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Die Handlungsorientierung ist sowohl in den Handreichungen der Kultusministerkonferenz als auch im berufspädagogischen Diskurs als Leitprinzip der didaktischen Ausrichtung verankert und sollte dementsprechend bei der Konzeption und Entwicklung des Spanischunterrichts an berufsbildenden Schulen im Vordergrund stehen. Obwohl die Lernfelddidaktik mit der Aufarbeitung sämtlicher Lehrinhalte in Form von Lernsituationen ursprünglich für duale Ausbildungsberufe geschaffen wurde, liefert sie mit dem Grundgedanken der (beruflichen) Handlungsorientierung eine nützliche Basis für den Spanischunterricht in den vorgestellten Bildungsgängen, denn das fremdsprachliche Durchlaufen einer Handlungssituation bis hin zur Lösung des gegebenen Problems ist neben beruflichen, auch in nicht-beruflichen Handlungskontexten von essenzieller Bedeutung.
Kreislauf zur Entwicklung von Lernsituationen (eigene Darstellung)
Im Folgenden wird ein Kreislauf vorgestellt, der, angelehnt an das Schaubild 'Strukturelemente der Entwicklung von Lernsituationen' (vgl. Ministerium 2017: 13) die Entwicklung von Lernsituationen in vier Phasen zeigt. Zuvor ist eine curriculare Analyse vorzunehmen, im Rahmen derer alle relevanten Vorgaben aus dem Bildungsplan, insbesondere die beschriebenen Anforderungssituationen und Ziele einschließlich der Zeitrichtwerte, eingehend studiert werden.
Als 'Event' wird hier das finale Handlungsprodukt verstanden, auf dessen Entwicklung die gesamte Lernsituation ausgerichtet ist. Es orientiert sich an zwei übergeordneten didaktischen Prinzipien des Lernfeldkonzepts. Zum einen an der Problemorientierung, indem es ein möglichst großes Potenzial zur Bewältigung von Problemstellungen in sich trägt (vgl. Sloane 2003: 8) und zum anderen an der Authentizität, die an den Kriterien der situativen Adäquatheit und Zielgruppenangemessenheit festgemacht werden kann (vgl. ebd.: 14). Der Begriff der Authentizität wird hier fremdsprachendidaktisch nach Leitzke-Ungerer gemäß der zielkulturellen Lesart so verstanden, dass "ein unveränderter Text aus der Zielkultur" (ebd. 2017: 12) herangezogen wird. Dieser Gedanke wird dahingehend weitergedacht, dass neben der Rezeption von Texten aus der Zielkultur auch und vor allem die eigene Produktion zielkultureller Texte anzustreben ist. Dies wird schlicht und ergreifend dann erreicht, wenn die Lernenden in einen direkten Sprachkontakt mit Muttersprachler:innen treten, was hier als authentische Kommunikation in ihrer vollen Ausprägung definiert wird.
Die zu wählenden Events sind mannigfaltig und es obliegt der Bildungsganggruppe, ein auf die schulischen Gegebenheiten und Ressourcen abgestimmtes Event-Portfolio zu gestalten, damit die Zugänglichkeit und Darstellbarkeit gesichert wird (vgl. Bader/Schäfer 1998: 231f.). In vielen Fällen bedarf dessen Vorbereitung einer längeren Vorlaufzeit und sollte als kontinuierlicher Entwicklungsbereich des Bildungsgangs verstanden werden.
Die möglichen Event-Arten sollen anhand einzelner Beispiele zur zweijährigen höheren Berufsfachschule in NRW (vgl. Ministerium 2018) näher erläutert werden. Es wird hier zwischen den drei Lernorten schulinterner, virtueller und schulexterner Raum unterschieden, die jeweils berufsbezogene oder nicht-berufsbezogene Inhalte thematisieren, woraus sich sechs Event-Arten ergeben (siehe Abb. 2). Während schulinterne Events, dank der vorhandenen Gegebenheiten an der eigenen Bildungseinrichtung, im Allgemeinen am wenigsten Kosten verursachen, muss bei schulexternen Events, vor allem aufgrund von Reise und Unterkunft, vom Gegenteil ausgegangen werden, weshalb diese wohl am anspruchsvollsten in der Umsetzung sind. Events im virtuellen Raum sind vom Kostenaufwand her wiederum geringer. Hier ist der Organisations- und Abstimmungsbedarf, im Vergleich zu den anderen beiden Orten, niedriger, vor Allem projektinitiierend jedoch nicht unbeträchtlich.
Übersicht der fünf Event-Arten (eigene Darstellung)
Im schulinternen Raum wäre als berufsbezogenes Event im Rahmen der Anforderungssituation 4 zum Thema 'Über eigene und fremde berufliche Erfahrungen und Pläne berichten' denkbar, Erlebnisberichte von und Möglichkeiten für Praktika in Spanien im Rahmen eines Tags der offenen Tür oder einer Projektwoche anschaulich darzustellen. Die Problemorientierung läge bei diesem Beispiel darin, die von Lernenden gemachten Erfahrungen im absolvierten Praktikum so weiterzugeben, dass Mitschüler:innen motiviert werden, zukünftig ebenfalls eins durchzuführen. Der Grad der Authentizität ist hier eher niedrig, da der Sprachkontakt zu Muttersprachler:innen begrenzt ist. Trotzdem kann mit etwas Kreativität und Vorbereitung ein authentischer Sprachkontakt in vielen Fällen gelingen, wozu Lernende animiert werden sollten. Auch ein hohes Maß an Selbstbestimmung und Eigeninitiative zur Förderung der intrinsischen Motivation zu gewähren, ist dazu förderlich. So könnte die Situation denkbar sein, dass eine Schülerin, die ein Praktikum in einem Hotel in Spanien durchgeführt hat, vorhandene spanische Bekanntschaften während oder nach dem Praktikum um ein Interview oder Gespräch bittet, welches vorbereitet, aufgenommen und im Rahmen der Präsentation gezeigt wird.
