Locus Classicus
"54 Er sprach aber zu dem Volk: Wenn ihr eine Wolke sehet aufgehen vom Abend, so sprecht ihr alsbald: Es kommt ein Regen,- und es geschieht also. 55 Und wenn ihr sehet den Südwind wehen, so sprecht ihr: Es wird heiß werden,- und es geschieht also. 56 Ihr Heuchler! die Gestalt der Erde und des Himmels könnt ihr prüfen; wie prüfet ihr aber diese Zeit nicht?" (Lk 12,54-56)
Ab einem gewissen Punkt unter dem Meeresspiegel beginnt der freie Fall, der Druck hat sich so rapide geändert das ein Mensch unweigerlich nach unten gezogen wird, so ähnlich ist es auch mit der menschlichen Psyche, ab einer gewissen Ernsthaftigkeit und Reife gegenüber dem Leben gibt es keinen Grund für Streitigkeiten, die Fragen werden so schwerwiegend das einem Menschen ab diesem Punkt nur noch das gegenseitige Verständnis bleibt andernfalls wird man immer wieder an die Oberfläche zurückkehren und sich jedes mal in die endlosen Konflikte verstricken dessen Ausgang vorherbestimmt sind. Diese Tiefe des Geistes bei der die Menschheit grundlegend voran gebracht wird und man die Probleme nicht auf die nächste Generation abwälzt muss unbedingt in der Adoleszenz vorbereitet werden, verpasst man diesen Zeitraum um die Seele genügend auf die beängstigende Kompliziertheit der Wirklichkeit vorzubereiten richtet man einen schwer zu begleichenden Schaden an, diese in die Jahre gekommene Seele wird die Gnadenlosigkeit des Lebens mit schierer Stupidität und Gewalt bekämpfen. Unsere Gesellschaft versteht nicht das wir unsere Jugend einem Katalysator ausgehändigt haben, bestehende Tendenzen werden so radikalisiert das die ganze Vielfalt der eigenen Persönlichkeit auf der Strecke bleibt, die Anonymität der Moderne zwingt einen Menschen förmlich dazu diese Tiefe als zu gefährlich einzustufen und zu meiden nur für diese Oberflächlichkeit bezahlt man den Preis der endlosen Masse die jede Bewegung als zu viel erachtet und wer Pech hat landet ganz Oben wo man von der Tristheit verbrannt wird und sich nicht mehr bewegen kann wie ein halbtoter Fisch, die Freiheit und weite des Lebens bleibt sodann ein verblasste Erinnerung aus der Jugend oder wird zu einem nie dagewesenen Traum, eine Illusion und jeder der diese Freiheit lebt wird als Gefahr betrachtet.
4 Kernpunkte sind daher fundamental zu verstehen:
- Die Tragik ein Mensch zusein9
- Das antinomische Erwachen10
- Gleichaltrigenorientierung11
- Das Gehirn in der Entwicklung12
An diesen 4 Punkten wird eine heranwachsende Seele sich auf kurze oder lange Sicht verheddern und selbst erdrosseln wenn nicht eine wirklich Erwachsene Persönlichkeit an ihrer Seite ist und bei der Entwicklung hilft. Im Wesen müssen unsere Schulen die Heranwachsenden empfindsam für die Bedingungen des Menschsein (Conditio Humana) machen und dafür maßgebend ist die ".Synthese von Existenzphilosophie, Psychoanalyse und christlichem Glauben, gelagert um die Frage nach Angst und Vertrauen, Verzweiflung und Selbstfindung, Ablehnung und Annahme des eigenen Daseins."13.
Wie jemand der nur an der Oberfläche lebte hatte ich kein normales Gespür für Grenzen, es war jedes mal eine Akklimatisierung nötig mit schmerzlichsten Erfahrungen, so ging es mir auch am Anfang meiner Fragestellung was der Mensch eigentlich sei. Sie müssen verstehen ich bin komplett ohne Bezug zu irgendeiner Geistesgeschichte aufgewachsen, Jesus zum Beispiel war für mich ein "Memelord", das einzige was ich von Jesus gehört habe waren sonderbare Aussagen wie ein Lehrer einmal meinte "Man hat in Jesus haarspitzen spuren von THC nachweisen können, der Typ hat gekifft" (soll ich dazu noch was sagen?) oder in der Grundschule als wir zu Ostern besprochen haben wie die Kreuzigung möglich sein konnte denn "rein technisch ist das ja völlig unmöglich mit Nägeln so festgemacht zu werden, er muss also mit Seilen befestigt worden sein und dazu noch festgenagelt worden sein" oder wenn Muslime mit großer Feierlichkeit verkündeten sie lieben Jesus genau so wie Christen wenn nicht sogar noch mehr, das war alles was man über diesen Mann lernte, ich wusste nicht einmal das Er eine Botschaft hatte. Ich bin also eine quasi säkulare Reinkarnation eines unberührten Atheisten und hatte null Berührungspunkte mit dem christlichen Glauben oder sonst einer Anschauung, wenn nämlich 2 von 10 Menschen versuchen irgendetwas gegen sie als Vorwand zu nutzen und dabei eine ekelhafte Stalkerhaltung annehmen mag das für mich noch verkraftbar sein aber auf eine größere Masse hinweg in Relation