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Goethes Drama Egmont spielt im Vorfeld des Spanisch-Niederländischen Kriegs (1568-1648), Schauplatz ist Brüssel. Das niederländische Volk ist zu Beginn aufgebracht, weil es immer stärker von der spanischen Fremdherrschaft unterdrückt wird. Graf Egmont, im Volk beliebt, möchte sich für dessen Freiheitsbestrebungen einsetzen, ist zugleich jedoch auch loyal gegenüber der spanischen Krone und versucht zu vermitteln. Als Herzog von Alba mit seinem Heer vom spanischen König nach Brüssel geschickt wird, um die dortigen Verhältnisse zu ordnen und die Aufstände des Volkes zu beenden, kommt es zu einer Diskussion zwischen Egmont und seinem Freund Wilhelm von Oranien (Zweiter Aufzug). Wilhelm ahnt, dass Alba den niederländischen Adel beseitigen möchte, und fordert Egmont auf, mit ihm zu fliehen. Egmont glaubt nicht an Wilhelms Prophezeiung, er ist im Gegenteil überzeugt, dass die Flucht des niederländischen Adels einen Krieg heraufbeschwören könnte:
Bedenke, wenn du dich irrst, woran du schuld bist; an dem verderblichsten Kriege, der je ein Land verwüstet hat. Dein Weigern ist das Signal das die Provinzen mit einemmale zu den Waffen ruft, das jede Grausamkeit rechtfertigt wozu Spanien von jeher nur gern den Vorwand gehascht hat.
Die Macht und die Rechte des Adels sieht Egmont als unantastbar an. Er glaubt an den Frieden. Wilhelm von Oranien flieht in der Folge aus Brüssel; Egmont begrüßt Alba und lässt sich mit ihm auf eine Diskussion ein, in der er seinen Standpunkt verdeutlicht. Alba sieht in Egmont nur einen Oppositionellen, lässt ihn verhaften und bereits am nächsten Morgen wegen Hochverrats hinrichten.
Goethe begann bereits 1775 in Frankfurt mit der Niederschrift des Trauerspiels; in Weimar setzte er seine Arbeit daran fort, immer wieder unterbrochen von längeren Pausen. Am 3. September 1786 brach Goethe von Karlsbad in Richtung Italien auf, wo er das Drama im September 1787 in Rom fertigstellte. Ungefähr ein Jahr früher, am 14. Oktober 1786, schreibt Goethe aus Venedig an Herzog Carl August von Sachsen-Weimar:
Die Zeitungen lehren mich etwas spät wie es in der Welt bunt zugeht. Görtz im Haag, der Staathalter und die Patrioten in Waffen, der neue König für Oranien erklärt! Was wird das werden? An allen Ecken und Enden saust das Menschengeschlecht wieder einmal. Und ich indes, mitten in dem was der Krieg erwarb (Fleiß und Klugheit nicht ausgeschlossen) genieße der schönsten Gaben des Friedens!
Aus dem fernen Italien, wo er den Frieden genießt, verfolgt Goethe das Schicksal der Niederländer: Rund elf Monate nach seinem Brief und der Vollendung des Egmont marschiert die preußische Armee (mit etwa 18 000 Soldaten) unter Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel in den Niederlanden ein und schlägt die republikanische Bewegung der »Patriotten« nieder, die sich gegen die Statthalterschaft des Hauses Oranien-Nassau gerichtet hatte. Als Vorwand gilt die vermeintliche Festnahme der Prinzessin Wilhelmina von Preußen, einer Schwester des Preußenkönigs, auf ihrem Weg nach Den Haag. Am 8. Oktober kapituliert die Republik der Vereinigten Niederlande; Wilhelm V. wird als Statthalter der Niederlande wieder eingesetzt. Schon vier Tage später schreibt Goethe aus Castel Gandolfo an Johann Gottfried Herder:
Der Papst soll Nachricht haben, Amsterdam sei von den Preußen eingenommen. Die nächsten Zeitungen werden uns Gewissheit bringen. Das wäre die erste Expedition, wo sich unser Jahrhundert in seiner ganzen Größe zeigt. Das heiß' ich eine sodezza1! Ohne Schwertstreich, mit ein paar Bomben, und niemand, der sich der Sache weiter annimmt! Lebt wohl. Ich bin ein Kind des Friedens, und will Friede halten für und für, mit der ganzen Welt, da ich ihn einmal mit mir selbst geschlossen habe.
So ganz ohne »Schwertstreich« kam der Einmarsch der Preußen nicht aus, es gab mehrere Gefechte mit dem Hauptfeind, den »Patriotten«, und der Ort Weesp wurde bombardiert, nicht aber Amsterdam. Krieg und Frieden gehen eben >Arm in Arm<.
Friedensreflexe von Goethe findet man auch im Egmont. Im Ersten Aufzug unterhalten sich »Soldaten und Bürger«. Der Krämer Soest kommt hier zuerst zu Wort. Der Schneider Jetter fordert Frieden ein, und die Soldaten unterstützen ihn schließlich.
SOEST.
