Schweitzer Fachinformationen
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Der Club ist Absolventen von Oxford und Cambridge vorbehalten, also dürfte ich eigentlich nicht hier sein. Meine Ausbildung war brutal und militärisch. Trotzdem finde ich mich auf einer weiteren oberflächlichen Party wieder und tue so, als hätte ich mit diesen Leuten noch etwas gemein. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich einem Türen öffnen, wenn man über Geld oder Titel verfügt. Ich verfüge über beides.
Titel habe ich gleich mehrere.
Allein mein Name öffnet jede Tür in diesem Land.
Ich scheiße auf das alles, und hier, inmitten der vielen Speichellecker, die sich damit brüsten, meine Freunde zu sein, möchte ich nur weg.
»Versteckst du dich?«, fragt Jonathan und tritt neben mir auf die Terrasse. Er holt eine Schachtel Nelkenzigaretten heraus und bietet mir eine an.
Ich schüttele den Kopf. »Nein.«
»Die Party findet da drin statt. Ich weiß, du bist ein bisschen eingerostet und hast das alles nicht mehr so richtig drauf.« Er klappt ein Feuerzeug auf und zündet sich eine an.
Jonathan Thompsons Anwesenheit ist so unangenehm wie der Geruch, der jetzt zu mir herüberweht. Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass ich kein verwöhntes Söhnchen von der Uni bin, das unbedingt Kontakte knüpfen will. »Warum machst du eigentlich jetzt erst deinen Abschluss?«, frage ich. »Du bist zu alt.«
Vor dem Unfall war Jonathan der Freund meiner Schwester gewesen. Er ist jünger als ich, aber alt genug, dass die Studienzeit bereits hinter ihm liegen sollte.
»Nach dem Unfall habe ich zwei Jahre Pause gemacht«, sagt er leichthin und nimmt einen Zug von seiner Zigarette.
»Wie schön, dass du dir das erlauben konntest, anderen war das nicht vergönnt«, erwidere ich. Ohne nachzudenken, greife ich nach seinen Zigaretten und nehme mir eine aus der Schachtel. Ich muss etwas Zerstörerisches tun, das nichts mit Jonathans Gesicht zu tun hat.
Es widerstrebt mir zutiefst, wie locker er mit dem Unfall umgeht, der meine Schwester aus dem Leben gerissen hat. Aber er war in jener Nacht nicht mit im Wagen gewesen, er war im Club geblieben. Er ist nur einer von vielen, die um sie trauern. Er ist nicht für das verantwortlich, was ihr passiert ist.
Im Gegensatz zu mir.
»Ich denke jeden Tag an sie«, sagt Jonathan.
Ich mustere ihn und sehe, was andere nicht sehen: Die Arroganz und der Charme sind eine Maske. Gut möglich, dass er tatsächlich an Sarah denkt und am Boden zerstört ist wegen dem, was passiert ist. Es interessiert mich nicht.
Er interessiert mich nicht. Er ist es nicht wert.
»Sehen wir uns später noch im Brimstone?«, fragt er.
Ich nicke. Ein warmes Plätzchen für meinen Schwanz zu finden, ist ein netter Zeitvertreib, und ich bin in diesem Club zu einer festen Größe geworden. Der Lärm, die dicht gedrängten Körper - es ist so nah an der Hölle, wie das in London eben möglich ist, und genau da gehöre ich hin.
»Lade ja nicht Pepper ein«, sage ich. Die Blondine folgt mir wie ein Schatten, seit ich zurück nach Hause gekommen bin, und ist genauso schwer loszuwerden.
»Keine Sorge.« Er zuckt mit den Schultern, als wüsste er, dass sie eh da sein wird, und gibt mir Feuer. Ich hatte vergessen, dass ich mir eine Zigarette genommen hatte. »Ich gehe besser zurück«, sagt er.
Ich drehe mich um, sehe ihm hinterher und frage mich, ob das den Rest meines Lebens so weitergehen wird. Von einer Bar in die nächste, von einem Club in den nächsten, und überall warten Fotografen und Schleimer auf mich - ich habe es nicht anders verdient. Man mag mich damals aus London fortgeschickt haben, aber entkommen bin ich nie wirklich.
Vor sieben Jahren beging ich einen Fehler, die letzten sechs Jahre habe ich dafür bezahlt, und jetzt tun alle so, als müssten wir endlich mal zu unserem früheren Leben zurückkehren.
Ich muss mich irgendwie ablenken.
Und obwohl mein Vater sich nicht für mich interessiert, geschweige denn dafür, wo ich nachts hingehe, weiß ich doch, dass es einen Ort gibt, an dem er mich nicht wissen will.
Und das ist zufällig der einzige Club, der mich überhaupt interessiert.
Man wird mir dort Zutritt gewähren. Aber als man mich dort das letzte Mal hinausgeschleppt hat, klebte Blut an meinen Händen, und mit diesem Kapitel habe ich abgeschlossen.
Ich weiß nicht, wie lange ich es schaffe, die Dunkelheit zu ignorieren, die nach mir ruft. Es müsste schon ein Wunder geschehen, um mich auf Dauer von dort fernzuhalten.
Als ich gerade wieder hineingegangen bin, stürzt eine Frau in den Saal und sieht sich hektisch um, als wäre sie auf der Flucht. Als ihr niemand folgt, lässt sie sich gegen die Wand sinken und zupft unbehaglich an ihrem schwarzen Kleid herum. Es ist etwas zu eng, genau wie es bei einer Frau wie dieser sein sollte. Der Stoff spannt sich über ihren Brüsten, und sofort möchte ich sie befreien und in meinen Mund nehmen.
