Schweitzer Fachinformationen
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Für Faye bricht eine Welt zusammen, als sie plötzlich ohne Job und Freund dasteht und ihre Eltern sich trennen. Die Bitte ihrer Freundin Charlotte, sich um ihr Hotel zu kümmern, kommt ihr daher sehr gelegen. Wo könnte sie besser Abstand von ihrer verfahrenen Situation bekommen? Erst auf Sardinien verrät Charlotte, was noch hinter dem Angebot steht:Freunde von ihr wollen das kleine Theater in der Altstadt von Deriu wiederherrichten und brauchen dafür die Hilfe einer Innenarchitektin. Faye ist begeistert. Sie ahnt nicht, worauf sie sich einlässt ...
ZU HAUSE IN DORSET spürte Faye, wie sie sich zu entspannen begann. Alles war so beruhigend vertraut. In der Küche backte ihre Mutter Scones. Nach einer vormittäglichen Stöberrunde auf dem Antikmarkt in der Stadt wollte sie zum Tee Scones mit Schlagsahne und Marmelade servieren, wie es in Dorset üblich war. Ihr Vater saß im Wintergarten, hatte die Füße hochgelegt und las die Zeitung. Er war blond, groß und schlank, und obwohl er inzwischen Mitte fünfzig war, war er immer noch gut in Form. Draußen, jenseits des Gartens hinter dem Cottage von Fayes Eltern, weideten Schafe auf dem unfassbar grünen Gras von Dorset. Die Weiden waren von Bruchsteinmauern durchzogen, die seit Jahrhunderten dort standen. Waren sich ihre Eltern überhaupt bewusst, in was für einem ländlichen Idyll sie lebten?
Faye lächelte und betrachtete den Ort, der früher ihr Zuhause gewesen war. Ihre Mutter war in West Dorset groß geworden; ihr Vater pendelte schon den größten Teil seines Lebens nach Exeter. Faye war nach London gezogen, aber sie war sich immer noch nicht sicher, ob sie dort hingehörte.
»Hier steht die Zeit still, oder?«, fragte sie.
Ihr Vater erwiderte ihr Lächeln auf seine übliche Art. Doch es lag etwas in seinen hellblauen Augen, das bei Faye an eine lange zurückliegende Erinnerung rührte. Kurz blitzte sie auf, und Faye versuchte, sie zu fassen zu bekommen, doch da war sie schon wieder verschwunden. »Dad?« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm, als wolle sie ihn beruhigen - oder sich selbst.
Er schob einen Gedanken beiseite, das sah sie genau. »Nichts ändert sich«, pflichtete er ihr bei und tätschelte ihre Hand.
»Deswegen ist es wahrscheinlich so friedlich hier.« Doch selbst wenn sie hier einen Job als Innenarchitektin finden könnte, war Faye sich nicht sicher, ob sie zurückkommen wollte. London hatte einen Kulturschock bedeutet, aber sie hatte sich schnell an das Tempo und die Menschen gewöhnt, an das quirlige, ewig summende Großstadtleben. Doch nun dachte sie plötzlich, dass es manchmal vielleicht gut war, alles etwas langsamer anzugehen.
Faye stand auf und ging zu ihrer Mutter in die Küche. »Kann ich dir helfen?«
Ihre Mutter zeigte auf die Schüssel, die auf der Arbeitsplatte stand. »Sehr gerne, Liebes.«
Faye schnappte sich eine Schürze, die an einem Haken hinter der Tür hing, und zog sie an. Sie wusch sich die Hände, trocknete sie ab und begann dann, Butter in das Mehl zu kneten. Sie spürte, wie das Fett zwischen ihren Fingern hindurchglitt und sich wie immer nach und nach wunderbar mit dem Mehl vermischte. Dann schüttelte sie die Schüssel, damit die buttrigen Klumpen an die Oberfläche kamen. Sie backte und kochte gern, obwohl sie es in London nicht oft tat. Nie schien sie genug Zeit zu haben; oft war es einfacher, Fertigsalate oder Mikrowellengerichte zu kaufen.