Nein, nein! Er hat kein Gemüt gegen uns Niederländer, sein Herz ist dem Volke nicht geneigt, er liebt uns nicht, wie können wir ihn wieder lieben? Warum ist alle Welt dem Grafen Egmont so hold? warum trügen wir ihn alle auf den Händen? Weil man ihm ansieht dass er uns wohlwill; weil ihm die Fröhlichkeit, das freie Leben, die gute Meinung aus den Augen sieht, weil er nichts besitzt, das er dem Dürftigen nicht mitteilte, auch dem, ders nicht bedarf. Lasst den Grafen Egmont leben! Buyck an euch ist's, die erste Gesundheit zu bringen! Bringt eures Herrn Gesundheit aus.
BUYCK.
Von ganzer Seele denn: Graf Egmont hoch!
RUYSUM.
Überwinder bei St. Quintin.
Dem Helden von Gravelingen!
ALLE.
Hoch!
St. Quintin war meine letzte Schlacht, ich konnte kaum mehr fort, kaum die schwere Büchse mehr schleppen. Hab ich doch den Franzosen noch eins auf den Pelz gebrennt und da kriegt ich zum Abschied noch einen Streifschuss ans rechte Bein.
Gravelingen! Freunde! da gings frisch! den Sieg haben wir allein. Brannten und sengten die welschen Hunde nicht durch ganz Flandern? Aber ich mein wir trafen sie! Ihre alten handfesten Kerle hielten lange wieder, und wir drängten und schossen und hieben, dass sie die Mäuler verzerrten und ihre Linien zuckten. Da ward Egmont das Pferd unter dem Leibe niedergeschossen, und wir stritten lange hinüber, herüber, Mann für Mann, Pferd gegen Pferd, Haufe mit Haufe auf dem breiten flachen Sand' an der See hin. Auf einmal kams wie vom Himmel herunter, von der Mündung des Flusses, bav! bau! immer mit Kanonen in die Franzosen drein. Es waren Engländer, die unter dem Admiral Malin von ohngefähr von Dünkirchen her vorbeifuhren. Zwar viel halfen sie uns nicht, sie konnten nur mit den kleinsten Schiffen herbei, und das nicht nah genug, schossen auch wohl unter uns - Es tat doch gut! Es brach die Welschen und hob unsern Mut. Da gings! Rick! rack! Herüber hinüber! Alles tot geschlagen, alles ins Wasser gesprengt. Und die Kerle ersoffen wie sie das Wasser schmeckten, und was wir Holländer waren grad hinten drein, uns die wir beidlebig sind ward erst wohl im Wasser wie den Fröschen und immer die Feinde im Fluss zusammengehauen, weggeschossen wie die Enten. Was nun noch durchbrach, schlugen euch auf der Flucht die Bauerweiber mit Hacken und Mistgabeln tot. Musste doch die welsche Majestät gleich das Pfötchen reichen und Friede machen. Und den Frieden seid ihr uns schuldig, dem großen Egmont schuldig!
Hoch! dem großen Egmont hoch! und abermal hoch! und abermal hoch.
[.]
Alte Soldaten! Alle Soldaten! Es lebe der Krieg!
Bravo Alter! Alle Soldaten! Es lebe der Krieg.
JETTER.
Krieg! Krieg! Wisst ihr auch was ihr ruft? Dass es euch leicht vom Munde geht, ist wohl natürlich, wie lumpig aber unser einem dabei zu Mute ist, kann ich nicht sagen. Das ganze Jahr das Getrommel zu hören, und nichts zu hören als wie da ein Haufen gezogen kommt und dort ein andrer, wie sie über einen Hügel kamen und bei einer Mühle hielten, wie viel da geblieben sind, wieviel dort und wie sie sich drängen und einer gewinnt der andre verliert ohne dass man sein Tage begreift wer was gewinnt oder verliert. Wie eine Stadt eingenommen wird, die Bürger ermordet werden und wie es den armen Weibern, den unschuldigen Kindern ergeht. Das ist eine Not und Angst man denkt jeden Augenblick: da kommen sie! Es geht uns auch so.
SOEST. Drum muss auch ein Bürger immer in Waffen geübt sein.
Ja es übt sich, wer Frau und Kinder hat. Und doch hör ich noch lieber von Soldaten als ich sie sehe.
Das sollt ich übel nehmen.
Auf Euch ists nicht gesagt, Landsmann! Wie wir die Spanischen Besatzungen los waren, holten wir wieder Atem.
SOEST. Gelt die lagen dir am schwersten auf.
Vexier Er sich2.
SOEST. Die hatten scharfe Einquartierung bei dir.
Halt dein Maul.
Sie hatten ihn vertrieben aus der Küche, dem Keller, der Stube - dem Bette. (Sie lachen.)
Du bist ein Tropf.
Friede! ihr Herrn! Muss der Soldat Friede rufen! - Nun da ihr von uns nichts hören wollt, nun bringt auch eure Gesundheit aus, eine bürgerliche Gesundheit.
Dazu sind wir bereit! Sicherheit und Ruhe!
Ordnung und Freiheit!
Brav das sind auch wir zufrieden. (Sie stoßen an und wiederholen fröhlich die Worte,...
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