Schweitzer Fachinformationen
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Ella und Leon wachten zwischen acht und neun Uhr auf und frühstückten gemeinsam in der Küche. Leon aß Haferflocken mit Mandelmilch, Rosinen und Apfel. Ella trank ihren Tee und machte sich aus zwei Eiern Rührei.
Als sie noch beim Essen waren, klopfte es an der Tür. Die Oma konnte es nicht sein, da Ella erst vor zehn Minuten mit ihr gesprochen und sie sich in dem Moment in einem Geschäft der nahegelegenen Stadt befunden hatte. Für die Post war es zu früh und die meisten ihrer Freunde arbeiteten zu dieser Zeit.
Sie ging also zur Tür und schaute durch das Schlüsselloch. Dabei fragte sie: "Wer ist denn da?" Die Antwort überraschte sie so sehr, dass sie im ersten Moment vergaß zu reagieren.
"Ich bin es, Christian. Kannst du mir aufmachen?" Es vergingen einige Sekunden. "Hallo? Ist jemand da?"
Ella erwachte aus ihrer Überraschungsstarre. "Ja, klar. Ich mache dir auf. Warte kurz."
Sie nahm den Schlüsselbund vom Schlüsselbrett und sperrte die Tür auf. Leon kam aus der Küche angerannt, da er auch wissen wollte, wer so früh vorbeischaute.
Da standen sie nun alle drei im Flur, überrascht, unsicher und zögernd. Bis Ella den ersten Schritt wagte: "Leon, das ist dein Papa. Christian, das ist dein Sohn Leon."
Kurz stand Leon wie angewurzelt da, als er sich dann entschied auf seinen Vater zuzulaufen und ihn zu umarmen. Christian hatte nicht mit einer solchen, freudigen Reaktion gerechnet. Doch er genoss die Umarmung sehr und legte seine Arme sanft um seinen Sohn. Ella bekam Tränen in den Augen, als sie Leon so sah und wahrnahm, dass auch Christian diese Umarmung sehr guttat.
Nach einer gefühlten Ewigkeit drehte sich Leon zu seiner Mama um und sagte: "Ich wusste, dass er kommt. Habe ich es nicht gesagt?"
"Ja, das hast du, Leon. Du hast es wohl gespürt." An Christian gerichtet, meinte sie: "Komm rein. Und schließ die Tür hinter dir. Möchtest du etwas trinken?"
"Hast du Wasser oder einen Tee?"
"Ja, ich mache dir einen Tee. Ihr könnt hier im Wohnzimmer bleiben. Ich bringe auch noch etwas zum Essen. Wir waren gerade beim Frühstücken."
"Danke, Ella."
Ella verließ das Wohnzimmer und bereitete die Getränke und das Essen in der Küche vor. In dieser Zeit unterhielten sich Vater und Sohn miteinander. "Warum kommst du erst jetzt?"
"Ich bin doch rechtzeitig zu deinem 10. Geburtstag hier."
"Das meine ich nicht, Papa. Wo warst du die ganzen anderen Jahre? Und ich möchte einfach die Wahrheit wissen. Du musst mir nicht vorschwindeln, dass du es immer wieder versucht hast, aber dir dann lebensbedrohliche Umstände dazwischengekommen sind. Ich bin froh, dass du es heute geschafft hast, herzukommen."
"Du bist deiner Mama sehr ähnlich. Sie hat dich gut erzogen."
"Sie hat mich nicht erzogen. Sie hat mich so sein lassen, wie ich bin und hat mir geholfen, meine guten Seiten weiterzuentwickeln und meine schlechten Seiten zu akzeptieren und lieben zu lernen. Und so kann ich auch die schlechten Seiten bei anderen akzeptieren. Also, wie ist deine Antwort?"
Christian war sehr erstaunt über eine solche erwachsene und aufbauende Antwort. Er hatte sich lange Zeit auf diese Frage vorbereitet und hatte sich wirklich Ausreden zurechtgelegt. Alle diese Sätze wurden hinfällig und er antwortete direkt aus seinem Herzen. "Leon, ich liebe dich wirklich. Da darfst du keinen Zweifel haben. Doch es zog mich so sehr in die Ferne und ich sehnte mich nach gewissen Erfahrungen, ohne die ich heute nicht derjenige wäre, der ich bin. Ich habe jeden Tag mal mehr und mal weniger an dich gedacht. Ich hatte keine Sehnsucht danach in deiner Nähe zu sein, weil ich wusste, dass es dir mit deiner Mama hervorragend gehen würde und ich dir kein guter Vater vor Ort sein könnte, auch wenn ich gewollt hätte. Seit einem Jahr stieg diese Sehnsucht, dich zu sehen und deine Fragen zu beantworten und dich in meinen Armen zu halten. Deswegen habe ich angefangen, alles zu organisieren, um heute hier zu sein."
Leon nickte. "War es im Nachhinein die richtige Entscheidung für dich?"
Christian schaute Leon in die Augen. "Ja, das war es. Da bin ich mir ganz sicher. Genauso wie die Entscheidung heute hier zu sein."
"Hast du dir manchmal gewünscht, dass Mama nicht schwanger geworden wäre?"
