Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Ruth E. Lerchster & Maria Spindler
Dieses Buch entsteht in einer Zeit, wo ein europäischer Staat mit EU-Beitrittsstatus kriegerischen Auseinandersetzungen ausgesetzt ist und die dadurch ausgelösten Folgen für den europäischen Kontinent spürbar, aber in ihrem vollen Ausmaß noch nicht abschätzbar sind. Die europäischen Außengrenzen sind fragil, und viele, die sich in Europa ein besseres Leben erhoffen, ertrinken mitsamt all ihren Hoffnungen im Mittelmeer. Die Klimaprognosen erfordern rasche und ungekannt harte Maßnahmen. Diese und viele andere gesellschaftsrelevanten Ereignisse betreffen unser Wirtschaftssystem in mittelbarer und unmittelbarer Weise und können weder ignoriert werden, noch gibt es einfache Lösungen für die globalen, internationalen und nationalen Fragestellungen.
Umbruchphasen innerhalb von Gesellschaften gab es immer schon. Die davon jeweils Betroffenen werden naturgemäß immer der Überzeugung sein, dass das Maß an Herausforderungen und die Themenbreite des Umbruchs alle bisherigen historisch bekannten Ausmaße überschreiten. Für Menschen, Organisationen, Institutionen und letztlich für die Gesellschaft stellen Veränderungen erst mal eine Irritation dar. Sie fühlen den Stachel im Fleisch und den ziehenden Schmerz, wenn klar wird, dass lieb gewonnene Gewohnheiten und Routinen zu kurz greifen, funktionale Strukturen und Ordnungen ins Schwanken geraten und kulturelle Überzeugungen, Werte und Normen zu reformulieren sind. Diese Formen der »schlechten Nachrichten« führen Systeme oft für kurze Momente in einen Schockzustand. Gleichzeitig ist die scheinbar unabwendbare Not in der Lage, Menschen und Systeme in Bewegung zu bringen und Wege für Entwicklung und Innovation zu eröffnen.
Auch in dem Bewusstsein, dass der Beitrag, den dieses Buch leisten kann, zu kurz greift, scheint es uns in Anbetracht unruhiger, verunsichernder und gleichzeitig nach Innovation rufender Entwicklungen an der Zeit, das Potenzial und die Sprengkraft der Gruppendynamik neu zu formulieren und sichtbar zu machen. Ausgehend davon, dass jedes Thema für sich ein umfassendes Konfliktpotenzial in sich trägt, diese Konflikte im Sinne der Entwicklung fruchtbringend sein können und es letztlich darum gehen muss, sozial verträgliche und nachhaltige Lösungen für die Zukunft zu generieren, sehen wir den der Gruppendynamik zugrunde liegenden Anspruch auf partizipative, selbstaufklärende, humanistische und prozessorientierte Verfahren als ein Gebot der Stunde.
Die Phänomene der »next society« mit ihrem Irritationspotenzial, aber auch Chancenpotenzial sind Untersuchungsgegenstand unterschiedlichster wissenschaftlicher Disziplinen (z. B. Drucker 2002; Baecker 2007; Chomsky u. Waterstone 2022). Das hat zur Folge, dass die großen gesellschaftlichen Herausforderungen nicht nur in ihrer Bedeutung unscharf bleiben, sondern auch Gegenstand eines durchaus heterogenen wissenschaftstheoretischen Diskurses sind, der von den zahlreichen Interessen der Disziplinen geprägt ist. Diese Heterogenität ist nachvollziehbar, aber für die Öffentlichkeit und die Politik, die einen wissenschaftlichen Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen erwarten, kaum fassbar. Dies bewog den Wissenschaftsrat (2015), Desiderate zu formulieren, die zur Klärung des Diskurses beitragen sollten und hier auszugsweise zusammengefasst werden. Primär geht es um:
Diese Desiderate weisen auf unterschiedlich Relevantes hin:
Demzufolge formulieren wir nachfolgend jene gesellschaftlichen Herausforderungen, von welchen wir annehmen, dass sie eine große und ernst zu nehmende gesellschaftliche Reichweite haben werden, dass viele Menschen von ihnen betroffen sein werden, dass sie wirtschaftliche, gesellschaftspolitische und zivilgesellschaftliche Folgen nach sich ziehen werden und dass deren Bearbeitung besondere Anstrengungen verlangt bzw. verdient. Weltweit geht es unter anderem um:
Die Vielfalt und Potenz dieser Themenstellungen zeigen deutlich, dass die Zukunft keine Blaupause der Vergangenheit sein kann.
Wenn Zukunft sich nicht ohne Weiteres entscheiden lässt, eröffnen sich für Menschen, Gruppen und Organisationen Spannungsfelder der besonderen Art. Sie sind aufgefordert, das Hier und Jetzt - die Gegenwart - proaktiv zu gestalten, um das System zu stabilisieren und um arbeitsfähig zu sein. Gleichzeitig ist das bewegte Umfeld einzubeziehen, indem Wahrscheinlichkeitsfaktoren definiert und integriert werden. Ausgehend davon, dass sich nicht alle Variablen vorhersehen lassen und man nicht von wohldefinierten, klar abgrenzbaren Problemen ausgehen kann, muss man sich von der Illusion verabschieden, langfristig haltbare Lösungen und stringente Strategien erzielen zu können. Um handlungsfähig zu bleiben, braucht es Orientierungsrahmen, Strukturen, Ordnungen und Zieldefinitionen; sie stiften Sicherheit und müssen gleichzeitig hinterfragt werden können, um etwaigen Dysfunktionalitäten möglichst rasch begegnen zu können. Das ist der Weg zu lebendigen, bewegten und flexiblen Systemen, die auf diese Weise Stress und Sicherheit gleichzeitig prozessieren.
Die Wissenschaft hat sich sukzessive aus der disziplinären Eingrenzung zu verabschieden, sie muss inter- und transdisziplinär agieren, Synergien nutzen und Kooperationen fördern. Im Gesundheitsbereich bemüht man sich zusehends, die Vorteile einer interdisziplinären und interprofessionellen Zusammenarbeit zu nutzen, im Bildungssystem werden Leitungsstrukturen gestrafft, und die Bildung von Bildungsclustern wird vorangetrieben. Die Gesellschaft interagiert mit funktionalen Subsystemen wie Politik, Wirtschaft, Recht, Wissenschaft, Bildung, Medien, Gesundheit, Religion usw. Das politische System ist ohne Organisationen wie Parteien, Verbände, Verwaltungseinheiten nicht vorstellbar; das Wissenschaftssystem nicht ohne Universitäten, das Gesundheitssystem nicht ohne Krankenhäuser, Arztpraxen, Krankenkassen; die Wirtschaft ebenso wenig ohne Banken und Unternehmen. Wir können davon ausgehen, dass Organisationen mit zahlreichen Teilsystemen der Gesellschaft strukturell verbunden...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.