muss ich meine Futterschüssel voller Reiswaffeln und Möhren regelrecht verteidigen. Die halbstarken Joeys lieben diese Snacks. Sie sind trotzdem vornehm zurückhaltend, während die Emus kein Pardon kennen und mit ihren gierigen Schnäbeln überallhin picken: Kopf, Hände, Füße, Waden .
Ein unsanftes Rumpeln, gefolgt von einem leichten Schlag gegen meine Ferse, schreckt mich aus dem Dämmerschlaf. Instinktiv hebe ich den Fuß und setze ihn ein paar Inches weiter vorsichtig wieder ab. Bloß nicht auf empfindliche Pfoten oder Klauen treten, das ist tief in mein Körperbewusstsein eingebrannt. Aber dann werde ich stutzig. Irgendetwas passt da nicht. Meine schläfrigen Hirnzellen registrieren Socken und Teppich unter meinen Füßen - keine Arbeitsschuhe, keinen roten Sandboden, der Geruch nach Kängurumist und Hitze fehlt auch. Es ist sogar eher kühl. Ich sitze auf schlecht gepolsterten Sprungfedern, und es riecht nach Erdnüssen und Parfüm.
Dies hier ist weder der Tierpark von Byron Bay, in dem ich die ersten Monate in Australien gearbeitet habe, noch der Zoo von Sydney.
Mein Hintern ist eingeschlafen, ich habe Druck auf den Ohren, meine Hände sind leer. Noch bevor ich die Augen ganz geöffnet habe und die halb volle Wasserflasche entlarve, die über den Fußraum in mein Revier gekullert ist, dringt eine angespannte Frauenstimme aus der Sitzreihe hinter mir nach vorn.
»Ich will nicht hier sein, Morris. Das ist alles deine Schuld! Und wo ist mein Wasser hin? Haben die das abgeräumt? Stewardess, hallo! . Herrgott noch mal, der Service dieser Fluggesellschaft ist unter aller Kanone, und dann noch diese Schaukelei.«
»Himmel, Stacy, bitte bemüh dich ein bisschen. Nicht so laut! Wir sind nicht allein an Bord.«
»Allerdings nicht! Economy, Morris! Du musst diesen nichtsnutzigen schottischen Hinterwäldler bei nächster Gelegenheit entlassen. Er ist absolut unfähig! Ich habe Durst, ich spüre meine Beine nicht mehr, ich komme mir vor wie eine Dorade in einer Sardinenbüchse.«
»Muräne trifft es eher«, brummt Morris verhohlen.
Ich muss schmunzeln und drehe mich auf der Suche nach einem Verbündeten zu meinem Sitznachbarn, aber der verschläft leider die Showeinlage.
»Das habe ich gehört!«, beschwert sich Stacy. »Nimm mich ernst! Ich leide, Schatz. Er mag ja ein guter Architekt und Bauplaner sein, aber bei den Flugtickets zu sparen . und mir kann niemand erzählen, dass vorn alles ausgebucht war.«
»Ein ganzes Flugzeug freut sich jedenfalls über dein Bordprogramm-Upgrade.«
»Sei nicht so sarkastisch.«
Unvermittelt klickt ein Sicherheitsgurt. Meine Rückenlehne ruckt nach hinten, als sich die leidende Doraden-Muräne Schmuck klimpernd daran hochzieht. Eine schwere Parfümwolke zieht in meine Richtung. Jetzt sind die Stewardessen im Fokus von Stacys Aufmerksamkeit.
»Wo sind die denn alle? Vermutlich in der Businessclass. Finde den Fehler . Service, bitte! Hallo?«
Während ich im Rucksack neben meinen Füßen nach den Kopfhörern wühle, höre ich Schritte über den schmalen Gang heraneilen.
»Was kann ich für Sie tun, Madam? Bitte beachten Sie das Anschnallzeichen. Gibt es ein Problem?«
Madam Stacy ordert in schnippischem Ton einen Gin Tonic mit einer Scheibe Orange und zwei Eiswürfeln. »Und haben Sie frischen Salbei? . Nein? Nach Pfefferminze muss ich dann wohl ebenfalls nicht fragen . Gurke auch nicht?«
Die Stewardess antwortet mit gedämpfter Stimme.
». Herrje, nein, es wird nicht ohne frisches Grün gehen.« Stacy stöhnt theatralisch. »Ein bisschen Kultur .!«
Meine Rückenlehne und somit auch ich werden vor und zurück geschubst.
»Vergessen Sie's. Nur keine Umstände meinetwegen«, sagt sie mit beißender Ironie in der Stimme. »Dann bringen Sie mir stattdessen einen Whisky. Single Malt . Nein, ohne Eis natürlich . Ja, selbstverständlich einen schottischen. Da fliegen wir doch hin, oder sitze ich etwa im falschen Flieger? Oh, sagen Sie jetzt nichts, natürlich tue ich das, zumindest in der falschen Klasse . Morris, wo ist meine Kreditkarte? Herrje, und kann man nicht etwas gegen dieses enervierende Schnarchen tun?«
»Stacy, bitte!«, versucht ihr Mann erneut zu beschwichtigen.
Die Stewardess entfernt sich Richtung Bordküche.
»Lass mich, Morris. Ich habe so höflich gefragt, wie es mir den Umständen entsprechend möglich ist.«
Nur unwesentlich leiser kabbeln die beiden sich weiter.
