Schweitzer Fachinformationen
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1921 kehrt Mr. Ambrose Dewart aus England in die düstere Landschaft um Arkham zurück, um das Erbe seines Ururahnen AIijah Billington in Besitz zu nehmen: ein verfallenes Haus und einen düsteren Wald, der seltsame Steinformationen und einen alten gemauerten Turm birgt. Die Billingtons sind ein altes Geschlecht aus dem legendenumwitterten Dunwich, manche alte Bewohner der Gegend wissen von ihnen noch schreckliche Dinge zu erzählen. Nach und nach, durch Stöbern in der berühmten Miskatonic-Bibliothek, durch Wälzen von im Giftschrank verschlossenen Bänden uralten okkulten Wissens, kommt es zu einem allmählichen Eindringen in Geheimnisse, die besser verborgen geblieben wären. Es häufen sich bedrohliche Vorzeichen, und es wird klar, daß sich auf dem Besitztum der Billingtons einer jener Knotenpunkte befindet, wo die entsetzlichen Alten Götter auf der Lauer liegen, um in unsere Welt einzudringen und sie in Besitz zu nehmen.
Die Eindringlichkeit, mit der mein Cousin Ambrose Dewart mich zu sich bat, veranlaßte mich, eine Woche nach Erhalt seines Briefes zum alten Billingtonhaus zu fahren. Unmittelbar nach meiner Ankunft kam es zu einer Reihe von Ereignissen, die zunächst höchst banal waren, dann jedoch in einer Weise kulminierten, daß ich mich bemüßigt sah, diesen sonderbaren Bericht niederzuschreiben, um ihn den fragmentarischen Aufzeichnungen und diversen Notizen von Ambroses Hand hinzuzufügen.
Ich habe gesagt, daß die Ereignisse zunächst banal waren, doch das ist nicht ganz korrekt; sie waren es lediglich im Vergleich zu den späteren Geschehnissen, die im Billingtonhaus und seiner Umgebung stattfanden. So nebensächlich und unzusammenhängend diese Ereignisse auch zu sein schienen, waren sie doch alle, wie ich feststellen sollte, wesentliche Bestandteile ein und desselben, von Zeit und Raum und Ort unabhängigen Grundmusters. Unglücklicherweise war das zu Beginn alles andere als klar. Doch von Anfang an stellte ich bei meinem Cousin die ersten Anzeichen von Schizophrenie fest - beziehungsweise Anzeichen dessen, was ich zu dem Zeitpunkt für Schizophrenie hielt, was sich aber später als etwas ganz anderes und weitaus Schrecklicheres erwies.
Diese Gespaltenheit seiner Persönlichkeit erschwerte meine eigenen Nachforschungen ganz erheblich, denn Ambroses Benehmen mir gegenüber war mal freundlich und kooperativ, mal verschlagen, zurückhaltend und feindselig. Das war von Anfang an deutlich; der Mann, der mir jenen verzweifelten Brief geschrieben hatte, war ein Mann, der aufrichtig um Hilfe bat und der ihrer bedurfte, um eine Angelegenhe it zu klären, in die er auf unerfindliche Weise verwickelt worden war; doch der Mann, der mich auf das meine Ankunft avisierende Telegramm hin in Arkham abholte, war kühl, vorsichtig und äußerst reserviert, spielte sein Bedürfnis nach Hilfe herunter und versuchte gleich zu Beginn, meinen Besuch auf maximal vierzehn Tage zu beschränken - wenn möglich, auf noch weniger. Er war höflich, ja freundlich, gleichzeitig jedoch von einer merkwürdigen Zurückhaltung und Distanziertheit, die nicht zum Ton des eilig hingekritzelten Briefes paßte, den er mir geschickt hatte.
»Als ich dein Telegramm bekam, wurde mir klar, daß du meinen zweiten Brief nicht erhalten hast«, sagte er, als er mich auf dem Bahnhof von Arkham begrüßte.
»Den habe ich wirklich nicht erhalten.«
Er zuckte die Achseln und bemerkte nur, daß er geschrieben habe, um mich hinsichtlich seines vorhergehenden Briefes zu beruhigen. Und von da an versuchte er mir einzureden, daß er seine Probleme ohne meine Hilfe gelöst habe, obwohl er sich natürlich über mein Kommen freue, auch wenn der eigentliche Anlaß seines Briefes jetzt hinfällig sei.
Instinktiv wie auch gefühlsmäßig konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß das, was er sagte, nicht ganz der Wahrheit entsprach; ich hatte das Gefühl, daß er das, was er mir sagte, möglicherweise auch glaubte, war mir aber nicht sicher. Ich erwiderte nur, ich freute mich zu erfahren, daß ihm das dringliche Problem, welches ihn zu seinem Brief veranlaßt hatte, nicht mehr so bedeutungsvoll vorkam. Das schien ihn zufriedenzustellen; seine Befangenheit nahm ab, er wurde zugänglicher und machte einige kleine Bemerkungen über die Natur des Landstrichs längs der Aylesbury Pike, Bemerkungen, die mich erstaunten, da ich nicht angenommen hatte, er sei lange genug in Massachusetts, um soviel über die jüngste und die weiter zurückliegende Geschichte der Region, in der er lebte, erfahren zu haben, eine Region, die insofern außergewöhnlich war, als sie sich durch ihr wesentlich höheres Alter von vielen anderen Teilen der am längsten besiedelten Gebiete Neuenglands unterschied, eine Region, in der das seltsam gespenstische Arkham lag, ein Mekka für Architekturforscher, da seine alten Mansardendächer und seine Hauseingänge mit fächerförmigen Oberlichtern noch älter waren als die nicht weniger attraktiven georgianischen und neo klassizistischen Gebäude, die seine düsteren, verschatteten Straßen säumten; eine Region, in der andererseits aber auch solche vergessenen, von Trostlosigkeit, Degeneration und Verfall geprägten Täler wie Dunwich lagen sowie die nicht weit davon entfernte, verruchte Hafenstadt Innsmouth - ein Landstrich, aus dem schon mancherlei halbgeflüsterte und unterdrückte Gerüchte über Morde und das seltsame Verschwinden von Personen gedrungen sind, über das Wiederaufleben sonderbarer Kulte, über zahlreiche Verbrechen und noch viel schlimmere, unsägliche Manifestationen der Degeneration, Gerüchte, die man lieber vergaß als ihnen nachzugehen, da man befürchtete, eine Untersuchung könnte Dinge zutage fördern, die besser für immer im verborgenen blieben.
