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"Intelligent, atmosphärisch und hochspannend - dieses Buch lässt Sie nicht mehr los." - Rosamund Lupon.
Ein Polizist und ein junges Mädchen stürzen von einem Londoner Hochhaus in den Tod. Als die Polizei am Tatort eintrifft, entdeckt sie auf dem Dach des Gebäudes eine junge Polizistin, die kurz darauf spurlos verschwindet. Warum war sie am Tatort? Ihre Kollegin Sarah Collins setzt alles daran, die einzige Zeugin zu finden - und begibt sich dabei auf die Spur eines rätselhaften Falls, der sie immer tiefer in die dunklen Abgründe der Polizeiarbeit eintauchen lässt und zu einem entsetzlichen Geheimnis führt ...
Das fesselnde Krimidebüt einer ehemaligen Polizistin.
Detective Sergeant Sarah Collins und Detective Constable Steve Bradshaw waren ganz in der Nähe, als der Anruf kam. Sie brauchten nur wenige Minuten zum Ort des Geschehens, trotzdem blockierten die Einsatzfahrzeuge der Sanitäter schon die Zufahrtsstraße zum Portland Tower. Collins stellte den Wagen mitten auf der Straße ab und ließ das Blaulicht eingeschaltet.
»Du bleibst hier und behältst alles im Auge«, sagte sie. »Ich gehe aufs Dach.«
Collins spurtete los. Bradshaw war behäbiger, ging langsam zum Kofferraum, um seine Tasche herauszuholen. Collins zückte ihren Dienstausweis und bahnte sich einen Weg durch die Gaffer, die nach vorn drängten. Sie schlängelte sich zwischen ihrem Schweißgeruch, ihren spitzen Ellbogen und ihrer atemlosen Neugier hindurch.
»Polizei. Aus dem Weg.«
Als sie den Vorplatz erreichte, fuhr sie beim Anblick der Leichen zurück, die für jedermann sichtbar mitten auf dem Asphalt lagen.
Der eine Tote war ein weißer uniformierter Polizist. Er lag mit dem Gesicht nach unten. Übergewichtig, vielleicht Ende vierzig, Anfang fünfzig. Ein Arm lag zerschmettert unter seiner Brust. Der andere, weit ausgestreckt, war offensichtlich gebrochen. Aus dem Bauch des Mannes war Blut ausgetreten und hatte sich auf dem Boden ausgebreitet.
Neben ihm lag ein Mädchen im Teenageralter mit dem Gesicht nach oben, die Arme weit ausgebreitet, der Mund offen, wie eine Puppe, die jemand achtlos weggeworfen hatte. Der gepunktete rosa Rucksack ein paar Schritte von ihr entfernt wirkte auf dem Pflaster irgendwie deplatziert. Das Mädchen war dunkelhäutig, wahrscheinlich Nordafrika, dachte Collins. Die Tote trug Jeans und ein T-Shirt mit einer aufgedruckten Katze. Der Kopf der Katze war im Vergleich zum Körper viel zu groß, mit noch größeren Augen. Der Schwanz ringelte sich über die Schulter des Mädchens. Das Blut des toten Mannes war über das T-Shirt und das Gesicht des Mädchens gespritzt. Es sah unheimlich aus, wie sie da so unberührt lagen.
Collins bemühte sich, die Angst zu verdrängen, die ihr plötzlich den Rücken hinaufkroch. Einen Augenblick blieb sie hilflos wie festgenagelt stehen. Die Sanitäter räumten bereits ihre Ausrüstung zusammen. Man hatte sie nur der Vollständigkeit halber gerufen: Irgendwer musste den Tod offiziell feststellen. Collins blickte hinauf in den hellen, kalten, graublauen Himmel. Ihr wurde schon schwindelig, wenn sie sich den unaufhaltbaren Sturz nur vorstellte. Das Hochhaus ragte mächtig neben ihr auf und warf einen langen, dunklen Schatten. Den beiden dort war nicht mehr zu helfen, sagte sie sich. Aber sie hatte einen Job zu erledigen, und darauf würde sie sich konzentrieren. Steve sicherte derweil die Umgebung.
