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Eierstöcke und Hoden. Das ist so ziemlich alles, worum es bei einem Hund geht. Biologisch gesehen geht es bei uns allen ja auch bloß genau darum. Hier eine fundamentale Erkenntnis: Hätten Ihre Eltern keine Kinder, so stehen die Chancen gut, dass Sie auch keine hätten. Wenn etwas Kopien von sich selber herstellt, so ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass es auch in der nächsten Generation Kopien davon geben wird, als bei denen, die das nicht tun.
Lesen Sie das jetzt noch einmal. Es ist eine beabsichtigte Tautologie. Aber das ist die Quintessenz des Lebens, und zwar gültig vom Virus bis hin zu einer weißstämmigen Zirbelkiefer.
Sehen Sie es einmal so: Hunde, die Kopien (Welpen) von sich produzieren, werden in der Folgegeneration mehr Kopien von sich selbst haben als Hunde, die gar keine Welpen haben. Hunde, die sehr viele erfolgreiche Kopien von sich herstellen, produzieren mehr Kopien von sich als diejenigen, die weniger Kopien herstellen. Zwei oder drei, ja sogar eine einzige erfolgreiche Kopie in der Folgegeneration ist evolutionstechnisch immer noch besser als hundert erfolglose Kopien. Dabei ist es egal, ob wir über einen Virus oder einen Hund sprechen. Von denjenigen, die sich nicht erfolgreich vermehren, gibt es weniger Kopien als von denjenigen, bei denen das der Fall ist. Die, die es tun, bevölkern die Welt. Alles, was dazu beiträgt, erfolgreiche Kopien herzustellen, ist auf lange Sicht in der Evolution von Bedeutung. Es geht gar nicht um ein "survival of the fittest", also das Überleben des Stärkeren - es sei denn, Sie verstehen unter "fittest" lediglich die Fähigkeit, erfolgreiche Kopien von sich selbst herzustellen. Welche Teile produzieren denn diese Kopien? Hoden und Eierstöcke. Allerdings auch nicht einfach so.
Also geht's hier doch nur um Sex? Nicht wirklich, sondern schlicht um Reproduktion. Erfolgreiche Vermehrung. Durch Vermehrung entstehen in der nächsten Generation Versionen von einem selbst. Welpen. Sex ist nur eine Möglichkeit, dies zu tun. Andere Möglichkeiten werden wir noch kennenlernen. Was ist wichtiger: Essen oder Sex? Und ich meine damit jetzt nicht die Dinge, die man bei einem Date tut. Langfristig gesehen sind weder Nahrung noch Sex wichtig, sondern ausschließlich die Reproduktion. Kurzfristig betrachtet handelt es sich beim Essen nur um Versorgung mit ausreichend Nahrung, damit man Energie für die Reproduktion hat. Im Jugendalter geht es um Nahrung, damit das Reproduktionsalter erreicht werden kann. Dieses bezeichnen wir dann als Erwachsenenstadium. Um es mal ganz extrem auszudrücken: Bei Jugendlichen dreht sich alles nur ums Essen. Denken Sie nur mal an Ihren eigenen typischen Teenager zu Hause. Oh gut, vielleicht auch lieber nicht. Denken Sie also stattdessen an Insektenlarven, die sich Tag und Nacht durchfressen. Eintagsfliegen zum Beispiel fressen nicht ein einziges Mal; sie besitzen tatsächlich weder einen Mund noch einen Verdauungstrakt. Sie leben nur einen einzigen Tag als Erwachsene. Ihnen bleibt nur ein einziger Tag, um einen Partner zu finden und den Fortbestand der Spezies zu sichern, nachdem sie ein oder zwei Jahre fressend als Jugendliche verbracht haben.
Zurück zu den Eierstöcken und Hoden. Naja, nicht, dass wir diese wirklich verlassen hätten. Ein Huhn ist bloß eine Möglichkeit dafür, wie ein Ei ein anderes Ei produzieren kann. Ein Hund ist bloß das Mittel, Hoden und Eierstöcke zusammenzubringen, um dadurch eine weitere Kombination aus Hoden und Eierstöcken mittels Transport von Hund zu Hund zu schaffen. Das ist also alles, was wir brauchen: Eierstöcke und Hoden. Warum hat die Natur das denn dann nicht in einem einzigen Individuum vereint, und alles wäre erledigt? Damit ließe sich doch bestimmt jede Menge Theater und Tamtam von vornherein vermeiden. Einige Spezies tun es ja auch genau so. Um es kurz zu machen, die Antwort auf diese Frage ist: Inzucht!
Langfristig ergibt sich daraus bloß schlechtes Material. Und ich meine jetzt so richtig langfristig, sowas wie Hunderte von Generationen. Das gilt es unter allen Umständen zu vermeiden. Jedoch ist Inzucht genau die erste Wahl, wie wir eine Spezies domestizieren können, um etwa rückläufige Eigenschaften wie die Milchproduktion bei Kühen hervorzubringen oder die Fähigkeit bei einem domestizierten Hund, eine Schafherde umherzutreiben. Oftmals tun wir kurzfristig gesehen interessante Dinge, die sich auf lange Sicht als wenig weise herausstellen. Inzucht, die zur Domestikation führt, stellt für den Menschen ein nützliches Instrument dar, um Spezies unseren Zielen entsprechend zu manipulieren. Dadurch werden sie nicht gerade geeigneter fürs Überleben in der Wildnis, weshalb die Natur das vermeidet. Diese Hoden müssen also irgendwo anders hin, weg von allen eng verwandten Eierstöcken, um eine Inzucht herum. Da wir schon gerade dabei sind - die Hoden werden außerhalb in einer Tasche aufgehängt, weil das Innere des Hundes schlicht zu warm ist für eine optimale Entwicklung der Spermien.
