Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Wenn du den gleichen Wunsch hast wie ich damals, wäre es ratsam, einige Themen im Vorfeld abzuklopfen. Damit bist Du besser gerüstet für das, was auf dich zukommt. Bevor du eine Wiese oder einen Stall pachtest oder gar mit einer Immobilie inklusive Stall und Weideland liebäugelst, solltest du dir über verschiedene Dinge im Klaren sein:
Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass du dein Vorhaben nicht allein planst. Gegebenenfalls hast du einen Partner, einen Freund oder eine Freundin, mit dem / der du gemeinsam die Pferde versorgen wirst. Denn klar ist: Ein Pferd sollte nicht allein gehalten werden. Wenn du ein Pferd besitzt, brauchst du demnach einen zweiten Pferdehalter, der mitzieht, oder mindestens ein zweites Pferd. Wenn du krank bist, beruflich stark eingespannt, oder wenn du ein familiäres Problem hast, solltest du eine Vertretung für die Versorgung der Tiere haben. Noch besser wäre ein ganzes Netzwerk, auf das du zurückgreifen kannst.
Weiterhin sind grundsätzliche Charaktereigenschaften gefragt wie Durchhaltevermögen, körperliche Belastbarkeit, psychische Stabilität und jede Menge Idealismus. Um Pferde annähernd artgerecht zu halten, müssen wir im dicht besiedelten Deutschland einen recht großen Aufwand betreiben. Denn Voraussetzungen wie "weites Land", Artenvielfalt auf den Wiesen, unberührte Natur, abwechslungsreiche Böden und Nachbarn, die Pferdegerüche lieben, sind nicht immer gegeben. Stattdessen sehen wir uns unter anderem konfrontiert
Insofern sollten wir gerade zu Beginn auch Durchsetzungsvermögen und eine gute Kommunikationsfähigkeit mitbringen. Damit signalisieren wir dem Umfeld, dass wir nun zwar Nachbarn oder Ortsbewohner werden, aber (meist) keine Gefahr darstellen. Außerdem sind Pferdehalter erfahrungsgemäß ohnehin freundlich und hilfsbereit. Denn uns ist wichtig, dass nicht nur wir selbst sondern auch unsere Tiere positiv aufgenommen werden.
Traust du dir zu, diesen ganzen Berg möglicher Hindernisse zu überwinden? Traust du dir außerdem zu, sämtliche Steine wegzuräumen, die sonst noch so herumliegen?
Dann ist dies ein positiver Anfang.
Wenn ich mit Menschen spreche, die Pferde in Eigenregie halten, fehlt ihnen in den meisten Fällen eins: Zeit. Im Sommer ist der Zeitrahmen überschaubar, denn die Weidezeit bedeutet, dass die Pferde auf der Wiese grasen, dass es länger hell ist und sich der Tag länger hinzieht. Im Winter sieht das anders aus. Neben Beruf, Familie und Haushalt muss das Füttern, Misten und Abäppeln organisiert werden, und dies benötigt erfahrungsgemäß im Winter mehr Zeit. Wasser kann einfrieren, Schneewehen können ihren Weg bis in den Stall finden und man möchte bei eisigen Temperaturen ggf. seine Pferde eindecken. In der kalten und nassen Jahreszeit wird auch durch Schnee oder Matsch in den Hufen viel Dreck in die Offenställe getragen, der sich mit Raufutter oder Einstreu mischen kann. Das bedeutet beim Säubern erhebliche Mehrarbeit. All das kostet Zeit und Energie, die man haben und aufbringen muss, falls es erforderlich ist. Deshalb sollte man sich vorher überlegen, ob man diese Zeit hat. Ob man selbst in stressigen Momenten, etwa bei Stromausfall die Ruhe bewahren kann oder ob bei einem selbst die Sicherungen schnell durchbrennen. Permanenter Zeitdruck schadet auf Dauer nicht nur körperlich und seelisch, sondern wirkt sich auch auf die Beziehung zu seinem Umfeld und seinen Pferden aus. Pferde sind Meister der nonverbalen Kommunikation und spüren inneren Druck, Unausgeglichenheit oder schlechte Laune oft schneller, als wir sie an uns selbst wahrnehmen.
In einer Facebook-Gruppe las ich einmal die Frage einer Frau: "Was macht ihr eigentlich zuerst, wenn ihr als Selbstversorger in den Stall kommt?" Eine andere Halterin riet der Fragenden, unbedingt zuerst ihr Pferd zu satteln und zu reiten. Denn später würde sie es sicherlich nicht mehr tun, weil sie dann mit anderen Dingen beschäftigt sei: Heu zu schütteln, Wasser aufzufüllen, Zäune zu reparieren etc. Damals lachte ich über diese Antwort, aber heute denke ich: "Sie hatte absolut Recht." Wenn man erst einmal anfängt, durch seinen eigenen Stall zu gehen, findet man ständig Dinge, die man noch verbessern kann. Hier nochmal kehren, dort hängt der Zaun schief und irgendetwas geht meistens kaputt und muss repariert werden. Vieles ist so zeitaufwändig, dass danach schon wieder Fütterungszeit ist. Manchmal ist es dunkel, matschig oder im Haus wartet noch Arbeit auf uns.