Ein näherer Blick in den nicht-berufsbezogenen Bereich eröffnet schulintern interessante Möglichkeiten zur Anforderungssituation 3, in der es um die Bewältigung grundlegender alltäglicher Situationen in spanischsprachiger Umgebung geht. Beispielsweise könnte hier als Event zum Thema 'Un día en Barcelona' eine umfangreichere Simulation oder ein komplexes Rollenspiel in Form eines Stationenlernens entwickelt werden, in der die Lernenden eine Reihe an Situationen durchlaufen und dabei - im Sinne der Problemorientierung - auf Herausforderungen stoßen, die sie sprachlich-kommunikativ meistern sollen. Eine methodische Möglichkeit, die sich anbietet, ist die Einbettung von Elementen der Improvisation in die Rollenspiele. Die Authentizität ist in diesem Fall, aufgrund der bloßen simulativen Nachahmung der realen Situation, nur begrenzt festzustellen. Sie kann jedoch, durch geschickte Vorgaben, die an der Aufgabenstellung, der Handlungsfiguration und den Sprechimpulsen festzumachen sind (vgl. Kurtz 2001: 136-139) sowie durch eine gute schauspielerische Performance in der Moderation der Methode, sei es durch die Lehrkraft oder Lernende, an Glaubwürdigkeit gewinnen.
Methoden zum improvisierenden Sprechen
Eine Vielzahl an inspirierenden methodischen Umsetzungsmöglichkeiten werden von Jürgen Kurtz (2001) in seinem Werk "Improvisierendes Sprechen im Fremdsprachenunterricht" vorgestellt, auf die bei der Planung von Events zurückgegriffen werden kann.
Im virtuellen Raum können Partnerschaften mit Schulen aus der spanischsprachigen Welt aufgebaut werden, wodurch die heimischen Lernenden in eine direkte Kommunikation treten, die im Vorfeld im Unterricht vorbereitet wird. Hier ist die Zeitzonenverschiebung zu berücksichtigen, sodass neben Spanien vor allem Länder wie Chile oder Argentinien erreichbar wären. Der Erfahrungsaustausch kann im berufsbezogenen Bereich im Rahmen von Anforderungssituation 2 in Vorbereitung auf ein Praktikum zu interkulturellen Gepflogenheiten erfolgen, die in der Arbeitswelt von Bedeutung sind. Im nicht-berufsbezogenen Bereich kann er z. B. landeskundliche Informationen zum eigenen Wohnort beinhalten. Das Prinzip der Problemorientierung ist hier insofern in der Situation verankert, als der gewünschte Wissensaustausch nur dann stattfinden kann, wenn die Kommunikation erfolgreich ist. Der Grad an Authentizität ist hier sehr hoch, da de facto, auch wenn die kommunikative Situation nicht im Alltag der Lernenden, sondern im schulischen Kontext stattfindet, ein realer Austausch mit Muttersprachler:innen erfolgt. Durch die heutigen medialen Möglichkeiten ist es zudem für die Lernenden möglich, den Austausch bei Gefallen in den privaten Raum hineinzutragen, was die persönliche Betroffenheit auf ein höheres Level hebt, die wiederum die intrinsische Motivation anregt. Der persönliche Kontakt zu gleichaltrigen hispanohablantes hat demnach das Potenzial, eine ganz eigene motivationale Dynamik zu entfalten, die gleichzeitig zur Stärkung der Sozial- und Personalkompetenz führt und die Lernenden letzten Endes zum Sprechen und Schreiben der Zielsprache animieren kann.
Der Ort mit der größten Praxisnähe ist zweifelsohne der schulexterne Raum, bei dem für den berufsbezogenen Bereich die Möglichkeiten eines Betriebspraktikums oder einer Arbeitsstelle in Spanien im Rahmen des Erasmus-Programms zu nennen sind, die sich in die Anforderungssituation 5 einbetten lassen. Darin sollen die Lernenden über den Arbeitstag berichten und die Unterschiede zwischen dem Arbeitsalltag in Spanien und Deutschland reflektieren. Üblicherweise ist es nur wenigen Lernenden einer Lerngruppe möglich, eine solche Reise anzutreten. Deshalb kann dies als schulexterner Eventtyp mit virtuellen Anteilen betrachtet werden, denn die Lernenden, die nicht vor Ort in Spanien sind, können über digitale Medien in direkte Kommunikation mit den Verreisten treten. Das Event könnte also derart gestaltet werden, dass von den Lernenden in der Schule Interviews oder diverse Recherchen rund um die Arbeit der Praktikant:innen vorbereitet werden. In diesem Fall bietet sich zum einen die asynchrone Kommunikation,...
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