Not my circus, not my monkeys, bete ich mir leise vor. Ich stöpsle die Kopfhörer in mein Smartphone, starte die Meditationsplaylist, die ich mir heruntergeladen habe, und schließe die Augen. Dann konzentriere ich mich auf meinen Atem und die sanften Klänge von Meeresrauschen und Panflöte. Ich beneide ein klitzekleines bisschen den älteren Herrn neben mir auf dem Platz am Gang. Er hat keine Ahnung, dass er mit seinem sonoren Sägen Stacys Nerven zusätzlich strapaziert.
Als gleich nach dem Start Tee und Kaffee serviert wurden, entschuldigte er sich bei den Stewardessen dafür, dass er sein Hörgerät ausgeschaltet hatte. Seither verschnarcht er den kompletten Flug, der Glückliche.
Stacys Flasche kullert erneut zu mir. Ich klemme sie zwischen meinen Füßen ein, bevor sie wieder flüchten kann, und reiche sie mit einem Lächeln und einiger Sitzakrobatik an die Besitzerin zurück. Ihre verdutzte Antwort geht in den Wellen des Meeres hinter meinen Kopfhörern unter.
Noch eine knappe halbe Stunde, dann habe ich es geschafft. Dies ist der letzte und kürzeste Anschlussflug. Ich werde aus dieser Maschine steigen, nach vielen langen Jahren den eisigen Boden meines Heimatlandes betreten, im vorbestellten Shuttlebus Platz nehmen, mich dösend dem Jetlag hingeben und die Ruhe vor dem Sturm genießen, während mich der Fahrer die letzten Kilometer über gewundene, winterliche Straßen von Glasgow nach Luss bringt, das malerische kleine Dorf am Ufer des Loch Lomond, an dem ich aufgewachsen bin.
Ob sie noch immer die Straßenlaternen mit Stechpalmenzweigen und Lichterketten schmücken? Ich meine fast, den einzigartigen Geruch nach frischen Tannenzweigen wahrzunehmen. In Australien herrscht Weihnachtsduft in Sprühflaschen vor. Aber wir haben da ja auch Sommer, wenn Europa friert und fröstelt.
Egal. Ich bin nicht wegen der Dekoration über den Ozean geflogen. Ich versuche, mich wieder auf Panflöten und Meeresrauschen zu fokussieren. Es gelingt mir nicht. Mein Gedankenkino lässt Dad durch frisch gefallenen Schnee stapfen, eine gerade geschlagene Fichte auf einer Schulter balancierend, ein zufriedenes Lachen im Gesicht.
Dad. Mein Herz klopft. Es war ihm so wichtig, dass ich dieses Jahr zu Weihnachten endlich nach Hause komme. Aus Sue Anne habe ich nur herausbekommen, dass er in letzter Zeit freiwillig ein paarmal beim Arzt war. Dad geht nie zum Arzt. Er schimpft sie allesamt Quacksalber.
Energisch schiebe ich alle in mir aufkommenden Fantasiebilder beiseite. In maximal drei Stunden bin ich vor Ort. Dann werden wir weitersehen.
Nur noch dieser eine Anschlussflug. Das ist mein Mantra. Dann kann ich mich mit frischer Kraft meiner Familie und unseren eigenen Sorgen und Nöten widmen. Keine dreißig Minuten und diese englischen Karibik-Fans sind genauso Geschichte wie gestern der streng riechende Sitznachbar in der Maschine von Sydney nach Hongkong und die überforderte Mutter mit den beiden Kleinkindern auf dem anschließenden Flug von dort nach London. Sie war so dankbar, als ihre Zweijährige sich auf meinem Schoß zusammenrollte und einschlief.
»Sie haben ein Händchen für Kinder«, seufzte sie erschöpft, bevor sie selbst wegnickte.
Abwesend reibe ich über den eingetrockneten Möhrenfleck auf meinem Ärmel. Mit Tierbabys habe ich deutlich mehr Erfahrung als mit menschlichem Nachwuchs. Aber die Mädchen waren wirklich niedlich und eine willkommene Ablenkung auf dem langen Flug. Von Stacy und Morris kann ich das nicht so richtig behaupten.
Noch zwölf Tage bis Weihnachten. Oh nein! Ich habe die Geschenke für Dad, Sue Anne und die Kinder auf dem Küchentisch stehen lassen, fällt es mir siedend heiß ein. Ich wusste doch, dass ich etwas vergessen habe. Na bravo! Mein Bauchgefühl hat mich also nicht getrogen. Ich wollte, das wäre nicht immer so. Nervös knibbele ich am Kabel meiner Kopfhörer herum.
Einer Eingebung folgend hatte ich kurzfristig umgebucht und mich zwei Tage früher als ursprünglich geplant auf den Weg nach Europa gemacht. Ich und mein Bauchgefühl. Das habe ich nun davon. Keine Plüschkoalas zu Weihnachten. Was mache ich denn jetzt?
Der Lautsprecher knackt und übertönt Panflöten, Wellengang und meinen leichten Anflug von Unruhe. »Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän. Zwischen uns und Schottland liegt ein Gebiet mit Wetterturbulenzen.«
Wie zur Bestätigung sackt das Flugzeug ein paar Meter ab. Ich sehe nach draußen. Wolkensuppe. Die Tragfläche ruckelt, als ob sie versuchen würde, die Dunstschleier auseinanderzuzerren.
»Es könnte ein bisschen wackelig werden. Bitte bleiben Sie angeschnallt. Klappen Sie Ihre Tische hoch, und stellen die Rückenlehnen senkrecht . und drücken Sie uns die Daumen, dass unsere Maschine nicht wetterbedingt umgeleitet wird. Da draußen braut sich ganz schön was zusammen.«
Der...
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