Ein Hoden, der auf der Jagd nach einem Eierstock durch die Wälder oder Städte rennt, ist also alles, was man braucht. Wenn man einmal davon absieht, dass Hoden gar nicht rennen können. Vielleicht könnten sie ein wenig rollen, wenn man sie mit einem Stock anschubsen würde. Aber es bedarf eines Transportsystems, um sie zu bewegen. Bewegung verbraucht Energie, also muss das Transportsystem für Nahrung sorgen sowie diese ein wenig aufbereiten. Nun nehmen wir Mund und Zähne hinzu sowie das Verdauungssystem und dann noch die gesamte Nahrungsmittelindustrie, auch die Debatte über das Mahlen oder Unverarbeitet-Belassen und die über das Aufsammeln der Hundehaufen. Zähne, Haare und Krallen dienen dazu, das Gesamtpaket am Leben zu erhalten, während die Hoden auf der Suche nach diesen Eierstöcken sind. Dass Hoden und Eierstöcke sich einfach so über den Weg laufen, ist recht unwahrscheinlich - außer sie sind sprichwörtlich allüberall. Das ist eine gebräuchliche Sex-Strategie von Pflanzen. Man werfe alle Spermien hoch in die Luft - verursacht dabei bei einigen Leuten ganz nebenbei noch Heuschnupfen - und manche der Spermien landen auf genau auf sie wartenden Genitalien, genannt Blüten. Wenn man Bienen zum Transport verpflichtet, erreicht man eine höhere Genauigkeit. Fügt man ein System hinzu, das die Außenwelt fühlen kann und einen Prozessor zur Entscheidungsfindung für eine gute Partnerwahl - möglicherweise ist Ihnen dies als Nervensystem und Gehirn ein Begriff - so können sich diese Keimzellen endlich auf effiziente Art und Weise finden.
Um genauer zu sein, es geht gar nicht um Hoden und Eierstöcke, sondern darum, was diese herstellen. Sperma und Eier. Tatsächlich geht es nicht einmal darum. Es geht um die DNA, denn Sperma und Eier sind selbst lebende Zellen, die den Organen, aus denen sie hervorgegangen sind, lediglich genetisches Material liefern. Quasi FedEx für die DNA. Mehr dazu kommt später noch, ganz bestimmt. Ein Virus überspringt diese ganze Körpererfahrung, wickelt seine DNA (oder RNA) in eine Eiweißhülle und überlässt es einem fremden Körper, die Replikationsmaschinerie und das Verbreiten der DNA zu übernehmen. Jedes Mal, wenn ich eine Erkältung oder Grippe habe, werde ich daran erinnert.
Im Endeffekt ist das auch schon alles, worum es in diesem Buch geht. Es geht um erfolgreichen Sex. Dies wird kein Praxisratgeber für Sie, darin bin ich nun weiß Gott kein Experte. In diesem Buch geht es darum, was man dazu braucht, um diese beiden Organe bei Hunden zueinander zu bringen. Außerdem hoffe ich, dass das Buch ausreichend Informationen liefert, damit ein durchschnittlicher Hundebesitzer, -partner oder -begleiter etwas Wertschätzung gegenüber den fellbesetzten Freunden auf vier Pfoten entwickelt. Sie haben sich aus der Sicht der Evolution von tödlichen Angreifern, die bandenweise umhergezogen sind, zu den besten Freunden entwickelt, die man haben kann.
Unterwegs können wir uns auch genügend wissenschaftsähnliches Material im Hinblick auf die praktischen Auswirkungen für Sie anschauen, damit Sie und Ihr Hund besser zusammenleben können, länger leben, schneller rennen und vielleicht den ersten Preis auf einer Hundeausstellung gewinnen können oder möglicherweise einfach nur an einem Hundesportwettbewerb vor Ort mitmachen können.
Natürlich sind Hunde weit mehr als ihre Keimzellen, wie der Oberbegriff für Hoden und Eierstöcke lautet. Niemand wird ein paar Keimzellen in sein Haus einladen und sich derart in sie verlieben, dass er ein Vermögen für Halsbänder und Leinen ausgibt. Wir haben über einen Zeitraum von mindestens 14 Jahrtausenden hinweg, und vielleicht sogar 36.000 Jahren, mit der Auswahl des idealen Partners gelebt und diese verbessert. Oder, wie meine Schwester zu sagen pflegt: Wir wurden ausgetrickst von der Niedlichkeit unsere Haustiere, damit wir ihnen beim Reproduktionserfolg behilflich sind. Hunde sind vom Menschen nicht mehr wegzudenken - das geht so weit, dass wir begonnen haben, sie mit uns zu beerdigen - selbstredend, nachdem wir gestorben waren, nicht immer dann, wenn die Hunde gestorben sind. Wir zeichneten sie auf Felswände. Heute kaufen wir Zeichnungen und Fotos von ihnen zum Aufhängen an unseren "Höhlen"-Wänden. In meinem Haus gibt es keine Wand, an der nicht ein Bild hinge, das mit Hunden zu tun hat - sei es ein Portrait, eine Zeichnung oder irgendein Nippes. Gelegentlich stellt ein Freund Keramikfiguren unserer Hunde für uns her. Oder Tassen mit den Hunden drauf. Oder Karikaturen unserer Hunde. Oder, oder, oder . die Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen. Hunde sehen so verdammt niedlich aus und es gibt...
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