Schweitzer Fachinformationen
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»The first lesson of economics is scarcity:
there is never enough of anything to fully satisfy all those who want it.
The first lesson of politics is to disregard the first lesson of economics.«
Thomas Sowell2
Shanghai, Paris, New York - betrachten wir diese großen Siedlungszentren der Erde: Viele Millionen Menschen wohnen dort auf engstem Raum zusammen. Wie wird sichergestellt, dass diese Menschen jeden Tag mit ausreichend Nahrungsmitteln und anderen Gütern ihres Bedarfs versorgt werden? Wie wird gewährleistet, dass in Paris jeden Tag frisches Brot in den richtigen Mengen für die Kundinnen und Kunden beim Bäcker um die Ecke bereitliegt? Dass irgendwo auf der Welt genau diejenigen Kleidungsstücke produziert werden, die in Manhattan an der Fifth Avenue ins Schaufenster gehängt werden können? Dass in Shanghai genügend Energie für die Beheizung der Wohnhäuser, Fabriken und der Bürogebäude zur Verfügung steht?
Dies sind Beispiele für Fragen, mit denen sich die Volkswirtschaftslehre beschäftigt. Wenn Politik die Kunst des Möglichen ist, so kann man Ökonomie als die Kunst des Mangels oder die Lehre von der Knappheit interpretieren. Knappheit ist seit jeher ein Grundtatbestand menschlicher Existenz. Diese Knappheit entsteht aus der Diskrepanz zwischen
einer Fülle von Wünschen, Zielen, Bedürfnissen und Anliegen der Menschen und
der nur begrenzt vorhandenen Menge an Gütern, die für die Erfüllung dieser Wünsche eingesetzt werden können.
Unter einem Gut verstehen wir dabei im ökonomischen Sinn ein Mittel zur Bedienung von Bedürfnissen. Das kann ein Sachgut (eine Ware) sein oder eine Dienstleistung.
Die Menge der vorhandenen Güter reicht - das ist die These von der Knappheit - nicht aus, um alle Wünsche der Menschen zu erfüllen. Freie Güter wären im Vergleich zu den Wünschen der Individuen im Überfluss vorhanden, ganz so wie im Märchen vom Schlaraffenland, wo die Speisen bereits zubereitet durch die Luft fliegen und in den Bächen Milch und Honig fließen. Die ökonomische Realität ist dagegen durch knappe Güter gekennzeichnet. Auch Güter, die in der Vergangenheit einmal frei waren, wie sauberes Wasser oder Siedlungsfläche, sind im Verlauf des Bevölkerungswachstums und der Industrialisierung längst zu knappen Gütern geworden. In unserer heutigen Welt mit fast acht Milliarden Menschen auf der Erde stellt uns die Knappheit vor immer größere Herausforderungen.
Die Existenz der Knappheit erfordert das Wirtschaften. Unter dem Begriff »Wirtschaften« verstehen wir dabei den planmäßigen Einsatz knapper Güter zur Erfüllung menschlicher Wünsche. Das Wirtschaften ist das Grundmerkmal der wirtschaftlichen Realität. Diese wirtschaftliche Wirklichkeit ist das Erfahrungsobjekt der Wirtschaftswissenschaft. Im Zusammenhang mit dem Wirtschaften wird häufig auch von Effizienz gesprochen. Dabei geht es darum, die knappen Güter bestmöglich zur Bedürfnisbefriedigung einzusetzen.
Aufgrund der Knappheit stehen ökonomische Ressourcen in der Regel in Verwendungskonkurrenz. Ein Liter Öl, der zur Stromerzeugung verbrannt wird, kann nicht mehr als Treibstoff oder zur Produktion von Kunststoffen genutzt werden. Daraus ergeben sich ökonomische Kosten. Kosten werden in der volkswirtschaftlichen Interpretation als Opportunitätskosten (Alternativkosten) verstanden, d. h. als Kosten der »entgangenen Gelegenheit«. Wenn man sich für eine bestimmte Verwendung einer knappen Ressource entscheidet, dann entstehen Kosten dadurch, dass die Ressource für eine andere Nutzung nicht mehr zur Verfügung steht. Die Höhe dieser Opportunitätskosten bestimmen sich aus dem Nutzen, den das Gut in dieser anderen Verwendung gestiftet hätte. Wenden wir z. B. eine Stunde unserer (knappen) Zeit dafür auf, unsere Wohnung aufzuräumen, so können wir in dieser einen Stunde nichts anderes machen. Wir können in dieser Stunde keiner Beschäftigung nachgehen, für die wir auf dem Arbeitsmarkt entlohnt werden. In diesem Fall bestehen die Opportunitätskosten der aufgeräumten Wohnung in unserem entgangenen Lohn. Wir können aber auch keinem unserer Hobbies nachgehen in dieser Stunde. In diesem Falle bestehen die Opportunitätskosten in der entgangenen Freude, die uns die Ausübung des Hobbies gebracht hätte. Kosten, Knappheit, Verwendungskonkurrenz und Zielkonflikte sind also eng miteinander verknüpfte Begriffe.