"Das habe ich nie. Ich hörte deinen Herzschlag und sah dein Strampeln, als du noch im Bauch warst. Und die sieben Monate nach deiner Geburt war ich immer wieder stolz, dein Vater zu sein. Ich ging nicht, weil ich mich gegen dich entschieden habe, sondern weil ich diesen anderen Weg gehen musste, um der Vater zu sein, den du brauchst."
"Ich denke, dass du sehr hohe Anforderungen an dich hast. Aber es ist sicherlich so, dass du den Weg gehen musstest, um dein Glück zu finden. Wäre das aber nicht auch mit uns möglich gewesen?"
"Zuerst war ich im Kloster und dort waren keine Frauen und Babys erlaubt und ich hätte euch nicht besuchen dürfen."
"Aber du warst doch nicht zehn Jahre im Kloster?"
"Ich war fünf Jahre im Kloster und besuchte dann noch andere abgelegene Gegenden. Vor zwei Monaten war ich noch im einsamen Osten von Russland. Dort gibt es nicht mal mehr normale Straßen und nur vereinzelt Ansiedlungen von Menschen."
Nun kam Ella wieder ins Wohnzimmer und stellte die Getränke und das Essen auf den Tisch. Ayamé, der ältere Hund von Ella, machte sich bemerkbar und Leon reagierte prompt. "Ich gehe kurz mit ihr nach draußen."
Er stand auf und schnappte sich die Leine. Ayamé kam sofort. "Bis gleich."
"Bis gleich, Leon. Danke dir."
Die Tür schlug sanft zu und Ella und Christian waren allein in der Wohnung. "Danke, dass du mich reingelassen hast, Ella."
"Es ist zwar eine lange Zeit vergangen, aber ich stehe zu meinem Wort. Ich bin froh, dass du zu Leons Geburtstag kommen konntest. Er ist wirklich sehr neugierig darauf, wie und wer du bist und er hat viele Fragen. Bleibst du länger?"
"Ich weiß es noch nicht."
"Hast du eine Bleibe oder möchtest du hier übernachten?"
"Ich hatte vor, mir etwas zu suchen, wenn ihr es nicht möchtet, dass ich hier bleibe."
"Für mich ist es ok. Die Couch hier ist eine Schlafcouch und Bettzeug habe ich auch. Wir fragen aber noch, was Leon lieber mag."
"Na klar."
Als Leon zurückkam, hatte er nichts dagegen, dass sein Vater bei ihnen übernachten würde.
"Hattet ihr heute etwas Bestimmtes vor, von dem ich euch abhalte? Oder könnte ich etwas Zeit mit Leon verbringen? Oder euch begleiten?"
"Wir wollten heute alles für meinen Geburtstag einkaufen. Da kannst du sicherlich mitkommen, oder Mama?" Ella nickte.
"Natürlich kann er mitkommen. Wir können jemanden gebrauchen, der uns hilft, die Taschen zu tragen."
Sie verbrachten einen schönen Tag zusammen und lachten viel. Ella hatte immer gedacht, dass sie schon seit langer Zeit über Christian hinweg sei, doch sie merkte, dass sie sich immer noch zu ihm hingezogen fühlte. Und wenn sie ihn gemeinsam mit Leon über die Wiese rennen sah, dann fühlte sie diesen Wunsch nach einer Familie wieder aufkommen. Doch seine Antwort, dass er nicht weiß, wie lange er bleibt, schreckte sie ab, ihren versteckten Gefühlen weiter nachzugehen. Trotzdem fühlte sie sich gelegentlich ertappt, wenn sie Christian beobachtete und er ihren Blick liebevoll mit einem Lächeln erwiderte. Es fühlte sich immer wieder so an, als wären sie nie getrennt gewesen.
Am Abend waren alle müde und Leon ging sehr früh schlafen. Ella musste allerdings noch einige Stunden arbeiten und setzte sich an ihren Rechner. Als sie nach drei Stunden fertig war, schaute sie gewohnheitsmäßig auf YouTube und bei den Kommentaren vorbei. Es gab viele Antworten auf ihren letzten Kommentar. Auf ihrer E-Mail-Adresse erblickte sie allerdings eine ungewöhnliche Nachricht. Sie hatte folgenden Wortlaut: "Hallo Ella, wir haben aufmerksam deine Kommentare auf YouTube verfolgt und denken, dass du genau die richtige Person wärst, um unser Team zu komplettieren. Wir können dir leider nicht über diesen Weg schreiben, worum es geht. Aber vielleicht wäre es möglich, mit dir zu reden. Morgen kommt mit dem Express-Versand ein Paket für dich an. Darin ist ein Handy. Wir werden dich darauf anrufen und dir alles erklären. Viele herzliche Grüße, Das Forscherteam"
Ella las die E-Mail mehrere Male und hielt sie für ziemlich merkwürdig. Doch sie dachte sich nicht viel dabei und tat es eher als Scherz ab. Als sie noch die anderen Mails prüfen wollte, spürte sie plötzlich die Hände von Christian auf ihren Schultern. "Musst du noch lange arbeiten?"
"Ich bin schon fertig und wollte jetzt ins Bett gehen." Mit diesen Worten...
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