Dergestalt gelangten wir schließlich zum Haus, und ich stellte fest, daß es genausogut erhalten war wie vor etwa zwei Jahrzehnten, als ich es zum letzten Mal gesehen hatte - ja, mir schien sogar, als sei es ebensogut erhalten wie immer und als habe sich, soweit meine Erinnerung und vor mir die meiner Mutter zurückreichte, nichts daran geändert; es war ein Haus, dem der Zahn der Zeit und Vernachlässigung weit weniger anhaben konnten als Hunderten von anderen Häusern, die nicht so alt und verlassen waren. Außerdem hatte Ambrose umfangreiche Instandsetzungsarbeiten durchführen lassen, obwohl die Vorderseite des Hauses nicht viel mehr als einen neuen Anstrich erhalten hatte - diese Front, die mit ihren vier hohen viereckigen, in die Mauer eingelassenen Pfeilern und ihrer direkt in der Mitte befindlichen Tür, deren Rahmen von einzigartiger architektonischer Perfektion war, immer noch die Würde eines vergangenen Jahrhunderts ausstrahlte. Das Interieur entsprach in jeder Hinsicht dem Äußeren; Ambroses persönlicher Geschmack hatte keine Neuerungen zugelassen, die dem Charakter des Hauses widersprachen, und das Ergebnis war, wie ich erwartet hatte, äußerst gelungen.
Überall bemerkte ich Dinge, die von der intensiven Beschäftigung meines Cousins mit Angelegenheiten zeugten, die er mir gegenüber kaum erwähnt hatte, als er vor einiger Zeit in Boston gewesen war - größtenteils genealogische Nachforschungen; besonders deutlich zeigte sich das bei den vergilbten Papieren, die ich in seinem Arbeitszimmer sah, und den uralten Wälzern, die er aus den überladenen Regalen genommen hatte, um sie zu Rate zu ziehen.
Als wir das Arbeitszimmer betraten, fiel mir der zweite jener merkwürdigen Umstände auf, die bei meinen späteren Entdeckungen eine so große Rolle spielen sollten. Ich sah, daß Ambrose unwillkürlich und mit einer Mischung aus Besorgnis und Erwartung zu dem Bleiglasfenster hochblickte, das in den oberen Teil der Arbeitszimmerwand eingelassen war; als er sich abwandte, sah ich in seinem Gesicht wiederum eine Mischung aus zwei gegensätzlichen Gefühlen - Erleichterung und Enttäuschung. Es war außerordentlich seltsam, fast unheimlich. Ich sagte jedoch nichts, da ich mir dachte, daß Ambrose irgendwann in der nächsten Zeit - wie ausgedehnt der Kreislauf auch sein mochte und ob er nun vierundzwanzig Stunden oder eine Woche oder noch länger dauern würde - wieder jenes Stadium erreichen würde, in dem er sich genötigt gesehen hatte, mir seinen ersten Brief zu schreiben.
Dieser Zeitpunkt trat früher ein, als ich erwartet hatte.
Wir verbrachten jenen Abend damit, über dies und das zu plaudern, und ich bemerkte, daß Ambrose sehr müde war, denn es bereitete ihm unverkennbare Schwierigkeiten, sich wach zu halten. Ich gab vor, ebenfalls müde zu sein, und befreite ihn von meiner Anwesenheit, indem ich auf mein Zimmer ging, das er mir kurz nach meiner Ankunft gezegt hatte. Ich war indes weit davon entfernt, Müdigkeit zu verspüren; deshalb ging ich nicht zu Bett, sondern blieb noch eine Weile auf und las. Erst als mich der Roman, den ich mitgebracht hatte, nicht mehr zu fesseln vermochte, löschte ich meine Lampe - und das war früher, als ich eigentlich erwartet hatte, denn ich fand es extrem schwierig, mich an die leider unvermeidliche Art der Beleuchtung im Haus meines Cousins zu gewöhnen. Es muß, wenn ich mich recht erinnere, um Mitternacht gewesen sein. Ich zog mich in der Dunkelheit aus, die nicht allzugroß war, da der Mond in eine Ecke des Zimmers schien und einen schwachen Schimmer verbreitete, der den ganzen Raum erhellte.
Ich hatte mich noch nicht ganz ausgezogen, als mich ein Schrei aufschreckte. Ich wußte, daß mein Cousin und ich allein im Haus waren; ich wußte, daß er niemand weiter erwartete. Mir wurde augenblicklich klar, daß nur mein Cousin geschrien haben konnte, da ich es nicht gewesen war; und wenn er es nicht war, dann kam der Schrei von einem Eindringling. Ohne zu zögern verließ ich mein Zimmer und rannte in die Halle. Ich sah eine weißgekleidete Gestalt die Treppe hinuntergehen und eilte ihr nach.
In diesem Moment ertönte der Schrei von neuem, und...
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