Schweitzer Fachinformationen
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Die Kommunikation hat sich in den letzten hundertfünfzig Jahren in immer kürzeren Zeitabständen komplett verändert. Ich will Sie nicht allzu tief in die Vergangenheit zurückbeamen, aber es gab tatsächlich eine Zeit, da Postkutschen und Dampfloks Menschen und auch die Post transportierten. Und wenn es schnell gehen sollte, griff man zum Telegramm. Danach ging es mit der Kommunikation fast-forward. Auf den Brief folgte ab Anfang der 1920er Jahre der Radioapparat. »Hier ist Berlin, Voxhaus.«1 Mit diesen Worten begann am 29. Oktober 1923 das Rundfunkzeitalter in Deutschland. Nur wenige Hörer, die sich damals einen Radioapparat leisten konnten, wurden Ohrenzeugen der ersten Stunde des deutschen Rundfunks. Zum unrühmlichen Massenmedium wurde das Radio mit den Nationalsozialisten, die es als Sprachrohr für ihre Propaganda nutzten. Das Volk versammelte sich um einen etwa Schuhkarton großen braunen Kasten aus Bakelit oder Holz, Volksempfänger genannt, und empfing am 25. März 1933 die polternden Propagandabotschaften aus Berlin: »Der Rundfunk gehört uns und niemandem sonst!«2 Aber am Ende drangen auch die Worte von Admiral Dönitz an ihre Ohren, der am 8. Mai 1945 über das Radio die bedingungslose Kapitulation verkündete. Schlusspunkt und Neuanfang. Aus dem Propagandamedium wurde ein Unterhaltungsmedium. Dann, ab etwa 1950, begann das Fernsehzeitalter. Das Volk schaltete von Radio auf TV um. Wobei auch das wieder eine Frage des Geldes war. Der erste in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Krieg in Serie hergestellte Fernseher war der Telefunken FE8. Er kostete 1?000 D-Mark. Das war in den 1960er Jahren ein ordentliches Sümmchen. 1?000 D-Mark entsprachen damals ungefähr dem doppelten durchschnittlichen Monatsgehalt eines Arbeiters. Wer sein Wohnzimmer mit einem Fernseher ausstatten konnte, sah zuerst schwarz-weiß, dann ab den 1970ern in Farbe. Immer vorausgesetzt, er konnte sich ein Farb-TV überhaupt leisten. 1970 standen nur in knapp 6?000 Haushalten der Bundesrepublik Farbfernseher. Nachdem sich das Fernsehen etabliert hatte, hoben die Deutschen ab. Bildlich gesprochen. Das Telefon begann sich mehr und mehr durchzusetzen. Es sollte bald zum beliebtesten Kommunikationsmittel aufsteigen. Aber das dauerte noch etliche Jahre. Denn bis 1970 hatten viele deutsche Familien noch kein eigenes Telefon. Man kann es sich kaum noch vorstellen, aber für viele war das lange ein unbezahlbares Luxusgut. Wenn ich zurückdenke, hatten meine Eltern zu meiner Kindheit keinen eigenen Telefonapparat. Mein Vater fuhr mit seiner alten blauen DKW Hummel zum Nachbarn, legte ihm ein 50-Pfennig-Stück auf den Tisch und telefonierte von dort. Dann kam der Tag, an dem auch wir ein Festnetztelefon erhielten. Wir telefonierten aber nur, wenn es unbedingt nötig war. Zu teuer. An Ferngespräche kann ich mich gar nicht erinnern.
Nach dem Telefon kam es zu einem kommunikativen Quantensprung. Technisch betrachtet wurde aus der Schritt-für-Schritt-Entwicklung, also aus der Evolution, eine Revolution - kabelgebunden, kabellos, grenzenlos. Spätestens mit dem globalen Durchbruch des Internets seit 1990 hat sich die menschliche Kommunikation grundlegend verändert. Knapp zehn Jahre vorher erblickte übrigens das erste Handy das Licht der Kommunikationswelt. Es war noch ein sehr unhandliches Gerät, Mobiltelefon genannt - und kam aus den USA, von Motorola. Auch der Computer, der als Endgerät für das Internet zunächst unerlässlich war, war anfangs kastenförmig und schwer. Erste Personal Computer, kurz PC, gab es zwar schon in den 1970er Jahren, aber erst ab 1981 hielt der Begriff mit dem IBM Personal Computer in unserem Sprachgebrauch Einzug. Wenig später, am 24. Januar 1984, stellte ein gewisser Steve Jobs den Macintosh 128k vor. Die staunende Welt sah einen knuffigen Kasten, den man für 2?495 US-Dollar kaufen konnte. Sein Kunststoffgehäuse zeigte eine helle, bräunlich-gelbe Farbe, als hätte man das Ding zu lange intensivem Zigarettenqualm ausgesetzt. Aber wie wir wissen, setzte Steve Jobs mit diesem Würfel den Startpunkt einer grandiosen Markengeschichte. Das konnte auch der stattliche Preis des ersten Apple, der damals noch die Bezeichnung Macintosh trug, nicht verhindern. Ungefährer Verkaufspreis in Deutschland damals 10?000 D-Mark.