Fast höre ich die Frau schon stöhnen.
Als sie mich schließlich bemerkt, erschrickt sie. Ihre Hand fliegt zu diesen perfekten Brüsten, und sie keucht - das wundervollste kleine Geräusch der Welt. Dabei habe ich sie nicht einmal berührt. Noch nicht. Ich möchte, dass sie das noch mal macht, möchte herausfinden, welche anderen Laute ich ihr entlocken kann.
Die Stille zwischen uns dehnt sich aus, während sie mich durchdringend ansieht, zweifellos um herauszufinden, wen sie da entdeckt hat. Dann zieht sie die Augenbrauen zusammen.
»Ich glaube, Rauchen ist hier verboten«, sagt sie überheblich und tut so, als hätte sie die Situation unter Kontrolle. Sie scheint der Typ zu sein, der gern auf Nummer sicher geht. Ihr Körper, der sich immer wieder verräterisch zu mir herüberneigt, scheint das anders zu sehen. Ich widerstehe dem Drang, sie mit dem Finger zu mir heranzuwinken.
Ich muss nicht ausprobieren, ob sie kommen würde. Ich weiß es.
»Ich bitte vielmals um Entschuldigung.« Ich versuche, mir ein Grinsen zu verkneifen, und scheitere. Es gibt so viele Dinge, die hier nicht erwünscht sind, und ich erwäge, sie alle mit ihr zu tun. »Willst du mich wegen ungebührlichen Benehmens melden?«
Sie tritt näher und blinzelt dann verwirrt, als wüsste sie nicht, wie das passieren konnte. »Ich will bloß nicht, dass du Ärger kriegst.«
»Nein, das wollen wir definitiv nicht.« Unartige Gedanken durchströmen mich und zaubern ein Grinsen auf mein Gesicht. Ich will sie in Schwierigkeiten bringen.
Sie errötet, als wüsste sie, was ich denke - oder vielleicht denkt sie dasselbe. Nur dass dieses Mädchen nicht weiß, was es denken soll. Das merke ich daran, wie sie mich immer wieder ansieht. Sie möchte, dass ich mit ihr ins Bett gehe. So viel ist mir bereits klar. Aber ich bin nicht an gewöhnlichem Sex interessiert. Ich will sie in Besitz nehmen. Ich will Dinge mit ihr anstellen, die ihre weiche weiße Haut erröten lassen.
Sie beißt sich auf die Unterlippe, und ich erahne, wie ihr Gesicht aussieht, wenn sie meinen Schwanz reitet. Ich ziehe eine Augenbraue hoch - einladend und fragend zugleich.
Weiß sie, worum ihr Körper da gerade bittet?
»Rauchen ist übrigens gesundheitsschädlich«, sagt sie schnell.
Ich bin zu ihr durchgedrungen. Das ist gut. Das macht die Sache noch interessanter.
»Da bist du nicht die Erste, die mir das sagt, Süße.« Ohne hinzuschauen, schnippe ich die Zigarette in den Mülleimer. Ich möchte ihr sagen, dass ich nicht rauche, ich möchte sie fast so sehr beruhigen, wie ich sie berühren möchte. Eigentlich gibt es keinen Grund, warum mir wichtig sein sollte, was sie von mir denkt. Warum ist es mir dann wichtig?
»Sind wir uns schon mal irgendwo begegnet?«
Mit der Frage habe ich zuallerletzt gerechnet, und dann wird mir klar, warum sie mir aufgefallen ist. Diese Frau hat es nicht auf mich abgesehen. Sie ist nicht hier, um sich einen Prinzen zu angeln, denn sie hat keine Ahnung, wer ich bin.
»Das hätte ich sicher nicht vergessen. Ich gehe eher davon aus, dass mein Ruf mir vorausgeeilt ist«, sage ich und verlasse mich auf meinen Charme, doch es berührt mich, wie echt dieser Moment ist. Sie fühlt sich zu mir hingezogen. Aus welchem Grund auch immer, mit meiner Familie und meinem Titel hat es jedenfalls nichts zu tun.
Und das ist bei niemandem sonst so. Selbst ich sehe hauptsächlich meinen Titel, wenn ich morgens in den Spiegel blicke.
»Aha, ein Frauenheld also?«, fragt sie und wirkt weder überrascht noch interessiert.
»So etwas in der Art«, erwidere ich und frage mich, was sie von mir will. »Wie kommt eine Amerikanerin in diesen versnobten, öden Schuppen?«
Ihr Lächeln wirkt gezwungen, offenbar habe ich einen Nerv getroffen. »Ich bin zwar in den Staaten aufgewachsen, aber trotzdem britische Staatsbürgerin. Meine Mom ist Amerikanerin und hat meinen Dad beim Studium in Berkeley kennengelernt.«
Weiß sie deshalb nicht, wer du bist?
»Und noch dazu ein California Girl. Wie jemand den Strand gegen das verregnete London eintauschen kann, ist mir ein Rätsel.«
»Ich mag Nebel.« Ihre Stimme ist sanft, bei ihrem Klang neige ich instinktiv den Kopf, damit mir kein Wort entgeht.
Ich möchte sie fragen, ob sie auch die Dunkelheit mag. Aber ich kenne die Antwort bereits. Diese Frau ist pures Licht, sie passt nicht in meine Welt.
Sie streckt ihre Hand aus, und ich starre sie einen Moment lang an. »Ich bin übrigens Clara.«
»Freut mich, dich kennenzulernen, Clara.« Ich nehme ihre Hand und führe sie an meine Lippen, ich will sie schmecken -...
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