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Sehr viele unserer heutigen Sprichwörter und Redewendungen haben ihre Wurzeln im Mittelalter. Ein beträchtlicher Teil davon kommt aus der Welt der Ritter, wohl weil außer den Mönchen bestenfalls diese Schichten des Schreibens und Lesens mächtig waren. Und so beginnt auch das vorliegende Buch eher kriegerisch, aber keine Angst, es wird in der Folge dann auch noch andere Gebiete abdecken; ich werde Ihre Erwartungen diesbezüglich erfüllen. Versprochen!
Wenn Sie brav lesen, werde ich immer an Ihrer Seite sein, um Ihre Fragen zu beantworten, ganz wie im Mittelalter ein braver Knappe an der Seite seines Ritters zu sein hatte.
War er das nicht, hatte der Ritter ein Problem. Zumindest, wenn er im Schlachtengetümmel vom Ross stürzte. In seiner Rüstung war er am Boden nämlich ziemlich unbeweglich und hilflos. Half ihm der Knappe nicht schnellstens wieder auf die Beine und in der Folge auch aufs Schlachtross, dann war der Ritter den Lanzen und Piken der Feinde hilflos ausgeliefert. Und die wussten nur zu gut, wo und wie man zwischen den Teilen der Rüstung hindurchstechen konnte. Ein hilflos am Boden liegender Ritter war also vom Knappen "im Stich der Feinde gelassen worden."
Gegen Ende des Mittelalters wurden diese Rüstungen immer schwerer, weil auch die Waffen immer effektiver wurden. Eine Armbrust entwickelte vor allem auf kurze Entfernung eine Durchschlagskraft, der so eine Rüstung kaum etwas entgegenzusetzen hatte. Und als im Spätmittelalter die Feuerwaffen ihren Siegeszug feierten, war die Zeit der Ritter endgültig vorbei.
Ein Ritter war dabei die niedrigste Form des Adeligen. Oft hatten diese kein eigenes Lehen, hatten also selbst kein vom König leihweise überlassenes Land, und waren darauf angewiesen, sich ihren Unterhalt entweder durch Raub oder durch Söldnerdienste bei ihrem Lehnsherren zu verdienen. Viele von ihnen kamen so tatsächlich ihr ganzes Leben lang auf keinen grünen Zweig.
Ich schreibe jetzt das dreizehnte Buch, aber auf einen grünen Zweig bin ich mit den zwölf Büchern davor zumindest finanziell nicht gekommen. Aber ich schreibe sie ja auch nicht, um reich zu werden, sondern weil es mir Spaß macht. Und einen wirklichen grünen Daumen hatte ich sowieso noch nie.
Für die Herkunft dieser Redensart gibt es übrigens mindestens drei Erklärungsversuche. Ist man religiös, dann schlägt man die Bibel auf und findet bei Hiob, Kapitel 14, Vers 7-9:
Ein Baum hat Hoffnung, wenn er schon abgehauen ist, daß er sich wieder erneue, und seine Schösslinge hören nicht auf. Ob seine Wurzel in der Erde veraltet und sein Stamm im Staub er-stirbt, so grünt er doch wieder vom Geruch des Wassers und wächst daher, als wäre er erst gepflanzt.
Wenn also kein grüner Zweig austreibt, hat man keine Hoffnung.
Dieser Erklärungsversuch ist aber vermutlich falsch und schlicht und einfach an den Haaren herbeigezogen. Schon näher an der Wahrheit ist da die Erklärung, dass grüne Zweige seit jeher ein Symbol der Fruchtbarkeit seien. So hat man früher neu hinzugekommenen Nachbarn, also neuen Hausbesitzern, ein Stück Erde mit einem grünen Zweig überreicht, als Symbol des Willkommens gleichsam.
Das ist nur nicht die Erklärung, sondern ebenfalls schon ein Brauch, der auf der tatsächlichen Herkunft fußt. Der grüne Zweig war nämlich in Zeiten des Feudalismus das Symbol, das der Lehnsherr seinem Gefolgsmann überreichte, wenn er ihm ein Lehen, also ein Stück Land samt der darauf wohnenden hörigen Bevölkerung überließ. Erst später wurde daraus der rechtswirksame Brauch, beim Kauf eines Hauses ein Stück Rasenscholle mit einem Zweig darin als Bekräftigung des Vertragsabschlusses zu übergeben.
Wer demnach nie so ein Lehen oder Haus erwerben konnte, war "auf keinen grünen Zweig gekommen." Der war und blieb arm wie eine Kirchenmaus.
Diese Redewendung dürfte ursprünglich aus Großbritannien kommen. Es heißt dort tatsächlich "to be as poor as churchmice". Manchmal darf man also tatsächlich wörtlich übersetzen. Aber wovon kommt dieser Spruch nun?
