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Nach welcher Maxime handeln aktuell die Zentralbanken der wichtigsten Industriestaaten? Der US-Analyst James Grant hat die Zentralbankpolitik der vergangenen Jahre in Form dreier Glaubensgrundsätze hervorragend auf den Punkt gebracht. Diese lauten folgendermaßen:
Nur wer diese Glaubensgrundsätze moderner Zentralbank-Bürokraten teilt und für richtig hält, kann die Geldpolitik der vergangenen Jahre gutheißen. Denn das geldpolitische Tagesgeschäft der vergangenen Jahre basiert auf Preiskontrollen und Marktmanipulationen und schließlich auf der Hoffnung, dass höhere Inflationsraten auf wundersame Weise Arbeitsplätze schaffen könnten. Dieser vermeintliche Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitsplätzen ist unter Ökonomen als Phillips-Kurve bekannt.
All das zu glauben, sei jedem unbenommen - auch wenn diese Glaubensgrundsätze im Widerspruch zur ökonomischen Realität stehen, wie wir gleich näher ausführen werden. Allerdings sollte sich der solchermaßen Gläubige nicht gleichzeitig zur Marktwirtschaft bekennen. Denn mit marktwirtschaftlichen Prinzipien ist jeder einzelne dieser Glaubenssätze schlicht und einfach nicht vereinbar.
Tatsächlich widerspricht das gesamte Zentralbankwesen der Systematik einer Marktwirtschaft. Denn wie der Name schon andeutet, handelt es sich bei Zentralbanken um zentrale staatliche Planungsbehörden. Zentralbanken sind also nach planwirtschaftlichen Prinzipien arbeitende Fremdkörper in einer Marktwirtschaft. Sie sind Teil des staatlichen Papiergeld-Monopols, das wie alle Staatsmonopole natürlich ebenfalls nicht zu einer Marktwirtschaft gehört. Die Kenntnis dieser Tatsachen ist aus drei Gründen überaus wichtig:
Erstens ist sie zum Verständnis der Fehlentwicklungen unerlässlich, die das Weltwährungssystem und die Verschuldung von Staaten, Unternehmen und privaten Haushalten in den vergangenen Jahrzehnten genommen haben.
Zweitens lässt sich die Dynamik der Krisenspirale, in der sich die Welt befindet, ohne diese Kenntnis ebenso wenig verstehen wie die Rolle, die Spekulationsblasen dabei spielen.
Drittens ist die Kenntnis dieser Tatsachen von herausragender Bedeutung im Hinblick auf die Weichenstellungen, die in Zukunft vorgenommen werden müssen. Spätestens wenn das gegenwärtige Währungssystem endgültig zusammengebrochen sein wird, muss schließlich ein Nachfolgesystem gefunden werden.
Bei dessen Gestaltung können die planwirtschaftlichen Fehler der Vergangenheit natürlich wiederholt werden, und trotz des erzwungenen Neuanfangs bleibt dann letztlich doch wieder alles beim Alten. Es kann stattdessen aber auch ein echter Neuanfang gemacht werden, indem ein Währungssystem zugelassen wird, das marktwirtschaftlichen Prinzipien folgt.
Im Moment deutet zwar noch nichts auf ein solches marktwirtschaftliches Szenario hin. Aber das Ausmaß der Wirtschafts- und Finanzkrise, die das Ergebnis des monumentalen geldpolitischen Experiments der vergangenen Jahre sein wird, kann durchaus zu einem starken Stimmungsumschwung in der Bevölkerung führen. Auf diese Weise bereitet sie womöglich den Boden für die Einführung marktwirtschaftlicher Lösungen. Als unerschütterliche Optimisten und radikale Freiheitsfreunde geben wir die Hoffnung nicht auf, dass die Menschheit an diesem zentralen volkswirtschaftlichen Punkt ihre vielgepriesene Lernfähigkeit doch noch unter Beweis stellen wird.
Frei verhandelbare Preise, auch Marktpreise genannt, spiegeln die Wertschätzung wider, die Menschen den verschiedenen Gütern und Dienstleistungen entgegenbringen. Deshalb sind Marktpreise ein unerlässlicher Steuerungsmechanismus, um die Konsumwünsche der Verbraucher in höchstmögliche Übereinstimmung mit den Produktions- und Leistungskapazitäten zu bringen. Auf diese Weise werden die stets begrenzt vorhandenen Ressourcen einer effizienten und optimalen Nutzung zugeführt.
Da die Konsumwünsche einem permanenten Wandel unterliegen, der nicht vorhersehbar ist, muss der an Märkten stattfindende Preisfindungsprozess immer wieder aufs Neue durchgeführt werden. Auf diese Weise verarbeiten Märkte das Wissen und die Informationen von Millionen von Individuen und verdichten diesen Input zu einem Marktpreis.
