Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Jeder einzelne Muskel in Reed McMahons Körper spannte sich an. Er überlegte, schätzte ab, drehte die Hüften und bereitete sich darauf vor, seinen ganzen Frust in einen einzigen kraftvollen Schlag hineinzulegen. Nach der Woche, die hinter ihm lag, hätte er am liebsten etwas in Stücke gehauen.
Seine Knöchel färbten sich weiß, so fest hielt er den Schläger. Er holte aus und konzentrierte sich so auf sein Ziel, dass er nichts anderes mehr wahrnahm. Der Baseball zischte an ihm vorbei und sein Schläger traf nur Luft.
Reed fluchte lautlos und ging erneut in Position. Seine Mannschaft, die Smokin' Bases, lag in der letzten Runde um einen Run zurück, mit zwei Outs. Gegen eine Bande Columbia-Absolventen zu verlieren, die sich gerne gegenseitig mit den Fäusten bearbeiteten, war keine Option. Diese höllische Woche sollte nicht noch durch eine krachende Niederlage im Baseball gekrönt werden.
Der nächste Swing musste einfach ein Treffer werden.
Der Pitcher spulte seine Routine ab, rieb den Ball mit der handschuhlosen Hand und dehnte die Nackenmuskeln von einer Seite zur anderen. Dann holte er aus und warf. Der Ball flog durch die Luft direkt auf Reed zu. Perfekt. Sehr schnell. Aber perfekt. Reed holte aus und es knallte befriedigend, als der Ball auf den Schläger traf und erneut durch die Luft sauste. Er landete in dem leeren Pocket zwischen rechtem und mittlerem Spielfeld.
Reed rannte los - bewegte die Beine so schnell er konnte - zur ersten Base. Der Outfielder nahm den Ball auf und holte zu einem mächtigen Wurf aus. Doch er verschätzte sich und der Ball berührte die Oberseite des Handschuhs des ersten Basemans, sodass die Smokin' Bases genug Zeit hatten, einen Runner zur Home Plate zu bringen.
Das war's. »Los, los!«, rief der Third Base Coach, als ihr Kapitän, Gabriel, die Strecke zur Home Plate zurücklegte.
Reed rannte los zur zweiten Base, doch das gegnerische Team holte auf und deren zweiter Baseman traf Reed direkt in der Körpermitte, ein perfekter Treffer.
»Out!«, rief der Pitcher. Doch Gabriel hatte es bereits zur Home Plate geschafft und der Run zählte.
Reeds Treffer hatte ihnen zu einem Sieg mit einem einzigen Run verholfen. Der Rest des Teams jubelte und joggte aufs Spielfeld, um den gegnerischen Spielern die Hand zu schütteln.
»Ich wusste, du würdest uns retten.« Reeds Teamkollege und Freund, Emil Resnik, schlug ihm auf die Schulter, als sie das Spielfeld verließen.
Reed griff nach seiner Sporttasche und suchte nach einer Wasserflasche. »War einfach gutes Timing.«
»Allerdings.« Emil schnippte mit den Fingern. »Ich glaube, wir haben uns ein Bier verdient, oder drei.«
»O Mann, ja.«
Reed führte die Wasserflasche an die Lippen, legte den Kopf zurück und ließ das kühle Nass durch seine Kehle rinnen. Nach einem Spiel fühlten sich seine Muskeln immer viel lockerer an. Die Anspannung, die ihn von Montag bis Freitagabend begleitete, wich aus seinem Körper. Darauf freute er sich jedes Wochenende.
Er zog sein Smartphone aus dem Seitenfach der Sporttasche und schaltete es an. Das Display leuchtete und blinkte wie der Times Square an Silvester. Zahlreiche Warnmeldungen ließen das Gerät summen und piepen, es war fast wie ein digitaler Schlachtruf.
Einhundert Benachrichtigungen. Das konnte nicht gut sein.
Reed scrollte durch die Liste. Natürlich, bei den meisten lautete der Betreff »Bad Bachelors«. »Verdammt, verdammt«, brummte er. »Nicht schon wieder dieser Sch.«
»Das war ein Wahnsinnstreffer, den du da gelandet hast, Mann.« Gabriel, der Mannschaftskapitän, kam zu ihm herüber, um ihn zum Siegestreffer zu beglückwünschen. »Was gibt's?«
Eine neue Nachricht mit dem Betreff »Hab's ja immer gewusst, du kommst ganz schön rum, aber . woooow« erschien in seiner Inbox.
»Es gibt da so eine idiotische neue App, in der die männlichen Singles von New York bewertet werden.« Reed zeichnete Gänsefüßchen in die Luft. »Und ich bin anscheinend ganz oben auf der List der Bösen Jungs. Seit Freitag kriege ich ständig E-Mails.«
»Hast du dir die App angesehen?«, erkundigte sich Gabriel, während er sich das T-Shirt von Leib riss und ein frisches überzog.
