Schweitzer Fachinformationen
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Während seine Frau Nadja noch genüsslich im gemeinsamen Haus in Kleinenbremen schlief, schlich sich Peter Kruse leise mit seinen übergroßen Lammfellpuschen aus dem Obergeschoss nach unten in die Küche. Es war die Angst, die ihn dorthin trieb. Die Angst zu verhungern. Er verfluchte den Tag, an dem er seinem Kollegen, Freund und Chef Hauptkommissar Wolf Hetzer versprochen hatte, sich mit ihm im Sportstudio anzumelden. Nun musste er Wort halten. Das war nicht mehr zu ändern. Für eine Zeit lang wenigstens. Wahrscheinlich wäre es besser, erst nach dem Training zu frühstücken, aber beim Gedanken daran wusste er schon, dass er das nicht aushielt. Allein die Vorstellung, jetzt nicht essen zu dürfen, marterte ihn. Er blickte an sich herab und verfluchte den blöden Spruch von Wolfs Kumpel Norbert Kunz, der für die Zeitung schrieb. Hatte der ihm doch neulich mit einem frechen Grinsen auf seinen Bauch geklopft und zu Wolf gesagt: "Guck mal, dein Kollege hat wenigstens ein ordentliches Dach über seinem Arbeitslosen." Eine Unverschämtheit von einem, auf dessen Knochen der Wind Harfe spielen konnte. Und was wusste der schon von seinem Liebesleben? Oder noch schlimmer, was ging den das überhaupt an, welchen Umfang oder welche Libido er hatte. Peter schnaubte und öffnete den Kühlschrank. Er war eben ein Genießer. Aus dem Inneren dufteten ihm die Hähnchenschenkel entgegen, die vom gestrigen Abendessen übrig geblieben waren. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Eins von den fünf Schenkelchen konnte er doch als Appetithäppchen vorab essen. Das trug nicht auf und Huhn war gesund. Mager war es auch. So ein bisschen gebratene Haut über dem Fleisch konnte kaum ins Gewicht fallen. Mit einem Küchenkrepp nahm er ein Hinterbein vom Teller und rückte die anderen wieder gleichmäßig zurecht. Auch kalt schmeckte es köstlich. Er sah auf die Uhr. Erst kurz nach neun. Eins schaffte er noch. Der Termin war erst um Viertel vor zehn, um halb wollte er sich mit Wolf treffen. Als er um zwanzig nach neun aufbrach, hatte er das letzte verbleibende Hühnerbein auf einer Untertasse wieder in den Kühlschrank geschoben. Es hatte auf dem großen Teller so mickrig ausgesehen. Jetzt fühlte er sich besser, hatte aber ein schlechtes Gewissen. So war das immer. Entweder hatte er Bauchschmerzen vom Hunger oder vom Essen. Leicht brummig schnappte er sich seine Sporttasche, sprang in den Wagen und fuhr ein wenig zu schnell nach Bückeburg zum "Relax". Der Parkplatz war schon mit etlichen Autos belegt, und Peter fragte sich, ob die ganzen Menschen tatsächlich freiwillig hierherkamen oder von anderen dazu genötigt worden waren, so wie er. Von zwei Seiten übrigens. Denn Nadja hatte mit Inbrunst in Wolfs Horn geblasen. Die Verräterin tarnte sich mit der Sorge um seine Gesundheit. Pah! Alles Panikmache! Sein Blutdruck war ihm scheißegal. Es ging ihm doch gut. Vielleicht bekam er etwas schlechter Luft beim Treppensteigen, aber er war ja auch kein junger Hüpfer mehr.
Nachdem er bis zwanzig vor neun draußen gewartet hatte und von einem Bein auf das andere getreten war, wurde er unruhig. Wolf würde ihn doch nicht versetzt haben? Möglicherweise hatte er sich mit dem Weg verschätzt. Normalerweise hätte Wolf ihn in Kleinenbremen abgeholt. Das lag schließlich direkt auf der Strecke nach Bückeburg, wenn man von Todenmann aus dorthin fuhr, aber seit einiger Zeit war die Strecke durch den Ort wegen Bauarbeiten gesperrt. Ein lästiger Umstand, denn Wolf musste nun immer Umwege fahren. Er sah sich um, ob er den Wagen von ihm irgendwo sah. Nicht dass Wolf schon hineingegangen war. Aber er konnte ihn nirgendwo entdecken. Seine Laune sank.
Widerstrebend betrat er das Fitnessstudio und lehnte sich an den Tresen. "Kruse mein Name", sagte er nach kurzer Begrüßung. "Ich habe hier heute eine Einführungsstunde mit meinem Freund Wolf Hetzer. Ist der schon da? Wir wollten uns eigentlich schon um halb draußen treffen."
"Moment", bat die Dame an der Rezeption, "ich schaue kurz nach. Nein, leider nicht, aber du kannst dich schon umziehen. Die Umkleidekabinen sind da hinten geradeaus. Ich sage unserem Trainer Florian Bescheid, dass du da bist. Melde dich dann bitte wieder hier bei mir. Dein Freund kann ja später dazustoßen, wenn er kommt."
