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"Nun ruf schon endlich in Bückeburg an", sagte Moni und schmunzelte. Das Frühstück hatte sich in die Länge gezogen. Sie sah, wie ihr Verlobter unruhig auf der Eckbank hin und her rutschte.
"Aber nur, wenn es dich auch wirklich nicht stört, Moni, da richte ich mich ganz nach dir. Ich könnte verstehen, wenn dich das nervt, hier im Urlaub." Wolf machte ein unschuldiges Gesicht.
Das brachte Moni zum Lachen. "Du siehst aus wie ein Schaf", prustete sie, "das ist ja nicht zum Aushalten. Los, ruf deine Leute an und frag endlich wegen der Frau nach. Übrigens muss ich dich korrigieren. Du bist hier nicht im Urlaub, sondern zur Kur, also quasi dienstlich."
"Klar kann man sich das auch schönreden", nickte Wolf ihr zu, "aber Fakt ist doch, dass ich mal wieder nicht loslassen kann. Wenn der Wind eines potenziellen Verbrechens in meine Nase weht, muss ich der Sache doch nachgehen."
"Ja, ja", sagte Moni augenzwinkernd, "mach mal. Ich räume derweil den Tisch ab. Du hast nachher Anwendungen. Vergiss das nicht bei deiner Ermittlungsarbeit."
Seine Moni war schon ein Pfundskerl, dachte Wolf, als er ins Schlafzimmer der Ferienwohnung ging, um sein Smartphone zu holen. Viertel nach neun zeigte die Uhr über dem Bett. Eine gute Zeit, um auf der Dienststelle mal nachzuhorchen, ob alles im Lot war. Sein Kollege und Freund Peter Kruse vertrat ihn während seiner Abwesenheit. Da hatte er überhaupt keine Bedenken, dass der Dienstbetrieb rund lief. Aber irgendeinen Vorwand wollte er zunächst vorschieben und nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Es war sowieso wahrscheinlich völliger Blödsinn von ihm, bei den Kollegen nachzufragen. Auch die Oberstdorfer schliefen nicht auf dem Baum. Man hatte sicher längst in der Datei des BKA "Vermi/Utot" nachgesehen. Aber egal, einen Anruf konnte er ja trotzdem machen. Wolf musste auch zugeben, dass er sein gewohntes Umfeld vermisste. Die Alpen waren wirklich schön, aber sein Weserbergland war eine besondere Perle. Herrlich hügelig, ohne zu große Höhen, die Weser und der Mittellandkanal, aber auch das Steinhuder Meer luden zu endlosen Radausflügen ein. Und da gab es Mischwälder, Buchen, Eichen und nicht nur Nadelgehölz. Sehnsucht überkam ihn in einer Welle wehmütigen Gefühls. Er schlenderte ins Wohnzimmer und wählte mit Blick auf das Rubihorn die bekannte Bückeburger Rufnummer. Die Gedanken an seine Heimat schob er davon. Es war besser, sich an dem Schönen zu erfreuen, das einen umgab.
"Kommissariat Bückeburg, Sie sprechen mit Oberkommissar Kruse", meldete sich sein Freund Peter.
Aus einer Laune heraus verstellte Wolf seine Stimme und klang wie ein altes Weib. "Herr Wachtmeister, do geiht watt för! Bei mir is einer am Fenster!" Sein Sohn Niklas hatte ihm von der alten Marga erzählt, die das Kommissariat in Esens mit ihren Horrorgeschichten über den Teufel nervte.
Peter räusperte sich, war aber nur einen Moment lang verdutzt. "Hetzer, du miese alte Ratte. Haben sie dir in der Kur die Birne weich geklopft?"
"Ach Mist, du hast meine Nummer erkannt", sagte Wolf, "das war natürlich klar. Wie unglaublich doof von mir."
"Ich habe sogar deinen Namen eingespeichert", lachte Peter, "und ja, das war verdammt unintelligent für einen Hauptkommissar. Wobei, es hätte natürlich sein können, dass jemand dein Smartphone klaut, um es dann später in der Wohnung einer alten Vettel zu verlieren."
"Ja, ja", erwiderte Wolf, "natürlich, das ist völlig wahrscheinlich. Ich wollte eigentlich nur mal hören, wie's euch so geht, und ob irgendwas Interessantes passiert ist."
"Sollst du dich nicht erholen, da in den Bazilanden?", fragte Peter mit amüsiertem Unterton. "Ist dir etwa schon langweilig ohne uns? Mir würde ja der Chicken-Teller im Minchen abgehen, aber vielleicht wären Weißwurst und Leberkäse mal eine kulinarische Abwechslung."
"Das kriegst du doch bei uns auch", wandte Wolf ein. "Hier kann man's schon aushalten, manches ist eben anders. Aber die Natur ist eindrucksvoll."
"So, so eindrucksvoll. Das klingt wie der Begriff interessant und interessant ist bekanntlich die kleine Schwester von ... Hast wohl schon die Schnauze voll?"
"Nein, das ist es nicht", widersprach Wolf, "klar gefällt es mir zu Hause und natürlich fühlt man sich in der gewohnten Umgebung wohl ..."
"... aber? Das ist doch ein Aber-Satz. Ich kenne dich. Da höre ich etwas in deiner Stimme. Raus mit der Sprache! Wieso rufst du wirklich an? Ist was mit dir und Moni?", wollte Peter wissen.
"Nein", beruhigte Wolf ihn, "wir verstehen uns prächtig. Hier ging nur ein Bild durch die Presse."
Peter horchte auf. "Was für ein Bild? Wird jemand vermisst?"
