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Die Heimkehr der ‚‚Perlenprinzessin‘‘:
Der 5. Teil der historischen Familiensaga führt Ruth Anfang des 19. Jahrhunderts von Tahiti zurück nach Hamburg, wo sich das Schicksal ihrer Familie entscheiden wird.
Während Ruth und ihr Segelschiff Poerava auf der monatelangen Seereise nach Hamburg immer neuen Gefahren ausgesetzt sind, spitzt sich die Fehde zwischen den Familien Mensing und Simonsen dramatisch zu: Mathias Mensing verkauft Ruths Schwestern an einen tunesischen Sklavenhändler. Zwar gelingt es James Hutten mithilfe eines alten Freundes schließlich, Mensing verhaften zu lassen, doch die Mädchen bleiben verschwunden.
In England erkennt derweil James' Todfeind Zechariah Bartlett, dass er das Spiel um Huttonsfield Castle verloren hat. Heimlich verkauft er seinen Besitz und flieht außer Landes – nachdem er James und Ruth noch eine letzte tödliche Falle gestellt hat .
Mit der ‚‚Südsee-Saga‘‘ um die verfeindeten Reeder-Familien Simonsen und Mensing liefert Iny Lorentz hochspannende Unterhaltung für Leser*innen opulenter, historischer Familiensagas.
Die ‚‚Südsee-Saga‘‘ ist in folgender Reihenfolge erschienen:
Erster Teil
Mathias Mensing kämpfte mit dem Gefühl, das Schicksal hätte sich gegen ihn verschworen. Seit einigen Wochen bedrängte ihn die Kommission der Greise, wie er Dolf Sölter und dessen Kollegen insgeheim nannte, mit einer Forderung nach der anderen. Sie wollten von ihm wissen, wo sich Frieda Simonsen befand, wo deren Zwillinge sich aufhielten und was er über Jeremias Simonsens Reise in die Karibik wusste.
Gerade hatte ihm der Arzt, dem er Frieda überantwortet hatte, berichtet, dass Frieda Simonsen laut dem Verwalter des Narrenhauses kurz nach ihrer Einlieferung einer Krankheit erlegen sei. Diese Tatsache stellte ihn durchaus zufrieden, doch würde er die Mitglieder der Kommission davon in Kenntnis setzen, stände ihm noch größerer Ärger ins Haus. Wenn diese Tattergreise nachforschten, würden sie bald herausfinden, dass er die Simonsen-Witwe nicht an einen Ort hatte bringen lassen, an dem sie gut behandelt und gepflegt wurde, sondern in eines der übelsten Narrenhäuser, das zwischen dem Meer und den Alpen zu finden war.
Auch wegen der Zwillinge setzte man ihm arg zu, die Kerle verlangten gar, er solle die Mädchen nach Hamburg zurückholen. Nicht nur deshalb hatte Mathias Mensing sich bereits überlegt, Hamburg für eine gewisse Zeit zu verlassen, bis die Aufregung sich gelegt hatte und die Sache ausgestanden war. Sein Vorschlag, mehrere Monate bei seinem Onkel Bartlett in London zu verbringen, war von diesem jedoch barsch abgewiesen worden.
An diesem Tag nun saß ihm Sierk Godehard, der Vater seiner zukünftigen Braut, gegenüber und wirkte äußerst ungehalten.
»Ich will keine Kritik an Ihnen üben, Herr Mensing, doch ich finde, einige Gerüchte, die hier in Hamburg umgehen, müssen dringend aus der Welt geräumt werden«, erklärte der Handelsherr mit Nachdruck.
»Welche Gerüchte meinen Sie?«, fragte Mensing mit wachsendem Ärger.
»Da Sie durch die Heirat Ihres Bruders Hinrich mit den Simonsens verwandt sind, heißt es, Sie hätten das Unglück der Familie ausgenutzt, um die Reederei Simonsen mit Ihrer eigenen zu vereinen. Dabei existieren neben Ruth Simonsen noch zwei weitere Schwestern, und das Schicksal ihres Vaters und ihrer Brüder ist ungeklärt.«
Das war starker Tobak, fand Mensing. Er wusste allerdings, dass er Godehards Worte nicht einfach wegwischen konnte. Immerhin war dessen Tochter seine Braut. Aus diesem Grund hätte er erwartet, dass Godehard sich für ihn einsetzen würde. Stattdessen ließ er sich durch diesen alten Narren Sölter aufhetzen.
