Schweitzer Fachinformationen
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Landon
Scheiße, meine Frau ruinierte mir mein Leben.
Genau genommen ruinierte mir Miranda mein Leben seit dem Tag, an dem wir uns zum ersten Mal begegnet waren. Damals war mir das nur nicht bewusst gewesen. Erst sehr viel später sollte ich dahinterkommen. Aber jetzt war es offensichtlich. Miranda war wie eine Krebszelle, die an meinem Körper nagte. Wenn ich mich nicht rechtzeitig aus dem Staub machte, würde sie mich auffressen.
Mein Telefon klingelte, und ich schaute auf das Display und sah Mirandas Namen.
Zum hundertsten Mal, verdammt!
»Scheiße«, stöhnte ich und drückte sie weg.
Seit ich unser Haus verlassen und mich ohne sie auf den Weg nach Lubbock gemacht hatte, hatte sie mich nonstop angerufen. Ich war gerade mit dem letzten Flieger des Tages in Lubbock gelandet, und um ehrlich zu sein, wollte ich nicht mit ihr reden. Nicht nach dem, was sie getan hatte. Nicht nach dem, was sie schon seit Jahren mit mir machte.
Natürlich machte ich ihr keinen Vorwurf, dass sie ausgeflippt war, als ich mich ohne sie auf den Weg zu meinem zehnjährigen Highschool-Klassentreffen gemacht hatte.
Bei dem Gedanken daran zuckte ich zusammen. Ich hatte zu dem Klassentreffen auf der Höhe meines Erfolgs kommen wollen. Sechs Jahre hatte ich das Leben eines Profigolfers aus Tampa geführt und ein paar PGA Tour-Siege für mich verbuchen können, aber ich hatte als Masters-Sieger nach Hause zurückkehren wollen, mit meiner sexy Ehefrau am Arm. Als ein Mann, der seinen Traum lebte. Ich hatte mir einen Namen machen wollen - mit etwas anderem als nur damit, ein Wright zu sein.
So stolz ich auch auf meine Familie und Wright Construction - die größte Baufirma des Landes - war, wollte ich doch auch mein eigenes Ding machen. Jetzt kehrte ich als Achtundzwanzigjähriger ohne Ehefrau zurück, und meine Golf-Träume lagen in Schutt und Asche.
Mit einem Achselzucken tat ich diese deprimierenden Gedanken ab und stieg aus dem Flieger. Auf dem Lubbock Airport war es gelinde gesagt supervoll. Ich hatte lediglich Handgepäck dabei, deshalb ging ich an der Gepäckausgabe vorbei und trat durch die Schiebeglastüren ins Freie - in meine heiße und staubige Heimat. Nach den Sommern in Florida, wo man die Luft förmlich trinken konnte, hatte man in Lubbock eher das Gefühl, Schmirgelpapier einzuatmen.
Vor mir tauchte ein funkelnder Alfa Romeo auf, und mein Bruder Austin kurbelte die Fensterscheibe herunter. Er hupte und zeigte mir den Stinkefinger. Er war zwei Jahre älter als ich, benahm sich aber oft so, als wäre er der Jüngere von uns beiden.
»Hey, spring rein!«, rief er und drückte auf den Knopf für den Kofferraum.
»Ich freu mich auch, dich zu sehen«, erwiderte ich sarkastisch.
»Wo ist denn deine bessere Hälfte abgeblieben?«, fragte Austin.
»Hat's nicht geschafft.«
Na klar, Miranda hatte es nicht geschafft. Das war die Ausrede, die ich den anderen auftischen würde. Tolle Lüge für eine Frau, die nicht arbeitete, mein Geld zum Fenster rauswarf, als ob es auf Bäumen wachsen würde, und mich praktisch nie aus den Augen ließ.
»Cool«, erwiderte Austin achselzuckend.
Ich wusste, dass er der Einzige von meinen vier Geschwistern war, der mir diese Erklärung abkaufte.
Ich verstaute mein Gepäck im Kofferraum und knallte die Klappe zu.
»Dieses Auto ist verdammt winzig«, bemerkte ich, nachdem ich auf den Beifahrersitz gesunken war. »Mein Gepäck passt ja kaum in den Kofferraum.«
Austin brauste vom Flughafen weg. »Beschwer dich nur weiter, und ich sorge dafür, dass du bei Jensen unterkommen musst.«
Ich lehnte mich zurück und starrte aus dem Fenster. »Ja, mir wär's lieber, ihm nicht dabei zuhören zu müssen, wie er meine Exfreundin vögelt.«
»Bin mir sicher, er könnte deinen Arsch auch in die andere Hausseite verfrachten. Dann müsstest du ihn dir lediglich mit Emery vorstellen.«
»Vielen Dank auch. Du bist wirklich sehr hilfreich!«
»Dafür bin ich doch da«, erwiderte Austin grinsend.
Auch wenn mein ältester Bruder Jensen bereits seit acht Monaten meine Ex Emery datete, war das Ganze immer noch ein bisschen seltsam für mich. Nicht weil ich noch Gefühle für sie hatte. Aber ich konnte auch nicht die zwei Jahre, die wir auf der Highschool zusammen gewesen waren, komplett aus meinem Kopf löschen. Das kam noch zu meinem Ärger mit Miranda hinzu. Wie konnte Jensen nur so glücklich sein, während ich in einer unglücklichen Ehe ohne Liebe feststeckte?