Eine zentrale Planungsbehörde kann niemals über die Gesamtheit dieses weit verstreut vorliegenden Wissens verfügen. Deshalb kann eine Planwirtschaft die für ein effizientes Wirtschaften entscheidende Frage, was wann für wen mit welchen Mitteln produziert werden soll, nicht sinnvoll beantworten. Aufgrund dieses Wissensund Informationsmangels wird die Planungsbehörde zwangsläufig eine Fehlentscheidung nach der anderen fällen. Das gilt auch für den Fall, dass die Angestellten der betreffenden Behörde die besten Absichten und Ziele haben.
Diesen Zusammenhang hat als Erster der große Ökonom und Freiheitsdenker Ludwig von Mises in seinem 1920 erschienenen Artikel »Die Wirtschaftsrechnung im sozialistischen Gemeinwesen« dargestellt und in seinem 1922 erschienenen Buch »Die Gemeinwirtschaft - Untersuchungen über den Sozialismus« vertieft. Trotz der bestechenden Logik dieses Arguments weigern sich Sozialisten aller Schattierungen bis zum heutigen Tag zu akzeptieren, dass eine funktionierende Planwirtschaft unmöglich ist.
Der marktwirtschaftliche Preisfindungsprozess ist für ein effizientes Wirtschaften unerlässlich. Staatlich festgelegte Preise, auch Preiskontrollen genannt, stören diesen Prozess und führen zwingend zu Fehlentscheidungen und ökonomischen Fehlentwicklungen. Das formulierte der damalige Fed-Präsident Ben Bernanke im Rahmen einer Vorlesung an der George-Washington-Universität im März 2012 folgendermaßen:
Wie Sie wissen, sind Marktpreise das Thermostat einer Volkswirtschaft. Sie sind der Mechanismus, auf dem das Funktionieren einer Wirtschaft basiert. Deshalb führten Lohn- und Preiskontrollen zu Mangelwirtschaft und zahlreichen weiteren Problemen quer durch die Wirtschaft. [.] Wie Milton Friedman es ausgedrückt hat, war es, als wollte man einen überhitzten Hochofen reparieren, indem man dessen Thermostat zerstörte.
Bernanke bezog sich in seiner hier zitierten Rede auf die Preiskontrollen, die US-Präsident Richard Nixon in den 1970er-Jahren eingeführt hatte. Nun war Bernanke, als er diese klaren Worte sprach, Präsident der US-Notenbank Fed. Als solcher war er zuständig für die Preiskontrolle des mit Abstand wichtigsten Preises einer Volkswirtschaft: des Preises von Geld und Kapital, auch Zins genannt. Was für ein Widerspruch!
Wenn Sie mit uns, mit Ben Bernanke in seinen Sonntagsreden, mit Milton Friedman und zahlreichen anderen namhaften Denkern und Ökonomen die Überzeugung teilen, dass Preiskontrollen zu ökonomischen Problemen führen, dann müssen Sie logisch zwingend zu dem Schluss kommen, dass Zentralbanker keine Problemlöser sind, sondern ganz im Gegenteil die Verursacher der Probleme, für deren Lösung sie sich angeblich einsetzen.
Wie das Beispiel Ben Bernanke zeigt, wissen moderne Zentralbank-Bürokraten ganz genau, was sie tun und wie schädlich und kontraproduktiv ihr Treiben ist. Dennoch werden sie nicht müde, der gutgläubigen Bevölkerung vorzugaukeln, sie würden Wichtiges, ja sogar Großartiges leisten.
In den Massenmedien wird diese eigentlich offensichtliche Irreführung gebetsmühlenartig und unkritisch wiederholt. Das Wirken der Zentralbanken wird sogar noch zusätzlich überhöht, indem prominente Zentralbank-Bürokraten zu Helden ernannt, gar zu Weltenrettern verklärt oder zum »Mann des Jahres« gekürt werden. Dieser Titel, der vom US-Magazin Time seit 1927 verliehen wird, wurde 2009 Ben Bernanke zugedacht.
Wie Sie gesehen haben, hat diese Darstellung des Zentralbankwesens nichts, aber auch gar nichts mit der Realität zu tun. Vielmehr handelt es sich hierbei um einen modernen Aberglauben. Ein Aberglaube, dem eine herausragende Rolle zukommt bei der Entstehung der Spekulationsblase, die in den vergangenen Jahren fast alle Anlageklassen erfasst hat.
Viel zu reden, ohne etwas Vernünftiges zu sagen beziehungsweise zu tun, das kommt in der Politik ebenso vor wie bei den Zentralbanken. Presseberichten zufolge hat kein Geringerer als Ex-US-Präsident Barack Obama seinen Amtsnachfolger Donald Trump als »Bullshitter« bezeichnet. Nun sollte, wer im Glashaus sitzt, bekanntlich nicht mit Steinen werfen, fällt uns in Erinnerung an Obamas nicht eingehaltene Wahlversprechen dazu ein. Denn Bullshit bleibt Bullshit, auch wenn er mit rhetorischer Exzellenz...
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