Die Volkswirtschaftslehre ist jene Wissenschaft, die sich bemüht, die Gesetzmäßigkeiten der wirtschaftlichen Realität zu erfassen und mit den gefundenen Gesetzmäßigkeiten konkrete wirtschaftliche Ereignisse zu erklären. Die Volkswirtschaftslehre will nicht nur beschreiben, wie die wirtschaftliche Wirklichkeit aussieht, sondern auch erklären, warum diese so ist. Die Volkswirtschaftslehre will also z. B. nicht nur feststellen, wie hoch der Preis bestimmter knapper Güter ist, sondern sie will auch erklären, welche Größen die Güterpreise beeinflussen.
Die Volkswirtschaftslehre stellt es sich auch nicht zur Aufgabe, Werturteile abzugeben, beispielsweise darüber, ob die aktuell hohen Wohnungsmieten in vielen Großstädten angemessen sind oder nicht. Solche Werturteile lassen sich nicht wissenschaftlich, d. h. in einer objektiv nachvollziehbaren Weise, überprüfen. Wenn dagegen die Frage gestellt wird, wie solche Mietpreise zustande kommen oder welche politischen Maßnahmen sinnvoll sind angesichts einer großen Knappheit an Wohnraum, dann ist die Ökonomie am rechten Platz. Wir unterscheiden in diesem Zusammenhang zwischen der positiven und der normativen Analyse. Die positive Analyse geht der Frage nach, warum bestimmte wirtschaftliche Ergebnisse zustande kommen, also in unserem Beispiel, welche Entwicklungen den Mietpreis beeinflussen. Die normative Analyse leitet daraus Empfehlungen an die Wirtschaftspolitik darüber ab, welche Maßnahmen bei bestimmten Wertvorstellungen zielführend sind. Die moralische Einordnung der Ergebnisse oder die subjektive Beurteilung dieser Wertvorstellungen sind hingegen nicht Gegenstand der klassischen Ökonomie.
Neben der Volkswirtschaftslehre befasst sich auch die Betriebswirtschaftslehre mit der wirtschaftlichen Wirklichkeit. Die Betriebswirtschaftslehre versucht, die Abläufe und das wirtschaftliche Geschehen innerhalb eines Betriebes zu erklären und die Betriebe bei ihren Entscheidungen zu unterstützen. Da ein Betrieb wiederum mit anderen Einheiten (z. B. auf dem Beschaffungs- und dem Absatzmarkt) interagiert, sind auch diese Verbindungen des Betriebes mit anderen Einheiten Gegenstand der betriebswirtschaftlichen Analyse. Die Betriebswirtschaftslehre nimmt dabei die Sicht des einzelnen Betriebes ein. Demgegenüber betrachtet die Volkswirtschaftslehre das wirtschaftliche Geschehen von außen als Gesamtkomplex, der sich aus zahlreichen Einzeleinheiten - Betrieben und Haushalten - zusammensetzt. Dabei muss aber auch die Volkswirtschaftslehre häufig die einzelwirtschaftliche Betrachtung anwenden. Beide Disziplinen überlappen sich deshalb zu einem gewissen Grad.
Aus der These der Knappheit lässt sich eine Reihe von Fragestellungen ableiten, die als Grundfragen der Ökonomie bezeichnet werden können. Es lassen sich die folgenden Fragen unterscheiden:
Güter als Mittel zur Bedürfnisbefriedigung fallen in der Realität nicht einfach vom Himmel, sondern sie müssen in aller Regel erst produziert werden. Dabei umfasst der Begriff »Produktion« im weitesten Sinn alle Aktivitäten, die unternommen werden, damit eine Ware oder eine Dienstleistung für den Konsum bereitgestellt werden kann, z. B. auch den Abbau von Rohstoffen für die Produktion, den Transport der fertigen Güter zum Konsumenten oder das Angebot der Güter zum Kauf in einem Geschäft.
Welche Güter eine Volkswirtschaft in welchen Mengen produzieren kann, hängt von zwei Bestimmungsfaktoren ab: Zum einen von der Produktionstechnologie der Volkswirtschaft, d. h. von den verfügbaren Produktionsverfahren. Diese Produktionsverfahren unterscheiden sich für die einzelnen Güter und auch für...
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