Seit wir einen einjährigen Hengst gekauft haben ist es immer wichtig, einen gut aufgeladenen Akkuschrauber im Stall zu haben, weil dieses Pferd dauernd irgendwelche neuen Ideen hat: Steine ausgraben, Torgriffe demolieren, die Gummimatten vom Mistbrett abfressen und noch vieles mehr.
Du brauchst also auf jeden Fall Zeitpuffer, vor allem am Anfang, wenn sich die Dinge zwischen Mensch und Pferd erst einspielen. Unvorhergesehenes kann passieren. Das frisst manchmal sehr viel Zeit. Wenn dazu noch ein Pferd krank wird, die Beleuchtung unzureichend und das Wasser eingefroren ist, kannst du sehr schnell an deine Grenzen kommen. Hier spreche ich übrigens aus eigener Erfahrung, denn nichts in meinem Leben hat mich so sehr an meine körperlichen und psychischen Grenzen gebracht wie meine Tätigkeit als Selbstversorgerin.
Um es gleich vorwegzunehmen, gespart haben wir durch die eigene Pferdehaltung nichts. Und das ist bis heute so geblieben. Natürlich muss ich keine Stallmiete mehr zahlen. Meine Rechnung vor der Umsetzung war, dass wir mit der gesparten Stallpension locker eine Hausfinanzierung bei Niedrigzins bedienen können. Das ist auch richtig. Die Zinsen für Baudarlehen waren 2016 sehr niedrig, als wir unser Anwesen kauften. Seit diesem Jahr (2022) ist ein deutlicher Anstieg der Bauzinsen zu verzeichnen, was man bei Neufinanzierungen einkalkulieren muss.
In unserem Fall mussten wir zunächst einmal eine Infrastruktur schaffen. Wir haben eine Hofreite mit Nebengebäuden übernommen und Wiesen, auf denen vorher Kühe und Rinder standen. Daher mussten wir umbauen, abreißen, renovieren und neu schaffen. Und dabei erlebt man in alten Gemäuern oft Überraschungen, die mehr Aufwand nach sich ziehen als geplant.
Natürlich kennst du deine finanziellen Möglichkeiten selbst am besten und hast dir sicherlich alles gut überlegt. Trotzdem möchte ich dir raten, einen großzügigen finanziellen Puffer einzuplanen - Geld, das du nur dann brauchst, wenn etwas aufwändiger wird als berechnet. Wenn du diese Rücklage später nicht brauchst ist alles gut. Aber mache nicht den Fehler, zu knapp zu kalkulieren. Auch so banale Dinge wie das Wetter können deine Finanzen durcheinanderbringen. Der zweite Sommer unserer Selbstversorgung im Jahr 2018 war der trockenste Sommer seit 2003, und die Heuernte war so schlecht wie in kaum einem anderen Jahr. Dies hatte zur Folge, dass die Heupreise explodierten und wir das Doppelte, teilweise sogar das Dreifache des sonst üblichen Preises zahlen mussten. Zugegeben, so etwas geschieht eher selten, aber du solltest es einkalkulieren.
Gepachtete Ställe, in denen ich auch Selbstversorger war, hatte ich schon seit meiner Schulzeit. Der allererste Stall lag nur wenige Schritte von meiner Wohnung entfernt, der zweite ein paar Kilometer weit weg. Doch selbst ein kurzer Weg kann auf Dauer beschwerlich werden. Hinzu kommt, dass man bei Ställen im Außenbereich häufig weder Strom noch Wasser vor Ort hat und alles hin-und hertransportiert werden muss.
Irgendwann war klar, dass wir gemeinsam mit den Pferden an einem Ort wohnen wollten. Aus dem Fenster schauen und sehen, was die Vierbeiner machen. Also haben wir eine Immobilie gesucht, die zum Wohnen ebenso geeignet ist wie zur Pferdehaltung.
Bevor man sich auf das Wagnis Pferdehaltung in Eigenregie einlässt, gibt es einige Formalitäten und gesetzliche Grundlagen zu beachten.
Was den Standort deiner Immobilie betrifft solltest du zunächst prüfen, in welchem Gebiet diese liegt und ob eine private oder auch gewerbliche Pferdehaltung erlaubt ist. Folgende Optionen sind möglich:
Die Definitionen zu den einzelnen Gebieten findet man in der Baunutzungsverordnung (BauNVO). In reinen Wohngebieten ist Pferdehaltung meist untersagt, allerdings gibt es auch Ausnahmeregelungen. Bauernhöfe oder Bauernhäuser liegen oft in sogenannten Mischgebieten oder Dorfgebieten, in denen wiederum Pferdehaltung oft erlaubt und geduldet ist. In Gewerbegebieten ist die Haltung von Großtieren eher unüblich, allerdings besteht selbst hier die...
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