»Diese Unterstellung empört mich!«, erklärte er in energischem Tonfall. »In meinen Büchern werden die Reederei Simonsen und die meine streng getrennt geführt.«
So war es zwar nicht wirklich, doch nachdem dieser Verdacht zum ersten Mal aufgetaucht war, hatte er ein zweites Rechnungsbuch begonnen, das angeblich für die Simonsen-Reederei geführt wurde. Es machte mehr Arbeit, und er ärgerte sich jedes Mal darüber, wenn er die neuen Zahlen eintrug. Um seinen Ruf zu retten, blieb ihm jedoch kaum etwas anderes übrig. Mensing hoffte nun, dass Godehard zufrieden sein würde, doch dieser legte sogar noch nach.
»Man nimmt Ihnen auch die Behandlung von Frieda Simonsen übel, denn die arme Frau ist doch nur über dem Unglück, das ihre Familie getroffen hat, wahnsinnig geworden. Es hätte gewiss eine Möglichkeit gegeben, die Witwe Simonsen in Hamburg oder der Umgebung unterzubringen! Vielleicht wäre sie dort wieder zu Sinnen gekommen. Ihre Handlungsweise aber nährt den Verdacht, dass Sie Frau Simonsen fortgeschafft haben, damit sie fern der Heimat eingesperrt bleibt und für Sie kein Hindernis ist, sich die Reederei ihrer Familie einzuverleiben.«
Godehard war anzusehen, dass ihm dieses Gespräch keine Freude machte. Für ihn, der zeit seines Lebens als ehrlicher Geschäftsmann gegolten hatte, war es jedoch wichtig, mit seinem Schwiegersohn in spe alle Punkte anzusprechen, die in der Hamburger Bürgerschaft Argwohn erregten.
»Hinzu kommt das spurlose Verschwinden der Simonsen-Töchter Anna und Esther. Man macht Ihnen den Vorwurf, nicht achtsam genug gewesen zu sein. Auch fragt man sich, weshalb Sie die Mädchen überhaupt haben fortschaffen lassen. Da Sie zu jenem Zeitpunkt ohne Zweifel bereits daran gedacht haben, sich um meine Tochter zu bewerben, hätten Sie die beiden in meine Obhut übergeben können. Adele hätte sich gefreut, Mutterstelle an ihnen zu vertreten. Sie ist immerhin kein unbedarftes Mädchen mehr, sondern weiß mit ihren fünfundzwanzig Jahren durchaus, einen Haushalt zu führen und auch zwei halbwüchsige Mädchen zu leiten.«
Mensing verfluchte insgeheim längst die Hast, mit der er sich der Reste der Familie Simonsen hatte entledigen wollen. Dabei hätte es wahrlich ausgereicht, die Angelegenheit etwas hinauszuschieben. Geschehen war jedoch geschehen, und er musste zusehen, wie er sich aus der Sache herauswinden konnte.
»Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, Herr Godehard, dass all diese Gerüchte bloße Verleumdungen sind, mit denen Neider mir schaden wollen«, antwortete er gepresst. »Seien Sie versichert, ich werde die Verursacher finden und zur Rechenschaft ziehen.«
»Am besten brechen Sie diesen Gerüchten die Spitze ab, indem Sie Frau Simonsen und ihre Töchter nach Hamburg zurückholen«, antwortete Godehard kühl. »Dies wäre auch in meinem Sinne! Denn sollten diese Gerüchte nicht verstummen, könnte ich mich veranlasst sehen, meine Zustimmung zur Heirat meiner Adele mit Ihnen zurückzuziehen.«
Dies hatte Mensing nicht erwartet. Adele Godehard war kein junges Mädchen mehr und ebenso wenig eine Schönheit. Ihren wahren Wert machte die Mitgift aus, die sie als einziges Kind aus Godehards erster Ehe aus dem Erbe ihrer Mutter erhalten würde. Eine Heirat mit ihr hätte ihn mit an die Spitze der Hamburger Patrizierfamilien gebracht und es ihm ermöglicht, nach einem Sitz im Senat oder gar nach der Bürgermeisterwürde zu greifen. Sollte Godehard die Heirat jedoch untersagen, war er ebenso erledigt, wie es sein Vater nach dem Verrat an Simon Simonsen gewesen war. Keiner der bedeutenden Hamburger Handelsherren würde sich noch seiner Reederei bedienen, und ihm dürften nur jene Transporte bleiben, die kaum Geld brachten und noch weniger Ansehen.