Lange Zeit waren Bildschirme und Rechner in einem Corpus verbaut. Man schaute, ähnlich wie bei einem Fernsehgerät, in die Röhre. Erst um das Jahr 1997 herum brachten einige Hersteller (IBM, Apple, ViewSonic) leistungsfähige Farb-LCD-Monitore zu bezahlbaren Preisen auf den Markt. Nach und nach wurden die Bildschirme immer flacher, während die Ansprüche an die mobile Kommunikation wuchsen. Dazu wurden die Mobiltelefone geschrumpft, sie wurden klein und leicht - und internetfähig. Das Briefeschreiben, das Radiohören, das Festnetztelefonieren, der Teletext wurde immer mehr von SMS, WhatsApp oder Spotify ersetzt. Ach ja, Telegramme gibt es heute immer noch. Sie kommen jedoch nur im Singular vor und schreiben sich mit einem »m«. Nicht jeder nutzt es, aber fast jeder kennt es: Telegram ist ein kostenloser Instant-Messaging-Dienst zur Nutzung auf Smartphones, Tablets, Smartwatches und PCs, der übrigens in Russland entwickelt wurde.
So weit mein Schnelldurchlauf.
Zurzeit befinden wir uns gesellschaftlich mitten im Aetatis Communicationis. Versuchen Sie es erst gar nicht - den Begriff werden Sie bei Google oder sonst wo nicht finden. Ich habe ihn mir gerade ausgedacht, denn ich kann mir gut vorstellen, dass zukünftige Generationen irgendwann einmal vom epochalen Kommunikationszeitalter, dem Aetatis Communicationis, sprechen werden. Oder vielleicht schon bald. Wer weiß?
Die Veränderungen gehen jedenfalls rasend schnell. Meine Generation wurde noch von Textnachrichten via SMS geprägt. Fast niemand simmst heute noch. Laut »Jugend-Internet-Monitor« 20234 nutzen Jugendliche in Österreich allem voran WhatsApp (96 Prozent) und YouTube (94 Prozent), gefolgt von Instagram, Snapchat und TikTok. Pinterest (39 Prozent) zählt heute schon zu den Verlierer-Plattformen. Und X, formerly known as Twitter, geht bei den Jugendlichen gar nicht mehr: 18 Prozent. Der »Jugend-Internet-Monitor« ist eine jährlich durchgeführte und repräsentative Studie im Auftrag von Saferinternet.at, die zum Ziel hat, herauszufinden, wie beliebt welche Sozialen Netzwerke bei Jugendlichen (11 bis 17 Jahre) in Österreich sind. Ein entsprechendes Monitoring in Deutschland ist mir nicht bekannt.
Die Prioritäten der User, bezogen auf die Kommunikationskanäle und damit die Nutzung bestimmter Anbieter, ändern sich scheinbar alle drei bis fünf Jahre. Verzeichnet heute noch einer dieser Tech-Tools einen enormen Zuwachs, kann es mit ihm schon übermorgen rapide bergab gehen. Einstmals führende Hersteller von Handys wie etwa Motorola oder Nokia, die bei der rasend schnellen Entwicklung nicht mithalten konnten, sind innerhalb weniger Jahre nahezu vollständig vom Markt verschwunden. Dazu kommt das sich permanent verändernde Kommunikationsverhalten. Messenger-Dienste wie SMS und MMS sind dem Innovationskarussell zum Opfer gefallen. Der Anteil von SMS und MMS tendiert - im Vergleich zu Kurznachrichten über den Facebook Messenger oder vor allem WhatsApp und Co. - gen null. Mit dieser Turbo-Entwicklung konnten viele Unternehmen mit starren Strukturen nicht schritthalten.5
Aber selbst Facebook, einst der Social-Media-Kanal schlechthin, ist für die junge Generation bereits so was von gestern. Der Lebenszyklus eines Kanals oder Anbieters ist an Jahren gemessen überschaubar. Man fragt sich, was schneller geworden ist: die Zyklen der Kommunikationstechnik oder das Kommunikationsverhalten der Menschen. Tatsache ist, dass fast jeder von uns immer das neueste Smartphone in der Tasche hat, und viele die Top-Technik der neuesten Generation im Homeoffice horten. Übrigens: Dass man mit einem Smartphone auch telefonieren kann, muss man schon ausdrücklich betonen. Denn die kleinen Dinger können längst wesentlich mehr als nur die menschliche Stimme übertragen oder eine Textnachricht transportieren. Sie können Stimmung machen. Ja, sie sind zu einer Art Waffe...
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