Im Mittelalter ernährten sich die Mäuse vor allem von den Vorräten der Menschen. Sie nisteten daher gerne in Vorratskammern von Häusern. In den Kirchen allerdings gab es keine Vorräte. Wenn eine Maus ihr verfassungsmäßiges Recht auf freie Wahl des Wohnortes nun unklug ausübte und ihre Zelte in einer Kirche aufschlug, hatte das ein Problem bezüglich der Grundversorgung mit Nahrungsmitteln zur Folge. Diese Kirchenmaus war tatsächlich sehr arm.
In unseren kollektiven Sprachschatz führte dieses Sprichwort vermutlich Dostojewski wieder ein, als er in seinem Buch "Der Spieler" schrieb:
"Alles, was ich besitze, ist ihm verpfändet; ich bin arm wie eine Kirchenmaus!"
Aber vielleicht ist unsere Maus ja umgezogen und hat sich verbessert. Ende gut, alles gut. Dieses Sprichwort kommt übrigens wie Dostojewski aus Russland und muss nicht erklärt werden. Und es beschreibt den Lebenslauf des Schriftstellers ziemlich gut:
Fjodor Michailowitsch Dostojewski stammt aus dem weißrussischen Dorf Dostojewo. Sein Vater war Arzt, seine Mutter kam aus wohlhabenden Verhältnissen. Aber was für den jungen Fjodor (manchmal auch Fedor geschrieben) wichtiger war: Seine Eltern legten Wert auf die Ausbildung ihrer insgesamt acht Kinder. Als der junge Mann knapp 18 war, starben innerhalb eines Jahres beide Elternteile. Seine Mutter an Tuberkulose, sein Vater an einem Schlaganfall. Anschuldigungen seines Bruders, dass ein Leibeigener seinen Vater erschlagen hätte, verarbeitete der Schriftsteller später in seinem berühmten Roman "Die Brüder Karamasov". Er hatte mittlerweile eine Offizierskarriere eingeschlagen und begann ab etwa 1843 mit dem Schreiben. Darüber kam er auch in Kontakt mit dem Sozialismus, und das führte schließlich 1849 zu seiner Verhaftung und einem Todesurteil, da war er gerade einmal 28 Jahre alt.
Am 22. Dezember 1849 führte man die Delinquenten zum Erschießungsplatz und band sie an die Pfähle. Als sie sich bereits sicher waren, hingerichtet zu werden, verlas man einen Erlass, der ihre Urteile in acht Jahre Lagerhaft, Degradierung und danach Dienst als "gemeiner Soldat" umwandelte. Dieser Erlass hatte zu diesem Zeitpunkt schon über einen Monat Gültigkeit, aber man zog es vor, die Delinquenten der Qual einer Scheinhinrichtung zu unterziehen. Die Russen waren damals eben nicht zimperlich.
Übrigens hat der Österreicher Stefan Zweig diese qualvollen Stunden Dostojewskis später in seinem Werk "Sternstunden der Menschheit" aufgegriffen.
Dostojewski verbrachte fünf Jahre in einem Lager in Sibirien. Er durfte nicht schreiben und war die ganze Zeit in Ketten. 1854 wurde er dann zum Militärdienst überstellt, ebenfalls in Sibirien. Erst 1857 bekam er seine Bürgerrechte zurück und begann dann wieder zu schreiben. Nach einigen Petitionen an den Zaren durfte er erst 1859 wieder in sein geliebtes St. Petersburg zurückkehren. Mittlerweile war Zar Nikolaus I. gestorben, und das Klima war etwas liberaler geworden. Es gab sogar Ansätze einer freien Presse. Nun erst entstanden auch seine großen Romane, von denen "Schuld und Sühne" und "Die Brüder Karamasov" sicherlich am berühmtesten wurden.
Der Epileptiker Dostojewski starb schließlich mit nicht einmal 60 Jahren an einer Lungenblutung. Seine Werke waren auch bei Lenin und vor allem Stalin nicht sehr beliebt, wie alles, was gesellschaftskritische Ansätze hatte, die sich nicht ein rein kommunistisches Mäntelchen übergeworfen hatten. Unter Chruschtschow wurde er dann aber sogar mit einer Briefmarke bedacht. Einer Art postalischem Wappen quasi. Und das bringt uns zum nächsten geflügelten Wort.
Meine Mutter erkannte immer gleich, wenn ich den Schalk im Nacken hatte, etwas ausheckte - kurz: einen Streich plante. "Du führst etwas im Schilde, stimmt's?" Ich weiß nicht, woher Mütter diese Gabe haben. Vielleicht nimmt man ja die Mädchen irgendwann in ihrer Kindheit zur Seite, und es verrät ihnen eine Hohepriesterin der Mimik die Geheimnisse der variierenden Gesichtsausdrücke. Eine Gabe, derer wir Männer nicht würdig sind. Und das nützen die Frauen dann ein Leben lang aus und wissen einfach immer, wenn wir etwas zu verheimlichen haben, wenn etwas im Busch ist. Also am besten gar nichts verbergen wollen, man kann auch mit der Wahrheit trefflich lügen. Wie das geht? Einfach dabei lachen, wenn die Angebetete fragt, ob man wieder mit dem Karli zechen war (war man tatsächlich) und man entgegnet: "Ja...
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