Sie gab oberflächliche Antworten auf die üblichen Fragen ihrer Mutter. Ja, mir geht's gut. Sicher, natürlich esse ich richtig. Ja, Justin fehlt mir. Ihre Mutter hätte wahrscheinlich lieber Einzelheiten darüber gehört, aber Faye hatte nicht vor, ihr die zu erzählen. Doch ihre Mutter fragte gar nicht weiter.
Verblüfft blickte Faye auf. Zum wahrscheinlich allerersten Mal in ihrem Leben hörte ihre Mutter ihr nicht zu. »Mum?« Die braunen Augen ihrer Mutter blickten ausdruckslos in die Ferne, während sie mit den Fingern durch einen Berg Sultaninen rührte, die in einem Sieb trockneten. Sie würden später in den Teig für die Scones wandern.
Ihre Mutter blinzelte, warf eine Strähne ihres dunklen Haars zurück, das immer noch dicht war und glänzte und zu einem akkuraten, praktischen Bob geschnitten war. »Tut mir leid, Liebes. Was hast du gesagt?«
Faye runzelte die Stirn. Sie dachte an ihren Vater, dem vorhin im Wintergarten kein überzeugendes Lächeln gelungen war. »Ist alles in Ordnung?«
»Natürlich. Was meinst du? Warum sollte etwas nicht in Ordnung sein?«
»Weil . ach, nichts.« Faye konnte sich eigentlich nicht beklagen. Schließlich hatte sie selbst überhaupt keine Lust, Fragen über Justin zu beantworten. Justin hatte sie verlassen und gesagt, er habe genug. Er hatte nicht gesagt, wovon er genug hatte, daher konnte Faye nur davon ausgehen, dass es an ihr lag. An dem Leben, das sie zusammen führten. Und sie vermutete, dass das ihre Schuld war. Welcher Mann würde sich freuen, wenn seine Freundin die halbe Nacht aufblieb und lernte? Welcher Mann würde seine Freundin bei der verrückten Entscheidung unterstützen, Innenarchitektur zu studieren, obwohl sie schon einen vernünftigen Job hatte, in dem sie als gut bezahlte Chefsekretärin einen sehr netten Mann bei der Arbeit unterstützte? Welcher Mann würde das tun, weil es bedeutete, dass seine Freundin in einer Branche arbeiten konnte, die sie liebte, und etwas Kreativeres, Erfüllendes tun konnte? Justin jedenfalls war nicht dieser Mann, so viel war klar. Faye war nicht verbittert. Sie mochte Justin sehr gern. Er fehlte ihr immer noch. Sie hatte geglaubt, ihn zu lieben, und als er gegangen war, hatte sie sich gegen die emotionalen Nachbeben gewappnet.
Aber in den letzten paar Wochen war etwas ziemlich Eigenartiges passiert. Indem sie den Schmerz hinausschob und sich in ihre Arbeit stürzte, indem sie etwas Zeit vergehen ließ, war sie schon über das Schlimmste hinweg, und alles, was sie jetzt noch empfand, war ein Gefühl der Enttäuschung. Auf jeden Fall hatte sie eine schöne Zeit mit Justin gehabt. Er war attraktiv, charmant und sogar witzig. Aber das reichte ihr nicht. Das wusste sie jetzt. Sie wünschte sich jene andere, schwer zu findende Sorte von Freund, die Sorte, die einen in absolut allem unterstützte - falls die überhaupt existierte. Angeblich gab es für jeden Menschen jemanden, der zu ihm passte, aber Faye zweifelte langsam daran.