betrachtet haben mir zu viele Menschen jedwedes Interesse an geistlicher Aktivität zerstört vor allem wenn in der Schule eine Welt proklamiert wird die alles aufs Rationale beschränken will während ständig jemand neben ihrem Kopf etwas aus den Haaren herbeizieht und sie sich nicht sicher sind ob er sie mit Absicht missversteht oder ob dahinter eine Behinderung steckt. Alle meine Freunde kamen aus einem Kriegsland und keiner von uns wollte wie diese ganzen pseudohaften Geopolitiker die kein Gegenargument zulassen seine Zeit verschwenden, wir wollten einfach Kinder sein, nur eine Frage stellten wir uns regelmäßig wieso manche Menschen ruhig sein konnten und andere übertrieben Stress machten. Fast alle Eltern die ich kannte (meine mit eingeschlossen) waren Vollzeit berufstätig, als Jugendliche genoßen wir das natürlich, erst während der Corona-Pandemie ist mir aufgefallen dass ich meine Eltern eigentlich gar nicht kannte, ich bin nach der Schule nachhause gegangen, hab mir Essen gemacht und bin danach zum Training gefahren, Abends war jeder sichtlich müde und als Jugendlicher weiß man natürlich wie man Gute Miene zum Bösen spiel macht und so ließ man sich treiben bis es nicht mehr ging. Ich stand nun mit meiner Bauernschläue am Anfang und am Ende, also begann ich zu lauschen und hörte von großen Persönlichkeiten die mit ihren Gedanken die Menschheitsgeschichte veränderten und las sie in Rohformat "was? eine Kritik der reinen Vernunft? Ein engstirniger Barbar wäre ich doch wenn ich nicht einer Kritik mein gehör schenke", so bin ich von einem Niederschlag zum nächsten getrottet. Egal welche Fragestellung mir wichtig vorkam, sie zersplitterte sich mit einer affektiven Übermacht in 10 weitere Fragen, überhaupt nichts mehr ging voran oder erleichterte meine suche nach Antworten. Heute kann ich über mich sagen "Jesus konnte Krüge gefüllt mit Wasser in Wein verwandeln (Joh 2)14, ich kann dafür Fässer aufmachen wo keine sind", versuchen sie einmal in diesem Wirrwarr aus dem Nichts halt zu finden, es ist unmöglich, kein innerer "Kompass" oder kosmische "Radioantennen" auf deren Frequenz man sich einstellen muss. Natürlich bleibt eine Hoffnung die einen treibt das es so etwas wie Harmonie gibt denn das Leben war ja mal schön aber ich war deutlich zu nah am Abstürzen als das ich heute von "innerer kosmischer Weisheit auf die man sich nur beziehen muss" reden kann, letztendlich war es auch nur Glück das ich entsprechend Zeit (bzw.
das ich in der Lage war komplett Alleine zusein) und am fundamentalsten eine liebevolles Umfeld und eine Vielzahl von Autoren die den ganzen Prozess schon durchmachten zu meiner Seite hatte, ich weiß aber deutlich von mir das ich nicht die Huzbe habe um dem Leben Geistlich die Stirn zu bieten. Die Szene die alles aufdeckte, sowohl meine Begrenztheit als Individuum aber auch die eines Menschen an sich, befand sich in dem Roman die Brüder Karamasow von F. M. Dostojewski, als Iwan Karamasow erklärt warum er auf sein Ticket ins Paradies verzichtet15. Damals wusste ich noch nicht das diese Szene seit ihrer Veröffentlichung von sämtlichen Schwergewichten des Geistes Kommentiert wurde. Mich ließ dieses Gespräch nicht mehr los und war mir sicher das diese Argumentationslinie der einzige Ausgangspunkt sein wird der über mich bestimmte. Damit konnte ich jetzt zwar ungefähr die Spreu vom Weizen trennen aber besser ging es mir erst recht nicht denn ich hatte ein Problem das ich nicht in Worte fassen konnte, jetzt hat es jemand liebenswürdigerweise für mich in Worte gefasst aber eine Schlussfolgerung konnte ich selbst daraus am Ende nicht ziehen. Die Frage die Iwan seinem jüngeren Bruder Aljoscha stellt, ob er der Baumeister dieser Weltenharmonie sein könnte auf Kosten der Qual eines einzigen Kindes16, ist wie ein offenes Tor in das ewige Nichts und kein Mensch wird jemals in der Lage sein dieses Tor zu schließen, einzig jemand stünde mit offenen Armen davor und hielte einen solange in der Umarmung fest bis man nicht mehr wie vom Sirenengesang vernebelt in dieses Tor läuft aber wo lässt sich diese Person finden?
Dostojewski stellt die Ultimative Problemstellung des Menschen klar: Ein Mensch kann nur Erkenntnisse sammeln auf kosten von anderen. Dabei spielt es keine Rolle ob man persönlich ein "Unschuldslamm" ist denn Milliarden von Menschen sind schon wegen den Fehlern anderer durch das größtmögliche Leid gegangen und zu welchen Preis fragt man sich?
Fangen wir einmal ganz von vorn an und...