Peter nickte und fluchte innerlich. Jetzt war er dem Ganzen auch noch alleine ausgeliefert. Es war zum Mäusemelken. Unlustig schleppte er sich samt den Hühnerbeinen in die Umkleide und suchte sich ein ruhiges Plätzchen. Das war gar nicht so einfach, weil in jeder Ecke schon jemand stand. Während er sich auszog, beobachtete und unterteilte er die Kerle in vier Kategorien: Da waren die energiegeladenen Jungspunde mit Dreitagebartflaum, die zumindest mit einem Tattoo auf ihrem gestählten Körper protzten, dann die Rasierten - manchmal komplett, staunte Peter - rund um die Midlife-Crisis, die von ihren beginnenden Fettpölsterchen mit Sonnenbräune, Kettchen und Körperbemalung ablenkten. Peter hatte sich nie in einer dieser beiden Phasen befunden. Er gehörte wohl eher der Teilmenge der leicht untersetzten Männer an, die Genuss schätzten und verhindern wollten, dass ihre Körper zu sehr aus dem Leim gingen. Schlussendlich gab es noch die Betagten, denen es längst egal war, wie sehr ihre Hintern hingen oder ihre Körper insgesamt an Elastizität verloren hatten, die sich aber den Gewinn von Lebenszeit und Gesundheit erhofften.
Peter schüttelte die Gedanken ab, griff nach seinem Handtuch und schlenderte in der Hoffnung zur Rezeption zurück, dass sich Wolf inzwischen eingefunden hatte. Aber ihn erwartete nur Florian mit einem gewinnenden Lächeln. Ja klar, dachte Peter, der hatte gut lachen. Straffe Haut in der Farbe von Wiener Melange harmonierte mit seinem durchtrainierten Körper, der sich trotz aller Kraft mit der Geschmeidigkeit einer Katze bewegte. Er selbst war das, was man einen Trampel nannte und staunte. Darüber und wegen Florians sympathischer Ausstrahlung vergaß Peter, dass er eigentlich nur widerwillig und unter Protest hier war, denn der Trainer begrüßte ihn wie einen alten Freund.
"Hallo Peter, herzlich willkommen. Ich bin Florian. Was ist denn dein Ziel? Was möchtest du für dich erreichen?", fragte er.
"Tja, also, ähm", begann Peter und sah an sich herab. Wolf hätte jetzt genau gewusst, was zu sagen war, aber er war nicht da.
Florian half ihm. "Ich schätze, du möchtest fitter werden und etwas für deine Gesundheit tun?"
"Ja genau", bestätigte Peter, "eigentlich wollte mein Kollege auch hier sein. Wir wollen zusammen ein bisschen ..."
"Okay", übernahm Florian, als Peter seinen Satz nicht zu Ende sprach, "ich schlage vor, du wärmst dich schon mal auf dem Rad oder dem Crosstrainer auf, bis dein Kollege kommt und dann machen wir gemeinsam weiter. Was wählst du? Fahrrad, Sitzrad oder Crosstrainer?"
Peter zögerte. Die Dinger sahen fast alle gleich unbequem aus. Er zeigte aufs Sitzrad, weil ihm das am humansten erschien.
Florian nickte und erklärte ihm die Einstellungen. "In zehn, fünfzehn Minuten komme ich wieder und nehme dich mit. Oder euch zwei", fügte er noch hinzu.
"Danke", sagte Peter und radelte los. Wohin wusste er nicht. Da war zwar so ein komisches Display, auf dem man verschiedene Strecken einstellen konnte, aber das machte es auch nicht besser. Mit einem Kopfhörer hätte man sogar fernsehen können. Das lenkte wenigstens ab. Aber auf die zappelnden Bilder ohne Ton konnte er verzichten. Wo war Wolf? Mit dem hätte man sich bei der Tortur wenigstens unterhalten können. Trotz all der oberflächlichen Grummelei machte er sich so langsam Sorgen. Wolf war nicht der Typ Mensch, der seine Freunde im Stich ließ. Er zog sein Smartphone aus der Hosentasche und warf einen Blick darauf, aber niemand hatte angerufen oder gesimst. Das war kein gutes Zeichen. Wolf konnte das Training nicht vergessen haben. Da war sich Peter sicher. Sie hatten noch gestern im Dienst darüber gesprochen, kurz bevor Wolf nach Hannover aufgebrochen war. Ach ja, er war bei Thorsten Büthe auf dem Geburtstag gewesen. Da konnte es natürlich sein, dass Wolf doch später ins Bett gekommen war und keinen Wecker gestellt hatte. Dagegen sprach aber Wolfs eigene Aussage, nicht versacken zu wollen. Nun ja, manchmal kam es eben anders als man zunächst gedacht hatte. Aber dann hätte er sich normalerweise gemeldet. Peter seufzte und fuhr ein bisschen schneller, als ob ihn dies dem Ziel eher nahe brachte. Auf dem Ding würde er niemals irgendwo ankommen, außer an seiner Belastungsgrenze, aber es bot ihm die Möglichkeit, während des Radelns zu simsen. Er wollte Wolf eine Nachricht schicken und tippte: Na, alter Sack, haste nur gekniffen oder zu viel gesoffen und pennst noch? Ich bin sauer auf dich. Lässt mich hier alleine auf den Folterinstrumenten strampeln. Das kannst du nur mit einem doppelten Chicken-Teller im Minchen wieder gutmachen.
Florian grinste, als er auf Peter zukam. "Lässt sich doch locker fahren, wenn man dabei noch SMS schreiben kann."
Peter wurde rot. "Ich hab nur versucht, meinen Kumpel zu erreichen."
"Er kann dann einen neuen Termin vereinbaren. Jetzt machen wir zwei erst mal weiter", sagte Florian und zerstörte damit Peters Hoffnung auf einen vorzeitigen Abbruch der Einführung. "Ich habe mir überlegt, dass du zunächst mit dem Milon-Zirkel beginnen könntest. Das ist ein detailliertes Training für die unterschiedlichen Muskelgruppen in verschiedenen Etappen."
Peter nickte und schlich hinterher. Auf einem Rondell waren verschiedene Trainingsgeräte, Fahrräder und Crosstrainer im Kreis angeordnet. In der Mitte befand sich eine beleuchtete Wassersäule, in der von Zeit zu Zeit Luftblasen aufstiegen.
"Mit deiner Karte...
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