Sie wischte sich die letzten mehligen Krumen von den Händen und stellte die Schüssel beiseite. Sie stellte fest, dass sie ein leises, ungutes Gefühl beschlichen hatte. Alles hier war vertraut, schon. Aber es war nicht wie immer. Ihr Vater war nicht ganz er selbst. Und ihre Mutter hatte gerade mit einer unerschütterlichen Gewohnheit gebrochen, indem sie darauf verzichtet hatte, einen detaillierten Bericht über Fayes Trennung von Justin einzufordern. Das passte überhaupt nicht zu ihr. Faye holte tief Luft. Jetzt komm schon, du bildest dir nur etwas ein. In letzter Zeit hatte sie zu schwer gearbeitet und nicht genug geschlafen. Wenn etwas nicht in Ordnung war, würden sie ihr schon davon erzählen. So oder so, wenn etwas nicht stimmte, würde sie davon erfahren.
Vor dem Tee unternahmen Faye und ihr Vater einen Spaziergang über die Klippen. Es war Fayes Vorschlag gewesen. Klippenspaziergänge - und zwar bei jedem Wetter - gehörten zu einem Wochenende zu Hause in Dorset einfach dazu. Sie wollte hoch auf die Klippe hinaufsteigen, über die gewaltige Wasserfläche hinausschauen und zusehen, wie die Sonne auf den quer gestreiften goldenen Felsformationen und den Kieselsteinen von Chesil Beach glitzerte, der sich in einem perfekten Bogen bis zur fernen, im Dunst liegenden Landspitze von Portland erstreckte. Sie wollte die raue Meeresbrise auf der Haut fühlen und spüren, wie der Wind kräftig durch ihr Haar fuhr. Nach den letzten paar Monaten, in denen sie wie eine Einsiedlerin gelebt hatte, wollte sie sich den Kopf freipusten lassen.
Sie parkten an der Bucht und stiegen Seite an Seite den steilen, steinigen Klippenpfad hinauf, ohne zu reden; sie brauchten ihren ganzen Atem für die Kletterpartie. Oben blieben sie stehen, um den bunten Flickenteppich der Dächer in der Bucht und den Hafen zu betrachten, dessen Anlegestelle aus grauem Beton ins Meer hinausragte. Das Wasser unter ihnen glänzte olivgrün, und das Gras unter ihren Füßen war nach dem Regen matschig.
»Und? Was gibt's Neues, Dad?«, fragte Faye. Ein schlechtes Gewissen packte sie, als ihr klar wurde, dass sie diese Frage wahrscheinlich nicht oft genug stellte. Nicht, dass sie sich nicht dafür interessierte; der Grund war eher, dass sich im Leben ihrer Eltern nie etwas zu verändern schien. In London dagegen . Sie verdrängte den Gedanken an die letzten Monate voller Arbeit und die Sache mit Justin - jedenfalls für den Moment. Manchmal hatte sie das Gefühl, ihr anderes Leben existiere gar nicht, solange sie hier war. Es war eine Auszeit. Und die konnte sie wirklich gebrauchen.
Ihr Vater steckte die Hände in die Taschen. »Also, es ist tatsächlich etwas passiert«, erklärte er.
Faye blieb stehen. Sie hatte es doch gewusst. »Ja?« Aber nach der Miene ihres Vaters zu urteilen, schien es nichts Schlimmes zu sein.
»Man hat mir angeboten, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen.« Er sah auf das Meer hinaus, als wären dort Antworten zu finden, und Fältchen erschienen um seine blauen Augen, als er in die Nachmittagssonne blinzelte.
»Aha.« Das erklärte vieles. Fayes Vater war schon sein ganzes Leben im Bankwesen tätig. Sie wusste, dass er sich rasch hochgearbeitet hatte. Wahrscheinlich arbeitete er gern; jedenfalls schien er sich mit seinen Kollegen gut zu verstehen. Als sie jünger gewesen war, hatte er oft müde gewirkt. Aber so war das Leben der meisten Menschen nun einmal, oder? Man arbeitete schwer, man sparte für den Urlaub. Man war erschöpft, also brauchte man ihn. Faye hatte auch in dieser Tretmühle gesteckt, bis sie eines Tages Bilanz gezogen und den Absprung gewagt hatte.
»Und?«, hakte sie nach, während sie weitergingen. An den Hängen der Klippen blühten schon die Strand-Grasnelken und Butterblumen; es...
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