"Im Gegenteil", gab Wolf Auskunft, "es ist jemand gefunden worden, den niemand zu kennen scheint. In einem Zeitungsaufruf haben sie das Foto einer Frau veröffentlicht, die nach einem Unfall im Koma liegt. Mehr weiß ich allerdings nicht."
"Hmm", grübelte Peter, "tragisch, aber was hast du damit zu tun?"
"Mir kam das Gesicht bekannt vor", erklärte Wolf.
"Es gibt immer mal wieder Menschen mit Ähnlichkeiten", sagte Peter, "aber du musst schon zugeben, dass es völlig unwahrscheinlich ist, dass du die Frau schon mal gesehen hast."
"Wahrscheinlich", gab Wolf zu.
Peter war erleichtert. Er vermutete, dass sich Wolf dort in den Bergen doch nicht so wohl fühlte und nun einen Fall witterte, was ihm ein Stück des altbekannten Lebensgefühls zurückgab. "Na siehst du. Kümmere dich nicht weiter darum. Die bayrischen Kollegen werden ihr Bestes geben, da bin ich mir sicher."
"Ich würde dir das Bild trotzdem gerne schicken", erwiderte Wolf, "vielleicht geht es dir ähnlich und du guckst noch mal in die Datei ,Vermi/Utot'. Gesichter verändern sich, wenn die Personen länger fort sind. Nicht jeder hat die Gabe, jemanden wiederzuerkennen, wenn sich der Ausdruck durch den Alterungsprozess oder durch Krankheit wesentlich vom Foto unterscheidet. Unsere Unbekannte hier liegt im Koma. Die Augen sind also geschlossen. Auch da ist es nicht so einfach, eine Übereinstimmung festzustellen, außer derjenige hat deutliche Merkmale."
"Oh Mann, Wolf", stöhnte Peter, "du sagst schon unsere Unbekannte. Das heißt doch, du steckst bereits mittendrin. Ich fasse es nicht. Wie kann ein Mensch nur so wenig abschalten? Wenn ich freihabe, versuche ich, nichts mit Mord und Totschlag zu tun zu haben. Aber du ziehst die Sachen magisch an oder sie suchen dich. Ist auch egal. Ja, schick das Foto und den Bericht her, damit die liebe Seele Ruh hat. Entweder hast du eine Doppelgängerin gesehen, oder deine Erinnerung spielt dir einen Streich. Wetten?"
"Mir egal", antwortete Wolf, "ich sende gerade. Bleib dran. Ich will sofort wissen, ob ich recht habe."
Peter wartete einen Moment, dann machte es Pling auf seinem Smartphone. "Das gucke ich mir lieber in groß auf dem Rechner an", sagte er, nachdem er die Datei geöffnet hatte.
"Tu das", antwortete Wolf. "Vielleicht holst du gleich die Kollegen dazu und bittest Niklas, da mal einen Abgleich mit einer breit gefächerten Gesichtserkennung zu machen. Er soll sich also nicht auf zu viele Merkmale konzentrieren. Am besten, er nimmt nur Augen- und Mundpartie. Oder sogar erst mal eins von beiden."
"Ich erwähne es ungern", begann Peter vorsichtig, "aber das ist nicht unser Fall. Wir sollten nicht allzu viel Energie investieren."
In Wolf stieg der Ärger hoch. Er war doch nicht senil oder reimte sich imaginäre Kriminalfälle zusammen, weil er sich nach seiner Arbeit sehnte. Er riss sich zusammen, holte tief Luft und sagte: "Dann erkläre ich das jetzt offiziell auch zu unserem Fall, denn ich bin mir sicher, die Frau zu kennen. Ich weiß nur nicht woher, aber das werden wir herausfinden. Und du, Peter, rufst jetzt bitte auf dem Kommissariat in Oberstdorf an, um nach den Details des Unfalls, et cetera zu fragen. Lass dir am besten gleich die digitale Akte zukommen. Anschließend bittest du im Krankenhaus um weitere Aufnahmen der Unbekannten, vor allem vom Gesicht und von Körperstellen mit auffälligen Merkmalen. Dort kündigst du bitte auch meinen Besuch an. Meinen Ausweis habe ich dabei. Ich will mir die Frau ansehen und mit dem behandelnden Arzt sprechen. Bilder sind das Eine. Vielleicht kommt die Erinnerung, wenn sie vor mir liegt. Es ist etwas mit ihren Augen."
"Ist ja schon gut", erwiderte Peter, "jetzt komm mal wieder runter. Klar unterstützen wir dich, wenn dich das so beschäftigt. Da brauchst du auch gar nicht offiziell zu werden. Wir erledigen das quasi als Freundschaftsdienst. Und wenn nichts dran war, muss auch kein Film davon gemacht werden. Ich melde mich, wenn ich etwas Neues weiß und informiere dich, wann du ins Krankenhaus kommen kannst. Versprich dir aber nicht zu viel davon."
Wolf ärgerte sich, dass er so heftig reagiert hatte. Er hatte beinahe ein schlechtes Gewissen. "Danke", sagte er. "Weißt du, es geht mir vor allem darum, der Frau wenigstens einen Namen zu geben. Wir wissen ja nicht, ob sie jemals wieder aufwacht oder ob sie vielleicht stirbt. Es tut mir leid, dass ich nicht lockerlasse, aber ich täusche mich selten."
"Schon gut, Wolf", antwortete Peter, "ich kenne dich ja. Du bist eben ein Raubtier. Hast du dich einmal in etwas verbissen, wird es schwer, dich wieder abzuschütteln." Er grinste insgeheim. Ein schönes Bild.
Hetzer verdrehte die Augen. "Sehr charmant, aber durchaus zutreffend. Sei also auf...
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