Schweitzer Fachinformationen
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»Ich bin für den Sturm geboren, Flaute passt nicht zu mir.«
Andrew Jackson
HEUTE
Scarlett
Er war hier. Er war verdammt noch mal hier.
In diesem Flugzeug. Meinem Flugzeug. In meiner Kabine.
Wie konnte er es nur wagen?
Das war gegen die Regeln, und das wusste er, verdammt noch mal.
Aufgewühlt schlug ich mir immer wieder mit den zusammengerollten Unterlagen zu unserem Flug auf die Handfläche, als hätte ich einen nervösen Tick und könnte nicht damit aufhören.
»Oh, mein Gott«, murmelte Leona und spähte durch den Vorhang. »Was will der denn hier?«
Mich demütigen, lautete die Antwort, aber ich behielt sie für mich.
Dieser Mistkerl. Ich knirschte mit den Zähnen. Hörbar.
Leona richtete sich auf. Ihr freundlicher Blick war verständnisvoll, während sie mich eingehend musterte. »Ich übernehme dieses Mal die Kabine. Du kannst in der Bordküche bleiben. Dann brauchst du ihn nicht zu sehen.«
Leona war die Nummer zwei in unserem Flugbegleiterteam, und sie kannte mich gut genug, um über ihn Bescheid zu wissen.
Sie bildete den genauen Gegenpol zu mir: Sie war das brave Mädchen, ich das böse, sie war freundlich, ich oft bissig, sie war der Engel, ich der Teufel. Sie war die Friedensstifterin, während ich häufig aneckte. Sie war all das, was ich niemals sein würde. Dafür liebte ich sie und verehrte den Boden, auf dem sie ging.
Und sie wusste von Dante und mir und kannte unsere Geschichte. Sie war eine der wenigen, die beinahe alles wussten.
Ich schüttelte heftig den Kopf, um nicht weiter darüber nachzudenken. Er wusste, dass ich hier war, natürlich wusste er das. Aus irgendwelchen verkorksten Gründen saß er in diesem Flugzeug. Er hatte ein Ticket gekauft, nur um mich zu sehen. Aber ich würde ihm nicht die Genugtuung verschaffen und mir anmerken lassen, wie schwer es mir fiel, ihm gegenüberzutreten.
Stolz war schon immer meine beste Waffe gewesen, wenn es um Dante ging. Manchmal auch meine einzige Waffe, deshalb war sie tödlich scharf geschliffen.
»Ich schaffe das«, sagte ich zu ihr. Und das entsprach der Wahrheit. Es würde höllisch wehtun, aber ich kannte diesen Schmerz bereits.
Sie biss sich auf die Lippen und nickte. Sie war wahnsinnig lieb. Ich wünschte, ich könnte mehr wie sie sein, aber das gelang mir nicht. Ich hatte es ein-, zweimal versucht, mich damit aber nur lächerlich gemacht.
Leona war von Eltern aufgezogen worden, die sie abgöttisch liebten, in einer Welt, in der Freundlichkeit eine Tugend war.
Bei mir war es anders. Ich wurde von Kleinkariertheit und Geiz geformt, in einer Welt, die mich von Anfang an loswerden wollte und in der Härte der einzige Weg zum Überleben war.
»Ist er allein?«, fragte ich.
»Ich glaube schon. Bis jetzt jedenfalls.«
Sie sagte nicht ohne Grund bis jetzt. Als wir uns das letzte Mal begegnet waren, war er nicht allein gewesen, der Mistkerl.
Fairerweise muss gesagt werden, dass ich es wahrscheinlich nicht so persönlich hätte nehmen sollen. Er war selten allein.
Ich schlüpfte mit meinem Make-up-Beutel in den Toilettenraum, um mich ein wenig aufzuhübschen. Wie immer für die Arbeit hatte ich nur Lipgloss aufgelegt, aber für dieses Wiedersehen kramte ich nun meinen roten Lieblingslippenstift hervor.
Er hatte einen passenden Namen: Blood.
Keine andere Farbe kam infrage, wenn ich mich mit meinem Ex auseinandersetzen musste. Ich legte diesen Lippenstift auf, weil ich Blut sehen wollte.
Mir kam der Gedanke, dass ich diese Begegnung beinahe ebenso genoss, wie ich sie fürchtete. Das war nämlich nicht das erste Mal. Es passierte oft. Dante suchte mich, stellte mich zur Rede, wir bezogen beide Prügel und hinkten davon.
Normalerweise schrie ich ihm noch irgendetwas hinterher, während er mir schon den Rücken zuwandte.
Ein Teil von mir lebte dafür.
Mein gebrochenes Herz war nun schon sehr lange Zeit von Groll und Boshaftigkeit erfüllt, so lange und so vollständig, dass es daran zu ersticken drohte. Daher war es manchmal fast eine Erleichterung, ihm Luft zu verschaffen. Aber wie viel von seinem Leben konnte man dem Groll opfern?
Ich habe viel darüber nachgedacht.
Die Antwort war - in meinem Fall - traurig: viel zu viel. Große, mörderische Teile meines Lebens. Wichtige, existenzielle Teile.
Und alles wegen ihm. Dante, dieser Mistkerl.
Ich lockerte meine Krawatte und öffnete die drei obersten Knöpfe meiner Bluse, wodurch meine Uniform nicht mehr professionell, sondern mehr als nur einen Hauch von sexy aussah.