Reeds Blick fiel auf eine Frau, die sich gegen den schwarzen Zaun lehnte, der das North-Meadow-Spielfeld vom übrigen Central Park abgrenzte. Sie trug ein Kostüm, was komisch wirkte, denn es war ja Wochenende. »Zum Teufel, nein. Ist mir doch egal, was diese Frauen über mich sagen. Wahrscheinlich, dass ich ein herzloser Rohling bin, dem es nur um Sex geht.«
»Ganz genau.« Emil grinste. »Und das hast du nicht schon mal irgendwo gehört?«
»Nur dass es jetzt die ganze Welt lesen kann, und die Leute im Büro haben den größten Spaß ihres Lebens.« Reed schüttelte den Kopf. »Sie finden es komisch.«
Als er am Freitagnachmittag nach einer Besprechung an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt war, hatte er auf seinem Schreibtisch einen kleinen Plastik-Oscar gefunden, den ein Kollege mit Reeds Foto und der grellroten Aufschrift »Ladykiller No. 1« versehen hatte. Derselbe Kollege hatte sich auch noch die Freiheit genommen, den Kleinen Plastikmann mithilfe eines aufgeklebten eindrucksvollen Gemächts aufzurüsten.
Wie originell.
Aber Reed machte sich keine Sorgen. Nach seiner Erfahrung ebbten solche Tratschereien sehr schnell wieder ab. Es gab immer etwas, das skandalöser war als ein Mann, der Sex hatte.
»Was ist falsch daran, Frauen so sehr zu lieben, dass einem eine nicht genügt?« Gabriel schmunzelte und seine schwangere Frau Sofia versetzte ihm mit dem Klemmbrett, auf dem die Spielpunkte notiert waren, einen Hieb auf den Arm. »Was denn? Ich rede hier von Reed.«
Der schob sein Smartphone in die Tasche seiner Sweathose. »Sie wissen, worauf sie sich einlassen und dann jammern sie herum, wenn ich sie nicht noch einmal treffen will.«
»Weil jede glaubt, sie wäre die eine, die dich ändert.« Emil stieß ihm den Ellenbogen zwischen die Rippen. »Sie glauben, sie könnten das Biest zähmen.«
»Da gibt es nichts zu zähmen.« Reed nahm seine Tasche und schlang sich den Riemen über die Schulter.
Die Sonne stand sehr tief, wie eine riesige Goldkugel am Horizont. Im Central Park war wie immer viel Betrieb - Touristen und Einheimische genossen die warmen Sonnenstrahlen, nachdem die kalte Jahreszeit endlich begonnen hatte sich zurückzuziehen. Alles war wieder grün und das versetzte Reed normalerweise in gute Stimmung. Aber das Leben war im Moment zu frustrierend und das drückte ihm auf die Seele.
»Bestimmt löst sich das bald in Wohlgefallen auf.« Emil schlang den Arm um Reeds Schulter und zog ihn vom Spielfeld weg. »Ich spendiere dir ein Bier. Das wird dich aufmuntern.«
Sie gingen zum Rand des Spielfelds, dorthin, wo ein Weg zum Ausgang auf die West 96th führte. Es war Reeds Sonntagsritual: Baseball, ein paar Bier in einer Sportbar in Downtown Brooklyn, dort konnte man sich auch noch ein Spiel ansehen - vorzugsweise eines der Mets - und danach ging es rüber nach Red Hook, um auf dem Heimweg nach seinem Vater zu sehen. Nichts würde Reed bei dieser Sonntagsroutine stören. Nicht einmal seine eigene miese Laune.
»Ist ja auch egal«, sagte Sofia mit einem schelmischen Zwinkern. »Er hat genug Geld, um zu einem Therapeuten zu gehen. Das ist es doch, was reiche Leute machen, wenn sie Probleme haben, oder?«
Gabriel und Emil sowie ein paar der anderen Jungs und Mädels vom Team hatten Handwerkerjobs und zogen Reed zu gerne wegen seines Bürojobs auf. Sofia machte mit, obwohl sie selbst einen Collegeabschluss hatte und genau wie Reed im Büro arbeitete.
»Keiner von euch scheint ein Problem mit meinem Geld zu haben, wenn ich die Drinks bezahle«, erwiderte dieser trocken.
»Ja, das stimmt. Vielleicht sollten wir dich doch nicht auf ein Bier einladen«, gab Gabriel zurück. »Obwohl - wir haben einen neuen Kunden. Ein Geldjunge mit einer Schwäche für Audis. Der Himmel weiß, warum er so viel Geld für die ausgibt, wo er doch was Besseres haben könnte.«
Gabriel und Emil gaben sich ihrem ewig andauernden Streit über die besten Luxuswagenhersteller hin und Sofia tat, als stecke sie sich den Finger in den Hals. Reed hing seinen eigenen Gedanken nach. Obwohl sein Gehalt genügend Nullen aufwies, um die meisten Leute neidisch zu machen, wohnte er nicht in Manhattan und fuhr auch keinen Sportwagen. Ein beträchtlicher Teil seines Einkommens ging für Gesundheitsfürsorge und eine Beinahe-Vollzeitbetreuung seines Vaters drauf. Was übrigblieb, steckte er in ein konservatives Investmentportfolio.
Abgesehen davon, dass er bei der Arbeit auf seine äußere Erscheinung achtete - was eine bei den oberen Zehntausend von Manhattan akzeptable Garderobe erforderte - lebte er recht einfach. Sein Apartment in Dumbo hatte er...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.