Oh Gott, und schon ging es mal wieder nur um Miranda! Genau in dem Moment piepte auch noch mein Telefon, als hätte sie gewusst, dass ich gerade an sie dachte.
Ich warf einen prüfenden Blick auf die Nachricht.
Babe, geh an dein Telefon! Wir müssen reden. Ich fass es nicht, dass du einfach ohne mich abgehauen bist! Was soll ich denn jetzt machen?
Zum Teufel auch. Ich schaltete mein Telefon aus.
»Oh Gott, können wir uns vor dem Treffen heute Abend nicht noch volllaufen lassen?«, fragte ich verzweifelt meinen Bruder. Alkohol würde den Schmerz zumindest für eine Nacht betäuben.
»Wenigstens ist das jetzt mal eine Sache, bei der ich behilflich sein kann«, erwiderte Austin grinsend.
Vermutlich sollte ich die Alkoholsucht meines Bruders nicht noch unterstützen, aber verdammt - einen Drink hatte ich jetzt wirklich bitter nötig. Seit unser Vater vor zehn Jahren an einer Überdosis gestorben war, war Austin zu einem starken Trinker geworden. Golf hatte mir immer geholfen, mit meinen Lastern und der für die Wrights so typischen suchtgefährdeten Persönlichkeit klarzukommen. Ohne diesen Sport hätte ich nicht gewusst, ob ich nicht vielleicht auch wie mein alter Herr geendet wäre.
Zwanzig Minuten später erreichten wir Austins Haus in Tech Terrace. Nachdem er es gekauft hatte, hatte er innen alles herausgerissen und renoviert. Deshalb war das Haus eigentlich brandneu, auch wenn es bereits in den Sechzigerjahren gebaut worden war. Es hatte den Vorteil, dass die besten Bars zu Fuß erreichbar waren. Wahrscheinlich war das auch der Grund für Austins Kauf gewesen. Aber das bedeutete auch, dass ich meinen betrunkenen Arsch zum Klassentreffen hin und wieder zurückbewegen konnte, da sich die Bar, in der das Event stattfinden sollte, die Straße runter befand.
Austin parkte den Wagen in der Garage, dann betraten wir das Haus. Ich brachte meinen Koffer ins Gästezimmer, das sich im Erdgeschoss befand, und als ich wieder auftauchte, war Austin bereits an der Bar. Sie war bestens ausgestattet und dermaßen reichlich bestückt, dass sie dem nächsten Spirituosenladen hätte Konkurrenz machen können. Es gab sogar ein paar Whiskeys von bester Qualität, die nicht einmal in Geschäften erhältlich waren, sondern direkt beim Händler gekauft werden mussten. Austin nahm das Trinken sehr ernst. Vielleicht war es das Einzige, das er so ernst nahm.
Austin schenkte mir ein Glas Whiskey ein, und ich sank aufs Sofa. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und schaltete auf dem Fernseher mit dem großen Bildschirm genau in dem Moment den SportsCenter-Sender ein, als die Golf-Statistiken für das British Open eingeblendet wurden - ein Turnier, auf dem ich eigentlich auch hätte dabei sein sollen.
Ich leerte mein Glas in einem Zug. »Ich nehme noch einen.«
Austin warf mir einen seltsamen Blick zu, als würde er ahnen, dass irgendetwas nicht stimmte, sagte aber nichts. Er schaltete lediglich auf einen anderen Sender um. »Bedien dich.«
Das war das Beste an Austin. Er war überhaupt nicht neugierig.
Wir hockten noch ein paar Stunden herum und schauten uns irgendein Baseballspiel an, das keinen von uns wirklich interessierte, während wir uns um den Verstand soffen. Als es für mich fast an der Zeit war, mich auf den Weg zum Flips zu machen, wo unser Klassentreffen stattfand, drehte sich Austin schließlich um und blickte mir direkt in die Augen.
»Alter, wahrscheinlich solltest du dir für Jensen besser eine Geschichte einfallen lassen«, riet er mir.
»Wozu?« Ich spielte den Ahnungslosen.
»Dazu, womit du dich gerade herumschlägst. Du weißt, dass er dich danach fragen wird, und du bist ein beschissener Lügner.«
»Ich schlage mich mit nichts herum.«
»Wie ich bereits sagte«, meinte Austin und schenkte mir noch ein letztes Mal nach, »du bist ein beschissener Lügner.«
Ich lachte und prostete ihm zu. »Vielleicht werde ich ihm sogar die Wahrheit erzählen.«
»Nee, wirst du nicht. Das wäre nicht die typische Wright-Art.«
Diesbezüglich musste ich ihm allerdings recht geben. Wir waren eine fünfköpfige Familie - im Alter von dreiunddreißig bis einundzwanzig Jahren - und verheimlichten ständig irgendetwas voreinander, als läge uns das im Blut. Das hatten wir schon von unseren Eltern vorgelebt bekommen, die bereits lange tot waren. Unsere Mutter hatte uns nie etwas von ihrer Krebserkrankung erzählt, und unser Vater hatte, was seine Alkoholsucht anging, gelogen - selbst noch bei seinem letzten Atemzug. Vielleicht war das ja tatsächlich die typische Wright-Art.
Wie dem auch sei, ich würde deswegen mit Austin keinen Streit anfangen. Und mit Jensen würde ich mich auseinandersetzen, wenn es so weit war.
Als ich meine Klamotten wechselte - ich zog mir eine Kaki-Hose und ein hellblaues Hemd an -, war ich bereits...
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