Ich besaß üppige Kurven. Eine schmale Taille, sinnliche Hüften, einen großartigen Hintern, ellenlange Beine und volle Brüste.
Ich hatte genau die Art von Körper, die ihn anzog wie ein Himmelfahrtskommando den Kamikazeflieger, deshalb würde ich diese Vorzüge natürlich gegen ihn einsetzen. Er hatte es nie geschafft, diesem Körper zu widerstehen, nicht ein einziges Mal in seinem ganzen Leben.
Ich schob meine Brüste nach oben und kniff mir in die Nippel, bis sie sich keck unter den Stoffschichten meiner Bluse und meiner Weste aufstellten.
Schnapp ihn dir, Tiger.
Ich lächelte mein Spiegelbild blutrünstig an und machte mich auf den Weg zurück in die Bordküche.
Der Vorhang war noch oben, aber Leona war draußen in der Kabine. Wahrscheinlich servierte sie gerade die erste Runde Champagner.
Ich schnappte mir mein Handbuch und machte eine rasche Durchsage. Dabei senkte ich die Stimme ein wenig zu einem geradezu verführerischen Schnurren. Und das tat ich aus einem einzigen Grund. Ich wusste, dass es bei ihm nicht ohne Wirkung bleiben würde. Ich wollte punkten, bevor ich überhaupt einen Blick auf ihn werfen musste.
Er besaß die Frechheit, in mein Territorium einzudringen.
Dafür würde er teuer bezahlen.
Ich reiste immer mit zwei Paar Schuhen. Eines hatte ich an den Füßen, das andere in meinem Handgepäck. Das eine hatte Arbeitsabsätze, das andere Killerabsätze. Die Arbeitsabsätze trug ich zur Arbeit, um bei den Routineaufgaben im Flugzeug in einer Höhe von über zehntausend Metern das Gleichgewicht halten zu können. Die Killerabsätze waren für die glamourösen Auftritte am Flughafen mit meiner Truppe umwerfender Mädels.
Na schön, okay, sie waren nicht glamourös. Nichts an dem Beruf der Flugbegleiterin war glamourös. Aber wir sorgten dafür, dass es so aussah, was meiner Meinung nach fast dasselbe war.
Ich riss meine Tasche aus dem Regalfach hinter meinem Notsitz und zog meine Killerabsatzschuhe heraus.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Die Schuhe mit den Arbeitsabsätzen waren nicht hässlich. Ich würde mich niemals in hässlichen Schuhen erwischen lassen. Sie waren aus schwarzem Lackleder, hatten knapp acht Zentimeter hohe Keilabsätze und eine süße kleine Schleife über den Zehen.
Aber jetzt war nicht die Zeit für süße Schuhe.
Ich wechselte in Rekordzeit das Schuhwerk und zog mir die knapp dreizehn Zentimeter hohen, zehenfreien roten Plateau-Stilettos an.
Meine Uniform war schlicht und elegant: schwarzer Bleistiftrock, weiße Bluse, schwarze Weste und Krawatte. Ich hatte jedes einzelne Teil maßschneidern lassen, damit die Uniform perfekt saß und meine Figur im besten Licht erscheinen ließ. In Kombination mit einem Paar sexy roter Stilettos sah ich einfach sagenhaft aus, das wusste ich.
Ich verstaute meine Tasche gerade wieder, als Leona in die Bordküche zurückkehrte.
»Ich habe die Speisekarten verteilt, aber der Champagner könnte nachgeschenkt werden«, teilte sie mir mit, dann eilte sie zurück in ihre eigene Bordküche, um sich auf den Start vorzubereiten.
In Ordnung. Ich war bereit.
Ich schnappte mir die offene Flasche Champagner und stolzierte hinaus in die Kabine.
Dabei summte ich Seven Nation Army vor mich hin.
Meinen Schlachtgesang.
Denn ich zog in den Krieg.
Ich schwankte ein wenig, als ich ihn sah, fing mich aber von einem Schritt zum nächsten wieder. Er wirkte niedergeschlagen, sein Blick war nicht auf mich gerichtet - Gott sei Dank, dann hatte er meinen Fehltritt wenigstens nicht bemerkt.
Sein Aussehen hatte mich schon immer fix und fertig gemacht.
Ich war ein dummes Ding mit einer Schwäche für Oberflächlichkeiten. Selbst jetzt, nach allem, was wir uns gegenseitig angetan hatten, berührte mich sein schönes Gesicht.
Er sah genauso aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Sein Anblick war für mich ein Schlag in die Magengrube und riss mir einmal mehr das Herz heraus. Auf mich wirkte er immer wie der gut aussehende Schurke. Er sah verdammt attraktiv aus mit seinem goldenen Haar, den ozeanblauen Augen und dem ständigen Bartschatten um sein Kinn. Seine Augenbrauen waren ein paar Nuancen dunkler als seine Haare. Das stach einem gleich ins Auge und machte ihn interessant. Seine Gesichtszüge waren ebenmäßig und markant, mit schrägen Augen und einem sinnlichen Mund. Wenn man ihn ansah, kamen einem sofort Worte wie unheilvoll oder zwielichtig in den Sinn.
Vielleicht lag es ja auch an mir.
Er war außerordentlich groß - so groß, dass es sogar auffiel, wenn er saß. Wenn er aufstand, überragte er mich, selbst wenn ich meine Killerabsätze anhatte.
Er hatte breite Schultern, war muskulös, aber dabei schlank genug, um in den unsäglich teuren...
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