»Ich muss gestehen, dass mich Ihre Worte kränken, denn natürlich entspricht das, was man mir nachsagt, nicht der Wahrheit«, antwortete Mensing mühsam beherrscht.
»Sobald Frieda Simonsen und ihre Töchter wieder in Hamburg sind, werden Sie mir und meiner Adele willkommen sein. Und damit guten Tag!« Godehard stand auf und verließ Mensings Kontor.
Dieser starrte ihm nach und wünschte ihn ebenso zum Teufel wie Sölter und die anderen Greise, deren größtes Vergnügen es zu sein schien, ihm einen Felsbrocken nach dem anderen in den Weg zu rollen.
Mensing trat an die vertäfelte Wand, öffnete eine Geheimtür und nahm den arabischen Kaufvertrag heraus, der Annas und Esthers Schicksal besiegelt hatte. Es war fatal, dass man ihm den Tod der Mutter mitgeteilt hatte. Nun fragte er sich, ob er versuchen sollte, wenigstens die Mädchen zurückzuholen. Der Name des Sklavenhändlers war auch in lateinischen Buchstaben verzeichnet. Es würde zwar Geld kosten, aber seinen Ruf und seine Aussichten auf eine reiche Heirat retten. Allerdings war es ein zweischneidiges Schwert. Da Esther und Anna wussten, wer sie an den Sklavenhändler verkauft hatte, würde Bartlett damit hineingezogen. Der aber war ein Gegner, mit dem er sich lieber nicht anlegen wollte. Sah es nämlich schlecht für diesen aus, würde er ihn als den eigentlich Schuldigen benennen und alle Verbrechen aufdecken, die in seinem Auftrag geschehen waren.
Mit einem Fluch legte Mensing den Vertrag in das Versteck zurück. Dabei schoss es ihm wie ein Blitz durch den Kopf. Er trug selbst mit Schuld an diesen Gerüchten, weil er untätig geblieben war. Wenn er bereits bei dem ersten Auftreten dieses Geschwätzes gehandelt hätte, sähe die Sache anders aus.
»Ich kann immer noch etwas tun«, sagte er gepresst zu sich selbst.
Er kehrte zu seinem Tisch zurück, blätterte in seinem Geschäftsbuch und stellte fest, dass die meisten Transporte für die nächsten Wochen bereits geplant und vertraglich vereinbart waren. Deren Umsetzung konnte er seinem Kommis überlassen. Damit hatte er einen guten Monat Zeit, in dem er vorgeben konnte, sich auf die Suche nach den Zwillingen zu begeben.
Er durfte das nicht nur vorgeben, fiel ihm ein. Der Kapitän des Schiffes, mit dem er reisen würde, und dessen Besatzung müssten sein ehrliches Bemühen beschwören können. Auf diesem Weg konnte er Hamburg verlassen, so dass Sölters vielfältige Versuche, wegen Frida Simonsen und ihren Töchtern nachzuhaken, vorerst ins Leere liefen. Wie er allerdings die Nachricht verkaufen sollte, die Zwillinge nicht gefunden zu haben, musste er sich unterwegs überlegen.
Kurz entschlossen legte er sich mehrere Blätter Papier zurecht und machte sich ans Briefeschreiben. Die Adressaten waren der Vater seiner Braut und Dolf Sölter. Er teilte den beiden in gekränkt klingenden Worten mit, dass er sich höchstpersönlich auf die Suche nach Anna und Esther Simonsen begäbe, obwohl es ihm geschäftliche Verluste einbringe. Danach wählte er ein Schiff seiner Reederei aus, dessen Fehlen bei den zu leistenden Transporten am wenigsten auffiel, schrieb einen Brief an dessen Kapitän und befahl ihm, das Schiff innerhalb von drei Tagen für eine längere Fahrt auszurüsten.
Damit, so sagte er sich, hatte...
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