Ein Sergeant in Uniform wies schockiert aussehende Polizisten an, die Leute zurückzudrängen. Er trug blaue Latexhandschuhe und hatte ein blauweißes Absperrband in der Hand. Unmittelbar vor Collins stand ein junger Polizist, der sehr mitgenommen aussah. Dem Aussehen nach stammte er wohl aus Asien. Collins hielt ihm ihren Dienstausweis vor die Nase und sprach so ruhig mit ihm, als wollte sie ihm ein Geheimnis anvertrauen.
»Detective Sergeant Collins, Abteilung Sonderermittlung. Mein Kollege Detective Constable Steve Bradshaw wird gleich hier sein und Ihnen bei der Sicherung helfen.«
Der Polizist winkte sie durch. Eilig überquerte sie den Platz und ging um das Gebäude herum zum Eingang. Ihr Herz schlug wie wild. Sie wiederholte das Mantra aller Ermittler: Immer eins nach dem anderen. Immer nur eine Entscheidung treffen. Jedes Detail konnte von Bedeutung sein, und jede ihrer Entscheidungen konnte später vor einem unpersönlichen, unerbittlichen Gericht schwerwiegende Folgen haben. Die Welt drehte sich weiter. Am liebsten hätte sie sie angehalten und sich um jedes Detail gekümmert, es mit viel Zeit untersucht und langsam bei Licht von allen Seiten betrachtet. Jede menschliche Handlung wirkte kontaminierend. Trotzdem würde sie auf das Dach gehen. Wenn sie weiter zögerte, gingen womöglich Beweise verloren. Zum Beispiel musste sie feststellen, wer sich jetzt gerade dort oben aufhielt.
Die Tür zum Treppenhaus war nur angelehnt und blockiert worden, damit sie nicht zufiel. Collins blieb stehen, begutachtete die Coladose, die jemand zwischen Tür und Rahmen geklemmt hatte, und rief Steve an.
»Ich brauche jemanden an der Tür, und zwar schnell. Keiner rührt sich von der Stelle, und niemand darf rauf oder runter. Hier ist eine Coladose, die untersucht werden muss.«
Sie kramte in ihrer Hosentasche und förderte ein Paar blaue Latexhandschuhe zutage, wie sie auch der Sergeant getragen hatte. Während sie sie überstreifte, ließ sie den Blick über die Seite des Gebäudes und die Überwachungskamera wandern, die auf die Tür gerichtet war. Dann betrat sie die Eingangshalle. Glasbausteine in der Außenmauer sorgten für ein trübes Licht. Links entdeckte sie eine verwaiste Hausmeisterloge, vor ihr lagen zwei dunkle Aufzugtüren, und rechts befand sich der Aufgang zur Treppe. Collins blieb kurz stehen und überlegte, welchen Weg die beiden Opfer nach oben genommen hatten - Aufzug oder Treppe? Sie würde ein Team rufen, um den gesamten Bereich auf Fingerabdrücke zu untersuchen. Zunächst aber würde sie die Kontamination riskieren und den stinkenden Lift nehmen. Sie zog einen Stift aus ihrer Tasche und drückte damit den Knopf.
Die Aufzugwände bestanden aus scheckigem, schmierigem Metall. Auf dem Boden lag verbrannte Alufolie. Wenn nur der Lift nicht den Geist aufgab! Knirschend setzte er sich in Bewegung. Seine Vibrationen hallten im gesamten Aufzugschacht wider. In der obersten Etage angekommen, öffneten sich die Türen. Eine Treppe führte noch weiter nach oben, schwach erhellt von einem Lichtviereck. Das musste die Türöffnung zum Dach sein.
Auf dem Weg zum Dach hörte sie in einiger Entfernung leise Stimmen. Als sie aus der Türöffnung trat, schlug ihr der Wind entgegen. Angesichts dieser Höhe wollte sie am liebsten sofort umkehren. Wolken fegten über den blauen Himmel. Von ihrem Standort aus war kein Boden zu sehen, nur die weiße Betonfläche des Dachs und der wirbelnde Himmel.
Nicht einmal einen halben Meter vom Rand entfernt stand ein männlicher uniformierter Beamter vor einem weiblichen, ebenfalls uniformierten Police Constable. Die Frau war jung, höchstens zweiundzwanzig, schlank und athletisch gebaut. Sie trug keine Uniformmütze. Collins konnte ihr blondes, zu einem Zopf geflochtenes Haar sehen. Die Polizistin saß auf dem Boden. Auf dem Schoß hielt sie einen kleinen Jungen in einem Bärenkostüm, der seinen Arm um ihren Hals gelegt hatte.
Collins zeigte ihren Dienstausweis. »Detective Sergeant Sarah Collins.«
Der Inspector trat auf sie zu. Er war groß, in seinem Haar zeigten sich erste graue Strähnen. »Was wollen Sie hier? Das ist ein Tatort.«
»Das Gleiche könnte ich Sie fragen, Sir.«
Ein Anflug von Wut huschte über sein Gesicht.
»Kieran Shaw, diensthabender Ermittler. Was ich hier zu tun habe, ist doch wohl klar. Einer meiner Beamten ist tot. Eine weitere Beamtin aus meinem Team befindet sich hier oben allein mit einem als vermisst gemeldeten Kind. Ich bin hier, um sicherzustellen, dass nicht noch jemand von diesem verdammten Dach stürzt.« Er wandte sich ab und sprach in sein Funkgerät. »Zentrale, hier Inspector Shaw. Sofort die Treppe mit Absperrband sichern. Alle anderen Eingänge ebenfalls unzugänglich machen. Niemand darf rauf oder runter. Wir haben hier einen kritischen Zwischenfall.« Dann wandte er sich wieder der jungen Beamtin und dem kleinen Jungen im Bärenkostüm zu. »Und jetzt bringen wir euch beide hier runter.«
Collins betrachtete die junge Polizistin. Am liebsten hätte sie sofort mit ihr gesprochen, um sie von ihrem Vorgesetzten abzulenken und zu erfahren, was genau geschehen war, ehe jemand anderer sie befragen konnte. Doch die junge Frau war kreidebleich und hatte blaue Lippen. Außerdem zitterte sie unkontrolliert, als wäre sie viel zu lange in zu kaltem Wasser gewesen. Collins griff zu ihrem eigenen Funkgerät. »Zentrale, hier spricht DS Collins von der Dienstaufsichtsbehörde DSI. Ich übernehme hier. DC Steve Bradshaw kümmert sich um die Tatortsicherung. Wir brauchen medizinische Versorgung für eine weibliche Erwachsene, die offenbar einen Schock erlitten hat. Sie atmet und ist bei Bewusstsein. Ich erwarte den Rettungswagen unten an der Treppe.«
Collins verließ die Beamtin erst, als sie im Krankenwagen saß und von den Sanitätern versorgt wurde. Den Namen hatte sie sich aufgeschrieben: Police Constable Lizzie Griffiths.
Die Mutter des kleinen Jungen wartete auf dem Rücksitz eines Polizeifahrzeugs. Collins ließ die Hand des kleinen Bären los und blickte ihm nach, als er zu seiner Mutter rannte. Kaum hatte die Mutter ihn entdeckt, riss sie die Tür auf und lief ihm entgegen. Sie hob ihn in die Luft, presste ihn an sich und drückte ihr Gesicht so fest an seines, dass er aufschrie: »Mami!« Sie streifte ihm die Bärenkapuze vom Kopf und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Collins fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie ihn loslassen konnte. Die uniformierten Beamten am Steuer gaben den beiden ein wenig Zeit, ehe sie sie wieder in den Wagen schoben und damit den Blicken der begierig wartenden Presse entzogen. Collins sah dem Wagen nach, der sich langsam entfernte.
Sie wusste, von jetzt an ging es um jede Minute. Kein Beweisstück durfte übersehen werden. Es war, als sammelte man Muscheln, ehe die Flut kam und sie in ewiges Vergessen hinwegspülte. Obwohl - es ging nicht einfach nur um das Sammeln. Die verdammten Dinger mussten außerdem...
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